In der Mongolei nennt man Drachen Luu (mon.: луу[1], alt.: улу, ulu, otk.: 𐰠𐰇, l²ü[1], auch lu). In traditioneller mongolischer Schrift schreibt man das Wort ᠯᠤᠤ
Etymologie[]
Das Wort ist abgeleitet vom chinesischen Lóng (zh.: 龍). Über das chinesische Horoskop gelangte das Wort, als Bezeichnung für das Tierkreiszeichen Drache, auch in die Turksprachen[2].
Geschichte[]
Das mongolische Bild des Drachen ist stark mit dem der chinesischen Kultur verbunden. So hatten mongolische bzw. zentralasiatische Kulturen im Laufe der Geschichte immer wieder Einfluss auf chinesische Drachenmotive[3][4]. Das in China seit der Ming-Dynastie (1368-1644) beliebte Motiv der Gegenüberstellung von Lóng und Fenghuang als Symbol für Yin und Yang ist z.B. erstmals in der Liao-Dynastie (916-1125) des proto-mongolischen Kitan-Volkes nachgewiesen[5]. Über die Eroberungen der Mongolen im 13. Jahrhundert verbreiteten sich chinesisch-mongolische Drachenmotive über ganz Asien bis in den Nahen Osten.
Selbst nach der Auflösung des Mongolischen Reiches wurden im Tschagatai-Khanat und der Goldenen Horde Zentralasiens und dem Ilchanat und dem Timuridenreich im Nahen Osten chinesisch aussehende Drachenmotive verwendet[6]. So werden Persische Drachen meist als Östliche Drachen dargestellt, obwohl sie in den Mythen eher die typische Rolle Westlicher Drachen als Feinde einnehmen.
Sage über die Gründung Pekings[]
Einer mongolischen Sage nach soll der letzte Kaiser der Yuan-Dynastie, Toghan Timur, als er von Khitad baatar aus seiner Hauptstadt Ta T'ung vertrieben wurde, seine Kaiserin zurückgelassen haben. Khitad nahm die Kaiserin zur Frau, doch sie war zu der Zeit bereits schwanger mit seinem Sohn. Als ihm ihr dicker Bauch auffiel, log sie ihn an und behauptete, dass sie krank vor Angst aufgrund der Revolution sei und deshalb ihr Bauch angeschwollen sei. Doch da sie fürchtete, dass er ihr Kind, welches der rechtmäßige Erbe des mongolischen Kaisers war, töten würde, betete sie insgeheim zum Himmel, die Schwangerschaft auf 12 Monate zu verlängern, so dass der Khitad glaubt, es würde sich um sein eigenes Kind handeln. Ihr Wunsch wurde ihr gewährt, und so wurde ihr Bauch wieder flach, bevor er später wieder dick wurde. Als das Kind im zwölften Monat zur Welt kam, war der Khitad sicher, dass es sein eigenes Kind sein musste, da zu viel Zeit seit der Vertreibung der Mongolen vergangen war[7].
Doch eines Tages träumte der Khitad von zwei Drachen, die zu ihm kamen. Der gelbe Drache kroch an seinem rechten und der schwarze an seinem linken Bein hoch. Er erzählte einem Traumdeuter davon, und dieser offenbarte ihm, dass der schwarze Drache sein wahrer Sohn sei, der gelbe aber der Sohn des Mongolen. Da dieser am linken Knie war, war er der Sohn, der den Thron erben würde. Nun war der Khitar in einer Zwickmühle, denn den mongolischen Sohn zu töten würde zu Erbschafts-Streitigkeiten führen, da jeder wusste, dass dieser erst 12 Monate nach der Vertreibung der Mongolen geboren worden war. Ihn aber zu seinem Erben zu machen würde bedeuten, seinen leiblichen Sohn zu betrügen[7].
So beschloss der Khitar, keinem der beiden etwas zu vererben und sie auszusenden, auf dass sie ihr eigenes Königreich gründen. So gingen die Söhne nach Peking, das noch ein unbedeutendes Dorf war, und machten es zu ihrer Hauptstadt[7].
Hintergrund[]
Die Sage wurde 1934 von einem Mann namens Arash vom Volk der Zakhchin dem Mongolisten Owen Lattimore erzählt und von diesem später veröffentlicht. Lattimore merkte dabei an, dass der Missionar Antoine Mostaert eine andere Version der Sage gesammelt hatte[7].
In Wahrheit war Peking (cn.: 北京, Běijīng) unter verschiedenen Namen bereits vor der Zeit des mongolischen Reiches die Hauptstadt verschiedener Dynastien. Unter dem Namen Cambaluc bzw. Dadu diente sie als Herrschersitz der mongolischen Yuan-Dynastie, bevor der erste Ming-Herrscher Hongwu zunächst Nanjing zu seiner Hauptstadt machte. Später verlegte der dritte Ming-Kaiser Yongle seine Hauptstadt wieder an den Ort des alten Cambaluc und gab der Stadt den heutigen Namen Beijing (Nördliche Hauptstadt).
Weitere Sagen und Märchen[]
In Der schwarze Drachenkönig wird berichtet, wie ein schwarzer Drache einst vom Land ins Meer verbannt wurde. Die Beschreibung erinnert an die Drachenkönige, die in chinesischen und japanischen Mythen oft als Antagonisten oder Helfer auftreten.
Das Märchen Der Lohn der Freundschaft erzählt von einer Schlange, die nach 1000 Jahren ein Drache werden sollte. Dies geschah jedoch erst, nachdem ein Topaz aus ihrem Kopf entfernt wurde.
Galerie[]
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 Wiktionary: луу
- ↑ Gerard Clauson (1891), An etymological dictionary of pre-thirteenth-century Turkish, Clarendon Press, S. 763
- ↑ J. Keith Wilson (1990), Powerful Form and Potent Symbol: The Dragon in Asia, The Bulletin of the Cleveland Museum of Art Vol. 77, No. 8, https://www.jstor.org/stable/25161297
- ↑ George Davis Hornblower (1933), Early Dragon-Forms, Man, Vol. 33, S. 79-87, https://doi.org/10.2307/2790162, https://www.jstor.org/stable/2790162
- ↑ Dickran Kouymjian (2008), The Intrusion Of East Asian Imagery In Thirteenth-Century Armenia: Political And Cultural Exchange Along The Silk Road, in Philippe Forêt, Andreas Kaplony (2008), The Journey of Maps and Images on the Silk Road, Brill, S. 119-134, ISBN 978-90-04-17165-7, https://doi.org/10.1163/ej.9789004171657.i-248.51
- ↑ Dr. Sarah Kühn (2011), The Dragon in Medieval East Christian and Islamic Art, BRILL, ISBN 978-90-04-20972-5
- ↑ 7,0 7,1 7,2 7,3 Owen Lattimore (1979), A Mongol Legend of the founding of Peking, Central Asiatic Journal Vol. 23, No. 3/4, S. 237-239, https://www.jstor.org/stable/41927264
- ↑ Numista: 2500 Tögrög Year of the Dragon