
Ein russischer Drache
Als Slawische Drachen werden die Drachen aus den Mythen slawischer Völker bezeichnet.
Allgemein[]
Wie die meisten Drachenmythen basieren slawische Drachen auf Schlangen. Dabei gibt es einige gemeinsame Elemente, die in vielen Mythen vorkommen.
Nach sehr vielen Mythen entsteht ein Drache aus einer alten Schlange. Dieses Element kommt auch in Ostasiatischen Mythen vor, jedoch ist unklar, ob es sich unabhängig voneinander entwickelt hat[1]. In Bulgarien glaubt man z.B., dass ein Smok, eine ungiftige Schlange, nach 40 Jahren zu einem Zmei, also einem Drachen wird[2][3][1]. Viele ostslawische Mythen erzählen auch, dass Vipern zu Drachen werden. In der ukrainischen Folklore dauert dies 7 Jahre, in der belarusischen hingegen 100 Jahre[4]. Der rumänische Zmeu soll nach 9 Jahren aus einer Schlange enstehen[5]
Ein weiteres gemeinsames Element ist die Kontrolle der Drachen über das Wetter. So heißt z.B. der Regenbogen in manchen ukrainischen Mythen Tsmok. Er soll ein Drache sein, der Wasser trinkt und in die Wolken trägt[6]. Es gibt auch Mythen nach denen Drachen ihren Schwanz ins Wasser hängen um das Wasser aufzusaugen und Flugen auszulösen, ähnlich einem Tornado[4]. In der rumänischen Mythologie reiten Zauberer namens Solomonari den Balaur oder Zmeu, während sie das Wetter kontrollieren[7].
In der vorchristlichen slawischen Mythologie gab es mit Veles einen Gott, der die Drachenrolle im Chaoskampf spielt. Es wird vermutet, dass man ihn sich auch teilweise drachenartig vorstellte.
Ostslawische Drachen[]

Dobrynja tötet Gorynytsch
Der prominenteste Drache russischer und ukraninischer Mythen ist Zmei Gorynich, der mit drei bis zwölf Köpfen beschrieben wird. In manchen Märchen wird er von Dobrynja Nikititsch getötet[8].
Ein anderer bekannter russischer Drache ist Tugarin Zmeyevich, ein drachenartiger Bogatyr (Recke), der reitet und möglicherweise die turksprachigen und mongolischen Reitervölker symbolisiert, mit denen die Russen historisch in Kontakt waren[9][10].
Daneben gibt es in Russland zahlreiche Märchen, in denen Drachen vorkommen, z.B. Das Märchen von dem jungen Recken und dem Wasser des Lebens. Diese ähneln den Märchen aus dem Rest Europas.
Chudo-Yudo[]
Chudo-Yudo (rus. чудо-юдо, pl. Chuda-Yuda) ist ein mehrköpfiger Drache aus verschiedenen Märchen[11], z.B. Sturmheld Iwan Kuhsohn. In manchen Mythen wird Chudo-Yudo als Bruder von Koschtschei dem Todlosen beschrieben, was ihn zum Kind der Hexe Baba Jaga machen würde. Andere Märchen stellen ihn als eine Inkarnation von Baba Jaga dar[12]. Er nimmt auch gerne menschliche Form an, um ein Pferd zu reiten. Fehlende Köpfe kann er nachwachsen lassen[13].
Chudo-Yudo lebt überwiegend im Wasser[14] und wird als Wächter des Wassers des Lebens und Todes angesehen. Deshalb wird er üblicherweise in Trockenzeiten angebetet[12].
Vermutlich handelt es sich bei Chudo-Yudo nicht um einen bestimmten Drachen, sondern um einen allgemeinen Begriff für Monster. Es könnte sich um eine poetische Form des Wortes chudovishe (чудовище) handeln, deren Endung geändert wurde, um sich besser zu reimen[15][16].
