Die Drachenkönige (chin. 龍王, Lóng Wáng, vereinfacht 龙王, jap. 龍王 oder 竜王, ryūō, viet.: Long vương), auch Drachengötter (chin. 龙神, Lóngshén) sind in der chinesischen Mythologie Meeres-Gottheiten in der Gestalt von Lóng-Drachen.
Das Fest des Drachenkönigs ist Lóng Táitóu (chin.: 龍抬, vereinfacht 龙抬头), das am zweiten Tag des zweiten Monats des chinesischen Kalenders gefeiert wird[1].
Allgemein[]
Ein sehr bekannter Drachenkönig ist Huáng Lóng, der Gelbe Drache. In der japanischen Mythologie gibt es außerdem Zennyo Ryūō, der für den Regen zuständig ist. In der vietnamesichen Mythologie ist der Drachenkönig vom Dongting-See der Großvater des mythischen Begründers von Vietnam, Lạc Long Quân.
Der Mythos der Drachenkönige basiert vermutlich auf den Nagaraja der hinduistischen Mythologie, die über den Buddhismus in die chinesische Mythologie Einzug hielten[2][3]. Jedoch ist die Assoziation der fünf Himmelsrichtungen mit fünf Farben bereits in den Riten der Zhou dokumentiert[4][5].
Der Glaube an die Drachenkönige ist seit der Westlichen Han-Dynastie dokumentiert[5]. So erwähnt bereits das Huainanzi (2. Jahrhundert v. Chr.) die Farben und Assoziationen von fünf Drachen[6][7]. Im Chūnqiū Fánlù (2. Jahrhundert v. Chr.) wird ein Ritual erwähnt, das die fünf Drachen beinhaltet[5].
In manchen Gegenden wie Guangdong oder Fujian werden die Drachenkönige noch heute angebetet[8].
Individuelle Drachenkönige[]
Die bekanntesten Drachenkönige sind die Drachenkönige der vier Meere (chin. 四海龙王, Sìhǎi Lóngwáng)[9] bzw. die Drachenkönige der fünf Richtungen/Regionen (chin.: 五方龍王, Wufang Lóngwáng)[10].
In klassischen Romanen wie dem Fengshen Yanyi oder Die Reise nach Westen werden die Drachenkönige namentlich genannt.
Die Einteilung der Könige ist folgendermaßen:
Name | Titel | Himmelsrichtung | Jahreszeit | Meer |
敖光 Áo Guang | 青龍 Qīnglóng (Blaugrüner Drache) oder 蒼龍 Cānglóng (Grüner Drache)[9] |
Osten | Frühling | Ostchinesisches Meer |
敖顺 Áo Shùn oder 敖明 Áo Ming | 黑龍 Hēilóng (Schwarzer Drache) oder 玄龍 Xuánlóng (Mysteriöser Drache)[9] |
Norden | Winter | Baikalsee |
敖閏 Áo Run, 敖君 Áo Jun oder 敖吉 Áo Ji | 白龍 Báilóng (Weißer Drache)[9] | Westen | Herbst | Qinghai-See |
敖欽, Áo Qīn | 赤龍 Chìlóng oder 朱龍 Zhūlóng (Roter Drache)[9] |
Süden | Sommer | Südchinesisches Meer |
In Japan heissen die Drachenkönige Sui-Ryu, Han-Ryu, Ka-Ryu und Ri-Ryu.
Die vier Flüsse[]
Laut einer chinesischen Legende gab es in China einst keine Flüsse, weshalb die Menschen vom Regen abhängig waren. Während dieser Zeit spielten die vier Drachenkönige (nach dieser Legende der Perlendrache, der Schwarze Drache, der Lange Drache und der Gelbe Drache) in den Wolken, als der Perlendrache bemerkte, dass auf der Erde viele Menschen für Regen beteten, da ihre Ernte vertrocknete.
Deshalb gingen die Drachen zum Kaiser des Himmels und baten ihn um Regen für die Menschen, da er selbst sich nicht um die Menschen kümmerte. Die Drachen glaubten, dass der Kaiser ihre Bitten erhört hatte, und kehren zu ihrem Spiel in den Wolken zurück.
Kurze Zeit später hörten die Drachen wieder die verzweifelten Schreie der Menschen, die noch immer am verhungern waren, da noch immer kein Regen gefallen war.
Die Drachen beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, und sogen so viel Wasser auf wie sie konnten, um es über dem Land auszuspeien und es regnen zu lassen. Die Pflanzen wuchsen und brachten den Menschen reiche Ernte.
