Bearbeiten von „Slawischer Drache“

[[Datei:Ivan_Bilibin_065.jpg|thumb|Ein russischer Drache]]Als '''Slawische Drachen''' werden die Drachen aus den Mythen [https://de.wikipedia.org/wiki/Slawen slawischer Völker] bezeichnet.

==Allgemein==
Wie die meisten Drachenmythen basieren slawische Drachen auf [[Schlangen]]. Dabei gibt es einige gemeinsame Elemente, die in vielen Mythen vorkommen.

Nach sehr vielen Mythen entsteht ein Drache aus einer alten Schlange. Dieses Element kommt auch in [[Östliche Drachen|Ostasiatischen Mythen]] vor, jedoch ist unklar, ob es sich unabhängig voneinander entwickelt hat<ref name="Popova">Assia Popova (1987), '''La naissance des dragons''', Civilisations, Institut de Sociologie de l'Université de Bruxelles</ref>. In Bulgarien glaubt man z.B., dass ein ''Smok'', eine ungiftige Schlange, nach 40 Jahren zu einem ''Zmei'', also einem Drachen wird<ref name="MacDermott">Mercia MacDermott(1998), '''Bulgarian Folk Customs''', Jessica Kingsley Publishers, S. 64–66. ISBN 978-1-8530-2485-6.</ref><ref name="Georgieva">Ivanička Georgieva (1985), '''Bulgarian Mythology''', Svyat Publishers</ref><ref name="Popova">Assia Popova (1987), '''La naissance des dragons''', Civilisations, Institut de Sociologie de l'Université de Bruxelles</ref>. Viele ostslawische Mythen erzählen auch, dass Vipern zu Drachen werden. In der ukrainischen Folklore dauert dies 7 Jahre, in der belarusischen hingegen 100 Jahre<ref name="Kmietowicz">Frank A. Kmietowicz (1982), '''Slavic Mythical Beliefs''', Windsor</ref>. Der rumänische [[Zmeu]] soll nach 9 Jahren aus einer Schlange enstehen<ref name="Schmidt">Wilhelm Schmidt (1865), '''Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Romänen Siebenbürgens''', Österreichische Revue</ref>

Ein weiteres gemeinsames Element ist die Kontrolle der Drachen über das Wetter. So heißt z.B. der Regenbogen in manchen ukrainischen Mythen Tsmok. Er soll ein Drache sein, der Wasser trinkt und in die Wolken trägt<ref name="Patai">Raphael Patai(1983), '''On Jewish Folklore''', Wayne State University Press</ref>. Es gibt auch Mythen nach denen Drachen ihren Schwanz ins Wasser hängen um das Wasser aufzusaugen und Flugen auszulösen, ähnlich einem Tornado<ref name="Kmietowicz">Frank A. Kmietowicz (1982), '''Slavic Mythical Beliefs''', Windsor</ref>. In der rumänischen Mythologie reiten Zauberer namens Solomonari den [[Balaur]] oder Zmeu, während sie das Wetter kontrollieren<ref name="Philippide">Alexandru Philippide (1907), '''Travaux sur le title=Rümanische Etymologien''' in '''Zeitschrift für romanische Philologie'''</ref>.

In der vorchristlichen slawischen Mythologie gab es mit [[Veles]] einen Gott, der die Drachenrolle im [[Chaoskampf]] spielt. Es wird vermutet, dass man ihn sich auch teilweise drachenartig vorstellte.

==Ostslawische Drachen==
[[Datei:Goryniytsch.jpg|thumb|Dobrynja tötet Gorynytsch]]
Der prominenteste Drache russischer und ukraninischer Mythen ist [[Zmei Gorynich]], der mit [[Mehrköpfige Drachen|drei bis zwölf Köpfen]] beschrieben wird. In manchen Märchen wird er von [[Dobrynja Nikititsch]] [[Drachentöter|getötet]]<ref name="McCullough">Joseph A. McCullough (2013), '''Dragonslayers: From Beowulf to St. George''', Osprey Publishing, ISBN 9781780967301</ref>.