Ivanko und der Drache[]
Ein ukrainisches Märchen erzählt von einem Drachen, der sich von einem Schmied eine Stimme schmieden lässt. Diese soll so süß sein wie die der Mutter des Jungen Ivanko, den der Drache so täuschen und entführen möchte. Schließlich kann Ivanko jedoch dem Kochtopf des Drachen entkommen und zu seiner Mutter zurückkehren[17].
Balkan-Slawische Drachen[]
Drachensagen im Balkan haben einige gemeinsame Elemente, unterscheiden sich jedoch regional in Einzelheiten.
Ein häufiges Thema sind Liebesbeziehungen zwischen Drachen und Menschen. Dabei entführt ein männlicher Zmei in menschlicher Gestalt eine Menschenfrau in die Unterwelt, oder eine Zmeitsa verliebt sich in einen menschlichen Schäfer[18][19]. Eine Frau, in die sich ein Zmei verliebt hat, verhält sich häufig lethargisch und vernachlässigt sich selbst. Nur gewisse Kräuter können sie von diesem Zustand heilen[2].
Die Nachkommen solcher Liebesbeziehungen zwischen Drachen und Menschen sollen oft besonders stark sein[20][21]. So gibt es in der Folklore so genannte Drachenmänner (in Westserbien vetrovnjak, in Ostserbien zmajevit čovek, in Bosnien, Montenegro und Sandžak zduhać oder stuhe, in Albanien drangue), die im Himmel gegen Hexen bzw. Lamien kämpfen, um das Dorf zu schützen, ähnlich den Benandanti der italienischen Folklore[22][23][24].
Viele Sagen aus der Balkan-Region beschreiben wohlwollende Zmey, welche die Menschen vor bösen Gewitterdrachen wie der weiblichen Lamia oder Hala oder dem männlichen Aždaja schützen[24][25]. So erzählen z.B. makedonische Sagen, dass ein Zmey immer wenn ein Sturm aufkommt in den Himmel aufsteigt, um die Lamia davon abzuhalten, die Ernte zu zerstören. Nach manchen Interpretation symbolisiert der wohlwollende Zmey die Staaten des Balkans, und vertreibt den "bösen" türkischen Drachen (das Osmanische Reich, welches das Gebiet lange kontrollierte)[4], oder der gute Drache des eigenen Dorfes vertreibt den bösen eines anderen[24]. Während die Geschichte um den Drachen von Ljubljana ihn noch als Antagonisten kennt, sollen seine Abbilder auf der Drachenbrücke die Stadt vor Unheil schützen[26].
Es gibt regional starke Unterschiede in der Verwendung der Wörter. So kann der Begriff Aždaja mit Zmey gleichbedeutend sein, aber auch ein davon verschiedenes Wesen bezeichnen[27].
Bosnische Drachen[]
Hauptartikel: Aždaja
Die meisten älteren bosnischen Drachensagen ähneln denen serbischer und kroatischer Mythen. Jedoch bildet die bekannteste Drachensage Bosniens eine Ausnahme, da sie aus der Zeit der Osmansichen Herrschaft über Bosnien stammt. Diese Sage handelt vom Drachen Aždaja, der einst das Dorf Umoljani bedrohte und durch die Gebete des örtlichen Imams oder der Einwohner des Dorfes versteinert wurde. Diese Sage ist ein wichtiger Teil der bosnischen Nationalidentität und stark mit der muslimischen Religion der Bosniaken verknüpft.
Bulgarische und makedonische Drachen[]
In Bulgarien werden Drachen als zmej (Dialektvarianten zmef, zme, zmij, zimij, zimijin), lamja (lamia), chala (ala) oder ažder (iždir) bezeichnet. Dabei ist interessant, dass sie sowohl in Märchen als auch in Sagen vorkommen, während andere bulgarische Märchenfiguren nicht in Sagen vorkommen. Jedoch kommen Drachen nur in bestimmten Märchentypen vor, die sich grob in zwei Gruppen aufteilen lassen[24]:
- Märchen der Typen ATU 300 (Der Drachentöter) und 301 (Die drei entführten Prinzessinnen), in denen der Drache eine zentrale Rolle spielt. Hier wird der Drache meist als Lamja oder Chala, manchmal auch Zmej und nur sehr selten als Ažder bezeichnet und hat keinerlei menschliche Merkmale[24].
