
Apollon tötet Python, 1850-1851
Python (gr. Πύθων), auch Delphyne (gr. Δελφύνη) genannt, war ein Drakon, der von seiner Mutter Gaia, der Erde, angewiesen wurde, ihren Tempel in Delphi zu bewachen.
Beschreibung[]
Wie alle antiken Drakontes war Python/Delphyne eine große Schlange. Dabei verweisen viele Autoren auf deren enorme Größe. So beschreibt Kallimachos z.B., dass Python den Berg Parnass mit neun Windungen umschlingt, während er bei Publius Papinius Statius mit sieben Windungen Delphi umschlingt und seine Leiche 100 Hektar Land bedeckt. Menander Rhetor beschreibt sogar, dass er den Parnass so umschlingt, dass nichts mehr vom Berg zu sehen ist, ganze Flüsse austrinkt und ganze Herden frisst[1].
Handlung und Enstehungsgeschichte[]

Apollon tötet Python, Holzstich von 1563
Die Sage um den Drachen existiert in verschiedenen Varianten, die jedoch alle gemeinsam haben, dass er vom Gott Apollon mit Pfeilen getötet wird. Ein Hauptunterschied ist dabei das Geschlecht des Drachen. Eine Variante erzählt von der Drakaina Delphyne, die das Volk bedroht und dafür von einem erwachsenen Apollon getötet wird. Ähnlich wird in manchen Versionen auch über den männlichen Python erzählt, nach anderen Quellen jedoch tötet Apollon ihn, da der Drache seine Mutter Leto angegriffen hatte oder um selbst die Kontrolle über das Orakel von Delphi zu erlangen, das der Drache bewacht[1].
Die älteste Version der Sage stammt aus dem Homerischen Hymnos an Apollon. Der Abschnitt über Python soll ca. 590 v.Chr. geschrieben worden sein[2]. Hier wird die Kreatur als Drakaina (weiblicher Drache) beschrieben und heißt Delphyne. Sie soll einst Typhon großgezogen haben. In dieser Version ist Apollon auf der Suche nach einem Ort für sein Orakel und entscheidet sich für Delphi. Doch als der Tempel fertiggestellt ist, trifft er auf eine Drakaina, die sich von den Schafen der Anwohner ernährt. Mit seinen giftigen Pfeilen tötet er die Kreatur. Der verrottende Leichnam der Schlange gibt dem Ort seinen Beinamen Pytho (von πυθέσθαι, pythesthai, altgr. für "Verrotten")[3].
Plutarch beschreibt ebenfalls, dass das Orakel von einer Drakaina heimgesucht wurde, die von der wüsten Gegend angelockt wurde[4].
Pseudo-Apollodor erzählt, dass Typhon, als er Zeus' Sehnen stahl, diese in Bärenfell wickelte und in den Korykischen Grotten versteckte. Dann beauftragt er Delphyne, diese zu bewachen[5].
Der Name Python taucht erstmals im 5. Jahrhundert v.Chr. in einem Fragment des Autors Simonides von Keos im Jahr 500 v.Chr. auf, der beschreibt, dass Apollon einhundert Pfeile auf ihn schoss[1]. Die älteste vollständige Version, die einen männlichen Drakon enthält, stammt aus Euripides "Iphigenie bei den Taurern"[6]. Hier bringt Leto ihre beiden Kinder nach Delphi, wo ein Drakon das Orakel bewacht. Eines der Kinder, Apollon, tötet den Drakon, während seine Mutter ihn in den Armen hält. Diese Version scheint jedoch schon älter zu sein, da ein etruskisches Keramik-Fragment aus dem späten 6. Jahrhundert v.Chr. schon Darstellungen einer Frau mit einem Kind im Arm und einer Schlange zu zeigen scheint. Die älteste eindeutige Version ist auf einem Lekythos von 470 - 460 v.Chr. abgebildet[1].
Spätestens zur Zeit Ovids scheinen die beiden Varianten der Geschichte verbunden worden sein, da er beschreibt, wie Apollon als Baby tausend Pfeile auf Python schoss. Python ist bei Ovid gleichzeitig der Wächter des Orakels und verwüstet die Umgebung[7]. In wenigen späten Quellen ist Python sogar der Ursprung des Orakels. So erzählt Lucian in Astrologia, dass ein Drakon der Seherin die Orakelsprüche zuflüstert[8].