Ein anderer bekannter russischer Drache ist [[Tugarin Zmeyevich]], ein drachenartiger Bogatyr (Recke), der reitet und möglicherweise die turksprachigen und mongolischen Reitervölker symbolisiert, mit denen die Russen historisch in Kontakt waren<ref name="Morfill">William Richard Morfill (1911), '''Russian Literature''' in Hugh Chisholm, '''Encyclopædia Britannica''', 23, Cambridge University Press</ref><ref name="Meletinsky">Yeleazar Meletinsky (1991), '''Мифологический Словарь ''' in '''Советская Энциклопедия'''</ref>.

Daneben gibt es in Russland zahlreiche Märchen, in denen Drachen vorkommen, z.B. [[Das Märchen von dem jungen Recken und dem Wasser des Lebens]]. Diese ähneln den Märchen aus dem Rest Europas.
===Chudo-Yudo===
Chudo-Yudo (rus. чудо-юдо, pl. ''Chuda-Yuda'') ist ein mehrköpfiger Drache aus verschiedenen Märchen<ref name="Wigzell">Faith Wigzell (2002), '''Folklore and Russian Literature''' in Neil Cornwell, '''The Routledge Companion to Russian Literature''', Routledge, S. 3738, ISBN 9-781-1345-6907-6</ref>, z.B. [[Sturmheld Iwan Kuhsohn]]. In manchen Mythen wird Chudo-Yudo als Bruder von Koschtschei dem Todlosen beschrieben, was ihn zum Kind der Hexe {{wp|Baba Jaga}} machen würde. Andere Märchen stellen ihn als eine Inkarnation von Baba Jaga dar<ref name="Dixon-Kennedy">Mike Dixon-Kennedy (1998), '''Encyclopedia of Russian and Slavic Myth and Legend''', ABC-CLIO, ISBN 9781576070635</ref>. Er nimmt auch gerne menschliche Form an, um ein Pferd zu reiten. Fehlende Köpfe kann er nachwachsen lassen<ref name="Haney">Jack V. Haney (2015), '''#137 Ivan, the Bull's Son''' in '''The Complete Folktales of A. N. Afanas'ev''', University Press of Mississippi, ISBN 978-1628460933</ref>.

Chudo-Yudo lebt überwiegend im Wasser<ref name="Warner">Elizabeth Warner(2002), '''Russian Myths''', University of Texas Press, ISBN 978-0-2927-9158-9</ref> und wird als Wächter des Wassers des Lebens und Todes angesehen. Deshalb wird er üblicherweise in Trockenzeiten angebetet<ref name="Dixon-Kennedy">Mike Dixon-Kennedy (1998), '''Encyclopedia of Russian and Slavic Myth and Legend''', ABC-CLIO, ISBN 9781576070635</ref>.

Vermutlich handelt es sich bei Chudo-Yudo nicht um einen bestimmten Drachen, sondern um einen allgemeinen Begriff für Monster. Es könnte sich um eine poetische Form des Wortes ''chudovishe'' (чудовище) handeln, deren Endung geändert wurde, um sich besser zu reimen<ref name="Levchin">Sergei Levchin (2014), '''Blast Bogatyr Ivan the Cow's Son''' in '''Russian Folktales from the Collection of A. Afanasyev: A Dual-Language Book''', Dover, ISBN 978-0486493923</ref><ref name="Vasmer">Max Vasmer (1973), '''Ėtimologicheskiĭ slovarʹ russkogo i͡azyka''' (Этимологический словарь русского языка)</ref>.

===Ivanko und der Drache===
Ein ukrainisches Märchen erzählt von einem Drachen, der sich von einem Schmied eine Stimme schmieden lässt. Diese soll so süß sein wie die der Mutter des Jungen Ivanko, den der Drache so täuschen und entführen möchte. Schließlich kann Ivanko jedoch dem Kochtopf des Drachen entkommen und zu seiner Mutter zurückkehren<ref name="Rudchenko">Ivan Rudchenko (1969), '''Ivanko and the Dragon: An Old Ukrainian Folk Tale from the Original Collection of Ivan Rudchenko''', Scribner,  ISBN 9780689205811</ref>.

