Drachen Wiki
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[[Datei:St.Georg.jpg|thumb|St. Georg tötet den Drachen, der hier als Wyvern dargestellt wird.]]'''St. Georg von Kappadokien''' (lat. ''Georgius'', gr. <span style="font-style:normal" lang="el-Grek">Άγιος Γεώργιος</span> ''Ágios Geó̱rgios'') ist ein christlicher Heiliger, der im 3. Jahrhundert lebte und als Drachentöter bekannt ist. Er ist heute der Schutzpatron Englands, wird jedoch auch an vielen anderen Orten angebetet.
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[[Datei:St.Georg.jpg|thumb|St. Georg tötet den Drachen, der hier als Wyvern dargestellt wird.]]'''Sankt Georg von Kappadokien''' (lat. ''Georgius'', gr. <span style="font-style:normal" lang="el-Grek">Άγιος Γεώργιος</span> ''Ágios Geó̱rgios'') ist ein christlicher Heiliger, der im 3. Jahrhundert lebte und als [[Drachentöter]] bekannt ist. Er ist heute der Schutzpatron Englands, wird jedoch auch an vielen anderen Orten angebetet.
   
 
==Handlung==
 
==Handlung==
   
Die Drachentöter-Legende besagt, dass Georg einen Drachen tötete, der die örtliche Bevölkerung terrorisierte. Der Drache forderte Opfer und erhielt zuerst täglich zwei Schafe, später einen Menschen und ein Schaf, danach Kinder, die durch das Los ausgewählt wurden.
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[[Datei:St_Georg_Georgskirche_Buchheim.jpg|thumb|Darstellung von St. Georg und dem Drachen in der Georgskirche in Buchheim]]Die Drachentöter-Legende besagt, dass Georg einen Drachen tötete, der die örtliche Bevölkerung terrorisierte. Der Drache forderte Opfer und erhielt zuerst täglich zwei Schafe, später einen Menschen und ein Schaf, danach Kinder, die durch das Los ausgewählt wurden.
   
 
Eines Tages fiel das Los auf die Tochter des örtlichen Monarchen. Dieser versuchte das Volk mit Gold zu bestechen, jemand anderen zu erwählen, jedoch ohne Erfolg. In einem Brautkleid wurde sie dem Drachen zugeführt.
 
Eines Tages fiel das Los auf die Tochter des örtlichen Monarchen. Dieser versuchte das Volk mit Gold zu bestechen, jemand anderen zu erwählen, jedoch ohne Erfolg. In einem Brautkleid wurde sie dem Drachen zugeführt.
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Der König baute eine Kirche zu Ehren von Georg und der heiligen Jungfrau Maria. Aus dem Altar entsprang eine Quelle, deren Wasser alle Krankheiten heilen konnte<ref name="Voragine">Jacobus (de Voragine) (1890), Graesse, Theodor, ed., [https://books.google.com/books?id=-1tHAQAAMAAJ&pg=PA260 "Cap. LVIII. De sancto Georgio"], '''Legenda aurea: vulgo Historia lombardica dicta'''</ref>.
 
Der König baute eine Kirche zu Ehren von Georg und der heiligen Jungfrau Maria. Aus dem Altar entsprang eine Quelle, deren Wasser alle Krankheiten heilen konnte<ref name="Voragine">Jacobus (de Voragine) (1890), Graesse, Theodor, ed., [https://books.google.com/books?id=-1tHAQAAMAAJ&pg=PA260 "Cap. LVIII. De sancto Georgio"], '''Legenda aurea: vulgo Historia lombardica dicta'''</ref>.
   
Hubertus Halbfas weißt daraufhin, dass St. Georg die Prinzessin nicht heiratet, wie es in [[Prinzessin und Drache|ähnlichen Sagen]] üblich ist, sondern nur die Taufe der Anwohner sein Lohn ist.
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Hubertus Halbfas weißt daraufhin, dass St. Georg die Prinzessin nicht heiratet, wie es in [[Prinzessin und Drache|ähnlichen Sagen]] üblich ist, sondern nur die Taufe der Anwohner sein Lohn ist. In späteren Versionen der Legende ändert sich dies jedoch.
   
 
==Geschichte==
 
==Geschichte==
   
Die Legende von St. Georg als Drachentöter kam erst ca 800 Jahre nach seiner Märtyrer-Legende, zur Zeit der Kreuzzüge, auf und erreicht Europa vor allem durch die ''Legenda aurea'' von Jacobus de Voragine<ref name="Gibson">[http://www.saudiaramcoworld.com/issue/197106/st.george.the.ubiquitous.htm Helen Gibson, 1971: St. George The Ubiquitous, Saudi Aramco World] (englisch)</ref>.
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Die Legende von St. Georg als Drachentöter kam erst ca 800 Jahre nach seiner Märtyrer-Legende, zur Zeit der Kreuzzüge, auf und erreicht Europa vor allem durch die ''Legenda aurea'' von Jacobus de Voragine<ref name="Gibson">[http://www.saudiaramcoworld.com/issue/197106/st.george.the.ubiquitous.htm Helen Gibson, 1971: St. George The Ubiquitous, Saudi Aramco World] (englisch)</ref>, die u.a. auch für die Drachentöter-Legenden des Papstes [[Silvester I.]] und des Apostels [[Philippus]] verantwortlich ist.
   
 
Jedoch gab es bereits in der ursprünglichen Legende die Erwähnung des Monarchen Dadianos mit dem Titel "Drache des Abgrunds" (gr. ὁ βύθιος δράκωνho, ''bythios [[drakon]]''), der St. Georg verurteilte<ref name="Thurston">Thurston (1909), '''The Catholic Encyclopeia'''</ref>.
 
Jedoch gab es bereits in der ursprünglichen Legende die Erwähnung des Monarchen Dadianos mit dem Titel "Drache des Abgrunds" (gr. ὁ βύθιος δράκωνho, ''bythios [[drakon]]''), der St. Georg verurteilte<ref name="Thurston">Thurston (1909), '''The Catholic Encyclopeia'''</ref>.
   
 
Die älteste Form von St. Georgs Drachentöter-Legende stammt aus einem georgischen Text aus dem 11. Jahrhundert, weshalb man vermutet, dass die Legende aus Georgien stammt<ref name="Walter">Christopher Walter (2003), '''[https://books.google.com/books?id=ScafAAAAMAAJ The Warrior Saints in Byzantine Art and Tradition]'''</ref>.
 
