
Illustration aus dem späten 15. Jahrhundert
Segurant der Drachenritter (fr.: Ségurant, le Chevalier au Dragon) ist ein französischer Artusroman aus dem 13. Jahrhundert und auch der Name und Titel von dessen Protagonisten.
Handlung[]
Der Roman erzählt von Segurant dem Braunen[1] dem Sohn von Hektor dem Jüngeren. Er wurde auf der Insel Non-Sachante geboren, auf der einst sein Großvater Galehaut der Braune und dessen Bruder Hektor der Braune auf der Flucht vor König Vortigern Schiffbruch erlitten. Nachdem er sich bei der Löwenjagt beweisen konnte, wird Segurant von Gelehaut zum Ritter geschlagen.
Schließlich verlässt Segurant die Insel und fordert seinen Onkel zum Tjost heraus, wobei er gewinnt. Sein Ruhm erreicht schließlich den Hof von König Artus, der ihn zu einem Turnier in Winchester einläd, bei dem alle Ritter der Tafelrunde seine Heldentaten bewundern. Doch Morgan le Fay fürchtet den Ritter, und so schickt sie den Teufel in Gestalt eines Drachen gegen ihn. Und so nimmt Segurant die Verfolgung des Drachen auf, ohne das Turnier zu beenden[1][2]. Der ursprünglich gefundene Text bricht hier ab, aber andere Versionen erzählen von verschiedenen Abenteuern, die Segurant bei der Verfolgung des Drachen erlebt.
Hintergrund[]
Die älteste bekannte Version dieses Romans wurde in den Jahren zwischen 1240 und 1273 in Venedig in französischer Sprache verfasst. Mehrere Fortsetzungen und Umschreibungen entstanden zwischen dem Ende des 13. und dem Ende des 15. Jahrhunderts. Auch die Manuskripte stammen aus mehreren Jahrhunderten und wurden in Frankreich, Italien und Flandern hergestellt; einige sind sehr schlicht, andere reich illustriert. Diese sehr erfolgreiche Romansammlung war in Italien, Frankreich, Großbritannien und Spanien weit verbreitet[3]
Die Figur Ségurant wird im Spätmittelalter in den Wappenbüchern der Tafelrunde erwähnt, in denen die Hofritter von König Artus aufgelistet werden, beispielsweise auf dem Folio 2 von Ms. 4976, das auch in der Arsenal-Bibliothek aufbewahrt wird[4]. Auf Folio 6r dieses Armorials wird „Ségurant le Brun, Sohn von Hector le Brun“ als sehr groß, fast ein Riese, beschrieben. Sein Haar war von einem ins Schwarze gehenden Braun. Er hatte ein freundliches Gesicht und einen wohlproportionierten Körper. Er hatte ein sanftes und friedliches Temperament und war eher ein Einzelgänger. Seine Kraft war überwältigend und sein Appetit dementsprechend groß: Er aß wie zehn! Es wird beschrieben, wie er kurz vor seinem Ritterschlag einen „hässlichen und entsetzlichen“ Drachen tötete. Sein Wappen zeigt entsprechend einen schwarzen Drachen mit einer grünen Zunge auf einem goldenen Feld[5].
Ségurants Geschichte greift viele Orte und Figuren aus den Artussagen auf und orientiert sich besonders an den mittelalterlichen Romanen des Lancelot-Gral-Zyklus und dem Prosa-Tristan[1]. Sein Name kann mit dem lateinischen Wort securus (beschützt, sicher) in Verbindung gebracht werden, aber auch mit germanischen und nordischen Namen wie Sigurd oder Siegfried[3], der im südtiroler Schloss Runkelstein neben Artus und den Rittern der Tafelrunde dargestellt wird.
Wiederentdeckung[]
Die Abenteuer von Ségurant hatten – wie die verschiedenen Versionen belegen, die bis ins 15. Jahrhundert hinein im Umlauf waren – eine gewisse Berühmtheit, bevor sie in Vergessenheit gerieten. Erst Jahrhunderte später wurde die Figur Ségurant in einer Sammlung der französischen Prophéties de Merlin aus den Jahren 1272/73, einer Reihe von politischen Prophezeiungen, die zwischen verschiedenen Episoden der Artuslegende eingestreut sind[6] wiederentdeckt. Merlins Prophezeiungen wurden von verschiedenen Autoren verfasst und dem Zauberer Merlin zugeschrieben; sie zirkulierten in ganz Europa und waren ein enormer Erfolg. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden sie jedoch im Rahmen der Gegenreformation durch die Katholische Kirche auf dem Konzil von Trient auf den Index gesetzt: Studien und Interpretationen wurden untersagt[7][8]. So gab es keine Neuauflagen oder Bearbeitungen und auch die Inhalte gerieten in Vergessenheit.
Nachdem im Jahr 2010 Fragmente des Romans in einem Manuskript der Prophezeiungen Merlins in der Pariser Bibliothèque de l’Arsenal gefunden worden waren[9], führte der italienisch-französische Mediävist Emanuele Arioli eine Suche in Bibliotheken und Archiven in ganz Europa durch, um die verbliebenen Fragmente der Abenteuer von Ségurant le Brun, dem Drachenritter, aufzuspüren. In zehn Jahren sammelte er achtundzwanzig Manuskripte in Frankreich, Italien, Deutschland, Belgien, der Schweiz und den USA, die es ihm ermöglichten, diesen vergessenen Roman zu rekonstruieren[3][1].
In der Populärkultur[]
Nachdem Emanuele Arioli den von ihm entdeckten Roman in modernes Französisch übertragen und im Verlag Belles Lettres publiziert hatte[10], adaptierte er ihn zusammen mit dem Zeichner Emiliano Tanzillo auch als Comic[11] und als illustriertes Kinderbuch[12]. Die deutsche Übersetzung des Buches von Emanuele Arioli erschien September 2024 unter dem Titel Der Drachenritter am Artushof.
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Emanuele Arioli (2019), Créateurs, créations, créatures au Moyen Âge. Hrsg.: Florian Besson, Julie Pilorget et Viviane Griveau-Genest, Sorbonne Université Presses, S. 286-287, ISBN 979-1-02310652-7
- ↑ Justine Dockx (2020), Ségurant ou le Chevalier au Dragon, découverte d’une œuvre et d’un héros singuliers, Acta fabula, Juni 2020
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Emanuele Arioli (2019), Ségurant ou le Chevalier au dragon: étude d’un roman arthurien retrouvé (XIIIe–XVe), Nouvelle Bibliothèque du Moyen Âge Auflage, Honoré Champion, S. 530, ISBN 2-7453-5137-0
- ↑ Armorial de la Table ronde, Ms-4976 (1490-1500), 5v
- ↑ Armorial de la Table ronde, Ms-4976 (1490-1500), 6r
- ↑ Les Prophéties de Merlin (1272/73)
- ↑ De libris prohibitis, Regula IX, Sacro Sancta Concilia, phil.labbe, tome 14, S. 954, Concile de Trente
- ↑ Sotomaior (1667), Index librorum prohibit a patribus Concilii tridentini, S. 340
- ↑ Les Prophéties de Merlin, Ms-5229
- ↑ Emanuele Arioli (2023), Ségurant, le Chevalier au Dragon, Les Belles Lettres, ISBN 978-2-251-45453-5
- ↑ Emanuele Arioli, Emiliano Tanzillo (2023), Le Chevalier au Dragon, Dargaud, ISBN 9782505120162
- ↑ Emanuele Arioli (2023), Ségurant, le chevalier au dragon, Seuil jeunesse, ISBN ISBN 979-1-02351877-1