==Balkan-Slawische Drachen==
Drachenmythen im Balkan haben einige gemeinsame Elemente, unterscheiden sich jedoch regional in Einzelheiten.

Ein häufiges Thema sind Liebesbeziehungen zwischen Drachen und Menschen. Dabei entführt ein männlicher Zmei in menschlicher Gestalt eine Menschenfrau in die Unterwelt, oder eine Zmeitsa verliebt sich in einen menschlichen Schäfer<ref name="Kremenliev">Boris Kremenliev (1956), '''Some Social Aspects of Bulgarian Folksongs''', The Journal of American Folklore, Vol. 69, No. 273, Slavic Folklore: A Symposium, https://doi.org/10.2307/537147, https://www.jstor.org/stable/537147</ref><ref name="Petrovitch">Woislav M. Petrovitch (1914), '''[https://www.gutenberg.org/ebooks/38571 Hero Tales and Legends of the Serbians]''', George G. Harrap & Co. Ltd., [https://archive.org/details/herotaleslegends00petr/page/n49/mode/2up S. 23]</ref>. Eine Frau, in die sich ein Zmei verliebt hat, verhält sich häufig lethargisch und vernachlässigt sich selbst. Nur gewisse Kräuter können sie von diesem Zustand heilen<ref name="MacDermott">Mercia MacDermott(1998), '''Bulgarian Folk Customs''', Jessica Kingsley Publishers, S. 64–66. ISBN 978-1-8530-2485-6.</ref>.

Die Nachkommen solcher Liebesbeziehungen zwischen Drachen und Menschen sollen oft besonders stark sein<ref name="Zečević67">Slobodan Zečević (2008), '''Mitska bića srpskih predanja''', Službeni glasnik, S. 67-69</ref><ref name="Rafajlović173">Sarah Rafajlović (2018), '''Baba-veštica Frauen, Magie und das Okkulte im (post)sozialistischen Serbien''', Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität, S. 173, ISBN 978-3-95925-069-6, https://doi.org/10.5282/edoc.21306</ref>. So gibt es in der Folklore so genannte Drachenmänner (in Westserbien ''vetrovnjak'', in Ostserbien ''zmajevit čovek'', in Bosnien, Montenegro und Sandžak ''zduhać'' oder ''stuhe''), die im Himmel gegen Hexen kämpfen, um das Dorf zu schützen, ähnlich den [[wikipedia:en:Benandanti|Benandanti]] der italienischen Folklore<ref name="Zečević129">Slobodan Zečević (2008), '''Mitska bića srpskih predanja''', Službeni glasnik, S. 129</ref><ref name="Rafajlović174">Sarah Rafajlović (2018), '''Baba-veštica Frauen, Magie und das Okkulte im (post)sozialistischen Serbien''', Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität, S. 174, ISBN 978-3-95925-069-6, https://doi.org/10.5282/edoc.21306</ref>.

Viele Mythen aus der Balkan-Region beschreiben wohlwollende Zmey, welche die Menschen vor bösen Drachen wie der weiblichen [[Lamia]] oder dem Hala oder [[Aždaja]] schützen<ref name="Pócs">Éva Pócs (1989), '''Fairies and Witches at the Boundary of South-Eastern and Central Europe'''</ref>. So erzählen z.B. makedonische Sagen, dass ein Zmey immer wenn ein Sturm aufkommt in den Himmel aufsteigt, um die Lamia davon abzuhalten, die Ernte zu zerstören. Nach manchen Interpretation symbolisiert der wohlwollende Zmey die Staaten des Balkans, und vertreibt den "bösen" türkischen Drachen (das Osmanische Reich, welches das Gebiet lange kontrollierte)<ref name="Kmietowicz">Frank A. Kmietowicz (1982), '''Slavic Mythical Beliefs''', Windsor</ref>. Während die Geschichte um den [[Drache von Ljubljana|Drachen von Ljubljana]] ihn noch als Antagonisten kennt, sollen seine Abbilder auf der Drachenbrücke die Stadt vor Unheil schützen<ref name="Copeland">Fanny S. Copeland (April 1933), '''Slovene Myths''' in '''The Slavonic and East European Review'''</ref>.