Die älteste Form von St. Georgs Drachentöter-Legende stammt aus einem georgischen Text aus dem 11. Jahrhundert, weshalb man vermutet, dass die Legende aus Georgien stammt<ref name="Walter">Christopher Walter (2003), '''[https://books.google.com/books?id=ScafAAAAMAAJ The Warrior Saints in Byzantine Art and Tradition]'''</ref>.
St. Georgs Legende hat starke Parallelen zu anderen Drachentöter-Legenden, vor allem erinnert sie an die Tötung des Seemonsters [[Ketos]] durch Perseus, der dadurch ebenfalls eine Köngistochter befreite. Möglicherweise wurde die Legende vom Heiligen und Drachentöter [[Theodor Tiro]] übertragen<ref name="Robertson">Duncan Robertson (1998), '''The Medieval Saints' Lives'''</ref>
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Jedoch fand man in  Smyrna, dem heutigen Izmir, Münzen aus dem 6. Jahrhundert, die Georg im Kampf gegen eine riesige [[Schlange]] zeigen<ref name="SZ">[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/heimtgeschichten-aus-freising-das-georgskirchlein-auf-dem-huegel-1.4886517 Süddeutsche Zeitung: Das Georgskirchlein auf dem Hügel]</ref>. St. Georgs Legende hat starke Parallelen zu anderen Drachentöter-Legenden, vor allem erinnert sie an die Tötung des Seemonsters [[Ketos]] durch Perseus, der dadurch ebenfalls eine Köngistochter befreite. Möglicherweise wurde die Legende vom Heiligen und Drachentöter [[Theodor Tiro]] übertragen<ref name="Robertson">Duncan Robertson (1998), '''The Medieval Saints' Lives'''</ref>
   
In Europa zählt die Legende seit der ''Legende aurea'' zu den bekanntesten Drachentöter-Legenden, hat viele regionale Varianten erhalten und wird bis heute in Kunst und Literatur verarbeitet. Staaten in ganz Europa und sogar Hurstville in Australien stellen den Tod des Drachen durch St. Georg in ihren Wappen dar.
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In Europa zählt die Legende seit der ''Legende aurea'' zu den bekanntesten Drachentöter-Legenden, hat viele regionale Varianten erhalten und wird bis heute in Kunst und Literatur verarbeitet. Städte und Gemeinden in ganz Europa und sogar die Ortschaft Hurstville in Australien stellen den Tod des Drachen durch St. Georg in ihren Wappen dar.
   
Zu Ehren St. Georgs wird vielerorts am 23. April der Georgstag gefeiert, an manchen Orten wird dabei an das Überweinden des Drachen erinnert. Der Drache symbolisiert dabei wie in der Legende das Heidentum, manchmal aber auch den Winter. In Katalonien ist der Georgstag als ''Diada de Sant Jordi'' bekannt, da Jordi die katalanische Version von Georg ist und der Heilige auch als Schutzpatron der Region gilt.
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Zu Ehren St. Georgs wird vielerorts am 23. April der Georgstag gefeiert, an manchen Orten wird dabei an das Überwinden des Drachen erinnert. Der Drache symbolisiert dabei wie in der Legende das Heidentum, manchmal aber auch den Winter. In Katalonien ist der Georgstag als ''Diada de Sant Jordi'' bekannt, da Jordi die katalanische Version von Georg ist und der Heilige auch als Schutzpatron der Region gilt.
   
St. Georgs Legende ersetzte im Christentum hauptsächlich die Legende des Erzengels Michael, der ebenfalls als Drachentöter verehrt wurde, da er [[Satan]] in Gestalt eines Drachen aus dem Himmel verbannte.
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St. Georgs Legende ersetzte im Christentum hauptsächlich die Legende des Erzengels Michael, der ebenfalls als Drachentöter verehrt wurde, da er [[Satan]] in Gestalt eines Drachen aus dem Himmel verbannte.
   
Während die Prinzessin in de Voragines Version namenlos bleibt, wird sie in späteren italienischen Versionen Aia oder Cleodolinda genannt<ref name="Runcini">Romolo Runcini(1999), '''[https://books.google.com/books?id=VL4ZAQAAIAAJ&q=%22Aia%22 Metamorfosi del fantastico: luoghi e figure nella letteratura, nel cinema, nei massmedia]''', Lithos</ref>. In Richard Johnsons Version aus ''Seven Champions of Christendom ''(1596) hingegen heißt sie und ist eine ägyptische Prinzessin. In dieser Version heiratet sie St. Georg und kriegt Kinder mit ihm, von denen eines [[Dragon_of_Longwitton|Sir Guy von Warwick]] ist.<ref name="Chambers">Edmund Kerchever Chambers, ed. (1878), '''[https://books.google.com/books?id=8OfYqjbX6dwC&pg=PA221 The Mediaeval Stage: book I. Minstrelsy. book II. Folk drama]''', Halle: M. Niemeyer</ref>.
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Während die Prinzessin in de Voragines Version namenlos bleibt, wird sie in späteren italienischen Versionen Aia oder Cleodolinda genannt<ref name="Runcini">Romolo Runcini(1999), '''[https://books.google.com/books?id=VL4ZAQAAIAAJ&q=%22Aia%22 Metamorfosi del fantastico: luoghi e figure nella letteratura, nel cinema, nei massmedia]''', Lithos</ref>. In Richard Johnsons Version aus ''Seven Champions of Christendom ''(1596) hingegen heißt sie Sabra und ist eine ägyptische Prinzessin. In dieser Version heiratet sie St. Georg und kriegt Kinder mit ihm, von denen eines [[Dragon_of_Longwitton|Sir Guy von Warwick]] ist.<ref name="Chambers">Edmund Kerchever Chambers, ed. (1878), '''[https://books.google.com/books?id=8OfYqjbX6dwC&pg=PA221 The Mediaeval Stage: book I. Minstrelsy. book II. Folk drama]''', Halle: M. Niemeyer</ref>.
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Seit 2013 ist der Georgstag im Vatikan staatlicher Feiertag, da immer der Namenstag des amtierenden Papstes dort zum Feiertag wird. Papst Franziskus bürgerlicher Name lautet Jorge Mario Bergoglio, und Jorge ist eine Variation von Georg.
   
 
==Räumliche Einordnung==
 
==Räumliche Einordnung==
===Naher Osten===
 
 
Die Legende stammt ursprünglich aus dem nahen Osten, die ''Golfe de Saint-George''-Bucht im Libanon ist nach St. Georg benannt, da der Drachenkampf angeblich hier stattgefunden haben soll<ref name="Gibson">[http://www.saudiaramcoworld.com/issue/197106/st.george.the.ubiquitous.htm Helen Gibson, 1971: St. George The Ubiquitous, Saudi Aramco World] (engl.)</ref>. Häufig wird auch die Stadt [[Joppa-Drachen|Joppa]] (heute Jaffa) als Ort des Drachenkampfes angegeben. Die ''Legende aurea'' erwähnt einen Ort namens "Silene" in Lybien<ref name="Voragine">Jacobus (de Voragine) (1890), Graesse, Theodor, ed., [https://books.google.com/books?id=-1tHAQAAMAAJ&pg=PA260 "Cap. LVIII. De sancto Georgio"], '''Legenda aurea: vulgo Historia lombardica dicta'''</ref>. Georgische und griechische Versionen der Legende nennen die Stadt Lasia (gr. Λασία), während der Monarch Selinus oder Selbius (gr.  Σέλβιος) heißt<ref name="Walter">Christopher Walter (2003), '''[https://books.google.com/books?id=ScafAAAAMAAJ The Warrior Saints in Byzantine Art and Tradition]'''</ref><ref name="Aufhauser"> Aufhauser, Johannes B. (1911), '''[https://archive.org/details/dasdrachenwunder00aufhuoft Das Drachenwunder des Heiligen Georg: nach der meist verbreiteten griechischen Rezension]''' </ref>.
 
