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Piasa-Bird-Alton-IL

Das heutige Gemälde in Alton, 20. Jahrhundert

Piasa (auch "Piasua" oder "Piasa Bird") ist der Name, mit dem in kolonialen Berichten die Darstellung eines Fabelwesens über dem Mississippi River bezeichnet wird.

Allgemein[]

Die ursprüngliche Darstellung des Piasa befand sich auf einem Kalksteinfelsen über dem Mississippi in Madison County, Illinois. Diese Darstellung existiert heute jedoch nicht mehr. 1924 wurde ein neues Gemälde angefertigt, das auf Zeichnungen und Litographien der alten Illustration basiert. Dieses befindet sich in Alton, Illinois, mehrere hundert Meter stromaufwärts von der ursprünglichen Abbildung aus. Das Gemälde muss regelmäßig restauriert werden[1]. Auch im 19. Jahrhundert scheint es zeitweise ein oder mehrere Gemälde nahe Alton gegeben zu haben[2].

Geschichte[]

Das ursprüngliche Gemälde wurde in vorkolonialer Zeit angelegt, möglicherweise von Angehörigen der Mississippi-Kultur. Erstmals schriftlich erwähnt wird es 1673 vom Missionar Jacques Marquette. Er erzählt von zwei Monstern, welche auf die Felsen gemalt waren und die Kolonialisten zunächst erschraken. Marquette beschreibt die Kreaturen so groß wie ein Kalb, mit einem Geweih wie ein Hirsch, roten Augen in einem schrecklichen, menschenartigen Gesicht und einen Bart wie ein Tiger. Um den geschuppten Körper ist ein langer Schwanz gewunden, der komplett herumreicht und in einem Fischschwanz endet. Die Bilder sollen so gut gemalt gewesen sein, dass der Missionar nicht glauben konnte, dass sie von einem "Wilden" gemalt wurden. Marquette fügte seiner Beschreibung eine grobe Skizze des Gemäldes bei[3]. Zuvor hatten Angehörige der Menominee Marquette gewarnt, dass der Fluss voller schrecklier Monster sei, die Menschen und Kanus verschlingen[4].

1682-French-map-showing-piasa

Franquelins Darstellung von 1682

Basierend auf Beschreibungen von Louis Jolliet, einem Begleiter Marquettes, erstellte der französische Kartograph Jean-Baptiste-Louis Franquelin im Jahr 1682 eine Karte des Mississippi, der er eine Zeichnung eines Mishipeshu beifügte. Wie in Marquettes Beschreibung war auch diese Darstellung flügellos[5]. 1698 befuhr Jean-François Buisson de Saint-Cosme den Mississippi, konnte an der beschriebenen Stelle jedoch kein entsprechendes Gemälde mehr finden, da es bis zur Unkenntlichkeit verwittert war[6].

Der Piasa Felsen bei Alton in Illinois

Illustration von Henry Lewis, 1839

Auf einer Karte aus dem Jahr 1778 wird der Ort, an dem sich das Gemälde befunden haben soll, als "PIASAS" bezeichnet[7]. Dies ist die erste überlieferte Verwendung des Wortes. Amos Stoddard bezeichnete das Gemälde 1812 als Piesa[8] und Abner Dumont Jones 1838 als Piasua[9]. Interessanterweise soll das Gemälde laut Stoddard noch immer existieren[8], was bedeuten würde, dass es seit den früheren Sichtungen im 17. Jahrhundert restauriert wurde[2].

Als "Piasa Bird" wurde das Gemälde erstmals 1836 von John Russell bezeichnet, in seinem Artikel "The Tradition of The Piasa". Laut Russell war "Piasa" der Name eines nahe gelegenen Flusses in der Sprache der Illinois und bedeutet "Der Vogel, der Menschen verschlingt". Russell erzählt, dass die Kreatur die indigenen Dörfer angriff und die Menschen dort verschlang, nachdem die Leichen des Krieges sie auf den Geschmack von Menschenfleisch gebracht haben. Laut ihm soll der Vogel schließlich durch Häuptling Ouatoga getötet worden sein, indem er sich als Köder anbot. als der Vogel auf ihn zuflog, wurde er von Ouatogas Kriegern mit giftigen Pfeilen getötet[10][11]. William McAdam gibt jedoch an, dass Russell ihm gegenüber zugegeben habe, die ganze Geschichte erfunden zu haben[12], und Russel selbst veröffentlichte 1847 eine ganz andere Version der Geschichte, bevor er 1848 die ursprüngliche Version erneut veröffentlichte. Dennoch erwieß sich Russels Geschichte als äußerst einflussreich, und künftige Beschreibungen bezogen sich fast immer darauf, z.B. indem sie die Kreatur geflügelt darstellen[2].

Interpretation[]

Agawa Rock, panel VIII

Darstellung eines Mishipeshu neben anderen Fabelwesen in einer Höhlenmalerei im Lake Superior Provincial Park, Ontario, Canada

Die moderne Forschung sieht das Gemälde als eine Darstellung eines so genannten Unterwasser-Panthers (oj.: Mishipeshu bzw. Mishibijiw, Großer Luchs). Der Name hingegen soll auf das Wort Payiihsa zurückgehen, das in der Folklore verschiedener Algonkin-Kulturen feenartige Wesen bezeichnet und als pai'ssa in den Schriften früher Kolonialisten vorkam. Vermutlich vermischten frühe europäische Autoren die Legenden der Payiihsa mit den Darstellungen von Unterwasser-Panthern[13].

