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Die Lamia (gr.: Λάμια, Plural λάμιες, lamiai bzw. lamiae) ist eine Person bzw. eine Gruppe von Kreaturen der griechischen Mythologie.

Etymologie[]

Etymologisch soll das Wort Lamie vom griechischen Wort λαιμός (lämós) für Rachen, Kehle abstammen. Es wird aber auch eine Herkunft aus dem Arabischen lahama für zerfleischen, zerreißen vermutet.

Lamia[]

Die Person Lamia war eine wunderschöne Frau, in die sich der Gott Zeus verliebt hatte. Aus Eifersucht zerstörte Zeus Ehefrau Hera Lamias Kinder oder brachte sie dazu, die Kinder selbst zu töten. Durch diese Qual verwandelte sie sich in ein Monster und begann die Kinder anderer zu jagen. Hera nahm ihr auch die Fähigkeit zu schlafen, damit sie immer um ihre Kinder trauern muss. Um den Schmerz etwas zu lindern gab ihr Zeus die Fähigkeit, ihre Augen herauszunehmen[1].

Erstmals wurde die Lamia von Stesichoros erwähnt, die sie als Mutter der Scylla identifiziert[2].

Aristoteles erzählt von einer frauenförmigen Kreatur, die die Bäuche schwangerer Frauen aufreißt, um ihre Kinder zu töten[3]. Ein anonymer Kommentator identifiziert diese Kreatur als Lamia[4].

Aristophanes spricht oft vom schrecklichen Gestank der Lamia. Dabei spricht er einmal vom Gestank von Lamias Hoden, obwohl alle anderen Autoren Lamia immer als weiblich beschreiben[5].

Die Lamia nahm auch die Rolle einer Kinderschreckgestalt ein[6][7].

Lamien[]

Der Begriff Lamia wurde auch als Überbegriff oder Kategorie für eine Art von Monstern verwendet.

Lamien sollen vor allem in Lybien leben[8]. So lassen sich z.B. die von Dion Chrysostomos beschriebenen zweiköpfigen Kreaturen als Lamien identifizieren. Sie sollen einen Kopf und Brust einer Frau, und einen zweiten Kopf einer Schlange haben. Sie locken junge Männer mit ihren nackten Frauenkörpern an, um sie dann mit Krallen und Gift zu töten[2].

Vor allem im frühen Mittelalter setzte sich die Verwendung des Wortes Lamia für eine Kategorie von Kreaturen durch. Hesychios von Alexandria beschreibt im 5. Jahrhundert die Lamia als eine Art von Bestie, Geist oder sogar Fisch[9]. Isidor von Sevilla beschreibt Lamien als Kreaturen, die Babies stehlen[10].

Topsell-Lamia

Abbildung aus Edward Topsells "History of four-footed beasts and serpents", 1607

In der frühen Neuzeit wurde die Lamia als Tierart in Bestiarien beschrieben. So beschreibt Edward Topsell sid mit Gesicht und Brüsten einer Frau, aber dem geschuppten Körper einer Ziege und großen, dreckigen Hoden, die wie Aristophanes beschreibt, stark stinken[11].

In der modernen griechischen Folklore werden Lamien als dumm, dreckig und blutrünstig beschrieben[12] und nehmen gerne eine ähnliche Rolle ein wie Hexen oder Riesen, z.B. im Märchen Von dem Schönen und vom Drakos, z.T. aber auch wie Drachen, z.B. bei Die Arachobiten und die Lámnia. In dieser Dualität ähneln sie den Draken, die sich ebenfalls ähnlich Riesen und Ogern verhalten, aber wie der europäische Drache auf den altgriechischen Drakon zurückgehen. Häufig wird die Lamia als Ehefrau des Drakos dargestellt[13].

Das Wort hielt auch Einzug in die bulgarische Folklore, wo es ламя (lamya) geschrieben wird[14]. Hier beschreibt es eine Art von Weiblichen Drachen, gegen den z.B. St. Georg gekämpft hat[15], z.B. im Märchen Der heilige Georg, die Lamia und die Schlange. Varianten gibt es auch im Mazedonischen (lamja, lamna; ламја), Südost-Serbischen Dialekten (lamnia, ламња)[16] und in der Aromunischen Sprache (Láme, Lámn'e)[17]. Das Wort scheint bereits vor dem 12. Jahrhundert in die bulgarische Folklore eingegangen zu sein, weshalb die Lamien der bulgarischen Märchen denen der altgriechischen Mythologie ähnlicher sind als die Lamien der heutigen griechischen Märchen. Die Gefräßigkeit der Lamia ist in der bulgarischen Sprache sogar sprichwörtlich, da das Wort auch für verfressene Menschen verwendet wird[13].