Die Legende stammt ursprünglich aus dem nahen Osten, die ''Golfe de Saint-George''-Bucht im Libanon ist nach St. Georg benannt, da der Drachenkampf angeblich hier stattgefunden haben soll<ref name="Gibson">[http://www.saudiaramcoworld.com/issue/197106/st.george.the.ubiquitous.htm Helen Gibson, 1971: St. George The Ubiquitous, Saudi Aramco World] (engl.)</ref>. Häufig wird auch die Stadt [[Joppa-Drachen|Joppa]] (heute Jaffa) als Ort des Drachenkampfes angegeben. Die ''Legende aurea'' erwähnt einen Ort namens "Silene" in Lybien<ref name="Voragine">Jacobus (de Voragine) (1890), Graesse, Theodor, ed., [https://books.google.com/books?id=-1tHAQAAMAAJ&pg=PA260 "Cap. LVIII. De sancto Georgio"], '''Legenda aurea: vulgo Historia lombardica dicta'''</ref>. Georgische und griechische Versionen der Legende nennen die Stadt Lasia (gr. Λασία), während der Monarch Selinus oder Selbius (gr.  Σέλβιος) heißt<ref name="Walter">Christopher Walter (2003), '''[https://books.google.com/books?id=ScafAAAAMAAJ The Warrior Saints in Byzantine Art and Tradition]'''</ref><ref name="Aufhauser"> Aufhauser, Johannes B. (1911), '''[https://archive.org/details/dasdrachenwunder00aufhuoft Das Drachenwunder des Heiligen Georg: nach der meist verbreiteten griechischen Rezension]''' </ref>.
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Aufgrund der großen Verbreitung der Legende in Europa gibt es allerdings viele regionale Legenden, die St. Georgs Kampf an bestimmten Orten in ganz Europa verorten.
 
===Belgien===
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[[Datei:Ducasse_de_Mons_Lumecon_St_Georg.jpg|thumb|Historische Darstellung des Lumeçon aus dem 19. Jahrhundert]]Im belgischen Mons wird jährlich das Volksfest {{wp|Ducasse de Mons}} gefeiert. Teil der Feierlichkeiten ist das so genannte ''Lumeçon'', ein nachgestellter Kampf zwischen St. Georg und seinem Drachen am Trinitäts-Sonntag (erster Sonntag nach Pfingsten).
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Der Drache ist ca. 10 Meter lang und am Ende seines Schwanzes mit Pferdehaar bedeckt. Er wird von den weißen Männern (''ommes blancs'') bewegt und von Teufelsfiguren beschützt und verteidigt. Jeder dieser Teufel ist mit Luftballons (historisch: aufgeblasenen Kuhblasen) ausgestattet, womit die Gegner und Zuschauer ferngehalten werden. Der Drache selbst greift Georg sich mit seinem Schwanz an, verteidigt sich aber auch gegenüber den Zuschauern. Diese wiederum versuchen, etwas von dem Pferdehaar des Drachenschwanzes abzureißen, weil dies Glück für das nächste Jahr bringt. Georg wird von den so genannten Chinchins unterstützt.
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Am Schluss helfen die „Blättermänner“ (''hommes de feuilles''), die mit echten Efeublättern bedeckt sind, dem Drachen und verteidigen seinen Schwanz.
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Georg bewegt sich auf seinem Pferd im Uhrzeigersinn, wohingegen der Drache sich entgegengesetzt bewegt. Zunächst versucht Georg, den Drachen mit seiner Lanze zu töten, diese bricht jedoch an der Haut des Drachen ab. Deshalb benutzt Georg anschließend eine Pistole und erschießt den Drachen im dritten Versuch. Nun, gegen 13:00 Uhr, verlassen die Protagonisten die Arena und die Zuschauer stürmen in die Mitte, um noch die letzten Schwanzhaare zu finden.
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===Deutschland===
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[[Datei:Georgsbrunnen_Eisenach.jpg|thumb|Georgsbrunnen in Eisenach]]St. Georg ist schon seit dem Mittelalter der Schutzpatron der Stadt Eisenach in Thüringen. Aus Vermarktungsgründen wurde die nahegelegene Schlucht Anfang des 20. Jahrhunderts in [[Drachenschlucht]] umbenannt und zum Ort des Drachenkampfes erklärt. Die regionale Version von St. Georg heißt Hanjörg.
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Eine weitere regionale Variante ist die [[Lindwurmsage von Neubrandenburg]], die den Ursprung der St. Jürgenskirche erklären soll. Sie unterscheidet sich sehr stark von der klassischen Georgssage.
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Auch Schwarzenberg im Erzgebirge (Sachsen) nimmt für sich in Anspruch, der Ort der Drachentötung gewesen zu sein. Der Kampf soll auf dem Totenstein stattgefunden haben und ist auf dem Wappen der Stadt abgebildet. Der Sage nach soll er auf der Flucht vor dem Drachen versucht haben, mit seinem Pferd das Schwarzwasser zu überspringen und auf dem gegenüberliegenden ''Ottenstein'' zu landen. Dieser Plan schlug fehl und Georg zerschellte auf dem Grunde des Flusses. Noch heute soll der Abdruck des Hufeisens seines Pferdes im Fluss zu erkennen sein<ref name="Schwarzenberg">[[wikipedia:de:Schwarzenberg/Erzgeb.|Wikipedia: Schwarzenberg/Erzgeb.]]</ref>.
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[[Der Drache auf der Limburg]] in Baden-Württemberg wurde von einem unbekannten Ritter getötet, von dem manche vermuten, dass es sich um St. Georg handelt. Sagen wie die vom [[Lindwurm von Mansfeld]] in Sachsen-Anhalt oder dem [[Drache von Ebringen]] in Baden-Württemberg erzählen von Georg bevor er heilig gesprochen wurde. Diese Sagen erinnern oft stark an die klassische Georgssage, spielen aber in Deutschland.
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Daneben gibt es noch sehr viele andere Orte in Deutschland, die St. Georg in ihrem Wappen tragen, ohne den Ort der Drachentötung für sich zu beanspruchen.
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===Großbritannien===
 
===Großbritannien===
   
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Als Schutzpatron von Richard Löwenherz wurde St. Georg im Jahr 1222 zum Schutzpatron von ganz England erklärt. Durch Richard Johnsons 1596 erschienenes Buch Most Famous History of the Seven Champions wurde die Vorstellung Georgs als "englischer Ritter" zementiert, der den Drachen in seiner englischen Heimat getötet und aus Liebe Prinzessin Sabra geheiratet hat. In ganz England ist er als Wappenmotiv weit verbreitet, was viele Drachensagen inspiriert hat<ref name="Drachenkämpfer">[https://www.drachenkaempfer.com/2020/04/23/sankt-georg-als-edelmann/ Drachenkämpfer: Sankt Georg als Edelmann]</ref>.
Jedoch nimmt auch der ''Dragon Hill ''in Uffington, England, dies für sich in Anspruch. Ein kleiner Bereich aus Kreide auf dem Gipfel des künstlichen Hügels soll die Stelle sein, an der das [[Drachenblut|Blut des Drachen]] auf den Boden aufkam. Natürlich wiedersprechen sich all diese Behauptungen mit der Tatsache, dass der historische St. Georg in der heutigen Türkei lebte<ref name="DragonHill">[[wikipedia:en:Dragon Hill, Uffington|Wikipedia: Dragon Hill, Uffington]] (englisch)</ref>.
 