Es gibt regional starke Unterschiede in der Verwendung der Wörter. So kann der Begriff Aždaja mit Zmey gleichbedeutend sein, aber auch ein davon verschiedenes Wesen bezeichnen<ref name="Kropej">Monika Kropej (2012), '''[https://www.academia.edu/7119416/Supernatural_Beings_from_Slovenian_Myth_and_Folktales Supernatural Beings From Slovenian Myth and Folktales]''', Scientific Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences and Arts, ISBN 978-961-254-428-7, https://doi.org/10.3986/9789610503385</ref>.

===Bosnische Drachen===
Hauptartikel: [[Azdaja]]

Die meisten älteren bosnischen Drachensagen ähneln denen serbischer und kroatischer Mythen. Jedoch bildet die bekannteste Drachensage Bosniens eine Ausnahme, da sie aus der Zeit der Osmansichen Herrschaft über Bosnien stammt. Diese Sage handelt vom Drachen [[Aždaja]], der einst das Dorf Umoljani bedrohte und durch die Gebete des örtlichen Imams oder der Einwohner des Dorfes versteinert wurde. Diese Sage ist ein wichtiger Teil der bosnischen Nationalidentität und stark mit der muslimischen Religion der {{wp|Bosniaken}} verknüpft.

===Makedonische Drachen===
In den meisten makedonischen Volksliedern und -sagen werden Zmey als extrem intelligent beschrieben und können Menschen mit ihren Augen hypnotisieren. Sie sind auch sehr territorial und dulden keine anderen Drachen in ihrem Revier.

Obwohl sie viele Gestalten annehmen können, z.B. als Rauch, Feuer, Vögel, Schlangen oder Wolken, nehmen sie meist die Gestalt eines gutaussehenden jungen Mannes an, um Mädchen zu verführen. Meist verlieben sie sich in Mädchen, die in der gleichen Nacht gezeugt oder am gleichen Tag geboren wurden wie sie selbst. Meist schützt ein Zmey seine Auserwählte von ihrer Kindheit an und liebt sie für immer.

===Serbische Drachen===
Der Serbische Drache kann in der oben beschriebenen wohlwollenden Form namens Zmaj auftreten, kommt aber in vielen Märchen auch als böser Drache vor, der von einem [[Drachentöter]] erlegt werden muss<ref name="BingHarrington">Judith Bing; J. Brooke Harrington (1996), '''A Study of Words and Buildings: The Čardaks of Former Yugoslavia''', in Neil Cornwell, '''Architectural Elements of Traditional Settlements, International Association for the Study of Traditional Environments'''</ref>. Diese meist [[Mehrköpfige Drachen|dreiköpfigen]] bösen Drachen heißen oft Ala (sr.: ала), [[Aždaja]] (sr.: аждаји)<ref name="Todorovic">Ivica Todorovic (2011), '''Ala from Zeljin: Results of the recent research of folk mythology in Zupa''', Glasnik Etnografskog instituta SANU, Vol. 59, Issue 2, S. 207-230, https://doi.org/10.2298/GEI1102209T</ref> oder Lamija<ref name="Serbia">[http://www.serbia.com/the-serbian-dragon-fact-or-fable/ Serbia.com - The Serbian Dragon: Fact or Fable?]</ref>. Manche Drachen, wie der [[Ala von Željin]], können sowohl hilfreich als auch gefährlich sein<ref name="Todorovic" />.

