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Lambton worm

Darstellung des Kampfes in einem Märchenbuch von 1894

Der Lambton Worm ist ein Drache aus einer bekannten britischen Legende.

Handlung[]

Der Sage nach ging der junge John Lambton an einem Sonntag nicht in die Kirche, sondern ging an den Fluss Wear, um dort zu angeln. Viele Versionen der Sage erzählen von einem alten Mann oder einer Hexe, die ihn auf dem Weg dorthin warnen, dass nichts gutes davon kommen könnte, nicht in die Kirche zu gehen. An diesem Tag fing Lambton keinen einzigen Fisch. Erst als die Messe zu Ende war, ging ihm ein aalähnlicher Fisch an den Haken, der neun Löcher auf jeder Seite des Kopfes hatte. Lambton, der sicher ist, den Teufel gefangen zu haben, wirft die Kreatur trotz weiterer Warnungen in einen Brunnen[1].

Jahre später schließt Lambton sich den Kreuzzügen an, während der Wurm in seinem Brunnen immer größer und giftiger wird. Bald verschwindet Vieh und die Menschen stellen fest, dass der inzwischen ausgewachsene Wurm den Brunnen verlassen und sich sieben Mal um einen Hügel gewunden hat. Ältere Versionen der Sage identifizieren den Hügel mit Worm Hill in Fatfield, Washington (Tyne and Wear), während ein Lied angibt, es handle sich um Penshaw Hill, auf dem heute das Penshaw Monument steht[1].

Der Drache terrorisiert die Umgebung, frisst Kinder und Schafe und hält Kühe davon ab, Milch zu geben. Schließlich nähert er sich Lambton Castle, wo John Lambtons Vater lebt. Dieser beschließt, den Wurm täglich mit der Milch von neun Kühen zu füttern, um ihn davon abzuhalten, weitere Schäden anzurichten. Es gibt auch Dorfbewohner, die versuchen, den Wurm zu töten, doch immer, wenn jemand ein Stück der Kreatur abtrennte, wuchs es wieder an. Auch überlebte keiner der fremden Ritter, die ihr Glück im Drachenkampf versuchten[1].

Nach sieben Jahren kehrt John Lambton schließlich zurück und findet die Verwüstung vor, die der Wurm angerichtet hat. Er beschließt, die Kreatur zu töten, und sucht Rat bei einer weisen Frau aus Durham. Sie erklärt ihm, dass er für den Wurm verantwortlich ist und rät ihm, seine Rüstung mit Speerspitzen auszustatten, bevor er den Wurm im Fluss Wear bekämpft. Nach seinem Sieg muss er dann das erste Lebewesen töten, das er sieht, da sonst seine Familie für neun Generationen verflucht wird, nicht friedlich im eigenen Bett zu sterben[1].

Er präpariert also seine Rüstung wie empfohlen und bittet seinen Vater, ihm einen Hund zu schicken, wenn er dreimal das Jagdhorn hört. Dann stellt er sich dem Drachen entgegen, und als dieser sich um den Ritter schlingt, zieht er sich an den Speerspitzen tiefe Wunden zu. Schließlich zerschneiden die Spitzen ihn in viele Stücke, die jeweils sofort vom Fluss fortgetragen werden und so nicht mehr zusammenwachsen können. Als der Wurm schließlich tot ist, bläst John dreimal in sein Jagdhorn[1].

Der Vater ist jedoch so erfreut, dass er den Hund vergisst und selbst seinem Sohn entgegeneilt. Da John sich nicht überwinden kann, seinen Vater zu töten, versucht er später, den Hund zu töten. Dies reicht jedoch nicht, und die Familie wird von dem Fluch getroffen. Zumindest für drei Generationen ist ein Tod außerhalb des eigenen Bettes belegt[1]:

  • 1. Generation: Robert Lambton ertrank in Newrig.
  • 2. Generation: Sir William Lambton wurde in Marston Moor getötet.
  • 3. Generation: William Lambton starb in der Schlacht in Wakefield.
  • 9. Generation: Henry Lambton starb 1761 in seiner Kutsche.