- Märchen anderer Typen, in denen Drachen austauschbar mit anderen Typen von Zauberwesen wie Riesen, Hexen oder Devs sind und entsprechend menschliche Züge tragen[24].
Im zweiten Märchentyp nehmen Zmejove typischerweise männliche Rollen ein, während Lamja eher als weibliche Hexen auftreten. In Märchen, in denen das Geschlecht des Antagonisten keine Rolle spielt, kommen alle Namensformen vor, jedoch nie mehrere verschiedene Bezeichnungen im gleichen Märchen. Das Wort Lamja kommt überwiegend in Nordmazedonien und Südwestbulgarien vor, während Chala ausschließlich in Südwestbulgarien auftritt[24].
Ein Zmej kann sich in Märchen oft verwandeln, z.B. in Rauch oder Adler, am häufigsten aber in einen Menschen. In vielen Märchen muss er dazu seine Drachenhaut ablegen. Manchmal sind die Verwandlungen nur praktisch durch die Handlung bedingt, z.B. wenn der Drache als Huhn den in ein Korn verwandelten Helden fressen möchte, in den meisten anderen Fällen spiegeln sie aber Aspekte des Charakters des Drachen wieder. Am häufigsten sind natürlich Schlangenmerkmale, da der Zmej im Volksglauben aus einer 40-jährigen Ringelnatter (bg.: смок) entsteht. Als schlangengestaltiges Fabelwesen hat der Zmej entsprechend auch viele Merkmale, die auch in anderen Kulturen drachentypisch sind, so wohnt er in der Unterwelt, ist Besitzer und Hüter von Schätzen und Jungfrauen, besitzt das Wasser des Lebens, kann die Vogelsprache lehren, speit Feuer und hat eine Vorliebe für Milch. Wie Typhon oder der Zmej der Volkssagen wird er außerdem mit Naturgewalten wie Gewittern oder Erdbeben assoziiert[24].
Während Zmejove sowohl außerordentlich schön als auch sehr hässlich sein können, werden Lamja, Chala und Ažder immer als hässlich beschrieben. Dabei kann die Lamia oder Chala als schlangenartiger Drache (z.B. in Der heilige Georg, die Lamia und die Schlange) oder als kannibalische aber menschenähnliche Hexe auftreten. In manchen Märchen ist sie auch in der Lage, zwischen beiden Gestalten zu wechseln. Der Ažder hingegen ist immer ein tierisches Ungeheuer. Chali können im Volksglauben auch männlich sein, in Märchen sind sie aber ausschließlich weiblich[24].
In Bulgarien erzählt man sich, dass sich junge Mädchen und Jungen nicht mit Wasser waschen dürfen, das während eines Gewitters in einem offenen Gefäß im Freien stand, da sich sonst ein zmej in sie verlieben könnte[28].
Serbische Drachen[]
Der Serbische Drache kann in der oben beschriebenen wohlwollenden Form namens Zmaj auftreten, kommt aber in vielen Märchen auch als böser Drache vor, der von einem Drachentöter erlegt werden muss[29]. Diese meist dreiköpfigen bösen Drachen heißen oft Ala (sr.: ала), Aždaja (sr.: аждаји)[30] oder Lamija[31]. Manche Drachen, wie der Ala von Željin, können sowohl hilfreich als auch gefährlich sein[30].
