
Ein Puk ist ein Hausdrache der baltischen Folklore, der in Estland, Lettland, Litauen bekannt ist. In Estland heißen sie Pukje, Pisuhand, Tulihand oder Puuk, in Lettland Pūķis bzw. Puhkis, in Litauen Pukys oder Kaukas, und in Deutschland Puk, Puks oder Puck[1]. In manchen slawischen Sprachen sind sie als Krukis bekannt[2]. Sie ähneln dem Gluhschwanz oder Drak der deutschen Folklore.
Beschreibung[]
Äußerlich ist der Puk ein schlangenartiger, vierbeiniger Drache, der nach manchen Beschreibungen auch Flügel hat. Manchmal wird er auch mit einem feurigen Schwanz wie der Gluhschwanz beschrieben. Jedoch kann er auch seine Gestalt verändern und z.B. als Kobold oder Katze erscheinen[1][3].
Als Hausdrache beschützt der Puk Haus- und Nutztiere[2] und sieht den Hausherren als seinen Meister an. Außerdem bringt der Puk den Bewohnern "seines" Hauses Glück. Jedoch kann ein Puk auch Probleme bereiten, da sie die Schätze, die sie ihren Menschen bringen, oft von Nachbarn stehlen[1]. Man unterscheidet zwischen Korn- und Gelddrachen, je nachdem, welche Art von Reichtum sie bringen.
In Litauen werden die Kaukas als Beschützer von Schmieden und Hüter von Schätzen angesehen[2][1].
In Lettland kann Pūķis neben einem Wohlstand bringenden Hausdrachen auch einen klassischen Märchendrachen, der Prinzessinnen bewacht, bezeichnen[4].
Sagen von Geld- und Korndrachen[]
Eine lettische Sage erzählt von einem Bauernwirt, der sich in Riga einen Korndrachen kaufte. Der Händler gab ihm einen zugebundenen Sack und wieß ihn an, diesen ungeöffnet nach Hause zu bringen und dort in seinen Kornkasten zu leeren. Doch der Bauer war neugierig und sah unterwegs in den Sack, wo er nur ein Stück Schnur fand. Wütend warf er die Schnur in den Straßengraben. Als er später wieder nach Riga kam, schimpfte er mit dem Verkäufer, doch dieser riet ihm, die Schnur zu suchen und nach Hause zu bringen. Tatsächlich fand er in dem Graben große Mengen an Mehl und Korn, und als er schließlich die Schnur fand, warf er sie in den Kornkasten zuhause. Von da an flog der Puhkis jede Nacht in Gestalt eines feurigen Drachen aus und stahl Mehl, Korn und andere Lebensmittel von den umliegenden Bauern, so dass der Wirt jeden Tag reicher wurde[5].
Laut einer anderen lettischen Sage hatte ein Wirt zwei Drachen, von denen einer Geld, der andere Korn brachte. Im Gegenzug gab der Wirt den Drachen immer das beste Stück von jeder Mahlzeit und jedem Brot. Doch eines Tages hatte ein Knecht bemerkt, dass der Wirt immer Essen in den Dachboden brachte, und ging in Abwesenheit des Wirtes selbst dort hoch. Er fand eine Schüssel Kohlsuppe vor, die er mit Appetit verschlang, bevor er in die Schüssel spuckte. Als die Drachen abends zurückkehrten und die leere, beschmutzte Schüssel sahen, setzten sie den ganzen Hof in Flammen[5].
Eine dritte Sage aus Lettland erzählt von einem Bauern, der viele Drachen im Dienst hatte und diese sogar verkaufte. Eines Tages kauften ihm drei Wirte aus der Nachbargemeinde je einen Drachen für einen Silberrubel ab. Die drei Silberrubel warf er dann in den Ofen, um ihnen zu zeigen, dass die Münzen nicht schmelzen würden. Entsetzt davon ließen zwei der Wirte ihre Drachen zurück, doch der dritte beschloss, dass irdischer Reichtum die ewige Verdammnis im Jenseits wert war, selbst wenn ihm eine Fichte durchs Herz wachsen würde. Er nahm den Drachen nach Hause und wurde ein reicher Mann, doch nach seiner Beerdigung wuchs eine Fichte aus seinem Grab[5].