   
 
Eine der bekanntesten Sagen handelt vom ''Dragon Hill ''in Uffington. Ein kleiner Bereich aus Kreide auf dem Gipfel des künstlichen Hügels soll die Stelle sein, an der das [[Drachenblut|Blut des Drachen]] auf den Boden aufkam. Natürlich wiedersprechen sich all diese Behauptungen mit der Tatsache, dass der historische St. Georg in der heutigen Türkei lebte<ref name="DragonHill">[[wikipedia:en:Dragon Hill, Uffington|Wikipedia: Dragon Hill, Uffington]] (englisch)</ref>.
[[Datei:Churchwindow.jpg|thumb|Sir Georg erlegt das Krokodil von Wormingford]]Ebenfalls wird erzählt, dass St. Georg den Drachen in Wormingford in Essex, England getötet haben soll. Bei diesem scheint es sich um ein [[Krokodil]] gehandelt zu haben, das König Richard I. von der Belagerung von Akkon mitgebracht hat. Dieses ist später in den Stour River entkommen und begann, Menschen zu fressen. St. Georg erlegte es mit seiner Lanze. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Verwechslung, das Krokodil wurde höchstwahrscheinlich von Sir George Marney getötet, dessen Name später mit St. Georg verwechselt wurde<ref name="Wormingford">[http://www.bures-online.co.uk/dragon/worm.htm Bures-online: The Bures or Wormingford dragon]</ref>.
 
   
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[[Datei:Churchwindow.jpg|thumb|Sir Georg erlegt das Krokodil von Wormingford]]
===Spanien===
 
 
Ebenfalls wird erzählt, dass St. Georg [[Bures Dragon|den Drachen]] in Wormingford in Essex, England getötet haben soll. Bei diesem scheint es sich um ein [[Krokodil]] gehandelt zu haben, das König Richard I. von der Belagerung von Akkon mitgebracht hat. Dieses ist später in den Stour River entkommen und begann, Menschen zu fressen. St. Georg erlegte es mit seiner Lanze. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Verwechslung, das Krokodil wurde höchstwahrscheinlich von Sir George Marney getötet, dessen Name später mit St. Georg verwechselt wurde<ref name="Wormingford">[http://www.bures-online.co.uk/dragon/worm.htm Bures-online: The Bures or Wormingford dragon]</ref>.
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[[Datei:London_Wappen.png|thumb|Wappen der Stadt London]]
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Eines der bekanntesten von der Georgssage inspirierten [[Wappen]] ist das der Stadt London. Es trägt das Kreuz des Heiligen Georg und seit mindestens 1609 wird es von zwei Drachen gestützt. Auch oben auf dem Wappen sitzt ein Drachenflügel<ref name="FoxDavies">A.C. Fox-Davies (1915), '''The Book of Public Arms (2nd ed.),''' London: T. C. & E. C. Jack. S. 456–458</ref>. Inspiriert von dem Wappen werden die Grenzen der Stadt seit 1849 von Statuen der Wappenträger-Drachen, den so genannten [[wikipedia:en:Dragon boundary mark|Dragon boundary marks]] (dt. Drachen-Grenzmarker) bewacht<ref name="Boundary">[[wikipedia:en:Dragon boundary mark|Dragon boundary mark]]</ref>.
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Jedoch gibt es zu den Londoner Drachen noch eine andere, vermutlich jüngere Legende. Laut dieser leben in der Themse zwei Drachen, die die Stadt vor allem Bösen schützen<ref name="Dragonlore25">[http://www.dragonlore.co.uk/magazines/issue25.pdf Dragonlore Issue 25]</ref>.
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[[Datei:Norwich_Snapdragon.jpg|thumb|Ein Snapdragon von Norwich]]
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In Norwich in Norfolk gab es lange Zeit ein von der St. Georgs Gilde organisiertes Schauspiel zum Georgstrag. Hier wurde der Drache, den die Einwohner selbst [[Snapdragon|Snap]] nannten, durch einen Mann in einem aufwendigen Holzkostüm dargestellt und von St. Georg erstochen. Teil des Schauspiels war auch eine [[Margareta von Antiochia|Margaret]], eine vom Drachen bewachte [[Jungfrau]]. Mit dem [[wikipedia:en:Municipal Corporations Act 1835|Municipal Corporations Act]] von 1835 wurde das Schauspiel abgeschafft. Heute existieren noch 3 Drachenkostüme im Museum von Norwich<ref name="Snap">[http://www.dragonglow.co.uk/snap.htm Dragonglow: Snap the Norwich Snapdragon]</ref>.
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Auch andere Orte in Großbritannien nehmen für sich den Ort der Drachentötung in Anspruch, z.B. Brinsop in Herefordshire.
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===Weitere Länder===
   
 
In [[wikipedia:de:Monção|Monção]] in Portugal gibt es ein Festspiel zur Fronleichnamsprozession, in dem St. Georg den dortigen Drachen [[Santa Coca]] bekämpft. Vergleichbare Festspiele gab es früher überall auf der iberischen Halbinsel, heute sind sie noch in wenigen Orten Portugals, Galiziens und Lateinamerikas zu finden.
 
In [[wikipedia:de:Monção|Monção]] in Portugal gibt es ein Festspiel zur Fronleichnamsprozession, in dem St. Georg den dortigen Drachen [[Santa Coca]] bekämpft. Vergleichbare Festspiele gab es früher überall auf der iberischen Halbinsel, heute sind sie noch in wenigen Orten Portugals, Galiziens und Lateinamerikas zu finden.
   
