
Das knuckerhole
Der Knucker ist ein Drache aus dem englischen Sussex.
Etymologie[]
Der Name ist abgeleitet von dem angelsächsischen Wort Nicor, das mehrmals im Cottonianus Vitellius A. XV vorkommt. Es wurde einerseits in der Geschichte von Beowulf verwendet, wo es Seemonster und aquatische Drachen in Grendels Unterschlupf bezeichnet, außerdem im "Brief Alexanders des Großen, wo vermutlich ein Flusspferd gemeint ist[1]. Das Dictionary of Old English listet aus dem Jahr 1440 die Form nicker, die Wassermonster oder Meerjungfrauen bezeichnet[2]. Verwandte Wörter sind Nix oder Nöck, welche Wassergeister beschreiben und sich auch in dem Wort Nixe widerspiegeln, das manchmal mit Meerjungfrauen gleichgesetzt wird, obwohl es ein anderes Fabelwesen beschreibt[1]. In Schottland bezeichnet das Wort nicker ein Wasserpferd oder Kelpie[3].
Knuckerholes[]
Knuckerholes sind Teiche, die entlang der Küste entstehen von Sussex vorkommen. Diese sind sehr tief und breit und werden von unterirdischen Quellen gespeist, wodurch man ihren Zufluss nicht sehen kann. Das Wasser ist sehr kalt, gefriert aber nie, da die Knuckerholes für gewöhnlich wärmer sind als die Luft. So entstanden Sagen, dass die Knuckerholes keinen Boden hätten. Das Bekannteste ist das Knucker Hole bei Lyminster in West Sussex[2].
Sage[]

Der Grabstein in Lyminster
In Lyminster giibt es einen Grabstein, der einst auf dem dortigen Friedhof stand, heute aber in der Kirche aufbewahrt wird. Dieser frühmittelalterliche Stein hat keine Inschrift und zeigt nur ein Kreuz und ein Muster, das im Volksglauben als Schlangenknochen gedeutet wird. Hierbei soll es sich um den Grabstein des Drachentöters handeln, der den Knucker einst getötet hat. Es gibt mehrere Versionen der Sage[2].
Die erste Version, erstmals 1866 niedergeschrieben, erzählt, wie der Knucker die Umgebung verwüstet hat, bis der König von Sussex die Hand seiner Tochter demjenigen anbot, der die Kreatur zerstören konnte. Da kam ein fremder Ritter ins Land, tötete den Drachen, heiratete die Prinzessin und siedelte sich in Lyminster an[4][2].
Die zweite Version wurde niedergeschrieben durch Jacqueline Simpson, der sie 1971 von einer Rosemary Anne Sisson erzählt wurde. Sisson lebte als Kind in den 1930ern in Lyminster, wo John Bishop, der Gärtner ihres Vater, ihr die Geschichte erzählte. In dieser Version stellte sich dem Knucker kein Ritter sondern ein Bauernknecht namens Jim Pulk entgegen. Er bereitete einen großen Sussex Pie zu, füllte Gift hinein und fuhr ihn auf seinem Wagen zum Knucker Hole. Der Knucker kam aus dem Wasser und verschlang den Kuchen mitsamt dem Wagen auf dem er Stand und den Pferden. Dann rollte er sich zusammen und starb. Danach kam Jim aus seinem Versteck hervor und schnitt dem Drachen mit seiner Sense den Kopf ab. Er ging damit in das örtliche Pub, Six Bells, um zu feiern, fiel dort jedoch tot zu Boden, nachdem er sein Bier getrunken hatte. Sisson vermutet, dass er noch etwas Gift an der Hand hatte, das er dann in den Mund bekommen hatte[2].
Eine Variante dieser Version wurde 1929 durch C. G. Joiner im Sussex County Magazine veröffentlicht, nachdem sie ihm ein Heckenschneider aus Toddington erzählt hat. In dieser Version heißt der Held Jim Puttock und stammt aus Wick, West Sussex, und der Bürgermeister von Arundel hat eine Belohnung für den Drachentöter ausgesetzt. Es soll auch Leute geben, laut denen Puttock aus Arundel stammte, was laut Joiners Informanten aber nicht wahr ist[5]. Simpson vermutet jedoch, dass die Sage ursprünglich aus Arundel stammt und Puttock in den älteren Versionen tatsächlich von dort stammt[2].
