Drachen Wiki
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Ivan Bilibin 065

Der russische Drache Smej

Viele europäischen Sagen berichten von Drachen mit mehreren Köpfen.

Beschreibung[]

M13

Darstellung der Hydra mit mehreren Schwänzen auf einer Vase aus dem 5. Jahrhundert v.Chr.

Mehrköpfige Drachen können sehr viele Gestalten annehmen und stehen in der Tradition anderer mehrköpfiger Fabelwesen wie dem griechischen Höllenhund Kerberos oder dem neunköpfigen Jötunn Þrívaldi aus der nordischen Mythologie. Die häufigsten Anzahlen an Köpfen sind 2, 3, 6, 7, 9 und 12[1].

Laut dem tschechischen Schriftsteller Jan Drda haben dreiköpfige Drachen beim Schlüpfen einen Kopf und pro Jahr wächst ihnen ein weiterer Kopf dazu, bis sie drei Köpfe haben[2]. In anderen Werken werden die Drachen bereits mit mehreren Köpfen geboren. Manchen, wie der Hydra, sagt man nach, dass für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue nachwachsen.

Manche mehrköpfige Drachen haben auch mehrere Schwänze, wobei die Anzahl oft der der Köpfe entspricht. Beispiele sind Yamata no Orochi, manche Darstellungen der Hydra oder King Ghidorah.

Beispiele[]

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Älteste Darstellung einer siebenköpfigen Schlange, ca. 2600–2450/2340 v. Chr.

Mehrköpfige Schlangen kommen bereits im 3. Jahrtausend vor Christus in mesopotamischen Texten und Illustrationen vor. Die älteste bekannte ist ein Rollsiegel aus Ešnunna aus der frühdynastischen Zeit III, auf dem eine Schlange mit sieben Köpfen abgebildet ist, die gegen einen Mann kämpft, der ebenfalls zwei Schlangenköpfe in den Händen hält. Auch andere mehrköpfe Darstellungen aus dem 3. Jahrtausend zeigen sieben Köpfe, teilweise in Kombination mit einem Löwenkörper. Ab dem Ende des 3. Jahrtausends kommen auch in Texten Muš-sag-imin (Siebenköpfige Schlange) und Muš-mah sag-imin (Große Siebenköpfige Schlange) vor. Ein Text erwähnt auch eine Muš eme-imin-bi (Schlange mit sieben Zungen), was ebenfalls sieben Köpfe nahelegt[3][4].

In späterer Zeit kommen mehrköpfige Schlangen und Drachen in diversen indogermanischen und anderen Mythologien vor:

  • Ein sehr bekanntes Beispiel für einen mehrköpfigen Drachen ist die Hydra von Lerna, gegen welche der griechische Held Herakles antreten musste. Jedes Mal, wenn er ihr einen Kopf abschlug, wuchsen zwei neue nach. Besiegen konnte er sie nur, indem sein Gefährte jedes mal, wenn Herakles der Hydra einen Kopf abgeschlagen hatte, den Stumpf ausbrannte, so dass keine Köpfe nachwachsen konnten.
    • Weitere Beispiele für mehrköpfige Drachen in der griechischen Mythologie sind Typhon und Ladon, denen teilweise tausend Köpfe nachgesagt werden.
  • Der römische Historiker Cassius Dio beschrieb, dass im Jahr 32 v. Chr. eine zweiköpfige Schlange von 85 Fuß (ca. 26m) Länge in Etrurien lebte, welche schließlich bei einem Blitzeinschlag starb. Die Art des Todes erinnert an den Sieg des Donnergottes Zeus gegen den Drachen Typhon in der graeco-römischen Mythologie[5].
  • Die mesopotamische Tradition wird auch in der Bibel forgeführt, z.B. durch den Drachen der Apokalypse. Auch andere christliche Texte führen die Tradition fort, z.B. die Visio Sancti Pauli mit dem Drachen Parthemon.
  • Das häufigste Vorkommen mehrköpfiger Drachen findet sich vermutlich in der Slawischen Mythologie.
  • Eine Variante des zweiköpfigen Drachen ist die Amphisbaene, welche an jedem Ende einen Kopf hat. Dabei kann es sich um eine Schlange handeln, bei der vorne und hinten schwer zu unterscheiden sind, oder um einen Drachen, welche an einem eindeutigen Schwanz einen zweiten Kopf besitzt.
  • Ein Beispiel aus der japanischen Mythologie ist Yamata no Orochi, eine achtköpfige Schlange mit acht Schwänzen, die jedes Jahr eine der acht Töchter eines Ehepaars verschlang. Susanoo konnte sie töten, indem er alle Köpfe betrunken machte.
  • In Märchen ist es oft so, dass mehrere Drachen vorkommen, von denen jeder mehr Köpfe hat als der vorherige. Beispiele sind Wie der arme Schäfer des Kaisers Tochter gewonnen hat, Von dem Jungen, der die drei Königstöchter von den Drachen erlöste, Shepherd Paul, Sebastian der Drachentöter, Die vierzig Prinzen und der siebenköpfige Drache oder Der Drachentödter.