 
In russischen Versionen der Sage heißt St. Georg Egorii der Mutige (rus. Егорий Храбрый, ''Egorii chrabryii''<ref name="Mina">John Louis Mina (1979), [https://books.google.com/books?id=KoFJAQAAMAAJ&q=%22Egorij%22 '''Thematic and Poetic Analysis of Russian Religious Oral Epics: Epic Duxovnye Stixi'''] (Thesis), University of California, Berkeley</ref>) und tötet in der Rus<ref name="Mina">John Louis Mina (1979), [https://books.google.com/books?id=KoFJAQAAMAAJ&q=%22Egorij%22 '''Thematic and Poetic Analysis of Russian Religious Oral Epics: Epic Duxovnye Stixi'''] (Thesis), University of California, Berkeley</ref> einen [[Zmei]] genannten Drachen<ref name="Warner">Elizabeth Warner (2002), [https://books.google.com/books?id=_PoesCeU0iUC&pg=PA67 '''Russian Myths'''], University of Texas Press, S. 67–68, ISBN 978-0-2927-9158-9</ref>. St. Georgs Kampf gegen den Drachen ist neben dem Wappen Russlands auch im Wappen der Hauptstadt Moskau abgebildet, außerdem im Wappen von Russlands Nachbarland Georgien und dessen Autonomier Republik Adscharien.
===Russland===
 
   
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Am Uvac-Fluss in Serbien soll St. Georg sogar einen [[Mehrköpfige Drachen|dreiköpfigen Drachen]] getötet haben, der im Kampf die Bäume der Umgebung umwarf. Dadurch entstand die "Drachenquelle" (srp.:'' Zmajevac''), ein drachenförmiger Flusslauf und eine baumfreie Fläche auf der Pešter-Seite des Uvac-Canyons<sup id="cite_ref-Uvac_13-0" class="reference">[https://drachen.fandom.com/de/wiki/Drachenorte#cite_note-Uvac-13 [14]]</sup>.
In russischen Versionen der Sage heißt St. Georg Egorii der Mutige (rus. Егорий Храбрый, ''Egorii chrabryii''<ref name="Mina">John Louis Mina (1979), [https://books.google.com/books?id=KoFJAQAAMAAJ&q=%22Egorij%22 '''Thematic and Poetic Analysis of Russian Religious Oral Epics: Epic Duxovnye Stixi'''] (Thesis), University of California, Berkeley</ref>) und tötet in der Rus<ref name="Mina">John Louis Mina (1979), [https://books.google.com/books?id=KoFJAQAAMAAJ&q=%22Egorij%22 '''Thematic and Poetic Analysis of Russian Religious Oral Epics: Epic Duxovnye Stixi'''] (Thesis), University of California, Berkeley</ref> einen [[Zmei]] genannten Drachen<ref name="Warner">Elizabeth Warner (2002), [https://books.google.com/books?id=_PoesCeU0iUC&pg=PA67 '''Russian Myths'''], University of Texas Press, S. 67–68, ISBN 978-0-2927-9158-9</ref>
 
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Auch der [[Drache von Konjiška]] in Slowenien soll der Sage nach von St. Georg getötet worden sein.
   
 
==Nachwirkung==
 
==Nachwirkung==
 
===Von St. Georg inpsirierte Mythen===
 
===Von St. Georg inpsirierte Mythen===
   
*St. Georg wird von Muslimen oft mit dem Heiligen [[wikipedia:de:Al-Chidr|al-Chidr]] gleichgesetzt oder das Töten des Drachen wird al-Chidr zugeschrieben.
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*St. Georg wird von Muslimen oft mit dem Heiligen [[wikipedia:de:Al-Chidr|al-Chidr]] oder dem Volkshelden [[Sarı Saltık]] gleichgesetzt oder das Töten des Drachen wird al-Chidr zugeschrieben.
 
*Die [[Bolla]] der albanischen Mythologie darf nur einmal im Jahr ihre Augen öffnen, da St. Georg angeblich seinen Drachen dazu verflucht hat, nur am Georgstag sehen zu können.
 
*Die [[Bolla]] der albanischen Mythologie darf nur einmal im Jahr ihre Augen öffnen, da St. Georg angeblich seinen Drachen dazu verflucht hat, nur am Georgstag sehen zu können.
 
*Auch in vielen Teilen Deutschlands wird St. Georg angebetet, so scheint die Drachentöter-Legende z.B. den [[Further Drachenstich]] und das [[Wurmeck]] in München inspiriert zu haben.
 
*Auch in vielen Teilen Deutschlands wird St. Georg angebetet, so scheint die Drachentöter-Legende z.B. den [[Further Drachenstich]] und das [[Wurmeck]] in München inspiriert zu haben.
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**Ähnlich wie in Furth wird auch im niederländischen Beesel jährlich ein [[Drachenstich in Beesel|Drache gestochen]].
*Außerdem bezieht sich der katholische Drachenorden (lat. ''Societas Draconistarum'', rum. ''Ordinul Dragonului'') auf St. Georgs Drachentöter-Legende. Dem Orden entstammt auch Vlad III. Drăculea, der das historische Vorbild für Bram Stokers Romanfigur ''Dracula ''sein soll und oft mit diesem gleichgesetzt wird<ref name="Drachenorden">[[wikipedia:de:Drachenorden|Wikipedia: Drachenorden]]</ref>.
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*Außerdem bezieht sich der katholische [[Drachenorden]] (lat. ''Societas Draconistarum'', rum. ''Ordinul Dragonului'') auf St. Georgs Drachentöter-Legende, neben der von [[Margareta von Antiochia]]. Dem Orden entstammt auch Vlad III. Drăculea, der das historische Vorbild für Bram Stokers Romanfigur ''Dracula ''sein soll und oft mit diesem gleichgesetzt wird<ref name="Drachenorden">[[wikipedia:de:Drachenorden|Wikipedia: Drachenorden]]</ref>.
   
 
===In der Populärkultur===
 
===In der Populärkultur===
 
*William Shakespeare erwähnt St. Georg und seine Drachentöter-Legende in ''Richard III.'', ''Heinrich V.'' und ''König Lear''.
 
*William Shakespeare erwähnt St. Georg und seine Drachentöter-Legende in ''Richard III.'', ''Heinrich V.'' und ''König Lear''.
*Kenneth Grahame's Traumtage enthält ein Kapitel namens "Der Drache wider Willen", in dem St. Georg und der eigentlich freundliche Drache einen gefälschten Kampf aufführen, um die Bevölkerung ruhigzustellen. Es diente als Inspiration für den Film [[Der Drache wider Willen]].
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*Kenneth Grahame's Traumtage enthält ein Kapitel namens [[Der Drache, der nicht kämpfen wollte]], in dem St. Georg und der eigentlich freundliche Drache einen gefälschten Kampf aufführen, um die Bevölkerung ruhigzustellen. Es diente als Inspiration für den Film [[Der Drache wider Willen]].
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**In dem davon inspirierten Kinderbuch [[Kenny und der Drache]] ist es ein Dachs namens Georg, der bereits als Drachentöter bekannt ist und den gefälschten Kampf mit dem Drachen aufführen soll.
*Der einflussreiche Fantasy-Film ''Der Drachentöter'' basiert im groben auf der Legende.
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*Der einflussreiche Fantasy-Film ''[[Der Drachentöter]]'' basiert im groben auf der Legende.
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*Die Drachentöterin Silena, eine Nachfahrin des Heiligen Georg, spielt eine große Rolle in der Buchreihe [[Die Mächte des Feuers]].
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*Der Erste Teil des [[Der Drachenritter-Zyklus|Drachenritter-Zyklus]] von Gordon R. Dickson heißt im englischen Original ''The Dragon and the George'' (dt. der Drache und der Georg).
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===Sonstiges===
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*Im Jahr 2018 wurde zum fünften Geburtstag des Prinzen George eine 5-Pfund-Münze veröffentlicht. Diese zeigt den Heiligen Georg, wie er gegen den Drachen kämpft.
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*''Riding a dragon upon Saint George'' ist ein Euphemismus für Geschlechtsverkehr aus dem 17. Jahrhundert<ref name="Mentalfloss">[http://mentalfloss.com/article/57872/31-adorable-slang-terms-sexual-intercourse-last-600-years Mentalfloss: 31 Adorable Slang Terms for Sex From the Last 600 Years]</ref>.
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Version vom 24. April 2020, 08:21 Uhr