Individuelle Lamien[]

Poine von Argos[]

Coroebus von Argos soll eine Kreatur getötet haben, die erst viel später (9. - 11. Jahrhundert) durch den Ersten Vatikanischen Mythographen als Lamia identifiziert wurde. Die altgriechischen Quellen bezeichnen sie als "poine" (Strafe, Rache, laut Plutarch gleichbedeutend mit Empusa[18]) oder "ker" (Todesdämon). Die älteste bekannte Version der Sage stammt von Kallimachos (3. Jahrhundert v.Chr.), doch eine Darstellung des Mythos auf einer Vase aus dem 5. Jahrhundert v.Chr. beweist, dass sie wesentlich älter ist[2].

Der Sage nach schwängerte der Gott Apollon Prinzessin Psamathe, die Tochter von König Krotopos von Argos. Damit ihr Vater nichts davon mitkriegt, gebar sie das Kind auf der Schafsweide, wo es von Hunden zerrissen wurde, und ihr Vater lässt sie hinrichten. Als Strafe sendet Apollon eine Kreatur, die Kinder von ihren Müttern stielt und sie frisst. Nachdem Coroebus die Kreatur getötet hat, schickt Apollon eine Seuche, die nur durch Coroebus Tod beendet werden kann. Coroebus reist daraufhin nach Delphi, um sich dem Apollon opfern zu lassen, und dieser verschont ihn, erstaunt von seinem Mut. Jedoch darf er nicht nach Argos zurück und muss die Stadt Tripodiskoi gründen[19].

Statius beschreibt die Kreatur mit Kopf und Brust einer Frau, aber dem Unterkörper einer Schlange. Zwischen ihren Augenbrauen erhebt sich ein Schlangenkopf. An den Händen trägt sie eiserne Krallen[20].

Sybaris[]

Hauptartikel: Sybaris von Cirfis

Sybaris ist der Name einer Lamia, die von den Bewohnern Delphis regelmäßig einen Jüngling als Opfer verlangte. Als der Junge Alcyoneus geopfert werden sollte, stellte sich der Krieger Eurybatus, der in ihn verliebt war, der Kreatur entgegen und tötete sie.

Lamia von Korinth[]

Philostratus erzählt von einer Lamia, die er auch als phasma (Geist) beschreibt. Sie erschien als schöne phönizische Frau, um Menippus zu verführen, einen der Schüler des Apollonius von Tyana. Auf der Hochzeit der beiden kann Apollonius sie als Lamia bzw. Empusa enttarnen. Es stellt sich heraus, dass sie Menippus mästen wollte, um ihn dann zu fressen[21].

Quellen[]

  1. Duris von Samos (3. Jahrhundert), Libyica
  2. 2,0 2,1 2,2 Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
  3. Aristoteles (4. Jahrhundert v.Chr.), ἠθικὰ Νικομάχεια (ēthiká Nikomácheia)
  4. Elizabeth A. Fisher (2009), The Anonymous Commentary on Nicomachean Ethics VII: Language, Style and Implications in Charles E. Barber, David Todd Jenkins (2009), Medieval Greek Commentaries on the Nicomachean Ethics, Brill, ISBN 978-9004173934
  5. Aristophanes (422 v.Chr.), Σφῆκες (Sphḗkes)
  6. David Walter Leinweber (1994), Witchcraft and Lamiae in 'The Golden Ass', Folklore, 105 (1–2) doi:10.1080/0015587X
  7. Diodorus Siculus (1. Jahrhundert v.Chr.), Βιβλιοθήκη Ἱστορική (Bibliotheca historica)
  8. Aristophanes (421 v.Chr.), Εἰρήνη (Eirḗnē)
  9. Hesychios von Alexandria (ca. 500), Συναγωγὴ Πασῶν Λέξεων κατὰ Στοιχεῖον (Synagōgē Pasōn Lexeōn kata Stoicheion)
  10. Isidorus Hispalensis (ca. 623), Etymologiae
  11. Edward Topsell (1607), History of four-footed beasts and serpents, G. Sawbridge, S. 353-355, https://doi.org/10.5962/bhl.title.79388
  12. Georgios A. Megas (1977), Folk Tales of Greece, University of Chicago Press, ISBN 978-0226517865
  13. 13,0 13,1 Ute Dukova (1970), Das Bild des Drachen im bulgarischen Märchen, Fabula, Band 11, https://doi.org/10.1515/fabl.1970.11.1.209
  14. Boris Kremenliev (1956), Some Social Aspects of Bulgarian Folksongs, The Journal of American Folklore, Slavic Folklore: A Symposium
  15. Mercia MacDermott (1998), Bulgarian Folk Customs, Jessica Kingsley Publishers, ISBN 978-1-8530-2485-6
  16. Anna Plotnikova(2001), Ethnolinguistic phenomena in Boundary Balkan Slavic areas, Славянская диалектная лексика и лингвогеография, 7: 301–308
  17. Tache Papahagi (1963), Dicţionarul dialectului aromîn. (general şi etimologic), Editura Academiei, S. 615
  18. Plutarch (1. und 2. Jahrhundert), Moralia
  19. Kallimachos (270-240 v.Chr.), Αἴτια (Aitia)
  20. Publius Papinius Statius (80-90), Thebais
  21. Philostratus (220), Τὰ ἐς τὸν Τυανέα Ἀπολλώνιον