Reale Bezüge[]

Tatsächlich ist es möglich, dass Tiere mit mehreren Köpfe geboren werden. Dies nennt man Polyzephalie. Die häufigste Form davon ist Dizephalie, also zwei Köpfe. Dabei handelt es sich meist um siamesische Zwillinge ähnlich den Zwillingsdrachen Feuer und Flamme aus dem Film Das magische Schwert. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass Polycephalie bei einer Tierart die Regel ist.

Natürlich könnten die Sichtungen mehrköpfiger Drachen auch auf Tieren basieren, bei denen andere Körperteile, z.B. die Vordergliedmaßen, auf den ersten Blick mit einem Kopf verwechselt werden können, ähnlich denen des Pokémon Trikephalo.

Sviatoslav Loginov vermutet außerdem, dass manche mehrköpfigen Drachen in Wirklichkeit keine einzelnen Tiere waren, sondern mehrere, z.B. ein Nest voller junger Schlangen, die vom Betrachter fälschlicherweise als einzelnes Tier interpretiert wurden. Er vermutet auch, dass slawische Drachen ihre Jungen eventuell auf dem Rücken tragen, wodurch ihre Hälse als zusätzliche Hälse des Muttertieres interpretiert werden könnten[6].

In der Populärkultur[]

Tiamat DnD

Tiamat aus Dungeons & Dragons

  • In vielen Werken tauchen Versionen der Hydra auf. Diese werden im Artikel Hydra von Lerna näher behandelt.
  • In Dungeons & Dragons gibt es mit Tiamat eine Drachenkönigin, die verschiedenen Köpfe mit verschiedenen Elementen besitzt.
  • Adamic Dragons aus Dungeons & Dragons haben je nach Spezies verschiedene Anzahlen von Köpfen. Cometary Dragons haben je einen an jedem Ende, Planetary Dragons haben drei, Solar Dragons vier, Lunar Dragons sechs und Stellar Dragons acht Köpfe. Nur Void Dragons haben garkeinen Kopf.
Cretaceous King Ghidorah

