
Schlangendarstellungen in der Kirche Dysert O’Dea
Péisteanna (singular Péist, auch Ollphéist, Ollphéisteanna, selten piast) sind Drachen der christlich-irischen Mythologie.
Etymologie[]
Der Name bedeutet so viel wie "Bestie", "Monster" oder "Wurm" und ist vermutlich vom lateinischen beistia (lat.: Bestie) abgeleitet. In dieser Bedeutung kommt er in vielen Ortsnamen vor, z.B. Poll na bPéist[1].
Herkunft[]
Da Péisteanna häufiger in der kirchlichen Literatur der Iren vorkommen und der Name aus dem lateinischen abgeleitet ist, basieren sie vermutlich eher auf christlichen Drachensagen anstatt auf der keltischen Mythologie. Dennoch könnten auch keltische Elemente wie die Fomori in die Sagen eingeflossen sein[2]. In der Togail Bruidne Dá Derga kommt ein Péist vor, der Elemente der nordischen Midgardschlange und des jüdischen Leviathan kombiniert[1].
Tatsächlich kommen Drachen in keltischen Mythen Irlands, Schottlands und der Isle of Man nicht vor, während der Walisische Drache auf römische Einflüsse zurückgehen dürfte[2].
Fionn mac Cumhaill[]
In vielen Sagen wird der irische Held Fionn mac Cumhaill als Drachentöter dargestellt.
Acallam na Senórach[]
Im Acallam na Senórach erzählt der Held Caeilte dem heiligen Patrick, wie einst Fionn mac Cumhaill und seine Verbündeten, die Fianna, alle Reptilien aus Irland vertreiben wollten. Dabei wird beschrieben, dass ein Péist verschont wurde, da er aus dem vierten Teil des Gehirns von Mesgedhra entstanden war[3].
Mesgedhra ist ein König aus dem Ulster-Zyklus, der von Conall Cernach getötet wurde. Sein Gehirn wurde mit Kalk konserviert und als Kriegstrophäe aufbewahrt. Später wurde es gestohlen und mit einer Schleuder auf den König Conchobar mac Nessa geschossen, in dessen Kopf es letztenldich explodierte. Dabei wurde der mächtige Péist geboren, der die alte Blutsfehde zwischen Leinster und Ulster repräsentierte. In diese wollten die Fianna sich nicht einmischen[3].
The Pursuit of Sliabh Druim[]
Im epischen Gedicht The Pursuit of Sliabh Druim wird beschrieben, wie die Fianna auf der Jagd einem Péist begegnen, der angibt, aus Griechenland gekommen zu sein um die Fianna zu bekämpfen. Fionn stellt sich ihm vor, indem er von anderen Péisteanna erzählt, die er bereits in den Loughs (Seen) Neagh, Cuillean, Erne, Eiach, Lein, Righ, Sileann, Foyle, Eamhuir, Meilge, Sera, Mask, Laeghaire und Lurgan und den Flüssen Shannon und Bann getötet hatte[3][1].
Bruckee[]
Bruckee (ga.: broc sidh, dt.: Dämonen-Dachs) ist der Name eines Péist, der in Rath Blathmaic bei Inchiquin gelebt haben soll. Im frühen 6. Jahrhundert tauchte die Kreatur im See Loch Broicsighe (laut O'Curry heute als Loch-na-Ratha oder Lake Rath bekannt) auf und begann, unter Menschen und Vieh Schaden anzurichten. Die Menschen riefen die Kirche um Hilfe an, und diese rief ein Treffen aus, angeführt von den Heiligen Blathmac, Maeldalna und MacAiblen. An diesem Tag war der Bruckee auf der Jagd nach Rindern und kam so der Versammlung nahe. Die Heiligen ließen die Glocken läuten, und die Menschen unterstützten sie und machten einen großen Lärm. Doch die Kreatur ließ sich davon nicht abschrecken und griff die Gruppe an, so dass die Menschen in alle Richtungen flohen[4].
Und so war es an Mac Creiche, der Kreatur gegenüberzutreten und sie zu fesseln[4]. Dies gelang ihm und er verbannte sie für immer auf den Grund ihres Sees. Dieser Ort ist nach der Kreatur noch heute als Poulnabruckee (Poll na broic sidhe) bekannt[1].
Der irische Folklorist Thomas Westropp glaubte, dass es sich bei dem Bruckee in Wahrheit um einen Bären handelte. Bis zum 15. Jahrhhundert hatte sich die Kreatur in der Vorstellung der Menschen in einen Drachen gewandelt und wird als solcher in MacCreehy's tomb, dem angeblichen Grab von Mac Creiche in der Kirche von Kilmacreehy, dargestellt[1].
Cathach[]
Die Cathach (auch Cata) soll auf der Insel Scattery Island gewütet haben, deren irischer Name bis heute Inis Cathaigh ist. Die älteste dokumentierte Version dieser Legende stammt aus dem Félire Óengusso (Heiligenkalenders des Óengus) (ca. 800), wo nur erwähnt wird Senan of InisCathaig gibbetted Naroch’s foe[5][1]. Die älteste Version, die die Geschichte ganz erzählt, ist die Vita des heiligen Senán mac Geirrcinn, in der die Schlange als immanis bellua oder bestia bezeichnet wird[1].
Der Sage nach soll die Schlange Narach, den Schmied des heiligen Senán, getötet haben, doch Senán belebte ihn wieder. Dann trat er der Schlange gegenüber, die sich mit feurigen Augen und flammendem Atem auf ihn stürzte, Gift spieh und versuchte, ihn zu verschlingen. Doch Senán machte ein Kreuzzeichen und die Schlange brach zusammen. Er kettete sie an und warf sie in den See Loch Dúlocha[1].
