Drachen Wiki
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Rayner Lothbroc & Kraka by August Malmström c 1880

Ragnar und Áslaug, 1880

Ragnar Lodbrok (non.: Ragnar loðbrók) war ein Wikingerkönig, von dem die isländische Ragnars saga lodbrokar, die altnordische Ragnarssona þáttr und Saxo Grammaticus' Gesta Danorum erzählen. Zu seinen Taten zählte unter anderem auch das Töten eines Drachen.

Drachentötergeschichte[]

Olaus Magnus On Regner, Called Ludenbyxa

Darstellung von Ragnars Drachenkampf in Olaus Magnus Historia de gentibus septentrionalibus (1555)

Der Jarl Herruð von Götland hatte einst seiner Tochter Thora (non.: Þóra, auch Tora) eine Schlange (non.: lyngormr) geschenkt. Diese legte das Tier in eine Kiste mit Gold. Mit der Zeit wuchs die Schlange zu einem Drachen (non:: ormr, Schlange) heran, und nach einigen Überlieferungen vermehrte sich auch das Gold, bis das ganze Gebäude ausgefüllt war und der Drache sich selbst in den Schwanz biss. Obwohl er Thora nichts antat verschlang er jeden Tag einen Ochsen und drohte so, eine Hungersnot zu verursachen. Der Jarl versprach daraufhin demjenigen, der das Untier tötet, sowohl den Goldschatz als auch die Hand seiner Tochter[1][2][3].

Ragnar lies sich daraufhin Kleidung aus rauhem Stoff oder Bärenfell in Pech kochen. Dann ruderte er von Dänemark nach Götland. Als er nun den Drachen mit seinem Speer erstach, schützte ihn die so präparierte Kleidung vor dem Blutstrahl bzw. dem Gift des Drachen. Die Spitze von Ragnars Speer blieb im Leichnam des Drachen stecken[1].

Als der Held Thora erblickte, besang er ihre Schönheit, bevor er wieder abreiste. Thora, die ihren Rettern kennenlernen wollte, ließ nun alle Männer nach dem Besitzer des gebrochenen Speers suchen, dessen Spitze in der Leiche des Drachen gefunden wurde. Als Thoras Männer Ragnar fanden, gewann dieser nicht nur den Schatz und Thora, sondern auch seinen Beinamen loðbrók (Lodenhose)[1]. In einer späteren faröischen Version, der Ballade Ragnarskvæði, kommt noch ein falscher Drachentöter vor, der den Sieg für sich beansprucht, ähnlich wie in der Sage von Tristan[4].

Saxo Grammaticus und Olaus Magnus erzählen eine Variante der Geschichte, laut der König Herothus (lat. für Herruð) mehrere Schlangen bringen ließ, die die Jungfräulichkeit seiner Tochter schützen sollen. Doch diese wuchsen schnell heran und verpesteten die Umgebung, weshalb der König demjenigen die Hand der Tochter versprach, der die Schlangen töten könne. Regnerus von Norwegen (Ragnar) stellte sich der Herausforderung, eingepackt in dicke Kleidung, die er bewusst steif gefrieren ließ, indem er Wasser darauf goss. Diese Kleidung schützte ihn vor dem Gift der Schlangen, während er sie mit seinem Speer und Schwert tötete[2][4][5].

Ragnars zweite Ehefrau nach Thoras Tod, Aslaug Sigurdsdóttir, war die Tochter des bekannten Drachentöters Sigurd und der Walküre Brynhild. Von ihrem Vater hat Aslaug die Fähigkeit geerbt, die Sprache der Vögel zu sprechen.. Ragnar zeugte mit ihr neben anderen Kindern einen Sohn, der ein Ouroboros-Symbol im Auge trug. Deshalb nannte er ihn Sigurðr ormr í auga (dt. Sigurd Schlange-im-Auge, Siwardus serpentini oculi bei Saxo[2])[1].

Hintergründe[]

Parallelen zu anderen Legenden finden sich in der Art, wie der Drache aufwächst. So soll auch der Lagarfljótwurm in einer Kiste mit Gold aufgewachsen sein, mit dem Zweck das Gold zu vermehren, während der Wurm aus der Legende Der Lindwurm und die Jungfrau ohne Gold in einer Kiste aufwuchs. In der persischen Sage von Haftvād wächst ein Wurm in einer Spindelkiste heran und mehrt den Reichtum seines Herren. Außerdem kommt die Geschichte in fast identischer Form in der Bósa saga ok Herrauðs vor, ebenfalls mit Ragnar als Drachentöter.