In dieser Variante geht der Drache jede Nacht um, um nach Beute zu suchen. Er verschlang Pferd und Kühe, bevor er sich auf eine Stelle setzte, von der aus er Reisende "aufleckte" wie eine Kröte. Der Bürgermeister von Arundel musste seine Belohnung verdoppeln, da sich niemand meldete, der den Drachen töten wollte. Da ging Puttock zum Bürgermeister und erzählte ihm von seinem Plan, woraufhin der Bürgermeister ihm jede finanzielle Unterstützung zusicherte, die nötig war. So lässt Puttock in einem riesigen Topf den größten Sussex Pond Pudding herstellen, den es je gab[5][2].
Als Puttock mit seinem Wagen mit dem Pudding zum Drachen kommt, wird er von diesem begrüßt und bietet ihm das Dessert an. Der Drache verschlingt den Pudding mitsamt den Pferden und dem Wagen. Puttock konnte sich noch rechtzeitig auf einen nahegelegenen Baum retten, während der Drache seine Lippen leckte und einen weiteren Pudding verlangte. Doch als Puttock mit einem weiteren Pudding ankommt, lehnt der Drache ihn ab, da der andere ihm so schwer im Magen liegt, dass er nicht einmal mehr aufstehen kann. Doch Puttock bietet ihm eine Pille an, die dagegen helfen soll. Doch tatsächlich holt er seine Axt hervor und köpft damit den Knucker[5][2].
Hintergrund[]
Simpson vermutet in Jims plötzlichem Ende nach seinem Sieg eine Parallele zu klassischen Drachentötern wie Beowulf oder Thor, die nach dem Kampf gegen den Drachen selbst sterben. Jedoch vermutet sie, dass der Grabstein genügend Grund für die Erzähler von Sagen ist, den Tod des Helden in die Handlung einzubinden. Sehr ähnlich ist auch die Sage des Nunnington Worm, in der der Held und sein Hund am Gift des Drachen sterben[2].
Die Knuckersage ist nicht die einzige britische Sage, in der ein Drache mithilfe einer lokalen Spezialität getötet wird. Ein weiteres Beispiel ist der Filey Dragon[2]. In Südafrika erzählt man vom Drachen Inzawu, welcher mit Pfannkuchen in den Tod gelockt wurde. Die Schlange von Athen wird jedoch aus gutem Willen mit Honigkuchen gefüttert, da sie die Stadt beschützt.
Das Motiv, dass der Held nach der Tötung des Drachen stirbt, meist an dessen Gift, kommt auch bei Beowulf, Jörmungandr, Heinrich von Winkelried, Plinius Beschreibung des Basilisken oder Le Serpent de Villedieu-les-Bailleul vor. Im Fall des dem Drachen vom Glärnisch überlebt der Drachentöter, aber sein Bein bleibt einen Monat lang angeschwollen.
In der Populärkultur[]
- In den Dragonology-Büchern von Dr. Ernest Drake ist der Knucker eine amphibische Drachenart.
- Im Friendship is Magic-Roman Daring Do and the Eternal Flower kommt ein Drache namens Knuckerbocker vor.
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 Claude Lecouteux (2000), Eine Welt im Abseits. Zur niederen Mythologie und Glaubenswelt des Mittelalters, Quellen und Forschungen zur Europäischen Ethnologie, Band XXII, J. H. Böll, ISBN 3-89754-154-8
- ↑ 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 Jacqueline Simpson (1973), Sussex Local Legends, Folklore, Volume 84(3), https://doi.org/10.1080/0015587X.1973.9716515
- ↑ L. Grant (1927), A Chronicle of Rye, Noel Douglas
- ↑ Samuel Evershed (1866), The Dragon-Slayer of Lyminster, Sussex Archaeological Collections 18, https://doi.org/10.5284/1085314
- ↑ 5,0 5,1 5,2 C. G. Joiner (1929), Sussex County Magazine, III