In serbischen Mythen gibt es drei Erklärungen, woher Zmaj kommen. Nach der ersten handelt es sich um normale Tiere, meist Fische, Vögel oder Schlangen, die im hohen Alter zu Drachen werden[31]. Theoretisch können Menschen oder andere Tiere Drachen werden, und ein Kind kann ein Drachen sein, obwohl die Mutter keiner war[30]. Ein Beispiel für einen solchen Tier-Drachen ist vermutlich der Schlangenkönig aus dem Märchen Der Schäfer und der Drache.
Nach der zweiten Erklärung fielen die Drachen einst als Meteorschauer vom Himmel. Diejenigen, die in Flüssen landeten, wurden zu Wassermenschen mit großen Augen und spitzen Zähnen. Die, die auf Bäumen landeten, wurden zu baumbewohnenden geflügelten Schlangen, die sich im Flug in Licht verwandeln. Die, die auf Bergen landeten, sahen ähnlich aus, verkrochen sich aber in Höhlen[31].
Die dritte Erklärung ist die häufigste. Nach dieser sind Drachen mythische Urahnen, die mit Menschenfrauen so genannte zmajevita oder "Drachenkinder" zeugten. Diese erbten von ihren Vätern verschiedene übermenschliche Kräfte. Eine Kraft, die sie jedoch alle besaßen, war die Möglichkeit, den Körper zurückzulassen und in Geistform zu reisen[31]. Oft sind die Mütter solcher Drachenkinder verheiratete Frauen. Ehefrauen, denen man ein solches Verhältnis unterstellte, waren meist blaß und kränklich[32], da Drachen zwar gute Liebhaber seien, aber eine Gefahr für ihre Frauen darstellen[30]. Manchmal sind die Mütter der Helden auch Feen[33].
In Aleksandrovac gibt es den Glauben, dass Drachenkinder in den ersten sieben Jahren (nach anderen Quellen 17 Tagen) ihres Lebens niemanden außer ihrem Vater sehen dürfen. Wenn zwei Drachen-Geschwister einander sehen würden, würden sie einander töten. Gemäß einer Sage aus Latkovci hatte eine Frau einen Drachensohn mit Flügeln unter den Armen. Als eine Frau aus dem Dorf sie überreden konnte, ihr das Kind zu zeigen, starb das Kind und konnte nie alte genug werden, um das Dorf vor Hagel zu schützen[30].
Die historischen Despoten Stefan Lazarevic, Vuk Grgurević (genannt Zmaj Ognjeni Vuk, serbisch für "Feuriger Wolfsdrache"), Stojan Cupic (genannt Zmaj od Nocaja, "Drache von Nocaj") oder Vasa Carapic (genannt Zmaj od Avale, "Drache von Avala") wurden oft als solche Drachenkinder angesehen. Andere Beispiele sind Milos Obilic, Banovic Strahinja, Marko Kraljević und Ljutica Bogdan[32][33][34][35][36]. Als König dieser Helden wird der Drache von Jastrebac angesehen[37].
Im Volksglauben werden einfache Schlangen (zmija) als böse Kreaturen gedacht, die in die Euter von Kühen beissen und sie erkranken lassen, woraufhin diese durch Zauber geheilt werden müssen, die vorwiegend von Frau zu Frau weitergegeben werden. Andererseits können sie jedoch auch das Haus von Mäusen befreien und den Herd schützen[38][39][40]. Oft wird die böse, weibliche zmija dem guten, männlichen zmaj gegenüber gestellt[41].
In Aleksandrovac gibt es Sagen über so genannte ala-Menschen und ala-Schlangen, bei denen es sich um Drachen handelt und deren Feinde die Adler sind. Diese kontrollieren Wolken und Gewässer und können die Felder vor Hagel und Überflutungens chützen. Sie werden als Schlangen mit einem Kreuz auf der Stirn oder als sehr fette Schlangen beschrieben[30].
