Drachen Wiki
Advertisement
The Little Bull Calf 174 illustration in More English Fairy Tales

Illustration von John D. Batten für More English Fairy Tales

The Little Bull-Calf (dt. das kleine Bullen-Kalb) ist ein Roma-Märchen aus England.

Geschichte[]

Ein Junge bekam von seinem Vater ein Kalb geschenkt. Nachdem sein Vater starb, heiratete seine Mutter erneut. Der grausame Stiefvater drohte dem Jungen, das Kalb zu töten. Deshalb riet ihm ein alter Mann, von Zuhause wegzulaufen[1].

Der Junge bettelte und erhielt etwas Brot, das er mit dem Kalb teilte. Später erbettelte er sich etwas Käse, den er auch teilen wollte. Doch das Kalb wollte nicht und ging hinaus in die Wildnis. Es teilte dem Jungen mit, es werde alle Tiere töten, die es findet, außer dem Drachen. Das Kalb erzählte weiter, dass es vom Drachen getötet werden würde. Der Junge solle sich auf einem Baum in Sicherheit bringen und danach Haut und Blase des Kalbes nehmen. Alles, was er damit schlüge, würde sofort sterben[1].

Es kam so wie das Kalb es prophezeite. Jedoch wurde der Junge beim Klettern von Affen belästigt. Diese wurde er los, indem er seinen übrigen Käse zerquetschte und ihnen weismachte, es sei ein Stein. Die Affen bekamen Angst und flohen. Mit der Haut des Kalbes bewaffnet suchte er den Drachen und tötete ihn. Dabei biss der Drache ihm jedoch einen Finger ab. Im Hort des Drachen fand er auch eine Prinzessin, die ihm ihren Ring zum Dank gab. Die Zunge des Drachen schnitt er heraus und verschwand[1].

Die Prinzessin aber erzählte ihrem Vater die Geschichte und dieser lies nach dem Jungen suchen. Viele Männer mit abgeschnittenen Fingern kamen mit Tier-Zungen und Ringen, aber keine davon waren die Drachenzunge und der Ring der Prinzessin. Als der Junge selbst kam, wurde er als Bettler abgewiesen. Doch die Prinzessin erkannte ihn. Später kam er besser gekleidet wieder, und die Prinzessin bestand darauf, ihn zu sprechen. Mit Zunge und Ringe konnte er beweisen, dass er der Drachentöter war, und er heiratete die Prinzessin[1].

Hintergrund[]

Das Märchen wurde erstmals schriftlich gesammelt vom irischen Linguisten John Sampson, dem es unter dem Titel De Little Bull-Calf von einem Roma namens Gray erzählt wurde[2][3]. Der Folklorist T. W. Thompson identifizierte "Gray" später als Johnny Gray aus der Roma-Familie Gray[4].

Der Folklorist D. L. Ashliman klassifizierte das Märchen im Aarne-Thompson-Uther-Index als AaTh 511A (Der Rote Ochse)[5] und AaTh 300 (Der Drachentöter)[6]. Laut Stith Thompson entstammt es vermutlich einer Tradition, deren Ausprägungen in Europa, Indien und Nord- und Zentralafrika zu finden sind[7][8].

Ähnliche Märchen[]

Der Trick des Jungen, Käse als einen Stein auszugeben um jemanden zu beeindrucken, ist in Märchen üblich. Ein bekanntes Beispiel ist "Das tapfere Schneiderlein".

Die Zunge als Beweis für den wahren Drachentöter kommt ebenfalls in vielen Drachentöter-Märchen vor, z.B. Die zwei Brüder, Die drei Drachen, Der siebenköpfige Drache, Der Hirt und die Riesen oder Georgic und Merlin. Im Märchen von dem jungen Recken und dem Wasser des Lebens und der Bayajidda-Legende hingegen sind es die Köpfe des Drachen. Allgemein sind falsche Drachentöter ein häufiges Motiv, z.B. in der Sage über den Meeresgeist.

Die Idee des Kalbs als Drachentöter kommt auch in anderen Sagen vor, z.B. beim Drachen von Rohrdorf, dem Farum Lindorm, dem Ala von Željin, dem Lindwurm in den Grabser Alpen und dem Lindwurm von Ecklak.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 The Little Bull-Calf in Joseph Jacobs (1894), More English Fairy Tales, G. P. Putnam's Sons
  2. De Little Bull-Calf in John Sampson (1891/1892), Tales in a Tent, Journal of the Gypsy Lore Society, series 1, Vol. 3, S. 208-210
  3. De Little Bull-Calf in Francis Hindes Groome (1899), Gypsy Folk-tales, Forgotten Books (2008), ISBN-13 978-1606200339
  4. T. W. Thompson (1922), The Gypsy Grays as Tale-Tellers: Being an Introduction to the Second Series of Some English Gypsy Folk-Tales, Journal of the Gypsy Lore Society, series 3 vol. 1, S. 121-122
  5. D. L. Ashliman (1987), A Guide to Folktales in the English Language: Based on the Aarne-Thompson Classification System, Bibliographies and Indexes in World Literature, vol. 11, Greenwood Press, S. 110, ISBN 0-313-25961-5
  6. D. L. Ashliman (2005), Step Relatives, Motif P280 in Jane Garry and Hasan El-Shamy (2005), Archetypes and Motifs in Folklore and Literature. A Handbook, M.E. Sharpe, S. 366, ISBN 9780765612601
  7. Stith Thompson (1977), The Folktale, University of California Press, S. 128–129, 183, ISBN 0-520-03537-2
  8. Sigrid Schmidt (2009), Europäische Märchen am Kap der Guten Hoffnung des 18. Jahrhunderts, Fabula, Band 18, Jahresband, https://doi.org/10.1515/fabl.1977.18.1.40
Advertisement