Geschichte[]

Während die ersten schriftlichen Versionen der Sage aus dem späten 19. Jahrhundert stammen, scheint sie mündlich bereits früher verbreitet gewesen zu sein. Dafür sprechen u.a. Ortsnamen aus dem 18. Jahrhundert. So werden z.B. auf Karten aus den Jahren 1735 und 1750 ein "Worm Hill" (en.: Wurmhügel) und "Worm Well" (en.: Wurmbrunnen) erwähnt, als deren Ursprung William Hutchinson in The History & Antiquities of the County Palatine of Durham Vol. 1 (1785) eine riesige Schlange erwähnt, die von einem Helden aus der Lambton-Familie mit einer klingenbesetzen Rüstung besiegt wurde[2].

Der Name "Lambton Worm" wird erstmals 1810 vom Historiker Robert Surtees in einem Brief an Sir Walter Scott erwähnt. Der gleiche Surtees schrieb 1820 eine Familiengeschichte der Lambton-Familie, wodurch die Legende popularisiert wurde[2].

Vermutlich ist die Sage ursprünglich eine typische britische Drachensage, in der ein Held einen gefährlichen Drachen, der eine Bedrohung für die Menschen darstellt, besiegt. Erst die schriftlichen Versionen, z.B. eine Variante aus einem Pamphlet von 1875, bringen christliche Elemente ein und sehen den Drachen als ein Symbol des Teufels, wie es für gewöhnlich eher in Heiligensagen der Fall ist[3].

Ähnliche Sagen[]

Wantley

Ritter Moore in seiner Stachelrüstung bekämpft den Drachen von Wantley

Das Motiv der stachelbewehrten Rüstung taucht auch in anderen britischen Drachensagen auf. Ein Beispiel ist die Sage vom Nunnington Worm, in der der Drache ebenfalls erstaunliche Selbstheilungskräfte besitzt. Hier löst der Ritter das Problem, indem sein Hund die Teile wegträgt. Dass der Drache zusammenwachsen kann ist ein Motiv, das auch beim Gurt Wurm in Somerset, im irischen Märchen Der dreizehnte Sohn des Königs von Erin und sogar in kolonialzeitlichen Beschreibungen amerikanischer Schlangenarten[4][5] vorkommt. Es erinnert an die Regenerationsfähigkeiten der griechischen Hydra von Lerna.

Auch der Ritter Moore, der den Drachen von Wantley erlegte, trug eine Stachelrüstung. In diesem Fall diente sie jedoch nur zu seinem Schutz und wurde nicht verwendet, um den Drachen ernsthaft zu verletzen. Der Ritter, der den Drachen von Mordiford tötete, versteckte sich in manchen Versionen der Sage in einem mit Stacheln gespickten Weinfass. Auch hier wurde der Drache durch die Stacheln verletzt und verblutete. Ähnliches erzählt man sich im französischsprachigen Raum von der Vouivre. Auch in Märchen kommt das Motiv der Stachelrüstung bezeiten vor, z.B. Der Schneider und die Riesen. Eine der ältesten bekannten Varianten der Stachelrüstung stammt aus der Sage vom Drachen von Thespeia aus Griechenland, die im 2. Jahrhundert niedergeschrieben wurde.

Dass die Sage erzählt, wie der Drache aus einem unbedeutenden Wurm heranwächst, erinnert an die Saga von Ragnar loðbrók. Dass John Lambton den Wurm angelt, kann als Parallele zu einer Geschichte um Thor und Jörmungandr angesehen werden. Eine weitere Parallele zur nordischen Mythologie liegt in dem Ratschlag der alten Frau, die an ähnliche Ratgeber in den Sagen von Frotho I., Friðleifr und Sigurd erinnert. Zudem stellen die oben erwähnten Stachelrüstungen ein spezialisiertes Kleidungsstück für Drachentöter dar, vergleichbar mit der Schutzkleidung von Ragnar und Frotho[6].

