Drachen Wiki

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Schießschlange (auch Schießeschlange[1], Schießunke[2], Schozslang[3], Schußwurm, Schießslang[4] bzw. Augenschlange[5][6]) ist ein Begriff, mit dem in deutschen Texten oft der Jaculus übersetzt wird. Jedoch beschreibt der luxemburger Sagenforscher Nikolaus Gredt diverse der Schießschlange zugeschriebene Eigenschaften, die an andere Schlangen der Folklore und Mythologie erinnern.

Beschreibung[]

Bei Rodingen in Luxemburg soll es einen Ort im Wald gegeben haben, an dem Schießschlangen Schatten und helles Wasser vorfanden, was die idealen Bedingungen für diese Tiere darstellt. Hier sprangen die Schlangen herum und kletterten auf Bäume. Ihr Körper ist mit bunt gefärbten Ringen bedeckt[7].

Es heißt, dass die Schlangen eine goldene Krone oder einen Diamanten auf dem Kopf tragen. Diese nehmen sie ab und legen sie auf einen Stein, wenn sie im Wasser baden. Stielt man einer Sießschlange ihre Krone, sucht sie drei Tage lang wütend danach und nimmt sich dann, falls sie sie nicht mehr findet, das Leben, indem sie ihren Kopf gegen einen Stein oder Baum schlägt[7][1]. Es gibt auch Sagen, in denen Schlangen Gold unter Steinen verstecken oder ihre Giftzähne beim Baden abnehmen. Letzteres soll vermeiden, dass die Schlange ihr Gift verliert[2][8][9].

Obwohl sie keine Flügel besitzen, können Schießschlangen so schnell wie ein Pfeil durch die Luft fliegen, was ihnen ihren Namen verleiht. Dabei zieht eine geheimnisvolle Kraft sie alle fliegenden Lebewesen, wie z.B. Vögel, die vor der Schlange fliegen, in ihr Maul[7]. Eine luxemburgische Sage beschreibt, wie ein schlafender Mann vor dem Angriff einer Schießschlange gerettet wird, indem seine Gefährten ihm eine Axt auf das Herz legen. Die Schlange springt mit hoher Geschwindigkeit auf das Herz zu, um ihn zu beissen, und spaltet sich dabei selbst an der Axt[10].

Außerdem sind sie wie Drachen in der Lage, Feuer zu speien[7].

Eine Sage erzählt, wie eine Schießschlange von einem Kind regelmäßig mit Milch gefüttert wird. Als die Eltern dies herausfinden, erschießen sie die Schlange und stehlen die Krone. Das Kind aber starb drei Tage später vor Kummer[11]. Diese Sage erinnert stark an das "Märchen von der Unke" bei den Brüdern Grimm[12]. Die Liebe der Schlangen für Milch zeigt sich auch in einer Sage, die erzählt, wie eine Schießschlange einer stillenden Frau an die Brust sprang und sich dort festsaugte, bis sie mit einem Gewehrschuss abgelenkt wurde und die Frau zu Pferde fliehen konnte[13].

Hintergrund[]

Das Motiv, das der Schießschlange ihren Namen verleiht, ist die Tatsache, dass sie wie ein Pfeil springen oder fliegen kann. Damit kann sie mit dem Jaculus der mittelalterlichen Bestiarien identifiziert werden.

Gredts Beschreibung der Schießschlangen kombiniert daneben jedoch Motive verschiedener Schlangensagen und -mythen. So erinnert die goldene Krone an den Basilisk, während die Fähigkeit, sie abzunehmen, an Krönleinschlangen oder den Schlangenkönig der württembergischen Folklore erinnert. Mit letzterem haben sie die Tatsache gemeinsam, dass sie die Krone beim Baden abnehmen und sich töten, wenn sie dabei gestohlen wird[14]. Dies erinnert auch an die Vouivre der französischen Folklore. Dass manche Sagen die Krone durch einen Diamanten ersetzen, erinnert an den Drachenstein der Bestiarien.

Die Fähigkeit, ihre Beute auf magische Weise zu sich zu saugen, erinnert an die Phrygischen Drachen und den Drachen von Koumariá aus der griechischen Sagenwelt[15], aber auch an den baskischen Herensugue und den Panther der Bestiarien.

Die Fähigkeit des Feuerspeiens wird heute hauptsächlich mit dem Drachen assoziiert.

Die Sage mit der Schlange und dem Kind erinnert an die britische Sage des Drachen von Mordiford und an die Geschichten von Dankbaren Schlangen. Die Liebe der Schlangen und Drachen zur Milch ist in vielen Sagen belegt. Weitere Beispiele, in denen die Tiere die Milch von Menschen trinken, sind der Dragón de Bronchales oder die Makedonischen Drachen.

Johann Christoph Adelung setzt die Schießschlange mit der Augenschlange gleich, bezeichnet sie aber auch als Coluber aurora[5][6]. Augenschlange ist ein Begriff, mit dem für gewöhnlich die Kobra bezeichnet wurde[16], während Coluber aurora der inzwischen veraltete wissenschaftliche Name der Nattern-Art Lamprophis aurora ist.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 493. Die beraubte Schießeschlange in Nikolaus Gredt (1883), Sagenschatz des Luxemburger Landes, Kremer-Muller & Cie (1963), S. 214
  2. 2,0 2,1 494. Die beraubte Schießunke in Nikolaus Gredt (1883), Sagenschatz des Luxemburger Landes, Kremer-Muller & Cie (1963), S. 214-215
  3. Konrad von Megenberg (ca. 1349-1350), Das Buch der Natur, K. Aue (1861), S. 273 - 274
  4. Claude Lecouteux (1979), Der Drache, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 108. Bd., H. 1, https://www.jstor.org/stable/20656331
  5. 5,0 5,1 Schießschlange, die in Johann Christoph Adelung (1798), Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3, S. 1453
  6. 6,0 6,1 Augenschlange, die in Johann Christoph Adelung (1798), Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1, S. 565
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 492. Die Schießschlangen in Nikolaus Gredt (1883), Sagenschatz des Luxemburger Landes, Kremer-Muller & Cie (1963), S. 213
  8. 495. Die goldbergende Schlange in Nikolaus Gredt (1883), Sagenschatz des Luxemburger Landes, Kremer-Muller & Cie (1963), S. 215
  9. 496. Schlange legt ihre Giftzähne ab in Nikolaus Gredt (1883), Sagenschatz des Luxemburger Landes, Kremer-Muller & Cie (1963), S. 215
  10. 60. Die überlistete Schießschlange in Nikolaus Warker (1889), Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg, Willems, S. 97-98
  11. 498. Die Schlange und das Kind in Nikolaus Gredt (1883), Sagenschatz des Luxemburger Landes, Kremer-Muller & Cie (1963), S. 216-217
  12. 105. Märchen von der Unke in Jacob und Wilhelm Grimm (1815), Kinder- und Hausmärchen, Realschulbuchhandlung, S. 513-514
  13. 497. Ein seltsamer Säugling in Nikolaus Gredt (1883), Sagenschatz des Luxemburger Landes, Kremer-Muller & Cie (1963), S. 215-216
  14. 941. Der Schlangenkönig in Ludwig Bechstein (1853), Deutsches Sagenbuch, Georg Wigand
  15. Anmerkungen: 11. Der Drache von Koumariá in Bernhard Schmidt (1877), Griechische Märchen, Sagen und Volkslieder, Teubner
  16. Die Cobra oder Augenschlange in Ferdinand Stolle (1854), Die Gartenlaube, Heft 52, Ernst Keil, S. 644