Slowenische Drachen[]
In Slowenien waren Drachen die Verkörperung von Naturgewalten wie Stürmen oder Überflutungen. So erzählen z.B. Sagen vom Drachen von Tržič oder Drachen von Solčava, die einen Felsen oder Berg zerstörten und so einen Erdrutsch oder eine Überflutung auslösten. In beiden Fällen kam der Drache in der von ihm verursachten Katastrophe um[27].
Eine weitere Gemeinsamkeit slowenischer Drachen ist, dass sie oft aus dem Ei eines Hahns schlüpfen, ähnlich den Basilisken vieler europäischer Mythen. Dazu muss der Hahn oft sieben oder sogar hundert Jahre alt sein. Jedoch trifft dies nicht nur auf Drachen zu, aus einem Hahnenei kann auch ein Zwerg, Teufel oder Blagonič schlüpfen[27].
Da Drachen Katastrophen auslösen, versuchten die Menschen, sie zu vertreiben. Dies ist jedoch nur mit Hilfe von Magie möglich. Diese kann aber nur von speziellen Personen erlernt werden, die als črnošolec (de.: Zauberlehrling) bekannt waren[27].
Pozoj[]
Hauptartikel: Pozoj
Pozoj ist ein Drache aus den Mythen von Kroatien und Slowenien. Er soll unter einer Stadt (am bekanntesten ist die Sage aus Čakovec in Kroatien) begraben sein und von einem wandernden Magier (hr.: grabancijaš) besiegt werden.
Drachenweibchen[]
Die weiblichen slawischen Drachen oder Zmija (auch: Smija, Schlange), werden in Märchen mit Hexen gleichgestellt und sind sehr hinterlistig. Insofern ähneln sie den Drakaina der griechischen Mythologie. Sie rächen sich oft brutal an den Helden, die ihre Kinder (oder Väter, Brüder..) umgebracht haben (z.B. im Märchen "Die beiden Soldatensöhne" wo die Schwestern der Drachen sich erst in Bettler verwandeln und um Almosen beten und dann in Löwen um die Helden zu zerfetzen). Ausserdem sollen sie sehr schön sein. Zmijas leben meistens Unterirdisch.

Das Moskauer Wappen zeigt St. Georg, der einen Drachen tötet
Eine weitere weibliche Variante des slawischen Drachen in den Mythen des Balkans ist die Lamia (Bulgarisch: ламя, lamya, Makedonisch: ламја, lamja, lamna, Serbisch: ламња, lamnia). Sie basiert auf dem griechischen Fabelwesen Lamia (gr. Λάμια)[18]. Beschrieben wird sie als große Echse mit drei bis neun Hundeköpfen. Manchmal hat sie auch noch scharfe Klauen, Flügel oder gelbe Schuppen[4][2]. Sie lebt in Höhlen, Bäumen oder Gewässern und schneidet die Menschen vom Zugang zum Wasser ab, ähnlich manchen Westeuropäischen Drachen. Nur mit Opfergaben kann man sie davon abhalten[4], in vielen Mythen wird sie aber letztendlich von einem Zmej oder Heiligen wie St. Ilya oder St. Georg getötet[2].
Im Kosovo und Albanien erzählt man sich von einer weiteren Drachin namens Kulshedra, welche vom männlichen Drachen Dragùa besiegt wird.
Sviatoslav Loginov vermutet, dass die slawischen Drachen alle weiblich sind, während die West-Europäischen Drachen das männliche Gegenstück dazu bilden. Als Grund dafür führt er an, dass west-europäische Drachen nie mit Jungtieren gesichtet werden, ost-europäische hingegen schon[42]. Jedoch ist seine Argumentation so nicht richtig, da z.B. der Lambton Worm oder der Drache von Mordiford sehr wohl als Jungtiere in Großbritannien gefunden wurden.
Etymologie[]
zmьjь[]
Ein slawisches Wort für Drache ist zmiĭ (zmьjь), abgeleitet vom proto-slawischen zmьja, was Schlange bedeutet. Davon leiten sich die Wörter für Drache in verschiedenen slawischen Sprachen ab[43].
