Von dem, der den Lindwurm mit sieben Köpfen tödtete ist der Titel, den die Märchensammlerin Laura Gonzenbach einem von ihr gesammelten sizilianischen Märchen gab.
Handlung[]
Die Handlung beginnt mit einem Geschwisterpaar, die sehr arm waren und keine Eltern mehr hatten. Sie hatten nur zwei Ziegen, die die Schwester auf die Weide trieb. Doch eines Tages floh eine der Ziegen, und auf der Suche nach dem Tier verlief die Schwester sich und fand nachts den Weg nicht mehr nach Hause. Die Ziege führte sie aber an ein Haus, vor dem sie sich niederlegte. Morgens wurde sie von einer lauten Stimme aus dem Haus geweckt, die rief: "Was riecht es hier nach Menschenfleisch!" Ein Riese trat aus dem Haus und fragte sie, was sie hier macht. Sie erzählte von ihrer Situation, und der Riese wollte, dass sie ins Haus käme und ihm dient. Doch sie fürchtete, dass er sie fressen würde, und der Riese versicherte ihr, dass dies nicht geschehen würde, wenn sie ihm treu dient. Tatsächlich behandelte der Riese sie gut[1].
Doch ihr Bruder vermisste sie und hörte nicht auf, nach ihr zu suchen. Als er eines Tages seine verbleibende Ziege hütete, floh auch diese zum Haus des Riesen. Wie schon seine Schwester legte der Bruder sich vor dem Haus schlafen und wurde am nächsten Tag von ihr gefunden. Doch sie fürchtete, dass der Riese ihn fressen würde, und versteckte ihn im Keller. Der Riese konnte den Bruder aber riechen und hörte nicht auf, nach ihm zu fragen. Schließlich gab die Schwester nach und erzählte dem Riesen von ihrem Bruder und verlangte, dass er auch ihn verschonen müsse. Der Riese versprach es und stellte auch den Bruder als Diener ein[1].
Doch als die Geschwister älter wurden, wollten sie wieder unter Menschen kommen. Dies ließ der Riese nicht zu, und so schmiedeten sie den Plan, ihn zu töten. Die Schwester begann also, den Riesen zu lausen und fragte dabei rein theoretisch, wie es denn vorgehen würde, wenn jemand versuchen würde, den Riesen zu töten. Dieser offenbarte ihr, dass eines der rostigen Schwerter in seinem Zimmer ein Zauberschwert sei. Dieses würde seinen Träger unbesiegbar machen, wenn es sauber geputzt ist. Überdies soll sich im Kopf des Riesen eine Salbe befinden, die jede Wunde heilen kann. Die Schwester winkte ab und wollte die Geschichte nicht mehr hören, auf dass der Riese noch lange leben würde. Doch später erzählte sie alles ihrem Bruder, und nach einigen Tagen begann dieser, die Schwerter des Riesen zu putzen. Dabei erkannte er das Zauberschwert an seinem hellen Glanz, und abends hieb er dem Riesen damit den Kopf ab. Er nahm die Salbe an sich und beerdigte den Riesen. Dann flohen die Geschwister mit allen Schätzen des Riesen in die nächste Stadt und kauften sich dort ein Haus[1].
Doch eines Tages beschloss der Bruder, die Welt zu bereisen und sein Glück zu finden. Mit Rüstung und Zauberschwert bestieg er sein Pferd und nahm auch die Salbe mit sich. Bald kam er an eine prächtige Stadt, in der aber alle Häuser schwarz behangen und alle Menschen schwarz gekleidet waren. Er erfuhr von einem Wirt, dass ein siebenköpfiger Lindwurm auf dem nahegelegenen Berg jedes Jahr eine Jungfrau als Opfer verlangte. Wenn er diese nicht erhält, würde er die gaze Stadt zerstören. Für den heutigen Tag sei das Los auf die Königstochter gefallen. Deshalb habe der König die Hand der Prinzessin demjenigen versprochen, der den Lindwürm töten würde, doch niemand traute sich[1].
Also versuchte der Bruder sein Glück und ritt auf den Berg. Als er an die Höhle kam, roch der Lindwurm das Menschenfleisch und kroch heraus. Mit seinem Zauberschwert konnte er dem Untier einige Köpfe abhacken. Doch dabei zog er sich eine Wunde am Bein zu, und auch das Pferd wurde verletzt. Er ritt also vom Lindwurm weg, rieb sich und das Pferd mit der Salbe ein, und sofort wurden die Wunden geheilt. Dann ging er hin und hieb dem Tier die letzten Köpfe ab. Aus den Köpfen schnitt er die sieben Zungen heraus und ritt zurück ins Wirtshaus[1].
