Sarki (ha.: König, auch Dodo, Ba-Jimì, Bajimi[1]) ist der Name eines Drachen aus der Bayajidda-Legende der Hausastaaten.
Legende[]
Die Bayajidda-Legende ist die Ursprungslegende der Hausastaaten. Der Legende nach wurde die traditionelle Hauptstadt der Hausa, Daura, von der Magajiya (ha.: Königin) Daurama gegründet, die aus Kanaan im heutigen Palästina stammte. Der Protagonist der Legende ist Bayajidda (Bāwa Jibda), der Prinz von Baghdad. Nachdem er aus seiner Heimat verbannt wurde, reiste er durch Nordafrika, verbrachte einige Zeit in Bornu und kam schließlich nach Daura[2][3].
In Daura angekommen fragte er eine alte Frau nach Wasser. Diese erzählte ihm aber, dass die Schlange Sarki den Brunnen bewachte und den Menschen nur Freitags erlaubte, Wasser zu holen. Daraufhin ging Bayajidda zu dem Brunnen und tötete die Schlange mit seinem Schwert. Mit einem Messer aus dem Dorf Gaya köpfte er Sarki und steckte den Kopf, der die Größe eines Pferdekopfes hatte, in seinen Beutel. Mit dem Brunnenwasser kehrte er zum Haus der alten Frau zurück[2][3]. Der Brunnen Kusugu ist heute eine Touristenattraktion[4]
Am nächsten Tag kamen die Menschen von Daura zum Brunnen und wunderten sich, wer Sarki getötet hatte. Königin Daurama bot dem Drachentöter die Herrschaft über die halbe Stadt an. Daraufhin brachten mehrere Männer Schlangenköpfe, von denen aber keiner zum Körper des toten Drachen passte. Irgendwann sprach die alte Frau die Königin an und gab an, dass ihr Gast der Drachentöter gewesen sei[5][3].
Die Königin verlangte nach Bayajidda, der mit dem Kopf aus seiner Tasche beweisen konnte, dass er Sarki getötet hatte. Dennoch lehnte er die Herrschaft über die halbe Stadt ab, stattdessen hielt er um die Hand der Königin an. Aus Dankbarkeit heiratete Königin Daurama ihn[5][3].
Etymologie[]
Üblicherweise wird der Name Sarki als König übersetzt, jedoch gibt es auch Versionen, in denen der Name der Schlange Ki bzw. Kii lautet und Serki bzw. MakasSarki der Titel des Drachentöters wird, möglicherweise abgeleitet vom Wort sara, das Fällen bedeutet. Serki würde demnach Ki-Töter bedeuten. In dem Wort spiegelt sich der enge Zusammenhang zwischen Baum- und Schlangenkult in der Hausa-Kultur wieder[6].
Eine alternative Erklärung für den Namen ist das Wort sarú, das in der Geheimsprache zaurancé Schlange bedeutet. Sarki würde dann Schlangentöter heißen[6].
Hintergrund[]
Schriftlich wurde die Legende im Kitāb mulūk Dawra (ar.: Buch der Könige von Daura) überliefert, in dem der Held Abū Yazabad oder Abū Yazid heißt[7]. Der erste westliche Historiker, der die Legende dokumentierte, war Heinrich Barth, in seiner Version heißt die Schlange Dodo und der Held Muhammad 'Ali[8].
Auf seinen Reisen durch Nigeria und Niger sammelte der Historiker Dierk Lange weitere Details zu der Sage. Vor allem der Hausa-Prinz Alasan Abdurrahaman lieferte ihm viele Ergänzungen zu den bekannten schriftlichen Versionen, z.B. dass vor Bayajiddas Ankunft die Bewohner von Daura die Schlange mit Musik besänftigen mussten. Die Waffe, mit der er die Schlange tötete, soll von Abagayawa-Schmieden aus Gaya hergestellt worden sein. Der Name der alten Frau war in manchen Versionen Ayana, der der Schlange Sarki, Dodo oder Bajimi. Nach dem Tod der Schlange war nur der Anführer der Armee, Kaura, mutig genug, sich selbst vom Tod der Kreatur zu überzeugen[1].
In der Königsliste von Gobir wird der Name des Helden als Abāwa Jidda angegeben. Weitere regionale Variationen des Namen lauten Bawa in Kano, Abāwa Jidda in Gobir und Katsina und Abajidda in Korgom. Erst in einer Fußnote der Kano-Chronik taucht der heute geläufige Name Bayajidda auf[1].
Auch die Identität Sarkis (eine Schlange oder ein Geist, ha.: àljanii) und das Schicksal seiner Leiche (in zwölf Teile zerteilt, in einen oder sieben Haufen aufgetürmt) sind regional verschieden. Das letzte Detail erinnert an die Zerteilung von Tiamat, aus deren Körper die Erde erschaffen wurde[1].