- Ostslawisch
- Belarusisch: змей (zmjej)
- Russisch: змей (zmej)
- Ukrainisch: змій (zmij)
- Südslawisch
- Altkirchenslawisch: змии (zmii)
- Bulgarisch: змей (zmej)
- Mazedonisch: змеј (zmej)
- Serbo-Kroatisch: зма̏ј (zmȁj)
- Slowenisch: zmáj, zmȃj, oder zmȁj
- Westslawisch
- Polnisch: żmij
- Obersorbisch: zmij
Abgesehen davon leitet sich auch das rumänische Wort für Drache, Zmeu, von der slawischen Wurzel ab[43]. Rumänisch ist eine romanische Sprache, besitzt aber viele slawische Lehnwörter aufgrund der räumlichen Nähe zu diversen slawischen Völkern. Im Rumänischen existieren daneben aber auch noch die Wörter balaur und dragon, wobei letzteres aus dem französischen entlehnt ist.
Eine eingedeutschte Variante des Wortes ist Ismeju[44].
smokъ[]
Ein weiteres proto-slawisches Wort für Drache ist smokъ. Auch davon leiten sich diverse Wörter für Drachen und Schlangen in vielen slawischen Sprachen ab[45]:
- Ostslawisch
- Südslawisch
- Altkirchenslawisch: смокъ (smokŭ)
- Bulgarisch: смок (smok), Natter
- Mazedonisch: смок (smok)
- Slowenisch: smòk
- Westslawisch
- Polnisch: smok
- Tschechisch: zmok, zmek
- Slowakisch: zmok
Vermutlich stammt auch das litauische smãkas von dieser Wortwurzel ab. Litauisch ist eine baltische Sprache, die wie das Rumänische historisch viel Kontakt mit slawischen Sprachen hatte. Als Lehnwort aus dem polnischen wird smok auch in der Wilmesaurischen Sprache verwendet, die zu den germanischen Sprachen zählt[46].
Weitere Wörter in südslawischen Sprachen[]
In manchen slawischen Sprachen auf dem Balkan gibt es auch das Wort Das Wort ала bzw. хала, welches weibliche Drachen, aber auch Schlangen oder Hexen bezeichnet. stammt entweder vom proto-slawischen *xala, vom altgriechischen χάλαζα (Hagel)[24] oder vom osmanischen آلا (gepunktet, gestreift).
- Bulgarisch: хала (hala)
- Mazedonisch: а́ла (ala)
- Serbokroatisch: ала (ala) bzw. хала (hala)
Abgeleitet vom iranischen Wort Azhdaha, das auf dem Drachen Azhi Dahaka basiert, gibt es im osmanischen Türkisch das Wort اژدر (ejder). Unter Einfluss des Osmanischen Reiches setzte sich dieses auch in diversen slawischen Sprachen auf dem Balkan durch, wo es meist männliche Drachen bezeichnet[24].
- Bulgarisch: аждарха (aždarha) bzw. аждер (ažder)
- Mazedonisch: аждаја (aždaja) bzw. аждер (ažder)
- Serbokroatisch: аждаја bzw. aždaja
Ein drittes südslawisches Wort, welches überwiegend weibliche Drachen bezeichnet, ist Lamia, abgeleitet vom gleichnamigen Fabelwesen der griechischen Mythologie[24].
- Bulgarisch: ламя (lamya)
- Mazedonisch: ламја (lamja, lamna)
- Süd-Serbisch: ламња (lamnia)
Trivia[]
- Laut einer Russischen Sage verschmäht die Russische Erde das schwarze Drachenblut und bindet es nicht. So entstand Erdöl.
- Möglicherweise ist das Monster von Arzamas ein slawischer Drache. Dies ist jedoch nicht belegt[47].
Einzelnachweise[]
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- ↑ Ivanička Georgieva (1985), Bulgarian Mythology, Svyat Publishers
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