St

St. Georg tötet den Drachen, der hier als Wyvern dargestellt wird.

Sankt Georg von Kappadokien (lat. Georgius, gr. Άγιος Γεώργιος Ágios Geó̱rgios) ist ein christlicher Heiliger, der im 3. Jahrhundert lebte und als Drachentöter bekannt ist. Er ist heute der Schutzpatron Englands, wird jedoch auch an vielen anderen Orten angebetet.

Handlung

St Georg Georgskirche Buchheim

Darstellung von St. Georg und dem Drachen in der Georgskirche in Buchheim

Die Drachentöter-Legende besagt, dass Georg einen Drachen tötete, der die örtliche Bevölkerung terrorisierte. Der Drache forderte Opfer und erhielt zuerst täglich zwei Schafe, später einen Menschen und ein Schaf, danach Kinder, die durch das Los ausgewählt wurden.

Eines Tages fiel das Los auf die Tochter des örtlichen Monarchen. Dieser versuchte das Volk mit Gold zu bestechen, jemand anderen zu erwählen, jedoch ohne Erfolg. In einem Brautkleid wurde sie dem Drachen zugeführt.

Bevor der Drache die Prinzessin fraß, kam St. Georg an den Ort. Die Prinzessin wollte ihn fortschicken, doch er bestand darauf, zu bleiben. Als der Drache ankam, machte Georg ein Kreuzzeichen, ritt auf ihn zu und verletzte ihn ernsthaft mit seiner Lanze. Er ließ sich von der Prinzessin dann ihren Hüfthalter geben und band den verletzten Drachen damit, wodurch sie ihn dann wie an einer Leine führen konnte.

Sie führten den Drachen in die Stadt, zum Entsetzen der Bevölkerung. St. Georg bot an, den Drachen zu töten, unter der Bedingung, dass das Volk zum Christentum konvertiert, woraufhin 15.000 Leute, der König eingschlossen, sich taufen ließen. Er köpfte den Drachen, und er wurde auf vier Ochsenkarren aus der Stadt gefahren.

Der König baute eine Kirche zu Ehren von Georg und der heiligen Jungfrau Maria. Aus dem Altar entsprang eine Quelle, deren Wasser alle Krankheiten heilen konnte[1].

Hubertus Halbfas weißt daraufhin, dass St. Georg die Prinzessin nicht heiratet, wie es in ähnlichen Sagen üblich ist, sondern nur die Taufe der Anwohner sein Lohn ist. In späteren Versionen der Legende ändert sich dies jedoch.

Geschichte

Die Legende von St. Georg als Drachentöter kam erst ca 800 Jahre nach seiner Märtyrer-Legende, zur Zeit der Kreuzzüge, auf und erreicht Europa vor allem durch die Legenda aurea von Jacobus de Voragine[2], die u.a. auch für die Drachentöter-Legenden des Papstes Silvester I. und des Apostels Philippus verantwortlich ist.

Jedoch gab es bereits in der ursprünglichen Legende die Erwähnung des Monarchen Dadianos mit dem Titel "Drache des Abgrunds" (gr. ὁ βύθιος δράκωνho, bythios drakon), der St. Georg verurteilte[3].

Die älteste Form von St. Georgs Drachentöter-Legende stammt aus einem georgischen Text aus dem 11. Jahrhundert, weshalb man vermutet, dass die Legende aus Georgien stammt[4]. Jedoch fand man in  Smyrna, dem heutigen Izmir, Münzen aus dem 6. Jahrhundert, die Georg im Kampf gegen eine riesige Schlange zeigen[5]. St. Georgs Legende hat starke Parallelen zu anderen Drachentöter-Legenden, vor allem erinnert sie an die Tötung des Seemonsters Ketos durch Perseus, der dadurch ebenfalls eine Köngistochter befreite. Möglicherweise wurde die Legende vom Heiligen und Drachentöter Theodor Tiro übertragen[6]

In Europa zählt die Legende seit der Legende aurea zu den bekanntesten Drachentöter-Legenden, hat viele regionale Varianten erhalten und wird bis heute in Kunst und Literatur verarbeitet. Städte und Gemeinden in ganz Europa und sogar die Ortschaft Hurstville in Australien stellen den Tod des Drachen durch St. Georg in ihren Wappen dar.

Zu Ehren St. Georgs wird vielerorts am 23. April der Georgstag gefeiert, an manchen Orten wird dabei an das Überwinden des Drachen erinnert. Der Drache symbolisiert dabei wie in der Legende das Heidentum, manchmal aber auch den Winter. In Katalonien ist der Georgstag als Diada de Sant Jordi bekannt, da Jordi die katalanische Version von Georg ist und der Heilige auch als Schutzpatron der Region gilt.

St. Georgs Legende ersetzte im Christentum hauptsächlich die Legende des Erzengels Michael, der ebenfalls als Drachentöter verehrt wurde, da er Satan in Gestalt eines Drachen aus dem Himmel verbannte.

Während die Prinzessin in de Voragines Version namenlos bleibt, wird sie in späteren italienischen Versionen Aia oder Cleodolinda genannt[7]. In Richard Johnsons Version aus Seven Champions of Christendom (1596) hingegen heißt sie Sabra und ist eine ägyptische Prinzessin. In dieser Version heiratet sie St. Georg und kriegt Kinder mit ihm, von denen eines Sir Guy von Warwick ist.[8].

Seit 2013 ist der Georgstag im Vatikan staatlicher Feiertag, da immer der Namenstag des amtierenden Papstes dort zum Feiertag wird. Papst Franziskus bürgerlicher Name lautet Jorge Mario Bergoglio, und Jorge ist eine Variation von Georg.