Der Kultstein Omphalos soll Pythons Grab markieren[9].
Geschlecht[]
Es ist nicht aus allen Quellen ganz klar, ob Python und Delphyne der gleiche Drache sind. In älteren Legenden hat der Drache, den Apollon tötet, noch keinen Namen[10].
Oft wird Python männlich beschrieben, während Delphyne eindeutig eine weibliche Drakaina ist. Jedoch werden manchmal auch die Wörter Delphyna (weiblich) und Delphynes (männlich) verwendet. Manchmal wird Delphyne laut Johannes von Antiochia auch als Heldin bezeichnet[1]. Apollonius von Rhodos verwendet bewusst die geschlechtsneutrale Namensvariante Delphynen[11]. Dionysios von Alexandria bezeichnet die Kreatur zwar als Drakon in der männlichen Form, verwendet jedoch den Namen Delphyne[12].
Während der männliche Python immer als reine Schlange dargestellt wird, gibt es von Delphyne (die an einer Darstellung zusammen mit einem erwachsenen Apollon erkennbar sein müsste) keine Abbildungen. Bei Pseudo-Apollodor wird sie allerdings als hemither (gr.: Halb-Bestie) beschrieben, was impliziert, dass sie menschliche Merkmale haben könnte[5].
Hintergrund[]
Bereits Strabon erwähnt in seiner Geographica, dass die Pythia, die Priesterin, von der die die Orakelsprüche stammen, auf einem Dreifuß über einer Öffnung im Fels sitzt. Daraus steigen Gase auf, unter deren Einfluss sie ihre Weißssagungen macht[13]. Auch Plutarch erwähnt die Dämpfe, die die Pythia in Trance versetzen[14][15]. Mehrere Studien in den frühen 2000er Jahren deuteten darauf hin, dass es sich bei den Dämpfen um vulkanische Gase wie Ethen handeln könnte[16][17]. Diese Erklärung wurde jedoch angefochten, da keine Beweise für anomale Austritte solcher Gase in der Gegend von Delphi gefunden werden konnten. Außerdem sind hohe Konzentrationen von Ethen thermodynamisch unmöglich, weshalb das Gas nicht für psychedelische Effekte verantwortlich gemacht werden kann[18][19].
Trivia[]
- Apollon, der gegen Python kämpft, ist eine der möglichen Interpretationen des Sternbildes Ophiuchus.
- Python ist der Namensgeber der Eigentlichen Pythons (Python), einer Gattung von Schlangen, und damit indirekt auch der Kladen Pythonidae und Pythonoidea. Der Name wurde 1803 von François Marie Daudin vorgeschlagen[20]. Interessanterweise wurden die realen Pythons von antiken Autoren als "Drakon" (griechisch) bzw. "Draco" (latein) bezeichnet, einem Wort, das auch mythologische Riesenschlangen wie den Charakter Python bezeichnet[21].
In der Populärkultur[]

Diese Darstellung von Ketos scheint Pythons Design in Shin Megami Tensei inspiriert zu haben.
- In der RPG-Serie Shin Megami Tensei ist Python ein Dämon. In den Devil Summoner Spielen erscheint er als Schlange aus Rauch mit einem knöchernen Schädel, während er in Persona eher ein Westlicher Drache ist.
- Im Videospiel God of War wurde Python nach seinem Tod ausgehöhlt und zu einer Maschine umgebaut, mit der man sich durch das Orakel von Delphi bewegen kann.
- In Die Abenteuer des Apollo von Rick Riordan, der Nachfolgereihe von "Percy Jackson" und "Helden des Olymp", ist Python aus dem Tartarus entstiegen und hat sich mit drei wiederauferstandenen römischen Kaisern verbündet. Python hat die Kontrolle über das Orakel von Delphi erlangt und der in einen sterblichen Teenager verwandelte Gott Apollo muss die Orakel befreien und sich Python entgegenstellen.
