Drachen Wiki
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Von den Räubern und der Prinzessin, die einem Drachen versprochen war ist der Titel eines litauischen Märchens.

Handlung[]

Das Räuberhaus[]

Das Märchen handelt von einem Bruder und einer Schwester, die wegen ihrem Ungehorsam von ihrem Vater verjagt wurden. Jedoch gelang es dem Sohn, zuvor noch den Stab des Vaters zu stehlen, mit dem man Menschen wie vom Blitz getroffen stillstehen lassen kann. So gingen sie ohne Ziel los und kamen am dritten Tag in einen Wald. Gegen Abend kamen sie darin an ein Haus, und da sie schon sehr hungrig waren fragten sie die darin wohnende alte Frau um Essen. Sie gab ihnen ein Stück Brot, schickte sie dann aber fort, bevor ihre zwölf Söhne, die alle Räuber waren, zurückkehren. Doch die beiden Kinder plauderten noch mit der Alten, und so kamen die Räuber nach Hause bevor sie weg waren. Die Räuber kündigten an, sie beide zu töten, und begannen, dem Bruder an einen großen Klotz zu binden, während einer von ihnen das Beil putzte. Doch bevor sie ihn fesseln konnten, hob der Bruder seinen Stab und die Räuber standen wie leblos da und konnten sich nicht mehr bewegen. So gelang es ihm, ihnen allen nacheinander die Köpfe abzuschlagen. Doch dem letzten schlug er den Kopf nicht ganz ab und verletzte ihn nur im Nacken[1].

Am nächsten Morgen sah er sich die Kammern der Räuber an. In der ersten fand er Waffen, in der zweiten Kleider, in der dritten Geld, in der vierten Leichen und in der fünften Köpfe an Pflöcken. Er schleppte also die Leichen der Räuber in die vierte Kammer und ging dann mit einer Flinte aus der ersten Kammer in den Wald, um zu jagen. Seiner Schwester aber sagte er, sie dürfe sich in den Kleider- und Goldkammern bedienen und einkleiden, aber in die vierte Kammer solle sie nicht sehen[1].

Die Schwester erfreute sich an der schönen Kleidung, doch sie war auch neugierig und sie sah in die Leichenkammer. Doch der letzte Räuber war halbtot zur Türe gekrochen und ergriff die Schwester so, dass sie sich nicht befreien konnte. Er zwang sie, ihm Kräuter aus dem Drachboden zu holen um ihn zu heilen. Dann würde er sie heiraten und reich machen, aber sie dürfe ihrem Bruder nichts davon sagen. Sie tat wie geheissen und kaum hatte er die Kräuter, ging es ihm schon besser[1].

Unterdessen wollte der Bruder einen Hasen schießen, doch der flehte ihn an, ihn am Leben zu lassen. Er könnte ihm ja noch mal von Nutzen sein. Der Bruder verschonte ihn und der Hase gab ihm eine Pfeife, mit der er ihn jederzeit rufen könne. Zuhause angekommen erzählte die Schwester ihm, dass es ihr schlecht ginge und sie Milch von einer Wölfin benötigt, um gesund zu werden. Tatsächlich hatte der Räuber nach der Milch verlangt, um sich zu heilen. So suchte der Bruder am nächsten Tag als er Jagen ging eine säugende Wölfin und legte seine Flinte an. Doch die Wölfin flehte ihn an, sie zu verschonen, und als er es tat, ließ sie sich melken und der Bruder brachte die Milch seiner Schwester, die sie dem Räuber gab. Außerdem gab auch die Wölfin ihm eine Pfeife mit[1].

Am nächsten Tag verlangte die Schwester Löwenmilch, und wieder erhielt der Bruder die Milch und eine Pfeife, indem er die Löwin verschonte. Am dritten Tag war es die Milch einer Bärin, und so erhielt der Bruder die vierte Pfeife. Doch der Räuber war dank der Milch der drei Tiere wieder ganz gesund geworden. So gestärkt suchte er den Bruder auf und drohte ihn zu töten. Die Schwester kam hinzu und kündigte an, den Räuber heiraten zu wollen. Doch der Bruder verlangte, vor seinem Tod noch auf seinen Pfeifen pfeifen zu dürfen. Kaum hatte er dies getan, kamen die verschonten Tiere und rissen den Jäger und die Schwester in Stücke[1].

Der Drache[]

Danach zog er mit seinen Tieren in die Welt. Am Waldrand traf er zwei Schlangen, die gegeneinander kämpften. Als sie erschöpft waren, ruhten sie sich aus und kämpften danach weiter. Der Bruder sah die Schlangen, die einander schwer verletzt hatten, und dachte sie müssten beide an den Wunden sterben. Doch dann sah er, wie sie Blätter von einem Strauch pflückten und sich damit bedeckten, wodurch sie sofort wieder gesund waren[1].

Später kam er in eine Stadt, die halb versunken war. In einer Schänke erfuhr er, dass ein Drache die Stadt bedroht und in drei Tagen die letzte Prinzessin ihm geopfert werden würde. Deshalb hatte der König ihre Hand und das Königreich demjenigen versprochen, der sie retten könne. Der Bruder teilte dem König mit, dass er versuchen wolle, gegen den Drachen zu kämpfen. Als es nach drei Tagen Zeit für das Opfer war, stattete der König ihn mit Rüstung und Waffen aus und man brachte die Prinzessin an den Ort, an dem der Drache sie finden sollte. Der Bruder wartete neben ihr auf einem Stuhl[1].