In serbischen Mythen gibt es drei Erklärungen, woher Zmaj kommen. Nach der ersten handelt es sich um normale Tiere, meist Fische, Vögel oder Schlangen, die im hohen Alter zu Drachen werden<ref name="Serbia" />. Theoretisch können Menschen oder andere Tiere Drachen werden, und ein Kind kann ein Drachen sein, obwohl die Mutter keiner war<ref name="Todorovic" />. Ein Beispiel für einen solchen Tier-Drachen ist vermutlich der Schlangenkönig aus dem Märchen [[Der Schäfer und der Drache]].

Nach der zweiten Erklärung fielen die Drachen einst als Meteorschauer vom Himmel. Diejenigen, die in Flüssen landeten, wurden zu Wassermenschen mit großen Augen und spitzen Zähnen. Die, die auf Bäumen landeten, wurden zu baumbewohnenden [[Geflügelte Schlangen|geflügelten Schlangen]], die sich im Flug in Licht verwandeln. Die, die auf Bergen landeten, sahen ähnlich aus, verkrochen sich aber in Höhlen<ref name="Serbia" />.

Die dritte Erklärung ist die häufigste. Nach dieser sind Drachen mythische Urahnen, die mit Menschenfrauen so genannte ''zmajevita'' oder "Drachenkinder" zeugten. Diese erbten von ihren Vätern verschiedene übermenschliche Kräfte. Eine Kraft, die sie jedoch alle besaßen, war die Möglichkeit, den Körper zurückzulassen und in Geistform zu reisen<ref name="Serbia" />. Oft sind die Mütter solcher Drachenkinder verheiratete Frauen. Ehefrauen, denen man ein solches Verhältnis unterstellte, waren meist blaß und kränklich<ref name="Zečević1982" />, da Drachen zwar gute Liebhaber seien, aber eine Gefahr für ihre Frauen darstellen<ref name="Todorovic" />. Manchmal sind die Mütter der Helden auch Feen<ref name="Gavrilović" />.

In {{wp|Aleksandrovac}} gibt es den Glauben, dass Drachenkinder in den ersten sieben Jahren (nach anderen Quellen 17 Tagen) ihres Lebens niemanden außer ihrem Vater sehen dürfen. Wenn zwei Drachen-Geschwister einander sehen würden, würden sie einander töten. Gemäß einer Sage aus Latkovci hatte eine Frau einen Drachensohn mit Flügeln unter den Armen. Als eine Frau aus dem Dorf sie überreden konnte, ihr das Kind zu zeigen, starb das Kind und konnte nie alte genug werden, um das Dorf vor Hagel zu schützen<ref name="Todorovic" />.

Die historischen Despoten Stefan Lazarevic, Vuk Grgurević (genannt ''Zmaj Ognjeni Vuk'', serbisch für "Feuriger Wolfsdrache"), Stojan Cupic (genannt ''Zmaj od Nocaja'', "Drache von Nocaj") oder Vasa Carapic (genannt ''Zmaj od Avale'', "Drache von Avala") wurden oft als solche Drachenkinder angesehen. Andere Beispiele sind Milos Obilic, Banovic Strahinja, Marko Kraljević und Ljutica Bogdan<ref name="Zečević1982">Slobodan Zečević (1982), '''Kult mrtvih kod Srba''', Vuk Karadžić, S. 67-70</ref><ref name="Gavrilović">Danijela Gavrilović (2003), '''[http://facta.junis.ni.ac.rs/pas/pas2003/pas2003-02.html Elements of the Ethnic Identification of the Serbs]''', Facta Universitatis, Vol. 2, Issue 10, S. 717–730</ref><ref name="Zlatković">Ivan Zlatković (2011), '''Epska biografija Marka Kraljevića''', Zavod za udžbenike, S. 19-34, ISBN 978-8617171115</ref><ref name="Čajkanović">Veselin Čajkanović (1994), '''Studije iz srpske religije i folklora: 1910-1924''', Band 1, Srpska književna zadruga, ISBN 9788637902805</ref><ref name="KimKwon">Kim Sang Hun, Kwon Hyok Jae (2016), '''[https://sci-hub.se/10.1515/slaw-2016-0037 Historical-mythical roots of the legend of Marko Kraljević]''', Zeitschrift für Slawistik, Band 61, Heft 4, https://doi.org/10.1515/slaw-2016-0037</ref>. Als König dieser Helden wird der [[Drache von Jastrebac]] angesehen<ref name="Petrovic">Sreten Petrović (2000), '''Sistem srpske mitologije''', Prosveta, ISBN 9788674554159</ref>.

