Drachen Wiki

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Plon Sorbischer Drache

Der Plón (niedersorbisch für Drache, obersorbisch zmij[1], auch Drack oder Drock[2]) ist ein Hausgeist der sorbischen Mythologie.

Beschreibung[]

Ähnlich anderen Hausdrachen wie dem niederdeutschen Gluhschwanz oder dem lettischen Puk bringt der Plón unverhofft Reichtum oder Nahrung ins Haus. Im Austausch verlangt er jedoch, dass man ihn mit gesüßtem Hirsebrei oder anderer Nahrung füttert[2][3]. Je nachdem, was der Drache bringt, wird manchmal zwischen Getreidedrachen (žitny zmij), Milchdrachen (mlokowy zmij) und Gelddrachen (pjenježny zmij) unterschieden[3][4]. Diese lassen sich farblich unterscheiden, da Drachen mit Korn bläulich erscheinen, mit Geld aber hell scheinen[2].

Wenn sich ein Gelddrache bei einem Menschen einschleicht, findet man zunächst eine kleine Münze. Sammelt man diese auf, findet man am nächsten Tag eine doppelt so wertvolle Münze. So steigert sich der Wert, bis man einen Speciestaler findet. Nimmt man auch diesen, erhält man am nächsten Tag einen Hecktaler und hat von da an einen Gelddrachen, den man mit Milchhirse und Fleisch füttern und mit freundlichen Worten schmeicheln muss[1]. Die Vermehrung des Geldes erinnert an Drachensagen wie von Ragnar loðbrók oder dem Lagarfljótwurm.

Meist lebt der Plón hinter dem Ofen, manchmal aber auch in einem Gefäß verborgen. Anstatt bei Menschen zu leben, kann ein Gelddrache aber auch unterirdisch verborgene Schätze hüten. Orte, an denen solche vergraben sind, können durch das Feuer des Drachen erkannt werden[3].

Ein Plón kann theoretisch verkauft werden. So soll ein reicher Bauer aus Bad Muskau einst einen Plón verkauft haben, dem Käufer stattdessen aber nur einen Sack voll Sand gegeben haben[5].

Der Plón wird meist als feurige Schlange, die blitzschnell über den Himmel fliegt, beschrieben[3]. Manchmal wird er aber auch als "altes Kalb" beschrieben[6][7] oder erscheint in Gestalt anderer Tiere wie Hühner[5] oder Ferkel[8].

Sagen[]

Der hungrige Plón[]

Laut einer Sage hatte einst ein Plón einem Bauern viel Geld herbeigeschafft, doch nun wollte er den Drachen loswerden. Zu diesem Zweck hängte er einen Strumpf auf, welchen er unten aufgeschnitten hatte, und sagte zum Plón: "Perej njekrynjoš nic jěsć, až budžoś tu strumpu pełnu penjez nanosić", was so viel bedeutet wie: "Eher kriegst nichts zu essen, als bis Du den Strumpf voll Geld wirst tragen[5]."

Da es dem Plón nicht gelang, den Strumpf zu füllen, verschwand er vor Hunger vom Hof des Bauern. Das Geld des Bauern jedoch wurde zu Pferdemist, mit Ausnahme des Geldes, das er anderen geliehen hatte[5].

Der Plón bei Schleife[]

1817 wurde ein Plón gesehen, der über Schleife flog. Das Tier war nur so groß wie ein Huhn, erleuchtete aber das ganze Dorf. Als jedoch jemand rief "Plón! Plón!" wurde es immer kleiner, bis es verschwand[9].

Der Plón als Huhn[]

Einst soll in Schleife ein Bauer den Plón gehabt haben. Als er "abbrannte", kam am nächsten Tag ein fremdes Hühnchen zum Gemeindevorsteher Noack und ließ sich nicht mehr vertreiben. Die Leute hielten das Huhn für den Plón, und so wollte ein Mann aus einem anderen Dorf es fangen, was ihm aber nicht gelang[5].

Der Plón als Baumstamm[]

Ein Mann namens Hanko ging um Mitternacht von Halbendorf nach Schleife. Kurz vor seinem Ziel hörte er hinter sich ein peitschendes Geräusch und sah ein helles Licht. Er sprach: "Ty zaklety plon, co som ja tebi winowaty", was so viel bedeutet wie: "Du verfluchter Drache, was bin ich Dir schuldig?"[10]

Daraufhin erschien vor ihm auf der Straße ein glühender Baumstamm und erschrak den Mann. Der Baumstamm stieg in den Himmel auf bis er nur noch ein Lichtpunkt war und verschwand[10].

Der Plón als Hüter[]

"In Graustein (Syik) war ein reicher Wirth, der hatte den Plon. Und in des Wirthes Garten ging ein Kuhjunge und stieg auf einen Pflaumenbaum. Da sielte sich unten ein Plon wie ein grosser schwarzer Klumpen um den Baum. Pflaumen hatte der Junge schon im Magen, aber in der Tasche noch keine. Wie er so pflückte, kam der Wirth, denn der Plon hatte ihn schon geweckt, und nun musste der Junge »Reissaus« nehmen."
―Willibald von Schulenburg: Wendisches Volksthum in Sage und Sitte[11]

Der Plon als Ferkel[]

In Burg bei Burghammer erschien einst ein Plón in Gestalt eines Ferkels und wurde von einem Schäfer beobachtet[8].