Räumliche Einordnung

Die Legende stammt ursprünglich aus dem nahen Osten, die Golfe de Saint-George-Bucht im Libanon ist nach St. Georg benannt, da der Drachenkampf angeblich hier stattgefunden haben soll[2]. Häufig wird auch die Stadt Joppa (heute Jaffa) als Ort des Drachenkampfes angegeben. Die Legende aurea erwähnt einen Ort namens "Silene" in Lybien[1]. Georgische und griechische Versionen der Legende nennen die Stadt Lasia (gr. Λασία), während der Monarch Selinus oder Selbius (gr.  Σέλβιος) heißt[4][9].

Aufgrund der großen Verbreitung der Legende in Europa gibt es allerdings viele regionale Legenden, die St. Georgs Kampf an bestimmten Orten in ganz Europa verorten.

Belgien

Ducasse de Mons Lumecon St Georg

Historische Darstellung des Lumeçon aus dem 19. Jahrhundert

Im belgischen Mons wird jährlich das Volksfest Ducasse de Mons gefeiert. Teil der Feierlichkeiten ist das so genannte Lumeçon, ein nachgestellter Kampf zwischen St. Georg und seinem Drachen am Trinitäts-Sonntag (erster Sonntag nach Pfingsten).

Der Drache ist ca. 10 Meter lang und am Ende seines Schwanzes mit Pferdehaar bedeckt. Er wird von den weißen Männern (ommes blancs) bewegt und von Teufelsfiguren beschützt und verteidigt. Jeder dieser Teufel ist mit Luftballons (historisch: aufgeblasenen Kuhblasen) ausgestattet, womit die Gegner und Zuschauer ferngehalten werden. Der Drache selbst greift Georg sich mit seinem Schwanz an, verteidigt sich aber auch gegenüber den Zuschauern. Diese wiederum versuchen, etwas von dem Pferdehaar des Drachenschwanzes abzureißen, weil dies Glück für das nächste Jahr bringt. Georg wird von den so genannten Chinchins unterstützt.

Am Schluss helfen die „Blättermänner“ (hommes de feuilles), die mit echten Efeublättern bedeckt sind, dem Drachen und verteidigen seinen Schwanz.

Georg bewegt sich auf seinem Pferd im Uhrzeigersinn, wohingegen der Drache sich entgegengesetzt bewegt. Zunächst versucht Georg, den Drachen mit seiner Lanze zu töten, diese bricht jedoch an der Haut des Drachen ab. Deshalb benutzt Georg anschließend eine Pistole und erschießt den Drachen im dritten Versuch. Nun, gegen 13:00 Uhr, verlassen die Protagonisten die Arena und die Zuschauer stürmen in die Mitte, um noch die letzten Schwanzhaare zu finden.

Deutschland

Georgsbrunnen Eisenach

Georgsbrunnen in Eisenach

St. Georg ist schon seit dem Mittelalter der Schutzpatron der Stadt Eisenach in Thüringen. Aus Vermarktungsgründen wurde die nahegelegene Schlucht Anfang des 20. Jahrhunderts in Drachenschlucht umbenannt und zum Ort des Drachenkampfes erklärt. Die regionale Version von St. Georg heißt Hanjörg.

Eine weitere regionale Variante ist die Lindwurmsage von Neubrandenburg, die den Ursprung der St. Jürgenskirche erklären soll. Sie unterscheidet sich sehr stark von der klassischen Georgssage.

Auch Schwarzenberg im Erzgebirge (Sachsen) nimmt für sich in Anspruch, der Ort der Drachentötung gewesen zu sein. Der Kampf soll auf dem Totenstein stattgefunden haben und ist auf dem Wappen der Stadt abgebildet. Der Sage nach soll er auf der Flucht vor dem Drachen versucht haben, mit seinem Pferd das Schwarzwasser zu überspringen und auf dem gegenüberliegenden Ottenstein zu landen. Dieser Plan schlug fehl und Georg zerschellte auf dem Grunde des Flusses. Noch heute soll der Abdruck des Hufeisens seines Pferdes im Fluss zu erkennen sein[10].

Der Drache auf der Limburg in Baden-Württemberg wurde von einem unbekannten Ritter getötet, von dem manche vermuten, dass es sich um St. Georg handelt. Sagen wie die vom Lindwurm von Mansfeld in Sachsen-Anhalt oder dem Drache von Ebringen in Baden-Württemberg erzählen von Georg bevor er heilig gesprochen wurde. Diese Sagen erinnern oft stark an die klassische Georgssage, spielen aber in Deutschland.

Daneben gibt es noch sehr viele andere Orte in Deutschland, die St. Georg in ihrem Wappen tragen, ohne den Ort der Drachentötung für sich zu beanspruchen.

Großbritannien

Als Schutzpatron von Richard Löwenherz wurde St. Georg im Jahr 1222 zum Schutzpatron von ganz England erklärt. Durch Richard Johnsons 1596 erschienenes Buch Most Famous History of the Seven Champions wurde die Vorstellung Georgs als "englischer Ritter" zementiert, der den Drachen in seiner englischen Heimat getötet und aus Liebe Prinzessin Sabra geheiratet hat. In ganz England ist er als Wappenmotiv weit verbreitet, was viele Drachensagen inspiriert hat[11].

Eine der bekanntesten Sagen handelt vom Dragon Hill in Uffington. Ein kleiner Bereich aus Kreide auf dem Gipfel des künstlichen Hügels soll die Stelle sein, an der das Blut des Drachen auf den Boden aufkam. Natürlich wiedersprechen sich all diese Behauptungen mit der Tatsache, dass der historische St. Georg in der heutigen Türkei lebte[12].

Churchwindow

Sir Georg erlegt das Krokodil von Wormingford

Ebenfalls wird erzählt, dass St. Georg den Drachen in Wormingford in Essex, England getötet haben soll. Bei diesem scheint es sich um ein Krokodil gehandelt zu haben, das König Richard I. von der Belagerung von Akkon mitgebracht hat. Dieses ist später in den Stour River entkommen und begann, Menschen zu fressen. St. Georg erlegte es mit seiner Lanze. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Verwechslung, das Krokodil wurde höchstwahrscheinlich von Sir George Marney getötet, dessen Name später mit St. Georg verwechselt wurde[13].

London Wappen

Wappen der Stadt London

Eines der bekanntesten von der Georgssage inspirierten Wappen ist das der Stadt London. Es trägt das Kreuz des Heiligen Georg und seit mindestens 1609 wird es von zwei Drachen gestützt. Auch oben auf dem Wappen sitzt ein Drachenflügel[14]. Inspiriert von dem Wappen werden die Grenzen der Stadt seit 1849 von Statuen der Wappenträger-Drachen, den so genannten Dragon boundary marks (dt. Drachen-Grenzmarker) bewacht[15].

Jedoch gibt es zu den Londoner Drachen noch eine andere, vermutlich jüngere Legende. Laut dieser leben in der Themse zwei Drachen, die die Stadt vor allem Bösen schützen[16].

