Drachen Wiki
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Nidhogg

Darstellung aus der "Edda oblongata" (1680)

Nidhöggr (Niðhǫggr, dt. der hasserfüllt Schlagende) ist in der nordischen Mythologie der Drache, der bei der Quelle Hvergelmir in Niflheim an der Wurzel der Weltesche Yggdrasil nagt.

Allgemein[]

Das Grímnismál, ein Lied der Lieder-Edda, listet Nidhöggr als eines der Tiere am Weltenbaum Yggdrasil. Er sitzt an der Wurzel des Baumes und nagt daran. Das Eichhörnchen Ratatöskr überbringt ihm die Worte des Adlers, der in der Krone des Baumes sitzt[1].

Die Snorra-Edda beschreibt ihn ebenso, ergänzt jedoch noch, dass Nidhöggr in Gesellschaft vieler anderer Schlangen an der Quelle Hvergelmir lebt. Diese befindet sich in Niflheim unter der dritten Wurzel von Yggdrasil. Außerdem beschreibt Snorri, dass die Botschaften, die Ratatöskr Nidhöggr überbringt, Beleidigungen sind. Nidhöggr teilt dem Eichhörnchen widerum Schmähungen für den Adler mit[2].

Die Völuspá erwähnt Nidhöggr nicht am Weltenbaum, sondern bei der Beschreibung der Endzeit Ragnarök. Hier gelangen Mörder, Eid- und Ehebrecher vom Totenstrand Nastrand zu einem Saal, wo Nidhöggr ihr Blut trinkt. Dann trägt er die Leichen auf seinen Flügeln über das Gebirge Nidarfjöll und sinkt mit ihnen hinab. Es bleibt offen, wohin er fliegt[3]. In der Völuspá wird Nidhöggr sowohl als nadr (altnord.: Schlange) als auch dreki (altnord.: Drache) bezeichnet[4].

In den Þulur wird Nidhöggr als poetisches Synonym für Schlange genannt.

Hintergrund[]

Die Schlange am Weltenbaum oder Baum des Lebens ist ein verbreitetes Motiv in indogermanischen Mythen. Beispiele sind die biblische Schlange von Eden, der griechische Drakon Ladon, der die goldenen Äpfel im Garten der Hesperiden bewacht, oder die Naga der indischen Mythologie, die in Angst vor dem Adler Garuda unter einem Baum leben[5]. Auch manche Darstellungen der Wurzel Jesse (ein mit dem Weltenbaum verwandtes Motiv[6]), z.B. Reliquiare in Mailand und Zadar, zeigen Drachen an den Wurzeln des Baumes[7].

Vermutlich basiert Nidhöggrs Ausprägung als Totendrache in der Völuspa vor allem auf dem Drachen der Apokalypse aus christlichen Mythen, welche die Edda stark beeinflusst haben[8]. Dies wird auch durch die Prosa-Edda bestätigt, die ihn an der Quelle Hvergelmir lokalisiert, bei der es sich um einen Strafort im christlichen Sinn handeln dürfte[9].

Möglicherweise stellen manche der Rundrakar auf schwedischen Runensteinen Nidhöggr dar.

In der Populärkultur[]

