Drachen Wiki
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Dieser Artikel beschreibt die Nāga der indischen Mythologie. Falls Sie nach anderen Verwendungen des Wortes "Naga" oder "Nāga" suchen, finden Sie diese/n unter Naga (Begriffsklärung).



Buddha

Buddha und Muchalinda

Nāga (sanskrit नाग, weiblich नागी, nāgi) sind Schlangenwesen der süd- und südostasiatischen Mythologie. Sie können in verschiedenen Kombinationen aus Menschen- und Schlangenelementen oder auch als reine Menschen oder Schlangen erscheinen[1].

Ein ähnliches Fabelwesen aus Indonesien ist der Aso.

Etymologie

Krishna

Krishna tanzt, umringt von Naga-Frauen, auf dem Kopf von Kaliya

Das Wort Naga bedeutet Kobra. Manchmal wird das Wort auch für Schlangen im Allgemeinen verwendet, die üblicherweise als sarpá (सर्प) bezeichnet werden[2].

Die Gattung der Kobras, Naja, ist nach dem Wort Naga benannt, ebenso der Artname der Brillenschlange, Naja naja.

Ein Synonym für Naga ist phaṇin (फणिन्)[2].

Hinduismus

Im Hinduismus werden Naga als mächtige Halbgötter angebetet, die als Mensch, Schlange oder eine Mischung von beiden erscheinen können. Sie leben in einer Unterwelt voller Schätze namens Naga-loka oder Patala-loka. Oft bewachen sie Gewässer oder Schätze[3]. Als Wächter können sie eine Gefahr darstellen, werden aber meist eher positiv angesehen.

Der Erzfeind der Naga ist der Adler Garuda[4].

Vishnu wird oft unter dem Schutz des Naga Śeṣanāga dargestellt, der ihn mit seinen Köpfen abschirmt. Diese Ikonographie wurde später auch auf andere Götter angewendet.

Kaliya war ein giftiger Naga, der den Menschen feindlich gesinnt war. Er vergiftete das Wasser des Yamuna-Flusses. Krishna traf einmal zufällig auf Kaliya, worauf Kaliya Krishna umschlang und erdrücken wollte. Krishna begann, plötzlich zu wachsen, worauf Kaliya ihn freigeben musste. Dann stieg Krishna auf Kaliyas Kopf und wurde so schwer wie das gesamte Universum. Kaliya begann zu sterben, doch auf die Bitten der Naga-Frauen hin gab Krishna den Drachen frei. Von da an hörte Kaliyas grausiges Treiben auf[5].

Der älteste epische Text, der von den Naga erzählt, ist das Mahabharata (ca. 400 v.Chr. - 400 n.Chr.). In diesem werden viele Geschichten über Naga erzählt[6].

Buddhismus

Im Buddhismus werden Naga oft als Menschen mit einer Schlange über dem Kopf dargestellt[7]. Eine Geschichte erzählt von einem Naga, der ein buddhistischer Mönch werden wollte. Der Buddha erzählte ihm, dass dies nicht ginge, aber gab ihm Anweisungen, wie er als Mensch wiedergeboren werden könne um dann Mönch zu werden[8].

Einer der bekanntesten Naga der buddhistischen Tradition ist der Nāgarāja Mucalinda, der als Beschützer des Buddha fungiert. In der Vinaya Sutra (I, 3) wird erzählt, wie der Buddha kurz nach seiner Erleuchtung meditierte, als ein Sturm ausbrach. Mucalinda beschütze den Buddha, indem er ihn mit seinen sieben Köpfen gegen den Sturm abschirmte[9].

Die Nāga Saṃyutta ist ein buddhistischer Text, der Informationen über die Nagas zusammenfasst und erklärt[10].

Eine bekannte buddhistische Legende erzählt vom Flussdrachen Apalala, der von Buddha bekehrt wurde.

Regionale Traditionen

In der Khmer-Kultur in Kambodscha repräsentiren die Naga Regen und eine Brücke zwischen den Welten der Sterblichen (ឋានមនុស្ស) und der Devas (ឋានទេវតា/ឋានសួគ៌). Naga mit einer ungeraden Anzahl an Köpfen symbolisieren Männlichkeit, Unendlichkeit und Unsterblichkeit. Haben sie hingegen eine gerade Anzahl an Köpfen symbolisieren sie Weiblichkeit, Körperlichkeit, Sterblichkeit und die Erde[11].

In Indonesien werden Naga immer als drachenartige, gekrönte Schlangen dargestellt, manchmal mit Flügeln. Neben hinduistischen Traditionen enthält der Mythos hier auch indigene, animistische Einflüsse. Naga werden in Indonesien mit Wasser und Fruchtbarkeit assoziiert[12].

In Laos werden die Naga als Beschützer der Hauptstadt Vientiane angesehen[13].

Nāgarāja

Besonders verehrt werden die Nāgarāja (sanskrit नागराज), die Könige der Naga[14]. Die drei bekanntesten Nagaraja der hinduistischen Tradition sind Shesha, Takshaka und Vasuki. Sie sind die Kinder von Kashyapa und Kadru. Tempel zu Ehren der Nagaraja existieren in ganz Indien.

Im Buddhismus werden andere Nagaraja gelistet, die wichtigsten darunter sind Virupaksa, Mucalinda, Dhrtarastra, Taksak, Vasuki, Nanda, Upananda, Sagara, Balavan, Anavatapta, Varuna und Utpala. Sie werden oft mit den Lóng Wáng, Drachenkönigen der Chinesischen Mythologie, assoziiert. In Japan sind die Hachidai ryūō (jap.: 八大龍王, 8 große Drachenkönige) acht Naga-Könige, die Anhänger des Buddha wurden[15].