Im Volksglauben werden einfache Schlangen (''zmija'') als böse Kreaturen gedacht, die in die [[Drachenmilch|Euter von Kühen]] beissen und sie erkranken lassen, woraufhin diese durch Zauber geheilt werden müssen, die vorwiegend von Frau zu Frau weitergegeben werden. Andererseits können sie jedoch auch das Haus von Mäusen befreien und den Herd schützen<ref name="Živković">Gordana Živković (1978), '''Narodna medicina u okoline Zajedaru y XX veku''', Glasnik Etnografskog Muzeja, Vol. 42, S. 484-485</ref><ref name="Žečević1980">Slobodan Žečević (1980), '''Običaji i verovanja''', Glasnik Etnografskog Muzeja, Vol. 44, S. 168-169</ref><ref name="Kerewsky">Barbara Kerewsky-Halpern (1983), '''[https://sci-hub.se/10.2307/30027675 Watch out for Snakes! Ethnosemantic Misinterpretations and Interpretation of a Serbian Healing Charm]''', Anthropological Linguistics, Vol. 25, No. 3, S. 309-325, https://www.jstor.org/stable/30027675</ref>. Oft wird die böse, weibliche ''zmija'' dem guten, männlichen ''zmaj'' gegenüber gestellt<ref name="Rafajlović">Sarah Rafajlović (2018), '''Baba-veštica: Frauen, Magie und das Okkulte im (post)sozialistischen Serbien''', Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität, S. 96, https://doi.org/10.5282/edoc.21306</ref>.

In Aleksandrovac gibt es Sagen über so genannte ''ala''-Menschen und ''ala''-Schlangen, bei denen es sich um Drachen handelt und deren Feinde die Adler sind. Diese kontrollieren Wolken und Gewässer und können die Felder vor Hagel und Überflutungens chützen. Sie werden als Schlangen mit einem Kreuz auf der Stirn oder als sehr fette Schlangen beschrieben<ref name="Todorovic" />.

===Slowenische Drachen===

In Slowenien waren Drachen die Verkörperung von Naturgewalten wie Stürmen oder Überflutungen. So erzählen z.B. Sagen vom [[Drache von Tržič|Drachen von Tržič]] oder [[Drache von Solčava|Drachen von Solčava]], die einen Felsen oder Berg zerstörten und so einen Erdrutsch oder eine Überflutung auslösten. In beiden Fällen kam der Drache in der von ihm verursachten Katastrophe um<ref name="Kropej" />.

Eine weitere Gemeinsamkeit slowenischer Drachen ist, dass sie oft aus dem Ei eines Hahns schlüpfen, ähnlich den [[Basilisk]]en vieler europäischer Mythen. Dazu muss der Hahn oft sieben oder sogar hundert Jahre alt sein. Jedoch trifft dies nicht nur auf Drachen zu, aus einem Hahnenei kann auch ein Zwerg, Teufel oder ''Blagonič'' schlüpfen<ref name="Kropej" />.

Da Drachen Katastrophen auslösen, versuchten die Menschen, sie zu vertreiben. Dies ist jedoch nur mit Hilfe von Magie möglich. Diese kann aber nur von speziellen Personen erlernt werden, die als ''črnošolec'' (de.: ''Zauberlehrling'') bekannt waren<ref name="Kropej" />.

===Pozoj===
Hauptartikel: [[Pozoj]]

Pozoj ist ein Drache aus den Mythen von Kroatien und Slowenien. Er soll unter einer Stadt (am bekanntesten ist die Sage aus {{wp|Čakovec}} in Kroatien) begraben sein und von einem wandernden Magier ([[wikipedia:de:Kroatische_Sprache|hr]].: ''grabancijaš'') besiegt werden.