Der Drache von Drachhausen[]

Wappen Drachhausen

Hauptartikel: Drache von Drachhausen

Die Gemeinde Drachhausen trägt einen Drachen im Wappen, der einst einem Bauern regelmäßig Gold gebracht haben soll. Doch als dessen Frau einmal den für den Drachen bestimmten Hirsebrei verbrannte, wurde der Drache wütend und griff den Hof des Bauern und die Kirche an[12].

Der Drache[]

Früher war es Brauch, dass die Frauen mittags früher von den Feldern gingen, um das Mittagessen vorzubereiten. Eine Frau aber ging immer erst kurz vor Mittag. Dennoch stand das Essen immer schon fertig auf dem Tisch, wenn die andere kamen. Um dies zu bewerkstelligen hatte sie auf dem Dachboden einen Drachen in einer Tonne. Zu diesem ging sie mit einer großen Schüssel und sprach[6]:

"Küllexe[13] man, Hänseken, külexe, Backebirnen und Klösse"
―Willibald von Schulenburg: Wendisches Volksthum in Sage und Sitte[6]

Die Menschen wunderten sich natürlich, und so wurde sie eines Tages von einem Knecht beobachtet. Dieser erzählte der Magd davon, und beide weigerten sich, zu Essen. Als die Frau sie darauf ansprach, sprach die Magd: "Was Euch das alte bunte Kalb kulixt, das werden wir nicht essen." Doch als sie danach in die Küche ging, saß der Drache im Schornstein auf einer Räucherstange und beschiss die Magd von oben bis unten, wodurch sie ganz blau wurde. Daher kommt das Sprichwort: "Du siehst aus wie vom Drachen beschissen."[6]

Diese Sage ist vergleichbar mit einer Sage vom Drak aus Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, in der eine Bäuerin immer Kükensuppe machte, bis ein Knecht sie dabei ertappte, dass es sich bei den "Küken" in Wahrheit um vom Drak gebrachte Frösche handelte[14].

Der böse Drachen[]

Als es einmal eine Magd ärgerte, den Drachen (Drack) füttern zu müssen, gab sie ihm den Hirsebrei zu heiß. Der Drache wurde daraufhin böse und erzählte es der Wirtin. Tagelang musste der Drache danach mit kühler Milch gefüttert werden[7].

Lindwurm von Zilmsdorf[]

Hauptartikel: Lindwurm von Zilmsdorf

Viele Sagen erzählen von Drachen und Lindwürmern in Zilmsdorf. Ein solcher stahl regelmäßig Geld und begrub es tief in den Wäldern hinter der Forstner Heide. Doch ein Exorzist konnte ihn mehrmals bis zum Morgen aufhalten, woraufhin der Hahnenschrei ihn dazu brachte, sein Geld fallen zu lassen[15].

In der Populärkultur[]

  • Der Film Zmij – Der Drache erzählt vom Leben der Sorben zur Zeit des Nationalsozialismus und nutzt das Drachenmärchen dabei als Metapher.
  • Im Spreewaldkrimi: Tödliche Heimkehr spielt der Plón eine Rolle als Glücksbringer.

Trivia[]

  • Der Birnbaum wird in sorbisch auch płońc oder płonica genannt, der wilde Apfelbaum płojnc[16]. Sie dazu den Artikel Drachenbäume.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 Karl Haupt (1862), Sagenbuch der Lausitz, Band 1, Engelmann, S. 73
  2. 2,0 2,1 2,2 Der Plon in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Der Drache in der Lausitz in Johann Georg Theodor Grässe (1874), Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2, S. 196-197, Schönfeld
  4. Hans-Christian Trepte (2021), „Hic sunt dracones“ – Der Drache als ein schlangenartiges Mischwesen in ausgewählten slawischen Kulturen und Literaturen, Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e.V.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Der hungrige Plon in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Der Drache in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  7. 7,0 7,1 Der böse Drachen in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  8. 8,0 8,1 Der Plon als Ferkel in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  9. [Der Plon bei Schleife http://www.zeno.org/nid/20007915195] in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  10. 10,0 10,1 Der Plon als Baumstamm in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  11. Der Plon als Hüter in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
  12. Festschrift Geschichte und Geschichten eines Dorfes
  13. Külexen oder kolxen bedeutet so viel wie "sich übergeben".
  14. 336. Vom Drachen in Karl Bartsch (1879), Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Band 1, W. Braumüller
  15. Der Lindwurm (waka, palowaka) in Karl Haupt (1862), Sagenbuch der Lausitz, Band 1, Engelmann, S. 74
  16. Der Birnbaum in Willibald von Schulenburg (1847), Wendisches Volksthum in Sage und Sitte, CreateSpace (2013), ISBN 978-1492755074
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