Norwich Snapdragon

Ein Snapdragon von Norwich

In Norwich in Norfolk gab es lange Zeit ein von der St. Georgs Gilde organisiertes Schauspiel zum Georgstrag. Hier wurde der Drache, den die Einwohner selbst Snap nannten, durch einen Mann in einem aufwendigen Holzkostüm dargestellt und von St. Georg erstochen. Teil des Schauspiels war auch eine Margaret, eine vom Drachen bewachte Jungfrau. Mit dem Municipal Corporations Act von 1835 wurde das Schauspiel abgeschafft. Heute existieren noch 3 Drachenkostüme im Museum von Norwich[17].

Auch andere Orte in Großbritannien nehmen für sich den Ort der Drachentötung in Anspruch, z.B. Brinsop in Herefordshire.

Weitere Länder

In Monção in Portugal gibt es ein Festspiel zur Fronleichnamsprozession, in dem St. Georg den dortigen Drachen Santa Coca bekämpft. Vergleichbare Festspiele gab es früher überall auf der iberischen Halbinsel, heute sind sie noch in wenigen Orten Portugals, Galiziens und Lateinamerikas zu finden.

In russischen Versionen der Sage heißt St. Georg Egorii der Mutige (rus. Егорий Храбрый, Egorii chrabryii[18]) und tötet in der Rus[18] einen Zmei genannten Drachen[19]. St. Georgs Kampf gegen den Drachen ist neben dem Wappen Russlands auch im Wappen der Hauptstadt Moskau abgebildet, außerdem im Wappen von Russlands Nachbarland Georgien und dessen Autonomier Republik Adscharien.

Am Uvac-Fluss in Serbien soll St. Georg sogar einen dreiköpfigen Drachen getötet haben, der im Kampf die Bäume der Umgebung umwarf. Dadurch entstand die "Drachenquelle" (srp.: Zmajevac), ein drachenförmiger Flusslauf und eine baumfreie Fläche auf der Pešter-Seite des Uvac-Canyons[14].

Auch der Drache von Konjiška in Slowenien soll der Sage nach von St. Georg getötet worden sein.

Nachwirkung

Von St. Georg inpsirierte Mythen

  • St. Georg wird von Muslimen oft mit dem Heiligen al-Chidr oder dem Volkshelden Sarı Saltık gleichgesetzt oder das Töten des Drachen wird al-Chidr zugeschrieben.
  • Die Bolla der albanischen Mythologie darf nur einmal im Jahr ihre Augen öffnen, da St. Georg angeblich seinen Drachen dazu verflucht hat, nur am Georgstag sehen zu können.
  • Auch in vielen Teilen Deutschlands wird St. Georg angebetet, so scheint die Drachentöter-Legende z.B. den Further Drachenstich und das Wurmeck in München inspiriert zu haben.
    • Ähnlich wie in Furth wird auch im niederländischen Beesel jährlich ein Drache gestochen.
  • Außerdem bezieht sich der katholische Drachenorden (lat. Societas Draconistarum, rum. Ordinul Dragonului) auf St. Georgs Drachentöter-Legende, neben der von Margareta von Antiochia. Dem Orden entstammt auch Vlad III. Drăculea, der das historische Vorbild für Bram Stokers Romanfigur Dracula sein soll und oft mit diesem gleichgesetzt wird[20].

In der Populärkultur

  • William Shakespeare erwähnt St. Georg und seine Drachentöter-Legende in Richard III., Heinrich V. und König Lear.
  • Kenneth Grahame's Traumtage enthält ein Kapitel namens Der Drache, der nicht kämpfen wollte, in dem St. Georg und der eigentlich freundliche Drache einen gefälschten Kampf aufführen, um die Bevölkerung ruhigzustellen. Es diente als Inspiration für den Film Der Drache wider Willen.
    • In dem davon inspirierten Kinderbuch Kenny und der Drache ist es ein Dachs namens Georg, der bereits als Drachentöter bekannt ist und den gefälschten Kampf mit dem Drachen aufführen soll.
  • Der einflussreiche Fantasy-Film Der Drachentöter basiert im groben auf der Legende.
  • Die Drachentöterin Silena, eine Nachfahrin des Heiligen Georg, spielt eine große Rolle in der Buchreihe Die Mächte des Feuers.
  • Der Erste Teil des Drachenritter-Zyklus von Gordon R. Dickson heißt im englischen Original The Dragon and the George (dt. der Drache und der Georg).

Sonstiges

  • Im Jahr 2018 wurde zum fünften Geburtstag des Prinzen George eine 5-Pfund-Münze veröffentlicht. Diese zeigt den Heiligen Georg, wie er gegen den Drachen kämpft.

Trivia

  • Riding a dragon upon Saint George ist ein Euphemismus für Geschlechtsverkehr aus dem 17. Jahrhundert[21].

Siehe auch

  • Georg (Heiliger) in der Wikipedia, für weitere Infos über St. Georg abseits der Drachentöter-Legende

Quellen

  1. 1,0 1,1 Jacobus (de Voragine) (1890), Graesse, Theodor, ed., "Cap. LVIII. De sancto Georgio", Legenda aurea: vulgo Historia lombardica dicta
  2. 2,0 2,1 Helen Gibson, 1971: St. George The Ubiquitous, Saudi Aramco World (englisch) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Gibson“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. Thurston (1909), The Catholic Encyclopeia
  4. 4,0 4,1 Christopher Walter (2003), The Warrior Saints in Byzantine Art and Tradition
  5. Süddeutsche Zeitung: Das Georgskirchlein auf dem Hügel
  6. Duncan Robertson (1998), The Medieval Saints' Lives
  7. Romolo Runcini(1999), Metamorfosi del fantastico: luoghi e figure nella letteratura, nel cinema, nei massmedia, Lithos
  8. Edmund Kerchever Chambers, ed. (1878), The Mediaeval Stage: book I. Minstrelsy. book II. Folk drama, Halle: M. Niemeyer
  9. Aufhauser, Johannes B. (1911), Das Drachenwunder des Heiligen Georg: nach der meist verbreiteten griechischen Rezension
  10. Wikipedia: Schwarzenberg/Erzgeb.
  11. Drachenkämpfer: Sankt Georg als Edelmann
  12. Wikipedia: Dragon Hill, Uffington (englisch)
  13. Bures-online: The Bures or Wormingford dragon
  14. A.C. Fox-Davies (1915), The Book of Public Arms (2nd ed.), London: T. C. & E. C. Jack. S. 456–458
  15. Dragon boundary mark
  16. Dragonlore Issue 25
  17. Dragonglow: Snap the Norwich Snapdragon
  18. 18,0 18,1 John Louis Mina (1979), Thematic and Poetic Analysis of Russian Religious Oral Epics: Epic Duxovnye Stixi (Thesis), University of California, Berkeley
  19. Elizabeth Warner (2002), Russian Myths, University of Texas Press, S. 67–68, ISBN 978-0-2927-9158-9
  20. Wikipedia: Drachenorden
  21. Mentalfloss: 31 Adorable Slang Terms for Sex From the Last 600 Years