Unterdessen wurde die Prinzessin auf den Berg gebracht, begleitet von einem Sklaven. Die beiden entdeckten den toten Lindwurm und die Prinzessin dankte Gott. Doch der Sklave nahm die Köpfe an sich und drohte ihr, sie zu töten, wenn sie nicht dem König erzählen würde, er wäre der Drachentöter gewesen. Als der König die Nachricht erhalten hatte, verheiratete er den Sklaven und die Prinzessin und feierte ein großes Fest. Nur die Prinzessin wollte nicht feiern, da sie die Wahrheit kannte[1].
Als der Bruder von der Hochzeit hörte, ließ er sich ein schönes Gewand machen und ging mit den Zungen in der Tasche zum König. Er verlangte dort zu hören, wie es dem Sklaven gelungen war, den Drachen zu töten. Der König erzählte, dass der Sklave ihm die sieben Köpfe abgeschlagen und zum Beweis mitgebracht hatte. Diese verlangte der Bruder zu sehen und sah vor dem König in den Rachen eines Kopfes, der keine Zunge enthielt. Darüber waren der König und seine Minister sehr erstaunt, doch der Bruder holte die Zungen hervor und steckte eine davon in das Drachenmaul. So konnte er den Betrug des Sklaven enttarnen. Der König ließ die Prinzessin holen und diese erzählte, was geschehen war. So wurde der Sklave erhängt und der Bruder durfte die Prinzessin heiraten. Auch seine Schwester ließ er zu ihnen kommen und sie lebten glücklich zusammen[1].
Ähnliche Märchen[]
Das Motiv der Frau, die dem Monster ein Geheimnis entlockt, erinnert an das bekannte Märchen Der Teufel mit den drei goldenen Haaren. Ähnliche Drachenmärchen sind Die drei Federn des Drachen, Die Drachenfedern und Der Teufel und seine Großmutter. In Der siebenköpfige Drache und Baš Čelik ist dieses Geheimnis ebenfalls die Methode, wie man den Riesen tötet.
Dass ein Drache regelmäßige Jungfrauenopfer verlangt und genau zum Eintreffen des Helden die Königstochter an der Reihe ist ist eine häufige Variante des Prinzessin und Drache Motivs, das durch die Sage von St. Georg in Europa populär gemacht wurde. Die Märchen-Variante mit der Stadt im Trauerflor kommt u.a. in Die zwei Brüder, Geschwind wie der Wind, Pack-an, Eisenfest, Der Kaufmann, Der Drache (Groome No. 42), Der Mesnersohn, Die Königstochter und der Drache oder Die Ritter vom Fisch vor.
Auch das Motiv des falschen Drachentöters, der die Köpfe stielt, aber durch die Zungen überführt wird, kommt in vielen Märchen vor. Beispiele sind neben bereits genannten "Die zwei Brüder", "Geschwind wie der Wind, Pack-an, Eisenfest" und "Der Kaufmann" auch "Tristan und Isolde", Von dem Jungen, der die drei Königstöchter von den Drachen erlöste, Von den Räubern und der Prinzessin, die einem Drachen versprochen war, Die Königstochter und der Drache oder Georgic und Merlin. In Die drei Hunde sind es hingegen die Drachenzähne[2][3] und in der Bayajidda-Legende und dem Märchen von dem jungen Recken und dem Wasser des Lebens der Kopf des Drachen.
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 44. Von dem, der den Lindwurm mit sieben Köpfen tödtete. in Laura Gonzenbach (1870), Sicilianische Märchen, Engelmann
- ↑ Vergleichende Anmerkungen: 39. Von den Zwillingsbrüdern. 40. Von den drei Brüdern. in Laura Gonzenbach (1870), Sicilianische Märchen, Engelmann
- ↑ Einleitende Bemerkungen über den Inhalt der Sammlung in Hans Stumme (1904), Maltesische Märchen. Gedichte und Rätsel in deutscher Übersetzung, Leipziger Semitistische Studien, Band 1, Heft 5, J.C. Hinrichsche Buchhandlung, S. 88-90