==Drachenweibchen==
Die weiblichen slawischen Drachen oder ''Zmija'' (auch: ''Smija'', [[Schlange]]), werden in Märchen mit Hexen gleichgestellt und sind sehr hinterlistig. Insofern ähneln sie den [[Drakaina]] der griechischen Mythologie. Sie rächen sich oft brutal an den Helden, die ihre Kinder (oder Väter, Brüder..) umgebracht haben (z.B. im Märchen "Die beiden Soldatensöhne" wo die Schwestern der Drachen sich erst in Bettler verwandeln und um Almosen beten und dann in Löwen um die Helden zu zerfetzen). Ausserdem sollen sie sehr schön sein. Zmijas leben meistens Unterirdisch.

[[Datei:G172_moscow.gif|thumb|Das Moskauer Wappen zeigt St. Georg, der einen Drachen tötet]]
Eine weitere weibliche Variante des slawischen Drachen in den Mythen des Balkans ist die Lamia (Bulgarisch: ламя, ''lamya'', Makedonisch: ламја, ''lamja'', ''lamna'', Serbisch: ламња, ''lamnia''). Sie basiert auf dem griechischen Fabelwesen Lamia (gr. Λάμια)<ref name="Kremenliev" />. Beschrieben wird sie als große Echse mit drei bis neun Hundeköpfen. Manchmal hat sie auch noch scharfe Klauen, Flügel oder gelbe [[Schuppen]]<ref name="Kmietowicz">Frank A. Kmietowicz (1982), '''Slavic Mythical Beliefs''', Windsor</ref><ref name="MacDermott">Mercia MacDermott(1998), '''Bulgarian Folk Customs''', Jessica Kingsley Publishers, S. 64–66. ISBN 978-1-8530-2485-6.</ref>. Sie lebt in Höhlen, Bäumen oder Gewässern und schneidet die Menschen vom Zugang zum Wasser ab, ähnlich manchen [[Europäischer Drache|Westeuropäischen Drachen]]. Nur mit Opfergaben kann man sie davon abhalten<ref name="Kmietowicz">Frank A. Kmietowicz (1982), '''Slavic Mythical Beliefs''', Windsor</ref>, in vielen Mythen wird sie aber letztendlich von einem Zmej oder Heiligen wie St. Ilya oder [[St. Georg]] getötet<ref name="MacDermott">Mercia MacDermott(1998), '''Bulgarian Folk Customs''', Jessica Kingsley Publishers, S. 64–66. ISBN 978-1-8530-2485-6.</ref>.

Im Kosovo und Albanien erzählt man sich von einer weiteren Drachin namens [[Kulshedra]], welche vom männlichen Drachen Dragùa besiegt wird.

Sviatoslav Loginov vermutet, dass die slawischen Drachen alle weiblich sind, während die [[Europäischer Drache|West-Europäischen Drachen]] das männliche Gegenstück dazu bilden. Als Grund dafür führt er an, dass west-europäische Drachen nie mit [[Fortpflanzung|Jungtieren]] gesichtet werden, ost-europäische hingegen schon<ref name="Loginov">[http://www.rusf.ru/english/loginov/books/eurdrag.htm Sviatoslav Loginov: On Classification of European Dragons]</ref>. Jedoch ist seine Argumentation so nicht richtig, da z.B. der [[Lambton Worm]] oder der [[Drache von Mordiford]] sehr wohl als Jungtiere in Großbritannien gefunden wurden.