Eine Version aus dem Leabhar Mhic Cárthaigh Riabhaigh (ca. 1480) erzählt, wie der Erzengel Raphael Senán erschien und ihm offenbarte, dass Gott ein Monster auf die Insel geschickt hat, damit keine Sünder sie betreten können. Bevor Senán eine Gemeinde auf der Insel begründen kann, müsse das Monster vertrieben werden. Der Engel brachte Senán auf die Insel, und dieser ging zum Versteck des Monsters. Als das Monster sie hörte, stellten sich seine Haare und Borsten auf und es ging los, um die Eindringlinge zu vertreiben. Doch als es Senán angriff, machte dieser ein Kreuzzeichen und es hielt inne. Dann befahl er ihm im Namen der heiligen Dreifaltigkeit, die Insel zu verlassen und niemand mehr zu verletzen. So floh das Monster zum Loch Dúlocha und tat niemandem mehr etwas an. Danach stieß Libern auf Senáns Anweisung seinen Stab in die Erde und erschuf so eine Quelle[6].
Gemäß lokalem Volksglauben verbot Senán dem Drachen, am Tag mehr als eineinhalb Forellen zu fressen[7].
Darstellungen der Sage gibt es in der Kathedrale von Scattery aus dem 15. Jahrhundert, in Kilrush und auf dem so genannten pattern stone aus Scattery, der später nach Kilkee gebracht wurde[1]. Die Vita beschreibt die Kreatur mit einer Pferdemähne, feurigen Augen, zwei Beinen mit eisernen Klauen, einem Bauch wie ein Schmelzofen und dem Schwanz eines Wals[6].

Römisches Mosaik einer Nereide auf einem Seemonster, 3. Jahrhundert
Vermutlich basierend auf einer Übersetzung von Kenneth H. Jackson, der u.a. einen pferdeartigen Kopf und eiserne Nägel am Schwanz der Cathach beschreibt[8], wurde in dem kreationistischen Film "The Great Dinosaur Mystery" (1979) die Idee postuliert, dass sich die Beschreibung aus der Sage auf einen Stegosaurier bezieht[9]. Dabei wird jedoch ignoriert, dass der Rest der Beschreibung nicht auf einen Stegosaurier passt. So wird z.B. beschrieben, dass die Kreatur den Schwanz eines Wals und eine Pferdemähne hat, so groß wie die Insel ist und nur zwei Beine hat. Diese Merkmale werden in dem Film nicht erwähnt. Philip Senter argumentiert, dass die Beschreibung mit der typischen Darstellungsweise von Seemonstern (lat.: Cetus) auf römischen Gemälden in der späten Antike übereinstimmt[10].
Weitere Péisteanna[]
Westropp berichtet noch von einem weiteren Péist, den sein Bekannter Ned Quin im Shandangan Lough bei Corofin gesehen haben soll. Er merkt aber auch an, dass es in Corofin keine Tradition dazu gibt, z.B. im Zusammenhang mit der örtlichen Heiligen Inghean Baoith. Westropp vermutet, dass Quin nur ein grasbewachsenes Stück Torf gesehen hat, das im See trieb[1].
In The Adventures of the Three Sons of Thorailbh, einem Roman aus dem Jahr 1750, kommen weitere Péisteanna vor. Diese heißen Faracat, Fearboc und Fearbach, werden als Drachen und als Kinder der "Alles verschlingenden Sau" bezeichnet. Sie werden von den Helden des Romans besiegt, genau wie ein Monster namens Comyn. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Kreaturen wirklich der lokalen Folklore entstammen[1].
Das Märchen Der dreizehnte Sohn des Königs von Erin erzählt von einem Prinzen, der eine als Urfeist bezeichnete Seeschlange in einer typischen St. Georg-Handlung töten muss. Die Schlange hat hier Regenerationsfähigkeiten ähnlich der Hydra von Lerna oder dem Lambton Worm.
In der Populärkultur[]
- Der Roman Die Schlange von Scattery basiert grob auf der Legende von St. Senán und der Cathach.
Quellen[]
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 Thomas Johnson Westropp (1910), A Folklore Survey of County Clare (Continued), Kapitel 8: Supernatural Animals, Folklore Volume 21, Issue 4, https://doi.org/10.1080/0015587X.1910.9720541
- ↑ 2,0 2,1 An Sionnach Fionn: Na Péisteanna
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Serpents and dragons in Irish mythology
- ↑ 4,0 4,1 Eugene O'Curry (1873), texts On the manners and customs of the ancient Irish, Volume 3, Williams and Norgate
- ↑ Óengus mac Óengobann (ca. 794-808), Félire Óengusso
- ↑ 6,0 6,1 Whitley Stokes (1890), Lives of saints, from the Book of Lismore, Clarendon Press
- ↑ Francis Saunders, Naomh Pátrúin an Cheantair, The Schools' Collection, Mullach, Sráid na Cathrach, roll number 3928, S. 384
- ↑ Kenneth H. Jackson (1971), A Celtic Miscellany, Penguin (2015), ISBN 9780141398853
- ↑ Paul Taylor (1979), The Great Dinosaur Mystery (Film), Eden Films
- ↑ Philip J. Senter (2013), The McStegosaur myth: creationists' claim that live stegosaurs roamed medieval Ireland is unfounded, Skeptic, Vol. 18, Issue 1