Bei Bayajiddas Drachentöter-Sage handelt es sich entsprechend vermutlich um eine Geschichte aus der Tradition des Chaoskampfes. In vielen indogermanischen Sagen gibt es einen Gott oder Helden, der einen Drachen tötet, um so den Menschen das Wasser zugänglich zu machen. Der Name Bawa könnte von Baal abgeleitet sein, der in der ugaritischen Mythologie den Meeresgott Yam tötete, dessen Name widerum an jimì (ohne die Vorsilbe ba-) erinnert. Vor allem mit dem häufigen Beinamen zbl arṣ (b'l zbl arṣ bedeutet "Herr der Erde", in der Bibel meist abgewandelt als בעל זבוב, Baʿal Zəvûv bzw. Baal-Zebub), den Baal in ugaritischen Texten oft trägt, ist die Namensähnlichkeit naheliegend. Die Verbindung zur indogermanischen Mythologie könnten die in der Legende erwähnte nahöstliche Herkunft von Bayajidda und Daurama bestätigen[1].
Jedoch ist das Motiv der Wasser spendenden oder kontrollierenden Schlange auch anderen westafrikanischen Kulturen nicht fremd. Es kommt z.B. auch in der Sage um die Schlange Bida aus Ghana und in vielen anderen lokalen Traditionen vor[9].
Auch das Motiv des falschen Drachentöters, der den Kopf des Drachen als Beweis vorlegt, erinnert an europäische Märchen wie Das Märchen von dem jungen Recken und dem Wasser des Lebens. In Geschichten wie Pollard Brawn, Der Kaufmann oder Die zwei Brüder liefert der falsche Drachentöter anders als in der Bayajidda-Legende tatsächlich den echten Kopf des Drachen, jedoch kann der wahre Drachentöter mithilfe der Zunge beweisen, dass er echt ist.
Gani Festival[]
Es gibt Hypothesen laut denen das Gani Festival, bei dem heute der Geburtstag des Propheten Mohammed gefeirt wird, ursprünglich den Sieg über Sarki feierte. Darauf deutet ein Ritual hin, bei dem der König von Daura in einfacher Kleidung, aber mit dem Schwert von Bayajidda, zum Kusugu-Brunnen ging um Wasser zu holen und dabei ein Lied sang, um den König des Brunnens (ha.: sarkin riifiiyaa) zu besänftigen. Daneben wird Bayajidda auch mit einer Prozession während des Festes geehrt[1].
In der Populärkultur[]
- Die Bayajidda-Legende wurde 2018 von Claude Opara und Ibrahim Yabuku unter dem Titel Bayajidda - An African Legend als Comic umgesetzt[10].
- Im Film Amina (2021) wird die Legende von Sarki erwähnt, als die Protagonistin zu dem Brunnen aus der Legende reist.
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Dierk Lange (1995), The Pre-Islamic Dimension of Hausa History, Saeculum, Vol. 46, Issue 2, https://doi.org/10.7788/saeculum.1995.46.2.161
- ↑ 2,0 2,1 Alasan Abdurrahman (2005), Oral version of the Bayajidda legend in Dierk Lange (Übers.), Ancient Kingdoms of West Africa, J.H.Röll Verlag, ISBN 9783897541153
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Abubakar Aliyu Liman (2019), Memorializing a Legendary Figure: Bayajidda the Prince of Bagdad in Hausa Land, Afrika Fokus, Vol. 32, No. 1, S. 125-136, https://doi.org/10.1163/2031356X-03201008
- ↑ NGEX: Katsina State, Nigeria
- ↑ 5,0 5,1 Ibrahim Yaro Yahaya (1988), Some Parallels in Unofficial Islamic Beliefs in Near Eastern and Hausa Folk Traditions, al-Ma'thurat al Sha'biyyah
- ↑ 6,0 6,1 Heinz Sölken (1954), Innerafrikanische Wege nach Benin, Anthropos, Bd. 49, H. 5./6., S. 809-933, https://www.jstor.org/stable/40450183
- ↑ Andre Salifou (1971), Le Damagaran ou Sultanat de Zinder au XIXe siecle, Centre nigerien de recherches en sciences humaines
- ↑ Heinrich Barth (1853), Origin of the Hausa 'bokkoi' in P. A. Benton (1968), The Languages and Peoples of Bornu, Vol. 1, Psychology Press, S. 293-295, ISBN 9780714616353
- ↑ David C. Conrad, Humphrey J. Fisher (1983), The Conquest That Never Was: Ghana and the Almoravids, 1076. II. The Local Oral Sources*, History in Africa , Volume 10 , S. 53-78, https://doi.org/10.2307/3171690, https://www.jstor.org/stable/3171690
- ↑ Claude Opara, Ibrahim Yabuku (2018), Bayajidda - An African Legend, African Legends Series