Der Himmelskaiser jedoch war erzürnt über den Ungehorsam der Drachen. Er wies den Gott der Berge an, seine Berge in den Himmel zu heben und die Drachen darunter zu zerquetschen. Der Gott der Berge gehorchte und tötete die Drachen, jedoch fielen dabei die Organe der Drachen aus dem Himmel auf die Erde und wurden zu Flüssen und Seen.
Jedem der vier Drachen wurde daraufhin einer der vier großen Flüsse Chinas, die auf diese Weise entstanden waren, zugewiesen und nach ihm benannt. Nach dem Schwarzen Drachen wurde der Amur, auch Hēilóng Jiāng (Schwarzer Drachenfluss) benannt, nach dem Perlendrachen der Perlfluss, nach dem Langen Drachen der Jangtsekiang (chin. Langer Fluss) und nach dem Gelben Drachen der Gelbe Fluss.
In der Populärkultur[]
- Die 4 Großen Drachen aus Digimon basieren auf den Drachenkönigen: Azulongmon ist Ao Guang, Megidramon ist Ao Shun, Goldramon ist Ao Run und Magnadramon ist Ao Qin.
- Früh in der Entwicklung des League of Legends Charakters Aurelion Sol hieß dieser noch Ao Shin, inspriert von den Drachenkönigen.
- Im Märchen Liu Yi und der Drachenkönig (auf Deutsch erschienen im Buch Geister und Drachen der Chinesen), geht es um einen Jüngling, der die Tochter eines Drachenkönigs heiraten möchte.
Trivia[]
- Im Märchen Die Drachenprinzessin kommt ein Drachenkönig im Östlichen Meer vor, der jedoch nicht namentlich genannt wird.
- Das mongolische Märchen Der schwarze Drachenkönig erzählt, wie der Drachenkönig vom Land ins Meer verbannt wurde.
- Die vier Drachenkönige wurden im Jahr 2019 als Motiv der Münze The Four Dragons der Dragons Collection des Niue-Dollars veröffentlicht. Daneben enthält die Dragons Collection auch noch die Münze The Red Dragon.
- Das Lied Four Dragons der Band KeyDragon handelt von der Sage der vier Drachenkönige.
Quellen[]
- ↑ Wei Liming (2010), Chinese Festivals: Traditions, Customs and Rituals, China Intercontinental Press, S. 29–31, ISBN 9787508516936
- ↑ Tan Chung (1998), Across the Himalayan Gap: An Indian Quest for Understanding China, Indira Gandhi National Centre for the Arts/Gyan Publishing House, S. 135, ISBN 9788121206174
- ↑ Qiong Zhang (2009), From "Dragonology" to Meteorology: Aristotelian Natural Philosophy and the Beginning of the Decline of the Dragon in China, Early Science and Medicine Vol. 14, No. 1/3, https://www.jstor.org/stable/20617789
- ↑ 周禮 (zhōulǐ), Kapitel 6, (2. Jahrhundert v. Chr.)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Seiichi Monta (2012), 日本古代における五方龍関係出土文字史料の史的背景 (Nihon kodai ni okeru gohōryū kankei shutsudo moji shiryō no shiteki haikei), Bukkyō Daigaku Shūkyō Bunka Myūjiamu Kenkyūj Kiyō, 8
- ↑ 墜形訓 in Liu An (2. Jahrhundert), 淮南子 (Huainanzi) via Liu An (2010), Terrestrial Forms 4.19 in John S. Major; Sarah A. Queen; Andrew Seth Meyer; Harold D. Roth (2010), The Huainanzi, Columbia University Press, S. 170–171, ISBN 978-0-231-52085-0
- ↑ Huang Fushan (2000), 東漢讖緯學新探 (Dōnghàn chènwěi xué xīntàn), Taiwan xuesheng shuju, S. 129, ISBN 9789571510033
- ↑ Aratake Kenichiro (2012), 天草諸島の歴史と現在 (Amakusa shotō no rekishi to genzai), Institute for Cultural Interaction Studies, Kansai University, S. 110–112, ISBN 9784990621339
- ↑ 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 K. S. Tom (1989), Echoes from Old China: Life, Legends, and Lore of the Middle Kingdom, University of Hawaii Press, ISBN 0824812859
- ↑ Wang Fang (2016), Geo-Architecture and Landscape in China's Geographic and Historic Context: Volume 2 Geo-Architecture Inhabiting the Universe Springer, S. 211, ISBN 9789811004865.