Die südtiroler Sage vom Kranzlwurm ist ähnlich, in ihr sorgt der Kranz des Drachen dafür, dass das Geld nie weniger wird. In Yngvars saga víðförla liegen ein Jaculus und viele kleinere Drachen in einem Haufen Gold, was ebenfalls auf dieses Motiv hinweisen könnte[6].

Während der Drache ein Hindernis ist, das Ragnar überwinden muss, bevor er Thora heiraten darf, ist er, anders als in anderen Inkarnationen des Prinzessin und Drache-Motivs, keine Bedrohung für die junge Frau. Dies wird vor allem in Saxos Version klar, in der die Schlangen speziell die Aufgabe haben, Thoras Jungfräulichkeit zu wahren. Damit wird der Drache zu einem Symbol der Ablehnung, die von einer Frau gegenüber einem Freier zunächst erwartet wurde, bevor sie seinem Werben nachgibt[4].

Ganz ähnlich ist auch die Geschichte von Alfhild, die ebenfalls von Saxo erzählt wird. Ihr Vater Siward gab ihr eine Schlange und eine Viper, die sie vor Freiern schützen sollen. Ihr Freier Alf aber bedeckt sich mit einem blutigen Umhang, tötet die Viper mit einem Stück glühenden Stahl und die Schlange mit seinem Speer. Doch überredet von ihrer Mutter lehnt Alfhild Alfs Antrag dennoch ab und beginnt ein Leben als Piratin. Erst später gelingt es Alf, sie zu finden und von sich zu überzeugen[2].

Carolyne Larrington vergleicht Aslaug und ihren Sohn mit der französischen Sage um die Melusine. Auch bei dieser zeigt sich ein Element ihrer Familiengeschichte in einem ungewöhnlichen Körpermerkmal ihres heldenhaften Sohnes. Aslaug hat mit Ragnar noch einen älteren Sohn namens Ívarr inn beinlausi, welcher angeblich keine Knochen hat, was ebenfalls als schlangenartiges Merkmal betrachtet werden kann[4].

Die Sage zeigt einige Parallelen zu den ebenfalls in der Gesta Danorum beschriebenen Drachentötergeschichten von Frotho I. und Friðleifr. Wie Ragnar müssen beide ebenfalls spezielle Kleidung, in deren Fall aus Rinderhaut, tragen, um sich vor dem Gift des Drachen zu schützen. Außerdem bekämpft Frotho, wie Ragnar, den Drachen als junger Mann, um sich Ruhm zu verschaffen[7].

In vielen Geschichten verwenden Ragnars Söhne ein Rabenbanner. Hier bestehen Parallelen zu Siward, Earl of Northumbria, der ebenfalls einen Drachen tötete und ein solches Banner erhielt[8].

Siehe auch[]

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ragnars saga loðbrókar (13. Jahrhundert) via Chris Van Dyke (2003), The Saga of Ragnar Lodbrok and his sons
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Saxo Grammaticus (1200), Gesta Danorum, Buch 9 via Oliver Elton (1905), The Danish History, Books I-IX by Saxo Grammaticus, Norroena Society
  3. E. Matthias Reifegerste (2005), Die Bósa saga: Eine kritisch kommentierte Übersetzung, Mediaevistik, Vol. 18, S. 190, https://www.jstor.org/stable/42586259
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Carolyne Larrington (2010), Þóra and Áslaug in Ragnars saga loðbrókar. Women, Dragons and Destiny in Martin Arnold, Alison Finlay (2010), Making History: Essays on the Fornaldarsögur, Short Run Press, ISBN 978-0-903521-84-0
  5. John Ashton (1890), Curious Creatures in Zoology, Project Gutenberg (2013)
  6. Galina Glazyrina (2006), Dragon Motifs in Yingvars saga víðförla in John McKinnell, David Ashurst, Donata Kick (2006), The Fantastic in Old Norse/Icelandic Literature: Sagas and the British Isles, Centre for Medieval and Renaissance Studies, Durham University, ISBN 9780955333507
  7. Joanne Freimuth (1981), A comparative Study of the Beowulf Dragon Fight and Twelve Dragon Battles of Norse, German, Celtic and English Legend, Masters Thesis, McGill University
  8. Eleanor Parker (2014), Siward the Dragon-Slayer: Mythmaking in Anglo-Scandinavian England, Neophilologus, Vol. 98, S. 481-493, https://doi.org/10.1007/s11061-013-9371-3
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