Der Pollard Brawn (auch Pollard Worm) ist ein Monster, das in Durham in England gelebt haben soll. Meist wird er als Eber beschrieben, manchmal aber auch als Drache.
Sage[]
Vor langer Zeit, als die Gegend um Durham noch großteils bewaldet war, lebte ein riesiger Eber in den Wäldern des Bischofs Auckland. Dieser verheerte die Umgebung und hatte bereits mehrere Ritter getötet, die versuchten, ihn zu erlegen. Deshalb ließ der König verkünden, dass derjenige, der den Kopf des Ebers nach Westminster bringt, eine Belohnung erhält. Auch der Bischof setzte eine reiche Belohnung auf den Kopf des Untiers aus[1].
Ein Mitglied der Familie Pollard ritt deshalb los zum Unterschlupf des Ebers in Etherley Dene. Dort kletterte er auf eine große Buche, die nahe einer Lichtung stand, die der Eber oft durchquerte. Er schüttelte viele reife Bucheckern von dem Baum und wartete auf seinen Gegner. Als der Eber die Bucheckern sah, begann er sofort, sie gierig zu verschlingen. Nachdem er sie alle gefressen hatte, wurde der Eber träge und langsam. Darauf hatte Pollard gewartet, und er sprang aus seinem Versteck hervor, um gegen den Eber zu kämpfen[1].
Der Kampf dauerte den Großteil der Nacht, doch bei Sonnenaufgang schnitt Pollard den Kopf des leblosen Ebers ab, entfernte dessen Zunge und steckte sie in seine Tasche. Dann legte er sich erschöpft unter die Birke und schlief ein. Als er erwachte und den Kopf zum König bringen wollte, konnte er diesen nicht mehr finden. Enttäuscht ritt er zurück ins Schloss von Auckland, wo er die Geschichte erzählen und die Zunge und den geköpften Eber als Beweis erbringen wollte[1].
Als er am Schloss ankam, saß der Bischof gerade beim Essen. Dennoch versprach er Pollard so viel Land als Belohnung, wie er innerhalb der Zeit des Abendessens durchreiten konnte. Zu müde, um große Ländereien zu durchqueren, ritt er nur um das Schloss selbst. Doch der Bischof konnte ihm unmöglich sein Schloss schenken, und so versprach er ihm große Reichtümer und einen Herrschaftssitz im Ausgleich, der noch heute der Familie Pollard gehört. Doch der Besitzer dieses Anwesens müsse jedem Bischof von Durham, wenn dieser erstmals ins Schloss Auckland kommt, ein Falchion präsentieren, das an das Ereignis erinnert[1].
Inzwischen war der Dieb des Eberkopfes, der Herr von Mitford Castle, bereits auf dem Weg nach London. Dort erhielt er die Belohnung des Königs, die Pollard selbst nach dem Vorzeigen der Zunge verwehrt blieb[1].
Ähnliche Sagen[]
Obwohl die Sage in den meisten Versionen von einem Eber handelt, hat sie viele Gemeinsamkeiten mit manchen Drachensagen. So schneiden z.B. auch Tristan, Georgic, Der Hirt und die Riesen oder Wolfdietrich die Zungen ihrer Drachen heraus, um damit zu beweisen, dass sie die wahren Drachentöter sind. Anders als der Herr von Mitford Castle werden die falschen Drachentöter in diesen Sagen aber wirklich enttarnt. In der jukagirischen Sage über den Meeresgeist kommt ebenfalls ein falscher Monstertöter vor, jedoch geht es hier um einen Meeresgeist anstatt eines Drachens.
Die Tradition mit dem Falchion kommt auch in der Sage vom Sockburn Worm vor.