Die Fähigkeit des Drachen, wieder zusammenzuwachsen, kommt auch in der Folklore der Südstaaten vor. Hier wird von der so genannten Jointed Snake oder Joint snake berichtet, die sich ebenfalls wieder zusammenfügen kann, wenn man sie zerteilt. Möglicherweise basiert der Glaube auf der Fähigkeit mancher Eidechsen, ihren Schwanz bewusst abzuwerfen, wobei dieser sich oft noch lange weiter bewegt, um potentielle Angreifer abzulenken[7].

Trivia[]

  • In einer anderen Version der Legende nutzte der Lambton Worm keine Höhle, sondern einen Hügel als Unterschlupf. Dabei soll der Körper des Drachen so lang gewesen sein, dass er den Hügel neunmal damit umfassen konnte. Die ansässige Bevölkerung glaubt, dass es sich bei dem Hügel entweder um den Penshaw Hill oder den Worm Hill bei Fatfield handelte.
  • Dr. Ernest Drake glaubt, dass es sich bei dem Lambton Worm um einen Knucker handelte. Diesen Namen verwendet er für alle schlangenförmigen Drachen Europas, welche in Legenden jedoch meist als Lindwurm bezeichnet werden. Den Ausdruck Lindwurm benutzt er stattdessen für eine asiatische Drachenart, welche vermutlich auf einem Reisebericht Marco Polos basiert.
  • Oft war davon die Rede, dass der Lambton Worm neun Löcher an beiden Seiten seines Kopfes hatte (siehe auch Bild o.r.). Daher wird mitunter vermutet, dass die Legende des Lambton Worm auf Neunaugen basiert, die sich in den englischen Fluss Wear verirrt haben. Möglicherweise fingen Einheimische ein solches Tier im Fluss und fanden es so seltsam, dass sie sich eine Geschichte darüber ausdachten.

In der Populärkultur[]

  • Der Weiße Wurm aus Bram Stokers Roman Das Schloss der Schlange wird im Buch mit dem Lambton Worm verglichen.
  • In Die Rückkehr des Wurms von Lambton trifft Hellboy auf dem Wurm von Lambton, der ein Dämon ist und im Grab von John Lambton gefangen war, bis er im Jahr 1960 daraus befreit wurde.
  • Im Videospiel Shadow Hearts: Covenant ist Lambton Worm der Name eines Monsters, das wenig mit dem folkloristischen Drachen gemein hat.
  • Ein Sequel zum Film The Wicker Man mit dem Titel The Loathsome Lambton Worm war in Arbeit, wurde letztendlich aber nie veröffentlicht. Das Skript des Filmes wurde schließlich im Buch "Inside the Wicker Man" veröffentlicht[8].

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Sir Cecil Sharpe (1830), The worme of Lambton, Cuthbert Sharp
  2. 2,0 2,1 Justin Mullis (2020), Dragon, legend, or cryptid? The legacy of the Lambton Worm, AIPT
  3. Jaqueline Simpson (1978), Fifty British Dragon Tales: An Analysis, Folklore, Vol. 89, No. 1, https://doi.org/10.1080/0015587X.1978.9716092
  4. John Brickell (1737), The Natural History of North-Carolina, James Carson
  5. J. R. Masterson (1946), Traveller's tales of colonial natural history (Concluded), Journal of American Folklore, Vol. 59, No. 232, https://doi.org/10.2307/536472, https://www.jstor.org/stable/536472
  6. Joanne Freimuth (1981), A comparative Study of the Beowulf Dragon Fight and Twelve Dragon Battles of Norse, German, Celtic and English Legend, Masters Thesis, McGill University
  7. Lloyd N. Jeffrey (1955), Snake Yarns of the West and Southwest, Western Folklore, Vol. 14, No. 4, S. 246-258, https://doi.org/10.2307/1496802, https://www.jstor.org/stable/1496802
  8. Allan Brown (2000), Inside the Wicker Man: How Not to Make a Cult Classic, Polygon (2010), ISBN 9781846971440
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