Weitere Naga

  • Im südostasiatischen Strom Mekong sollen die Phaya Naga leben, denen zu Ehren jährlich das Phayanak-Festival gefeiert wird.
  • Naga Besukian war ein Naga, der im Vulkan Agung auf Bali lebte.
  • Das Philippinische Fabelwesen Bakunawa wurde ebenfalls mit den Naga assoziiert.
  • Seri Gumum und ihr Geliebter Seri Kemboja sind Naga, die in Pahang, Malaysia leben sollen.
  • In Java gibt es Antaboga, der durch eine Vermischung des Nagaraja Shesha mit javanischer Mythologie entstanden ist.

Trivia

  • In den meisten südostasiatischen Varianten des buddhistischen Horoskops ersetzt der Nāga den Drachen als Sternzeichen.
  • Möglicherweise waren die Schätze hütenden Naga die Inspiration für die Drachensteine, die europäische Naturforscher in der Antike und im Mittelalter bei Indischen Drachen vermuteten[16].

In der Populärkultur

  • Dr. Ernest Drake hat die Drachenart "Indischer Naga" beschrieben, die auf den Nagas indischer Mythen basiert.
  • In der Animeserie Monster Rancher gibt es eine Monsterart und einen Charakter namens Naga.
  • Auch das Monster Najarala aus Monster Hunter scheint zumindest namentlich auf den Naga zu basieren, was daran liegen dürfte, dass nagai im Japanischen lang bedeutet.
    • Möglicherweise stammt der Name Najarala auch von dem Gattungsnamen der Kobras, Naja.
  • Das Pokémon Agoyon heisst in der englischen Version des Spiels Naganadel.
  • Die Entwicklungsreihe des Monsters Falsche Schlange aus Ni no Kuni ist in der englischen Version nach der Gattung der Kobras benannt, jedoch erinnert die finale Form, Kobrakönigin, mit ihren menschlichen Merkmalen an Nāga.
  • Andreas Gößlings Kurzgeschichte Vasuki und die eiserne Säule von Delhi greift die Sagen um den Nagakönig Vasuki auf.
  • In der "Harry Potter"-Saga (1997-2007) von Joanne K. Rowling hat der finstere Zauberer Lord Voldemort eine Schlange namens Nagini (abgeleitet von Naga) als Haustier und Vertraute (vgl. Familiar) an seiner Seite. Im Film "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" (2018) taucht Nagini (dargestellt von Claudia Kim) als Gestaltwandlerin auf, die zwischen menschlicher Form und Schlangenform wechseln kann.
  • Im Disney-Film Raya und der letzte Drache ist die Naga Sisu eine der Protagonistinnen. Obwohl frühe Konzeptbilder an traditionelle Naga-Darstellungen erinnern sieht sie im fertigen Film eher wie ein chinesischer Lóng aus.
  • In Verlorene Leben und andere Geschichten begegnet Hellboy einem Naga, der an einen Löwen mit mehreren Schlangenköpfen erinnert.

Quellen

  1. Constance Jones; James D. Ryan (2006), Encyclopedia of Hinduism, Infobase Publishing, ISBN 9780816075645
  2. 2,0 2,1 Vaman Shivram Apte (1997), The student's English-Sanskrit dictionary, (3rd rev. & enl. ed.), Motilal Banarsidass, ISBN 81-208-0299-3
  3. Naga - Hindu mythology, Encyclopedia Britannica
  4. Garuda - Hindu mythology, Encyclopedia Britannica
  5. Bhagavatapurana, 10. Gesang, 16. Kapitel
  6. Gerrit Lange (2019), Cobra Deities and Divine Cobras: The Ambiguous Animality of Nāgas, Religions. 10 (8): 454. doi:10.3390/rel10080454. ISSN 2077-1444.
  7. Andrew Forbes, Daniel Henley, Ernest Ingersoll, Indian Nagas and Draconic Prototypes: The Illustrated Book of Dragons and Dragon Lore, Cognoscenti Books, ASIN B00D959PJ0
  8. Ajahn Brahmavamso, VINAYA The Ordination Ceremony of a Monk
  9. Richard Francis Gombrich (1996), How Buddhism Began: The Conditioned Genesis of the Early Teachings, Routledge, ISBN 9780415514163
  10. Nāga Saṃyutta
  11. Brenda Rosen (2009), The Mythical Creatures Bible: The Definitive Guide to Legendary Beings, Sterling Publishing Company, ISBN 9781402765360
  12. John Miksic (2012), Borobudur: Golden Tales of the Buddhas, Tuttle Publishing, ISBN 9781462909100
  13. Mayurī Ngaosīvat, Pheuiphanh Ngaosyvathn (1998), Paths to conflagration : fifty years of diplomacy and warfare in Laos, Thailand, and Vietnam, 1778-1828, Studies on Southeast Asia, 24, Southeast Asia Program Publications, Cornell University, S. 80. ISBN 0-87727-723-0
  14. Heather Elgood (2000), Hinduism and the Religious Arts, Cassell, ISBN 0-304-70739-2
  15. F. J. Daniels (1960), Snake and Dragon Lore of Japan, Folklore, 71(3), https://doi.org/10.1080/0015587X.1960.9717234
  16. Jean Philippe Vogel (1926), Indian Serpent-lore: Or, The Nāgas in Hindu Legend and Art, Asian Educational Services (1995), ISBN 9788120610712
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