Um 9 Uhr vormittags sah man in der Ferne Blitze und Gewitterwolken, und bald kam der Drache geflogen. Er hatte neun Köpfe, aus denen Feuersäulen kamen. Als er landete, stürzten die Tiere des Bruders sich auf ihn und dieser konnte dem Drachen nach dreistündigem Kampf mit seinem Schwert acht Köpfe abschlagen, doch den neunten konnte er nur noch zur Hälfte abtrennen. Mit letzter Kraft schnitt er die Zungen der Drachenköpfe heraus und schlief dann mit seinen Tieren ein. Die Prinzessin aber steckte dem schlafenden Drachentöter voller Freude ihren goldenen Ring an den Finger[1].

Da kamen einige Diener des Königs, um nachzusehen, ob der Drache überwunden war. Als sie sich vergewissert hatten, beschlossen sie, den Bruder zu töten und den Ruhm für sich zu beanspruchen. Der Prinzessin drohten sie ebenfalls mit dem Tod, falls sie sie verraten würde. Sie solle den vornehmsten der Diener als Drachentöter ausgeben. Als sie dies versprochen hatte, begruben sie den Bruder und kehrten in die Stadt zurück. Der König legte fest, dass die Hochzeit exakt drei Jahre später am selben Tag stattfinden sollte[1].

Nach drei Jahren[]

Als die Tiere aufwachten, konnten sie ihren Herren nicht finden. Wie er ihnen zuvor befohlen hatte, gingen sie drei Jahre lang auf Wanderschaft, bevor sie zurückkehrten. Danach waren sie gestärkt, und der Bär fand mit seiner feinen Nase das Grab des Bruders. Der Löwe und der Wolf gruben ihn aus, während der Hase Wache hielt. Der Hase war es auch, der sich an die Heilkräuter der Schlange erinnerte. Er ging diese holen und legte sie auf die Leiche, die bald darauf wieder zum Leben erwachte. Der Bruder glaubte, nur geschlafen zu haben, doch die Tiere erzählten ihm, dass er tot war[1].

Sie gingen zurück in die Stadt und erfuhren dort im Wirtshaus von der Hochzeit. Schnell schickte der Bruder den Hasen mit einem Brief um den Hals zur Prinzessin. Diese ging zum König und erzählte von einem reichen Grafen, der in dem Wirtshaus eingekehrt sei, und bat ihn, diesen auch zur Hochzeit einzuladen. Diener überbrachten dem Bruder die Einladung und dieser ging mit seinen Tieren zum Schloss, wo die Prinzessin ihren wahren Retter sofort erkannte. Jedoch ließen sich beide zunächst nichts anmerken. Der Bruder gab sich als Graf aus und erkundigte sich, wie die Verlobung zustande gekommen sei. Man erzählte ihm von der Drachentötung und dass der Bräutigam die neun Köpfe des Drachen als Beweis mitgebracht hatte[1].

Der Graf sah sich die Drachenköpfe an und stellte sich verwundert, dass diese keine Zungen hatten. Der Bräutigam bestand darauf, dass Drachen keine Zunge haben, was der Graf nicht glauben wollte. Doch da zog der Graf die neun Zungen aus der Tasche, und es stellte sich heraus, dass diese perfekt in die Drachenköpfe passten. Die Gäste waren sehr verwundert, woher der Graf die Zungen hatte. Dann holte er auch noch den Ring hervor und zeigte ihn den Gästen, die den Namen der Prinzessin darauf fanden. Nun löste die Prinzessin die Maskerade auf und und erzählte, was wirklich geschehen war. Der König beriet sich daraufhin mit seinen Gästen und beschloss, den falschen Drachentöter vierteilen zu lassen. Danach feierte die Prinzessin mit dem echten Drachentöter ihre Hochzeit und er wurde ein weiser und guter König[1].

Ähnliche Märchen[]

Die Episode mit den Räubern entspricht wie Der Drachentödter, Florianu und Janni und die Draken, in denen sich ebenfalls die Schwester des Helden mit einem Bösewicht verschwört, um ihren Bruder zu töten[2], dem Märchentypus ATU 315 (Die treulose Schwester). Jedoch planen sie in diesen Märchen, dass der Bruder durch die wilden Tiere, zu denen er gehen soll, ums Leben kommt, während die Medizin nur ein Vorwand ist.

Die Tiere, die dem Helden beistehen, sind ein Motiv, das neben den bereits erwähnten Märchen auch in Geschwind wie der Wind, Pack-an, Eisenfest, Die drei Hunde, und Die zwei Brüder vorkommt. In Der siebenköpfige Drache geben sie dem Helden Gegenstände, durch die er sich in sie verwandeln kann.

Die Motive der geopferten Prinzessin, des falschen Drachentöters und der Drachenzungen sind typische Elemente des Prinzessin und Drache Motivs und kommen in ähnlicher Form auch in Von dem, der den Lindwurm mit sieben Köpfen tödtete, Der siebenköpfige Drache, Die Ritter vom Fisch und Der Kaufmann vor.

Ein weiteres Märchen, das all die genannten Motive teilt, ist Die beiden Geschwister und die drei Hunde.

Quellen[]

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 Von den Räubern und der Prinzessin, die einem Drachen versprochen war in August Schleicher (1857), Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder, Böhlau, S. 62
  2. Zauberschlangen und Drachen in Grikor Chalatianz (1887), Armenische Bibliothek: Märchen und Sagen, Friedrich, S. 10-14
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