Drachen Wiki
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Tristan Drache

Tristan tötet den Drachen, 13. oder 14. Jahrhundert

Tristan (auch Tristram, lat. Drustanus, walisisch Trystan) ist der männliche Hauptcharakter des Tristan und Isolde-Stoffes aus dem Umfeld der Legende um König Artus und als Teil einer der ursprünglichen Erzählungen auch ein Drachentöter.

Geschichte[]

Tristan war der Neffe von König Mark von Cornwall, und als König Goram von Irland seinen Bruder Morholt nach Cornwall schickte, um Tribut zu fordern, tötete Tristan diesen im Auftrag seines Königs. Dabei blieb jedoch ein Teil von Tristans Schwert in Morholts Körper stecken, welches später von der Königin von Irland in der Leiche gefunden wurde. Tristan selbst war jedoch durch Morholts Schwert vergiftet und er reiste unter dem Decknamen Tantris selbst nach Irland, um von der dortigen Prinzessin Isolde geheilt zu werden. Diese half ihm, und als er nach Cornwall zurückgekehrt war, pries er sie hoch an, weshalb König Mark beschloss, sie zu heiraten. Er sandte Tristan erneut nach Irland, um für ihn um Isoldes Hand anzuhalten[1].

Runkelstein tristan

Tristan schneidet die Zunge des Drachen heraus, 15. Jahrhundert

Als Tristan in Irland ankam, fand er dort einen Drachen (gmh.: serpande) vor, der die Leute terrorisierte. König Goram hatte als Lohn für denjenigen, der den Drachen erschlug, die Hand seiner Tochter Isolde ausgeschrieben. Tristan ritt direkt auf den Drachen zu und stieß ihm seine Lanze durch den Rachen direkt ins Herz, doch sein Pferd starb bei dem Zusammenstoß. So fiel Tristan zu Boden und wurde in einem erneuten Kampf fast selbst vom Drachen getötet, kann ihm aber noch mit seinem Schwert den finalen Schlag versetzen. Danach schnitt er dem Drachen die Zunge heraus und versteckte sie in seiner Kleidung. Als er sich nach dem Kampf über den Fluss bückte, um daraus zu trinken, rann das Gift des Drachen von der Zunge in das Trinkwasser und vergiftete Tristan, wodurch dieser bewusstlos wurde. Nach einer anderen Version trug Tristan die Zunge unter seiner Kleidung und wurde so vergiftet[1][2][3].

Als der Seneschall des Königs den toten Drachen, aber keinen Drachentöter fand, schloss er, dass der Drachentöter ebenfalls gestorben sein musste, als er gegen das Untier kämpfte. Da er selbst Isolde heiraten wollte, köpfte er den toten Drachen und hielt mit dem Drachenkopf als Beweis um Isoldes Hand an. Dies überraschte die meisten, da der Seneschall als Feigling bekannt war. Auch Isolde glaubte ihm nicht und beschloss zusammen mit ihrer Mutter, den echten Drachentöter zu finden, da sie den Seneschall nicht heiraten wollte[1].

Kurz nachdem die beiden Frauen den toten Drachen gefunden hatten, fanden sie auch den bewusstlosen Tristan, der ihnen noch immer als Tantris bekannt war. Zurück im Schloss heilten sie ihn und fanden dabei auch die Zunge des Drachen, welche an seiner Bewusstlosigkeit Schuld war. Als Tristan und die beiden Frauen vor dem König die Behauptung des Seneschalls in Frage stellten, forderte dieser Tristan zu einem Duell um Isoldes Hand heraus. Da die Königin sich auf die Seite von Tristan gestellt hatte, würde sie, sofern dieser nicht zum Duell auftaucht, selbst mit ihrem Leben bezahlen[1].

Am gleichen Abend reinigte Prinzessin Isolde Tristans Schwert und erkannte, dass eine Scharte darin genau auf den Splitter passte, den ihre Mutter in Morholts Leiche gefunden hatte. Sie schloss daraus, dass Tantris in Wahrheit Tristan, der Mörder ihres Onkels war, und beschloss ihn zu rächen, indem sie ihn mit seinem eigenen Schwert erstach. Tristan konnte sie jedoch davon abhalten, da im Fall seiner Abwesenheit vom Duell ihre Mutter sterben und sie selbst den Seneschall heiraten müsse. Isolde vergab Tristan und weihte ihre Mutter ein[1].

Am nächsten Tag zeigte Tristan die Zunge des Drachen als Beweis vor. Da diese aus dem vom Seneschall gebrachten Kopf fehlte, konnte er damit beweisen, dass er selbst der Drachentöter war. Der Betrüger floh, und Tristans Identität wurde auch dem König preisgegeben. Da der Drachentöter das Volk von Irland vor dem Drachen gerettet hatte, entschloss sich auch der König, Tristan zu vergeben[1].

Vergleichbare Geschichten[]

Auch in den Märchen Die zwei Brüder von den Brüdern Grimm, The Little Bull-Calf von Joseph Jacobs und Georgic und Merlin von François Cadic kommt das Motiv der abgeschnittenen Drachenzunge als Beweis für den wahren Drachentöter vor. Im schwedischen Märchen "Silfwerhwit und Lillwacker" hingegen sind es die Augen eines getöteten Trolls, mit denen der Trolltöter sich beweist[4]. In der türkischen Sage von Sarı Saltık stielt der falsche Drachentöter die Zungen und der echte muss sich anderweitig beweisen. Das Motiv des falschen Drachentöters ist sehr weit verbreitet und kommt auch in der jukagirischen Sage über den Meeresgeist vor.

Dass das Gift aus der Zunge Tristan schadet erinnert an einige Drachensagen und -mythen, in denen die Drachentöter nach ihrem Sieg durch das Gift des Drachen umkommen, wie z.B. Thor, Sir Peter Loschy oder Maurice Berkeley. Anders als diese überlebt Tristan das Gift aber[5].

In der Populärkultur[]

  • Die Drachentrainerin Amalia aus Pokémon Omega Rubin und Alpha Saphir heißt in der englischen Version des Spiels Tristana.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Gottfried von Straßburg (1210), Tristan via María Aurora Lestón Mayo (2014), Tracing the Dragon: A Study of the Origin and Evolution of the Dragon Myth in the History and Literature of the British Isles, Universidade de Santiago de Compostela, S. 100-104, http://hdl.handle.net/10347/11730
  2. Simone Schultz-Balluff (2009), Männer, Macht und Monster - Wechselwirkung und Konzeptualisierung dreier Konstituenten mittelalterlicher Erzählungen, https://doi.org/10.14361/9783839412350-002 in Gunther Gebhard, Oliver Geisler, Steffen Schröter (2009), Von Monstern und Menschen. Begegnungen der anderen Art in kulturwissenschaftlicher Perspektive, transcript, ISBN 978-3-8376-1235-6
  3. Helmut Brall-Tuchel (2006), Drachen und Drachenkämpfe in Geschichtsschreibung, Legende und Roman des Mittelalters, Saeculum, Band 57, Ausgabe 2, ISSN 2194-4075, https://doi.org/10.7788/saeculum.2006.57.2.213
  4. Silfwerhwit und Lillwacker in Gunnar Hyltén-Cavallius, George Stephens (1848), Schwedische Volkssagen und Märchen, Maas
  5. Joanne Freimuth (1981), A comparative Study of the Beowulf Dragon Fight and Twelve Dragon Battles of Norse, German, Celtic and English Legend, Masters Thesis, McGill University
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