Die Otternlinde bei Wurzach ist eine Sage aus Bad Wurzach in Baden-Württemberg.
Sage[]
Die Sage erzählt von einer alten Linde, die auf einer Erhöhung namens "Siechenberg" oder "Leprosenberg" steht. Laut einer Tafel, die am Stamm angebracht wurde, lebte vor langer Zeit bei dem Baum ein Untier, halb Drache, halb Schlange. Kurz nachdem der fliegende Drache sich niedergelassen hatte, erzeugte er mit seinem Atem eine tödliche Seuche, die sich in der Umgebung ausbreitete[1].
Die Menschen versuchten, mit Gebeten und Wallfahrten das Unheil von sich abzuwenden, doch nichts half. Da zog ein Geistlicher mit einer Prozession auf den Siechenberg und beschwor den Drachen, zu verschwinden. Unter Zuckungen und Windungen kroch das Tier vom Baum und sank in den Boden, wo eine Spur zurückblieb. Man brachte an dem Baum ein Kruzifix an, um das Untier davon abzuhalten, zurückzukehren[1].
Hintergrund[]
Die Assoziation zwischen Drachen und Linden stammt vermutlich aus der Volksetymologie, die den Lindwurm mit dem Lindenbaum assoziiert. Weitere Beispiele sind der Farum Lindorm, Der Stock im Weg und Fafnir, nach dessen Tod ein Lindenblatt auf Siegfrieds Schulter fällt.
Der Literaturhistoriker Ludwig Laistner vermutete, dass die in der Sage erwähnte Spur des Drachen in Wirklichkeit durch einen Blitzeinschlag entstanden sei. Diese Assoziation zwischen Schlangen bzw. Drachen und Gewittern sei auch in der Sage Abt Hugo bannet Schlangen zu erkennen. Außerdem verweist er auf eine Assoziation zwischen Nebel und Seuchen, und dass Nebel oft als Schlange dargestellt wird[2].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 Die Otternlinde bei Wurzach in Anton Birlinger (1861), Sagen, Märchen, Volksaberglauben: Volksthümliches aus Schwaben, Band 1, CreateSpace Independent Publishing Platform (2013), ISBN 978-1482325782
- ↑ Ludwig Laistner (1879), Nebelsagen, Spemann, S. 71-106