Duane Esarey und Vincas Steponaitis haben in einer Geschichte um den Kulturheros Wisakatchekwa (oder Wiihsakacaakwa) Parallelen zu der von Russell erzählten Geschichte gefunden[13]. Die Geschichte, erzählt von Ta-wah-quah-ke-non-guah (auch George Washington Finley, United Peoria and Miami Tribe), beschreibt wie Wisakatchekwa zusammen mit einem Franzosen reist. Wisakatchekwa singt laut und unbeschwert, was den Franzosen entsetzt, da er weiß, dass sie in der Nähe des Heims des Menschenfressers Manitu sind. Doch Wisakatchekwa hört nicht auf ihn, und ihr Boot wird in die Höhle des Manitu gesaugt, wo sie viele Menschen sehen, die von Manitu gefressen werden. Wisakatchekwa hat keine Angst und verhält sich, als wäre er noch in der Handelsstation. Als Manitu sich schlafen legt, füllt Wisakatchekwa ihn mit Schießpulver und er explodiert. So rettet er die Menschen und übernimmt die Höhle des Manitu als sein Heim[14].

Eines Tages, als er sich gerade sonnt, sieht Wisakatchekwa zwei Personen, die er als die Unterwasserzwerge oder Payiihsa erkennt. Sie beginnen auf ihn zu schießen, doch er hält sie auf und teilt ihnen mit, dass sie den Unterschlupf einfach haben können wenn sie es nur sagen. So ziehen die Payiihsa in die Höhle ein, und man kann dort noch immer ihre Fußspuren sehen[14]. Esarey und Steponaitis identifizierten Russells Häuptling Ouatoga mit Wisakatchekwa, während sein Gegenspieler, der menschenfressende Piasa, eine Kombination aus dem Menschenfresser Manitu und den Payiihsa[13].

Die Assoziation des Piasa mit Drachen stammt vermutlich aus der Ähnlichkeit der geflügelten Darstellungen, die seit Russells Bericht verbreitet sind, mit Westlichen Drachen. Auch unabhängig davon wurden Drachen jedoch aufgrund oberflächlicher Ähnlichkeiten schon mit Unterwasserpanthern verwechselt. Dies zeigt sich z.B. darin, dass viele Algonkin-Personen, die im 18. und 19. Jahrhundert von Europäern Schusswaffen kauften, solche mit Messingbeschlägen bevorzugten, die Drachen darstellten, da sie diese für Unterwasserpanther hielten[15]. Der Historiker Wayne C. Temple glaubt auch, in Marquettes ursprünglicher Beschreibung, der schon häufiger vorgeworfen wurde, fantasievoll ausgeschmückt zu sein, Elemente des französischen Drachen Grand'Goule zu erkennen[2].

Quellen[]

  1. Dr. Karl Shuker (2006), Drachen: Mythologie - Symbolik - Geschichte, Köln Taschen Verlag, ISBN 3-8228-5149-3
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Wayne C. Temple (1956), The Piasa Bird: Fact or Fiction?, Journal of the Illinois State Historical Society, Vol. 49, No. 3, S. 308-327, https://www.jstor.org/stable/40189511
  3. Jacques Marquette (1673), Journal in Allan Greer (2019), The Jesuit Relations: Natives and Missionaries in Seventeenth-Century North America, Bedford, ISBN 978-0312167073
  4. Reuben Gold Thwaites (1900), The Jesuit Relations and Allied Documents, Vol. 59, Burrows, S. 97
  5. Jean Baptiste Louis Franquelin, Louis Joliet (1682), The Mississippi, https://www.loc.gov/item/2002626428/
  6. John Gilmary Shea (1861), Early Voyages Up and Down the Mississippi, J. Munsell (1902), S. 68-69
  7. Thomas Hutchins (1778), A new map of the western parts of Virginia, Pennsylvania, Maryland and North Carolina; comprehending the river Ohio, and all the rivers, which fall into it; part of the river Mississippi, the whole of the Illinois River, Lake Erie; part of the lakes Huron, Michigan &c. and all the country bordering on these lakes and rivers., https://lccn.loc.gov/74696155
  8. 8,0 8,1 Amos Stoddard (1812), Sketches, Historical and Descriptive, of Louisiana, Mathew Carey, S. 17
  9. Abner Dumont Jones (1838), Illinois and the West: With a Township Map, Containing the Latest Surveys and Improvements, Palala Press (2016), ISBN 978-1355370420
  10. John Russell (1836), The Legend of the Piasa, Central States Archaeological Journal Vol. 33, No. 4,ILLINOIS STATE ARCHAEOLOGICAL SOCIETY: 50TH ANNIVERSARY ISSUE (OCTOBER, 1986), S. 304-307, https://www.jstor.org/stable/43139666
  11. Brad Steiger (1991), Giant Birds, Beasts, and Human Skeletons of Great Size, Beyond Belief, Scholastic, S. 38–39. ISBN 0-590-44252-X
  12. William McAdams (1887), Records of Ancient Races in the Mississippi Valley, Palala (2016), ISBN 978-1357928223
  13. 13,0 13,1 13,2 Duane Esarey, Vincas Steponaitis, Michael McCafferty, David Costa (2015), Untangling the Piasa's Tale: A Revised Interpretation of Illinois' Most Famous Rock Art, Illinois State Archaeological Survey / East Central Illinois Archaeological Society (ECIAS)
  14. 14,0 14,1 David J. Costa (2005), Miami-Illinois and Shawnee Culture hero and Trickster Stories, S. 303-305
  15. Claudia Roch (2020), Der Unterwasserpanther, Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e.V.