Ähnliche Geister[]
Fließend ist der Übergang, vor allem im Namen, zu anderen Hausgeistern. Bereits erwähnt wurden Hausdrachen wie der Korndrache, Gluhschwanz oder Plón. Jedoch bezeichnet der Name "Puk" oder Variationen davon in vielen Sprachen Hausgeister oder andere Feenwesen, die nicht als Drachen dargestellt werden, z.B. niedersächsisch, friesländisch, norwegisch oder englisch Puk, keltisch Púca, schwedisch Pocker oder isländisch Púki oder Púkinn. Einige Variationen davon wurden auch mit dem christlichen Teufel gleichgesetzt. Ein sehr bekanntes Beispiel ist auch der Charakter Puck aus Shakespeares Sommernachtstraum, welcher ein schelmischer Elf oder Kobold ist und den Menschen Streiche spielt[6][7].
Der Name leitet sich vom protogermanischen pūkô ab, das so viel wie "Geist" bedeutet[8].
Glück bringende Hausgeister in Gestalt von Schlangen waren bereits in der griechischen Antike bekannt, wo sie Agathos Daimon genannt wurden. In den baltischen Ländern war der Glaube an derartige Hausschlangen auch noch verbreitet, als der deutschsprachige Raum bereits christianisiert war[9]. So berichtet z.B. Adam von Bremen in seiner Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum (11. Jahrhundert), dass in Estland Drachen angebetet und diesen Menschenopfer dargebracht werden[10]. Hierbei handelt es sich vermutlich um eine stark exotisierte und ausgeschmückte Darstellung, da Vorstellungen von Menschenopfern an Drachen in der christlichen Literatur häufig vorkommen und er im gleichen Atemzug auch das mythische Land der Amazonen nahe Estland verortet[11].
In der Populärkultur[]
- Im Videospiel Day of the Ancients gibt es eine Heldin namens Puck, die ein Feendrache ist. Diese könnte allerdings auch nach dem Charakter Puck aus Shakespeares Sommernachtstraum benannt sein.
- In Kārlis Skalbes Kunstmärchen Pasaku pūķis kommt ein Märchendrache (lv.: pūķis) vor, der Elemente klassischer Drachen und der Hausdrachen in sich vereint[4].
Siehe auch[]
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Carol Rose (2000), Giants, Monsters, & Dragons, W. W. Norton & Company, ISBN 978-0393322118
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Patricia Turner & Charles Coulter (2001), Dictionary of Ancient Deities, Oxford University Press, ISBN 978-0195145045
- ↑ 16. Dråk, kobold. in Adalbert Kuhn, W. Schwartz (1848), Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen, Brockhaus
- ↑ 4,0 4,1 Aija Janelsiņa-Priedīte (1986), Das Weltbild des Märchendrachen in Kārlis Skalbes Märchen ‘Pasaku pūķis’—Folklore im Kunstmärchen, Journal of Baltic Studies, Vol. XVII, No. 1, S. 5-11, https://doi.org/10.1080/01629778500000321
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Von Geld- und Korndrachen in Victor von Andrejanoff (1895), Lettische Märchen, Books on Demand (2013), S. 44-46, ISBN 9783843027137
- ↑ 499. Die Wolterkens in Karl Müllenhoff (1845), Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Schwerssche Buchhandlung, S. 336–338
- ↑ 17. Klabåtersmänneken oder Pûkse in Adalbert Kuhn, W. Schwartz (1848), Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche, Brockhaus, S. 15
- ↑ Reconstruction:Proto-Germanic/pūkô, Wiktionary
- ↑ Yvonne Luven (2001), Der Kult der Hausschlange. Eine Studie zur Religionsgeschichte der Letten u. Litauer, Böhlau, ISBN 9783412103002
- ↑ Adam von Bremen (ca. 1070 - 1076), Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum, Wilhelm Besser's Verlagsbuchhandlung (1850), S. 202
- ↑ Helmut Brall-Tuchel (2006), Drachen und Drachenkämpfe in Geschichtsschreibung, Legende und Roman des Mittelalters, Saeculum, Band 57, Ausgabe 2, ISSN 2194-4075, https://doi.org/10.7788/saeculum.2006.57.2.213