- Im Videospiel Yo-kai Watch gibt es ein Yo-kai namens Mython, das an einen Östlichen Drachen erinnert. Der Name ist ein Wortspiel aus "My way" (en. für Meine Art und Weise) und "Python". Im japanischen Original ist der Name hingegen Oreryū (jap. おれリュウ), ein Wortspiel auf Ore ryū (jap. 俺流, Auf meine Art und Weise), dessen letztes Kanji identisch zu Ryū (jap. 竜, Drache) ausgesprochen wird.
- Apollon ist der Namensgeber des Bakugan Apollonir.
- In der Graphic Novel Mythen der Antike: Apollon wird unter anderen der Kampf zwischen Apollon und Python behandelt. Python wird in der Graphic Novel als geflügelter Schlangendrache dargestellt.
Einzelnachweise[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
- ↑ M.L. West (2003), Homeric Hymns, Homeric Apocrypha, Lives of Homer, Loeb Classical Library, ISBN 9780674996069
- ↑ Ὁμηρικοὶ ὕμνοι (Homērikoì húmnoi), ca. 590 v.Chr.
- ↑ Plutarchos (1. oder 2. Jahrhundert), Moralia
- ↑ 5,0 5,1 Pseudo-Apollodor (1. Jahrhundert), Βιβλιοθήκη (Bibliothēkē)
- ↑ Euripides (ca. 414 - 412 v.Chr.), Ἰφιγένεια ἐν Ταύροις (Iphigeneia en Taurois)
- ↑ Publius Ovidius Naso (ca. 1 - 8 n.Chr.), Metamorphoses
- ↑ Lukian von Samosata (2. Jahrhundert), Περὶ τῆς Ἀστρολογίας (lat.: De Astrologia)
- ↑ Marcus Terentius Varro (1. Jahrhundert v.Chr.), De lingua Latina
- ↑ Thomas William Allen (Hrsg.), The Homeric Hymns, 2. Auflage, Oxford University Press, London 1936. Nachdruck: Hakkert, Amsterdam 1980, ISBN 90-256-0820-5
- ↑ Apollonius von Rhodos (3. Jahrhundert v.Chr.), Ἀργοναυτικά (Argonautika)
- ↑ Dionysios Periegetes (124), Περιήγεσις τής οἰκουμένης (Periegesis tes oikumenes)
- ↑ Strabon (1. Jahrhundert), Γεωγραφικά (Geōgraphiká)
- ↑ Plutarchos (2. Jahrhundert), De Pythiae oraculis
- ↑ Leicester B. Holland (1933), The Mantic Mechanism at Delphi, American Journal of Archaeology, 37(2), 201, https://doi.org/10.2307/498438
- ↑ Luigi Piccardi (2000), Active faulting at Delphi, Greece: Seismotectonic remarks and a hypothesis for the geologic environment of a myth, Geology 28(7):651-654, http://dx.doi.org/10.1130/0091-7613(2000)28%3C651:AFADGS%3E2.0.CO;2
- ↑ J. Z. De Boer, J. R. Hale, J. Chanton (2001), New evidence of the geological origins of the ancient Delphic oracle (Greece). Geology 29, 707 - 710 (2001), https://doi.org/10.1038/news010719-10
- ↑ G. Etiope et. al. (2006), The geological links of the ancient Delphic Oracle (Greece): A reappraisal of natural gas occurrence and origin, Geology (2006) 34 (10): 821–824, https://doi.org/10.1130/G22824.1
- ↑ Franco Tassi (2008), Scent of a myth: tectonics, geochemistry and geomythology at Delphi (Greece), Journal of the Geological Society, 165, https://doi.org/10.1144/0016-76492007-055
- ↑ F. M. Daudin (1803), Histoire naturelle, générale et particulière, des reptiles, Band 8, De l'Imprimerie de F. Dufart, urn:oclc:record:867075012
- ↑ Philip J. Senter, Uta Mattox, Eid. E. Haddad (2016), Snake to Monster: Conrad Gessner's Schlangenbuch and the Evolution of the Dragon in the Literature of Natural History, Journal of Folklore Research, Vol. 53, No. 1-4, doi:10.2979/jfolkrese.53.1-4.67