Drachen Wiki

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Scheuchzer Drache II

Illustration der Sichtung im Erlawäldlein, von Johann Jacob Scheuchzer, 1723

Die Schlange von Frümsen soll in den 1660er Jahren auf einem Berg nahe Frümsen (Gemeinde Sennwald) in St. Gallen gesichtet worden sein.

Sichtungen[]

Der Schweizer Naturforscher Johann Jacob Wagner berichtet in seiner "Historia naturalis Helvetiae curiosa" (1680) von einem Hans Büeler aus Sennwald, der 1665 auf dem Frümsenberg an einem Ort namens Erlawäldlein am Kalenbach eine riesige schwarze Schlange mit vier Beinen sah, dick wie ein Wiesbaum und mit einem Kamm oder Haarbusch auf dem Kopf[1][2][3][4].

Eine weitere Schlangensichtung soll 3 Jahre später, im Jahr 1668 geschehen sein. Wagner beschreibt, dass ca. 12 Jahre vor Veröffentlichung des Buches sein Informant, ein Mann namens Hans Tinner aus Frümsen, auf dem Frumserberg nahe der Ortschaft an einem regional als "Hauwete" (in Johann Georg Sulzers deutscher Übersetzung "Hauwele") bekannten Ort eine riesige Schlange gesichtet haben soll. Diese war schwarz-grün, "7 Schuhe" (ca. 2m) lang, dick wie ein Wiesbaum und hatte einen katzenartigen Kopf, aber keine Beine. Tinner erschoss das Tier mit Hilfe seines Bruders[1][2][3][4].

Gemäß dem lokalen Aberglauben soll bis zum Tod dieser Schlange etwas regelmäßig die Euter der Kühe geleert haben. Da dieses Phänomen danach aufgehört hat, schob man es auf die Schlange[5][3][4].

Hintergrund[]

Scheuchzer Drache I

Illustration der Sichtung von Hauwele, von Johann Jacob Scheuchzer, 1723

Die Beschreibung der Schlange mit Katzenkopf erinnert an andere Schweizer Sagen wie z.B. über die Drachen im Stulser-Gebirge oder den Drachen vom Wangserberg. Dieses Aussehen wird in späteren Sagen meist dem Tatzelwurm zugeschrieben.

Der Kamm oder Busch auf dem Kopf erinnert, wie bereits Johann Jacob Scheuchzer, an antike Drachenbeschreibungen wie z.B. Flavius Philostratos Bergdrachen. Scheuchzer bezieht sich dann auf Claudius Aelianus, wenn er den Drachen aufgrund des Kammes als männlich identifiziert[2].

Mit dem "Kalenbach" dürfte der heutige "Chelenbach" gemeint sein, oberhalb dem es ein Waldstück namens "Erlawäldli" gibt. Hauwete ist ein Flurname am Bonaloch-Chengel[6].

Die Beschreibung, dass die Schlange die Milch aus den Eutern der Kühe stielt, stammt ursprünglich von einer Beschreibung der Schlange "Boas" von Plinius dem Älteren, in der Folklore wird dieses Verhalten jedoch vielen Schlangen zugeschrieben. Tatsächlich lässt sich die Beschreibung unmittelbar mit den Hexenprozessen in der benachbarten Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz in Verbindung bringen. So wurde auch Hexen das Stehlen von Milch vorgeworfen, wodurch z.B. in Montafon das Wort khüesauger als männliches Gegenstück zu "Hexe" verwendet wurde[7]. Anders als in den genannten Orten ließen die eidgenössischen Stände in der Freiherrschaft Sax-Forstegg, zu der Sennwald gehörte, jedoch keine Hexenprozesse zu. Der Historiker Manfred Tschaikner vermutet, dass die Geschichte des getöteten Drachen, die Wagner vom Sennwalder Pfarrer Johann Georg Denzler gesandt wurde, eine ähnliche Funktion zur Beruhigung der abergläublischen Bevölkerung haben sollte[4].

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 Johann Jacob Wagner (1680), Historia naturalis Helvetiae curiosa, S. 245-254
  2. 2,0 2,1 2,2 Johann Georg Sulzer (1746), Johann Jacob Scheuchzers Natur-Geschichte des Schweizerlandes: sammt seinen Reisen über die schweitzerische Gebürge, Teil 2, S. 222-223, https://doi.org/10.3931/e-rara-27207
  3. 3,0 3,1 3,2 Francis Henry Gribble (1899), The Early Mountaineers, T. F. Unwin, S. 79-80
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Manfred Tschaikner (2016), Drachen statt Hexen in der Freiherrschaft Sax-Forstegg, Werdenberger Jahrbuch, Ausgabe 29
  5. Bernhard Wilhelm Schwarz (1885), Die Erschliessung der Gebirge, von den ältesten Zeiten bis auf Saussure, nach Vorlesungen, S. 42
  6. Hansjakob Gabathuler (2013), Ungetier - Drachen, Lindwürmer und schauderhafte Schlangen in Werdenberger Jahrbuch 2013, S. 23-30
  7. Vorarlberger Landesarchiv, Stadtarchiv Bludenz, Hs. 354, S. 3