Der Tarantasio (auch Tarantino oder Tarànto) ist ein Drache, der die Bewohner des Gebiets um den Gerundo-See nahe Lodi in Italien terrorisierte.
Sage[]
Der Drache verschlang Kinder, versenkte Boote und sein Atem verbreitete die Gelbsucht[1]. Vom Namen des Drachen soll sich der Name der Ortschaft Taranta in Cassano d’Adda ableiten.
Laut einer Legende soll der Drache aus dem Leichnam des toten Ezzelino da Romano entstanden sein. Besiegt wurde er je nach Quelle vom Bischof von Lodi Bernardino Tolentino, von Kaiser Friedrich I oder vom Begründer des Hauses Visconti, das den Drachen später als Biscione in ihr Wappen aufnahm[1][2].
Die Sage um Bischof Tolentino erzählt, dass er eine dreitägige Prozession organisierte und den Wiederaufbau der Kirche des heiligen Christophorus befahl. Als am 1. Januar 1300 die Prozession beendet war, starb der Drache und der See trocknete auf wundersame Weise aus, wodurch fruchtbares Ackerland entstand. Die Bürger hielten sich an ihr Gelübde und bauten die Kirche wieder auf[2].
Noch um 1700 soll in der Kirche des heiligen Christophorus eine Rippe des Drachen gehangen haben. Auch die Kirche Beata Vergina in Paladina und die Kirche San Bassiano in Pizzighettone besitzen Rippen, die dem Drachen zugeschrieben werden[2]. Einer anderen Sage nach liegt die Leiche des Drachen auf der Insel Achilli[1].
Hintergrund[]
Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Drache um 1100 vom Mönch Sabbio[3].
Vermutlich erinnert die Sage von Bischof Tolentino symbolisch an das von Papst Bonifatius VIII. ausgerufene Jubeljahr 1300[2].
Der Gerundo-See existiert heute tatsächlich nicht mehr. Vermutlich handelte es sich um ein Sumpfgebiet, welches ab dem 11. Jahrhundert trockengelegt und in Agrarfläche umgewandelt wurde[4].
In der Populärkultur[]
- Der Dichter Filiberto Villani schrieb im 17. Jahrhundert über den Drachen[5]
- Der Drache soll das Vorbild des sechsbeinigen Hundes gewesen sein, der das Logo der Firma Agip schmückt[1].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 L. Veronelli (1968), Lombardia, Garzanti
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Ulrich Magin (2004), Seeungeheuer in den Seen Oberitaliens?, Zeitschrift für Anomalistik, Band 4 (2004), S. 145-192
- ↑ Tarantasio, Wikipedia
- ↑ Giulio Senes, Alessandro Toccolini (1998), Sustainable land use planning in protected rural areas in Italy, Landscape and Urban Planning, Vol. 41, Issue 2, S. 107-117, https://doi.org/10.1016/S0169-2046(97)00064-9
- ↑ Filiberto Villani (1650), Federigo ovvero Lodi riedificata, Orcesi