Makara (sa.: मकर, th.: มังกร, Mangkon) sind Wasserkreaturen aus der hinduistischen und buddhistischen Mythologie.
Etymologie[]
Meist wird das Wort Makara als Krokodil übersetzt[1]. Jedoch wurden die Kreaturen auch schon als Dugongs und Flussdelfine interpretiert[2][3].
Die übliche Transliteration des Sanskrit-Wortes Makara in chinesisch lautet mo-jie (ch. 摩竭) oder mo-qie-luo (ch. 摩伽羅 bzw. 麼迦羅 oder 魔迦羅). In chinesischen Texten wird es oft als yu-long (ch.: 魚龍), long-yu (ch.: 龍魚), fei-yu (ch.: 飛魚) oder jing (ch.: 鯨) übersetzt. Das weibliche Gegenstück zum männlichen jing heißt laut dem Yiqiejing yinyi ni (ch.: 鯢). Jing waren in der chinesischen Literatur bereits vor den Makara bekannt, wurden aber später damit vermischt, wodurch Makara, wie zuvor schon Jing, nun auch mit Unsterblichkeit assoziiert wurden[4].
Beschreibung[]
Makara werden üblicherweise mit dem Kopf eines Elefanten oder Krokodils und dem Schwanz eines Fisches dargestellt. Seit dem 3. Jahrhundert sind Darstellungen als elefantenköpfe Schlangen ähnlich einem Naga häufig[4].
Hinduistische Texte verwenden das Wort Makara, um Krokodile zu bezeichnen. Dabei wird oft hervorgehoben, wie gefährlich diese Tiere sind. Bereits Claudius Aelianus berichtet im 2. Jahrhundert, dass Menschen in Indien hingerichtet werden, indem man sie an die Krokodile im Fluss Ganges verfüttert. Diese Praxis hatte mindestens bis ins 16. Jahrhundert bestand, als Abu 'l-Fazl davon berichtet. Portugiesische Reisende beschreiben sie auch noch im 17. Jahrhundert[1].
In buddhistischen Texten werden Makara als riesige Fische beschrieben, die in einem früheren Leben Untergebene des Buddha waren. Manchmal ist Makara auch eine Form des Buddha selbst. Im Kopf tragen sie ein Juwel, das Wünsche erfüllen kann[4].
In singhalesischen Darstellungen bestehen Makara aus den Teilen von mehreren Tieren, nämlich dem Rüssel des Elefanten, den Kiefern des Krokodils, den Ohren von Maus oder Affe, den Stoßzähnen von Wildschweinen, dem Schwanz des Pfaus und den Füßen des Löwen[5].
Makara dienen als Reittiere der Flussgötter Ganga und Narmada und des Meeresgottes Varuna. Allgemein sind sie Kreaturen des Wassers, die dieses kontrolliere und sowohl seine hilfreichen als auch gefährlichen Aspekte darstellen, ähnlich den Drachen und Lóng, weshalb Steven Darian Makara auch mit Vritra in Zusammenhang bringt[1].
Geschichte[]
Die älteste Illustration, die möglicherweise ein Makara darstellt, befindet sich auf einem Boot aus der Indus-Kultur und diente vermutlich als Talisman gegen Krokodil-Angriffe[6][1].
Spätere Darstellungen der Makara könnten von griechischen Ketos-Darstellungen inspiriert worden sein, die über die Seidenstraße nach Indien kamen[7].
Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. tauchen Makara als Symbol von Pradyumna, dem Sohn des Krishna, auf. Sein Titel ist deshalb "Makaradhvaja". Nahe der Heliodoros-Säule in Vidisha wurde eine Makara-Darstellung auf einer Säule entdeckt[8].
Spätestens seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. sind Makaras auch in China bekannt. Die älteste bekannte Darstellung stammt vom Sarg von Li He (ch.: 李和), der 583 starb und in Sanyuan begraben liegt. Allgemein taucht die Kreatur in China oft in Assoziation mit dem Tod auf. Besonders beliebt waren Makara in China zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert[4].
Trivia[]
- Auch zwei Fischarten, der Russel-Feuerfisch (Pterois russelli) und der Dornfisch (Muraenesox cinereus), werden in Thailand Mangkon genannt.
- Es gibt Vermutungen, dass der "Odontotyrannos", eine monströse Kreatur, die von Alexander dem Großen bekämpft wurde, ein Krokodil gewesen sein könnte und der Name eine Übersetzung und Abwandlung des Wortes "Makara" ist[9].
- In der indischen Astrologie ersetzt der Makara das Tierkreiszeichen Steinbock[1][4].
In der Populärkultur[]
- Hashirama Senju und Madara Uchiha aus der Anime- und Mangaserie Naruto beherrschen das Mokuton: Mokuryū no Jutsu. Dabei erschaffen sie einen Holz-Makara, der einen Elefantenrüssel besitzt. Dieser Holzdrache kann Gegnern das Chakra entziehen und sie so kampfunfähig machen.
- Im RPG Indivisible ist Makara ein gegnerisches Monster, das an ein Krokodil mit Rüssel erinnert.
Galerie[]
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Steven Darian (1976), The Other Face of the Makara, Artibus Asiae, Vol. 38, No. 1, S. 29-36, https://doi.org/10.2307/3250095, https://www.jstor.org/stable/3250095
- ↑ Gerrit Jan Meulenbeld (1974), The Mādhavanidāna and Its Chief Commentary, Chapters 1-10, Parts 1-10, Brill Archive, S. 484, ISBN 978-90-04-03892-9
- ↑ Alexandra Anna Enrica van der Geer (2008), Animals in Stone: Indian Mammals Sculptured Through Time, Brill, S. 64, ISBN 978-90-04-16819-0
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Hsueh-Man Shen (2013), Indian Makara or Chinese Dragon-Fish? Textual Translation and Visual Transformation of Makara in China, Art in Translation, Vol. 5, Issue 2, S. 273-295, https://doi.org/10.2752/175613113X13623999736419
- ↑ B. Clough (1997), Sinhalese English Dictionary, Asian Educational Services, S. 163, ISBN 9788120601055
- ↑ Ernest Mackay (1938), Further Excavations at Mohenjo-Daro, Vol. II, pl XIX, No. 4
- ↑ John Boardman (2015), The Greeks in Asia, Thames and Hudson, ISBN 978-0500252130
- ↑ Christopher R. Austin (2019), Pradyumna: Lover, Magician, and Son of the Avatara. Oxford University Press, S. 65, ISBN 978-0-19-005411-3
- ↑ E. A. Wallis Budge (1889), The History of Alexander the Great, Being the Syriac Version, The University Press