King Ghidorah aus den Godzilla-Filmen

  • In den Godzilla-Filmen taucht mit King Ghidorah ein dreiköpfiger Wyvern auf, welcher auf Yamata no Orochi und der Hydra basiert und sogar nach letzterer benannt ist. Er entsteht in einem Film aus der Fusion dreier einköpfiger Drachen, der so genannten Doratos.
    • Auf King Ghidorah basiert vermutlich aus Landia aus Kirby's Adventure Wii, der sich ebenfalls ein einköpfige Drachen aufteilen kann.
    • Auch zwei Donnerdrachen aus Yu-Gi-Oh! können zu einem Doppelköpfigen Donnerdrachen fusionieren. Während dieser im Anime einfach zwei gleiche Köpfe hat, hat er auf der Karte einen richtigen Kopf und ein weiteres Maul am Rücken.
    • Der vierköpfige Ultradrache aus Ninjago ist eine Fusion aus vier Drachen unterschiedlicher Elemente, wodurch er an Tiamat aus Dungeons & Dragons erinnert.
    • Ein weiterer vierköpfiger Drache aus Ninjago ist ein Fusionsdrache, der den Namen Ultragolddrache trägt.
  • Hydra-ähnliche Drachen, die mit einem oder wenigen Köpfen anfangen und im Laufe des Kampfes mehr Köpfe kriegen, sind in Videospielen häufig, wo die Köpfe teilweise als einzelne Monster behandelt werden. Beispiele dafür sind z.B. der Bone-Dragon aus Yoshi's Story oder Grim Matchstick aus Cuphead.
  • Das Drache/Unlicht-Pokémon Trikephalo fängt als einköpfiges Kapuno an und erlangt mit jeder Entwicklung einen weiteren Kopf, wird jedoch anders als die oben genannten Videospiel-Bosse nur als ein Monster behandelt.
  • Das Pflanze/Drache-Pokémon Kokowei hat mehrere Köpfe an einem langen, palmenartigen Hals, die an Kokosnüsse erinnern, und einen weiteren am Schwanz. Die Köpfe können abfallen und zu Owei, der Vorentwicklung von Kokowei, werden.
  • Die Drachenform von Fastener aus Panty & Stocking with Garterbelt hat eigentlich nur einen Kopf, der aber durch einen Reißverschluss in der Mitte in zwei geteilt wird.
  • Der Calico-Drache aus dem animierten Kurzfilm Im Land der Kuscheltiere von 1935 besitzt drei unterschiedliche Köpfe und ist vollständig aus Stoff genäht.
  • Feuer und Flamme sind siamesische Zwillingsdrachen aus dem Film Das magische Schwert – Die Legende von Camelot. Die beiden Köpfe unterscheiden sich stark, und auch die Körperhälften sind nicht identisch.
  • Nakarkos aus Monster Hunter ist eigentlich ein gigantischer Kopffüßer, dessen Tentakel aber wie Drachenköpfe aussehen.
  • Die Ogdru Jahad aus Hellboy sind eigentlich sieben Gottheiten, die jedoch gemeinsam als ein siebenköpfiger Drache der Apokalypse auftreten.
  • In Drachenzähmen leicht gemacht gibt es mehrere mehrköpfige Drachenarten:
    • Der Wahnsinnige Zipper hat zwei Köpfe, die unterschiedliche Persönlichkeiten besitzen und sich wie mit einem Reißverschluss verbinden können.
    • Die Schnappende Falle hat vier Köpfe mit jeweils dreigeteiltem Kiefer, die an fleischfressende Pflanzen erinnern.
    • Der zweiköpfige Schrecken der Meere erinnert an einen Manta-Rochen, wobei je ein Kopf an eine der charakteristischen Kopfflossen des Mantas erinnert.
  • In Stanisław Lems Kurzgeschichte Die dritte Reise oder von den Drachen der Wahrscheinlichkeit wird erwähnt, dass es mehrköpfige Drachen, so genannte Vielköpfer, nicht mehr gibt, da die Köpfe sich andauernd streiten und meist die Luft anhalten oder Nahrung verweigern, um einander zu schaden. Aus diesem Grund wurde zur Jagd einköpfiger Drachen die Antikopfbüchse erfunden, die ein Elektronenköpflein in den Drachen schießt, das sich mit dem Kopf des Drachen streitet und ihn so bis zu ein Jahr lang lähmen kann.
  • Die Heldin Igraine Ohnefurcht aus dem gleichnamigen Buch begegnet einem dreiköpfigen Drachen.
  • In der Buchreihe Das Lied von Eis und Feuer und der darauf basierenden Fernseh-Serie Game of Thrones haben Drachen nur einen Kopf, jedoch zeigt das Wappen der Familie Targaryen einen dreiköpfigen Drachen.
  • Dreiköpfige Drachen sind einer der Drachenarten aus Bo im Wilden Land. Ein solcher Drache ist auf dem Cover abgebildet.
  • Der zweiköpfige Drache Nightfire tritt in der Serie "She-Ra: Princess of Power" als geringerer Antagonist auf.
  • In der Episode "Der Geist aus der Kiste" aus der Zeichentrickserie Mega Man bekommt es der titelgebende Protagonist mit dem bösen Geist Lotus zu tun, der sich in einen riesigen siebenköpfigen Drachen verwandeln kann.
  • In La Fontaines Fabel Der vielköpfige und der vielschwänzige Drache steht der vielköpfige Drache für das Heilige Römische Reich, das aus vielen Einzelstaaten mit großer Autonomie besteht.

Quellen[]

  1. Stith Thompson (1966), Motif-Index of Folk-LIterature, 2. Ed., Bloomington
  2. Jan Drda (1985), Tschechische Märchen, Albatros
  3. Theodore J. Lewis (1996), CT 13.33-34 and Ezekiel 32: Lion-Dragon Myths, Journal of the American Oriental Society 116/1, 29. https://www.jstor.org/stable/606370
  4. Die siebenköpfige Schlange im Vorderen Orient in Marc Brose, Peter Dils, Franziska Naether, Lutz Popko, Dietrich Raue (2019), En détail – Philologie und Archäologie im Diskurs, de Gruyter, ISBN 9783110629705
  5. Richard B. Stothers (2004), Ancient Scientific Basis of the “Great Serpent” from Historical Evidence, Isis, Vol. 95, No. 2, S. 220-238, https://doi.org/10.1086/426195, https://www.jstor.org/stable/10.1086/426195
  6. Sviatoslav Loginov (1997), On Classification of European Dragons
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