==Etymologie==
===zmьjь===
Ein slawisches Wort für Drache ist ''zmiĭ'' (zmьjь), abgeleitet vom proto-slawischen zmьja, was [[Schlange]] bedeutet. Davon leiten sich die Wörter für Drache in verschiedenen slawischen Sprachen ab<ref name="WiktionaryZmii">[[wiktionary:en:Reconstruction:Proto-Slavic/zmьjь|Wiktionary: Reconstruction:Proto-Slavic/zmьjь]]</ref>.
*Ostslawisch
**Belarusisch: змей (zmjej)
**Russisch: змей (zmej)
**Ukrainisch: змій (zmij)
*Südslawisch
**Altkirchenslawisch: змии (zmii)
**Bulgarisch: змей (zmej)
**Makedonisch: змеј (zmej)
**Serbo-Kroatisch: зма̏ј (zmȁj)
**Slowenisch: zmáj, zmȃj, oder zmȁj
*Westslawisch
**Polnisch: żmij
**Obersorbisch: [[Plon|zmij]]

Abgesehen davon leitet sich auch das rumänische Wort für Drache, [[Zmeu]], von der slawischen Wurzel ab<ref name="WiktionaryZmii">[[wiktionary:en:Reconstruction:Proto-Slavic/zmьjь|Wiktionary: Reconstruction:Proto-Slavic/zmьjь]]</ref>. Rumänisch ist eine romanische Sprache, besitzt aber viele slawische Lehnwörter aufgrund der räumlichen Nähe zu diversen slawischen Völkern. Im Rumänischen existieren daneben aber auch noch die Wörter [[balaur]] und ''dragon'', wobei letzteres aus dem französischen entlehnt ist.

Eine eingedeutschte Variante des Wortes ist ''Ismeju''<ref name="Florescu">Radu Florescu, Raymond T. McNally (2009), '''Dracula, Prince of Many Faces: His Life and His Times'''. Little, Brown and Company, ISBN 9-780-3160-9226-5</ref>.

===smokъ===

Ein weiteres proto-slawisches Wort für Drache ist smokъ. Auch davon leiten sich diverse Wörter für Drachen und Schlangen in vielen slawischen Sprachen ab<ref name="WiktionarySmok">[[wiktionary:en:Reconstruction:Proto-Slavic/smokъ|Wiktionary: Reconstruction:Proto-Slavic/smokъ]]</ref>:

*Ostslawisch
**Altostslawisch: смокъ (smokŭ)
**Belarusisch: [[Tsmok|цмок]] (cmok, [[Wyvern]]), смок (smok)
**Russisch: смок (smok)
*Südslawisch
**Altkirchenslawisch: смокъ (smokŭ)
**Bulgarisch: смок (smok)
**Makedonisch: смок (smok)
**Slowenisch: smòk
*Westslawisch
**Polnisch: smok
**Tschechisch: zmok, zmek
**Slowakisch: zmok

Vermutlich stammt auch das litauische ''smãkas ''von dieser Wortwurzel ab. Litauisch ist eine baltische Sprache, die wie das Rumänische historisch viel Kontakt mit slawischen Sprachen hatte. Als Lehnwort aus dem polnischen wird ''smok'' auch in der {{wp|Wilmesaurisch}}en Sprache verwendet, die zu den germanischen Sprachen zählt<ref name="Ritchie">Carlo J. W. Ritchie (2012), '''[https://www.academia.edu/8290384/Some_Considerations_on_the_Origins_of_Wymysorys Some Considerations on the Origins of Wymysorys]''', Bachelor Thesis, University of Sydney</ref>.

==Trivia==
*Laut einer Russischen Sage verschmäht die Russische Erde das schwarze [[Drachenblut]] und bindet es nicht. So entstand Erdöl.
*Möglicherweise ist das Monster von Arzamas ein slawischer Drache. Dies ist jedoch nicht belegt<ref name="Arzamas">[http://ru.fantasticbeings.wikia.com/wiki/Арзамасский_монструз Fantastic Beings: Арзамасский монструз]</ref>.

==Einzelnachweise==
<references />[[en:Zmey_Gorynych]][[pl:Żmij]]
[[Kategorie:Drachenarten]]
[[Kategorie:Westliche Drachen]]
[[Kategorie:Mehrköpfige Drachen]]
[[Kategorie:Slawische Mythologie]]
[[Kategorie:Asiatische Drachen]]
[[Kategorie:Europäische Drachen]]