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Marcus Atilius Regulus Drache

Marcus Atilius Regulus († um 250 v. Chr.) war ein römischer Politiker und Feldherr während des Ersten Punischen Krieges. Während des Krieges zwischen Rom und Karthago wurde er 256 v. Chr. wieder zum (Suffekt)-Konsul gewählt und setzte mit einer Flotte nach Nordafrika über, um die Karthager in ihrer Heimat zu bedrohen[1].

Legende[]

Marcus Atilius Regulus Drache 2

Ein Holzschnitt mit dem scheinbar feuerspeienden Drachen, 1505

Im Jahr 256 v. Chr. war Regulus im Zuge des Zweiten Punischen Krieges am Fluss Bagradas nahe Karthago stationiert. Einige römische Authoren beschreiben, wie er dort einem Drachen oder einer Schlange (siehe Abschnitt Bezeichnung) begegnet war. Der umfangreichste Bericht über das Ereignis stammt von Paulus Orosius, der in seiner Historiae Adversum Paganos vermutlich Informationen aus einem heute verlorenen Text von Titus Livius wiedergibt. Orosius beschreibt das Tier mit dem lateinischen Wort serpens (lat.: Schlange)[2].

Orosius beschreibt, dass die Schlange mehrere Soldaten fraß, bevor es Regulus Männern gelang, sie mit einem Stein aus einer Balliste (mehrere Ballisten laut Aulus Gellius und Valerius Maximus[3][4]) zu verletzen und mit mehreren Speeren zu töten. Er beschreibt auch, wie die Kreatur seine Rippen verwendete, um die Schuppen an seinem Bauch wie Beine zum Kriechen zu verwenden[5][2]. Silius Italicus beschreibt eine sehr übertriebene Variante der Geschichte, in der der Drache Löwen und ganze Herden von Pflanzenfressern verschlingt. Er beschreibt auch, wie der Drache einen Baumstamm hochhebt, in dem sich der Soldat Avens versteckt. Entsprechend vergleicht er die Kreatur mit mythologischen Drachen wie der Hydra oder Ladon[6].

Einige römische Autoren beschreiben den Drachen 120 Fuß lang, was etwa 35m entspricht[7][3][4][5]. Laut Orosius und Aulus Gellius wurden der Kiefer und die Haut des Drachen später nach Rom gebracht und dort bis zum Spanischen Krieg (143 - 133 v. Chr.) aufbewahrt[4][5][2].

Bezeichnung[]

Der einzige antike Autor, der die Kreatur als Drache bezeichnet, ist Cassius Dio, der auf griechisch schreibt und das Wort Drakon (gr.: δράκων) verwendet. Dieses bezeichnete zu Cassius Zeit hauptsächich den Python, eine reale Schlangengattung[8]. Sämtliche Autoren, die lateinisch schreiben, verwenden das allgemeinere Wort serpens, das Schlange bedeutet[9].

Johannes von Damaskus erwähnt den Vorfall in seiner Abhandlung über Drachen und bezeichnet die Kreatur dort ebenfalls auf griechisch als Drakon, erwähnt jedoch auch, dass der Drache sehr große Schlangenart ist[10].

Wahrheitsgehalt[]

Die wichtigste Quelle zum Ersten Punischen Krieg, der griechische Autor Polybios, erwähnt nicht, dass die römische Armee am Fluss Bagradas stationiert war. Erst spätere Autoren wie Orosius aus dem ersten Jahrhundert nach Christus erwähnen den Vorfall und beziehen sich dabei auf Lucius Aelius Tubero und Livius, welche im ersten Jahrhundert vor Christus, also noch immer 200 Jahre nach Regulus Zeit, schrieben. Jedoch muss dazu gesagt werden, dass Polybios den Krieg nur stark zusammengefasst beschreibt und sich gegen sensationalisierte Beschreibungen, wie andere Autoren sie oft liefern, aussprach[2].

Der Historiker Barthold Niebuhr vermutete, dass der römische Dichter Gnaeus Naevius die Episode für sein episches Gedicht über den punischen Krieg erfunden hat. Dieses Gedicht liegt heute nicht mehr vor[11]. Dies ist jedoch aufgrund der vielen Details, welche für ein Gedicht nicht relevant wären, unwahrscheinlich[2].

In der Kryptozoologie wurde über die Identität des von Regulus getöteten Tieres diskutiert. Ein möglicher Kandidat wäre das Nilkrokodil[12], jedoch ist dieses unwahrscheinlich, da es in der Antike hinreichend bekannt war und korrekt beschrieben worden wäre. Wahrscheinlicher ist die Interpretation als Riesenschlange[13], deren Fortbewegungsweise Orosius sehr realitätsgetreu beschreibt. Einzig die beschriebene Länge übersteigt die aller bekannten Schlangenarten (der Nördliche Felsenpython wird z.B. selten länger als 5m), jedoch könnte mit den 120 Fuß auch anstatt des Längenmaßes die Anzahl der Rippen gemeint sein, die Orosius mit Füßen vergleicht. Jedoch ist eine Länge von 120 Fuß auch konsistent mit den Beschreibungen indischer und äthiopischer Draktontes in der antiken Naturwissenschaft[2].

Trivia[]

  • Ein Holzschnitt von 1505 zeigt den Drachen scheinbar feuerspeiend, obwohl dies in keinem der römischen Texte erwähnt wird. Dabei könnte es sich jedoch um eine Darstellung des giftigen Atems handeln[14]. Im 16. Jahrhundert war das Feuer ein typisches Element des Drachen geworden, während es im alten Rom noch nicht mit Schlangen assoziiert wurde[8].

Quellen[]

  1. Wikipedia: Marcus Atilius Regulus (Konsul 267 v. Chr.)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Richard B. Stothers (2004), Ancient Scientific Basis of the “Great Serpent” from Historical Evidence, Isis, Vol. 95, No. 2, S. 220-238, https://doi.org/10.1086/426195, https://www.jstor.org/stable/10.1086/426195
  3. 3,0 3,1 Valerius Maximus (30 oder 31 n.Chr.), Factorum et Dictorum Memorabilium
  4. 4,0 4,1 4,2 Aulus Gellius (2. Jahrhundert), Noctes Atticae
  5. 5,0 5,1 5,2 Paulus Orosius (5. Jahrhundert), Historiae Adversum Paganos
  6. Silius Italicus (1. Jahrhundert), Libri Punicorum bellorum
  7. Gaius Plinius Secundus Maior (77), Naturalis historia
  8. 8,0 8,1 Philip J. Senter, Uta Mattox, Eid. E. Haddad (2016), Snake to Monster: Conrad Gessner's Schlangenbuch and the Evolution of the Dragon in the Literature of Natural History, Journal of Folklore Research, Vol. 53, No. 1-4, doi:10.2979/jfolkrese.53.1-4.67
  9. Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
  10. Philip J. Senter (2013), Dinosaurs and pterosaurs in Greek and Roman art and literature? An investigation of young-earth creationist claims, Palaeontologia Electronica, https://doi.org/10.26879/403
  11. B. G. Niebuhr (1849), Lectures on the History of Rome from the Earliest Times to the Fall of the Western Empire, Taylor, Walton & Maberly, S. 30-31
  12. Robert Gessler (1915), Zur früheren Verbreitung des Nilkrokodils, Zoologischer Beobachter, Vol. 56, S. 257-263
  13. William Warde Fowler (1920), Roman Essays and Interpretations, Clarendon Press, S. 178-181
  14. Drachen bei T.Livius & Co., Schweizerische Gesellschaft für Symbolforschung (2016)
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