  • Das Pokémon Zygarde basiert vermutlich auf Nidhöggr
  • Im Strategie-Spiel Age of Mythology können Spieler, die die Göttin Hel anbeten, Nidhöggr durch einen göttlichen Zauber beschwören. Hier erscheint er als brauner Westlicher Drache mit Geweih und trägt den wissenschaftlichen Namen Draco niflheimus.
  • In der RPG-Serie Shin Megami Tensei ist Nidhoggr ein Dämon, der als schlangenartiger weißer (teilweise auch anders gefärbter) Drache mit meist sehr vielen Beinen erscheint. Sein augenloser Kopf wird von einem gigantischen Maul mit menschenartigen Zähnen dominiert. Nur in Last Bible III ist er geflügelt und besitzt keine Beine, und in den Devil Children Spielen besitzt er Augen.
  • Im Amon Amarth mobile video game ist Nidhögg einer der Bossgegner.
  • In der Magnus Chase-Trilogie von Rick Riordan wird Nidhöggr nur erwähnt.
  • In der Final Fantasy Reihe ist Nidhogg ein wiederkehrendes Monster, dessen Gestalt von Spiel zu Spiel stark variiert.
    • In Monster Hunter World kann man durch Besiegen des ebenfalls aus Final Fantasy stammenden Drachenältesten Behemoth den Speer Gae Bolg erhalten, in dessen Beschreibung erwähnt wird, dass er genutzt wurde, um Nidhogg zu töten.
  • Im Manga Soul Eater ist das Schiff Nidhogg, auf dem sich Ragnarök in den Schwarzen Drachen verwandelt, nach Nidhöggr benannt.
  • In der Manga- und Animeserie To the Abandoned Sacred Beasts ist ein Nidhöggr ein Incarnate, jemand, der durch eine dunkle magische Praktik mit der Fähigkeit ausgestattet ist sich in ein mächtiges Geschöpf zu verwandeln. John William Bancroft, der Vater der Hauptprotagonistin Nancy Charl Bancroft, war so ein Incarnate bis er von seinem einstigen Captain Hank getötet wird.
  • In Devil May Cry ist Nidhogg ein parasitärer Wurm, der am Weltenbaum Qlipoth nagt. Unter seinem Einfluss bildet der Weltenbaum mehrere Köpfe aus, welche den Wurm verteidigen.
  • Nidhogg ist der Name eines Kampfspiels, in dem zwei Spieler darum kämpfen, die Spielfeldseite des anderen zu erreichen. Der Sieger wird von Nidhogg gefressen.
  • In Minecraft kommt Nidhöggr in Form eines Skins für den Enderdrachen vor, der Teil des Mash-Up Packs Nordische Mythologie ist.
  • Möglicherweise basiert Neddy aus Adventure Time auf Nidhöggr. Neddy ist ein Drache, der gerne an Baumwurzeln saugt.
  • Nidhoggmon ist ein Digimon, das auf Nidhöggr basiert. Es handelt sich um einen mit Augen übersähten Drachen, dessen Körper und Schwanz an Baumwurzeln erinnern.
  • In Sven Delblancs Roman Homunculus kommt der Drache Nagari vor, dessen Name "jemand der nagt" bedeutet und damit vermutlich auf Nidhöggr anspielt. Der Name könnte auch von den Naga der indischen Mythologie inspiriert sein[10].
  • Im Wartebereich der Holzachterbahn Wodan – Timburcoaster im Europa-Park laufen die Besucher mitunter auch durch einen kleinen Raum, in dem Nidhöggr als Wandskulptur abgebildet. Sie besitzt Schuppen aus kleinen Lämpchen, die in Abständen aufleuchten und schaut die Besucher schelmisch an. Zudem leuchtet ihr Maul grün auf.
  • In Tiny Tina's Wonderland ist Bunnidhogg der Name eines Bosses. Es handelt sich um eine steinerne Schlange mit Hasenohren.
  • Dragons and Unicorns - A Natural History erwähnt Nidhoggr als einen der gefürchtetsten Drachen Skandinaviens.
  • In der sechsbändigen Fantasyromanreihe Die Geheimnisse des Nicholas Flamel von Michael Scott tritt Nidhöggr als antagonistisches Wesen auf, welcher als eine Mischung aus Schlange und Dinosaurier beschrieben wird. Der Protagonist Josh Newman muss sich Nidhöggr entgegenstellen.
  • Alduin der Weltenfresser aus The Elder Scrolls V: Skyrim ist ein mächtiger Drachengott, der einst die Welt verschlingen wird, und erinnert damit stark an Nidhöggr, was auch mit der nordischen Ästhetik des Spiels zusammenhängt[11].

Quellen[]

  1. Lieder-Edda: Grímnismál nach Arnulf Krause (2004), Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda, Philipp Reclam jun. Verlag, ISBN 978-3-15-050047-7
  2. Gylfaginning in Snorri Sturluson (1220 bis 1225), Prosa-Edda, nach Arnulf Krause (1997), Die Edda des Snorri Sturluson, Philipp Reclam jun. Verlag, ISBN 978-3-15-000782-2
  3. Lieder-Edda: Völuspá
  4. Rudolf Simek (2004), Schlange in Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (2004), Reallexikon der deutschen Altertumskunde. Bd. 27. 2. Auflage, de Gruyter, ISBN 978-3-11-018116-6
  5. Jan de Vries (1957), Altgermanische Religionsgeschichte, Band 2: Religion der Nordgermanen, de Gruyter (1970), ISBN 9783110028072
  6. Ananda K. Coomaraswamy (1929), The Tree of Jesse and Indian Parallels or Sources, The Art Bulletin, Vol. 11, Issue 2, S. 217-220, https://doi.org/10.1080/00043079.1929.11409590
  7. Marijana Kovačević (2009), The Images of Dragons in the Gothic Style Goldsmiths’Work of Zadar, IKON - Journal of Iconographic Studies, Vol. 2, S. 217-228, https://doi.org/10.1484/J.IKON.3.44, ISSN 2507-041X
  8. Rudolf Simek (2007), Die Edda, Verlag C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56084-2
  9. Rudolf Simek (2006), Lexikon der germanischen Mythologie 3. Auflage, Alfred Kröner Verlag, ISBN 978-3520368034
  10. R.B. Vowles (1974), Myth in Sweden: Sven Delblanc’s Homunculus, Books Abroad, 48(1), 20. doi:10.2307/40127807
  11. Brendan Daniel Sheridan (2015), The Modern Dragon: Contemporary Representations from Tolkien to Present, Masters Thesis, University of Waikato, S. 62, https://hdl.handle.net/10289/9595
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