Drachen Wiki
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Jörmungandr (Jǫrmungandr, Jömungand), die Midgardschlange (altnord.: Miðgarðsormr), gehört zu den bösen Geschöpfen der nordischen Mythologie. Sie ist ebenso wie der Fenriswolf und die Herrscherin der Unterwelt, Hel, ein Abkömmling des Loki und der Riesin Angrboda[1][2].

Sagen[]

Thor und Hymir[]

Als Thor mit dem Jötunn Hymir Fischen war, weigerte dieser sich, Thor mit Ködern auszustatten. Deshalb köpfte Thor Hymirs größten Ochsen und verwendete den Kopf als Köder. Sie ruderten an eine Stelle, an der Hymir oft Plattfische und sogar schon zwei Wale gefangen hatte. Doch Thor bestand darauf, noch weiter hinauszurudern. Dann warf er eine starke Leine mit einem großen Haken aus, an dem er den Ochsenkopf befestigte. Jörmungandr beißt an, und Thor zieht die Weltenschlange aus dem Wasser. Diese speit Gift und kämpft gegen Thor, doch als dieser seinen Hammer greift um sie zu töten, verliert Hymir die Nerven und kappt die Leine. So kann die Schlange ins Meer zurücksinken und wieder ihre Position um Midgard herum einnehmen[1].

Im Lied Hymiskviða in der Lieder-Edda (12. oder 13. Jahrhundert) und im Gylfaginning der Snorra-Edda (1220-1225) wird die Sage wie oben beschrieben, doch viele ältere Werke der Skaldendichtung beschreiben, wie Thor die Schlange tötet[3][4].

Jormungandr

Darstellung in einem isländischen Manuskript aus dem 17. Jahrhundert

Die Darstellung von Thor, der Jörmungandr fischt, ist eines der beliebtesten Motive in der nordischen Kunst. Es wird z.B. auf dem Runenstein von Altuna, den Steinen von Ardre, dem Bildstein in der Hørdum Kirke und einem Runenstein in Gosforth, Cumbria dargestellt[3][5][6]. Die meisten Darstellungen zeigen, wie Hymir die Leine abschneidet, doch auf dem Stein von Altuna ist Thor allein. Der Stein von Ardre zeigt sogar mehrere Motive aus der Sage: Ein Mann der ein Haus mit einem Ochsen darin betritt, zwei Männer die das Haus verlassen, einer mit etwas auf der Schulter, und schließlich zwei Männer die mit Speeren fischen[3]. Die Darstellung wird auf das 8.[3] bis 10.[5] Jahrhundert datiert.

Julian Emole sieht in der Darstellung von Thor, der die Schlange nach oben zieht, und der Schlange, die in die entgegengesetzte Richtung nach unten zieht, eine Parallele zum Kampf zwischen Zeus und Typhon in der griechischen Mythologie, in dem der Gott von oben Blitze wirft und der Drache von unten Flammen nach oben speit[7].

Thor und Utgardloki[]

In einer anderen Geschichte besucht Thor den Jötunn Utgardloki. Dieser fordert ihn zu einem Spiel heraus und stellt Thor drei scheinbar einfache Aufgaben. Er muss Utgardlokis Mutter im Ringkampf bezwingen, sein Horn leertrinken und seine Katze hochheben. Er hält sich im Ringkampf lange, unterliegt jedoch letztendlich. Auch das Horn kann er nicht leeren. Von der Katze kann er mit großer Anstrengung eine einzige Pfote heben[8][1].

Gepeinigt von seiner Niederlage kehrt Thor nach Hause, und Utgardloki begleitet ihn bis außerhalb seines Landes. Dort gesteht er Thor die wahre Natur der Aufgaben: Die alte Frau war die Personifizierung des Alters, das keiner bezwingen kann, aber Thor hat länger durchgehalten als jeder andere. Das Horn war mit dem Meer verbunden, weshalb Thor es nicht leeren konnte. Jedoch hatte er die erste Ebbe ausgelöst. Die Katze schließlich war Jormungand, die durch einen Zauber wie eine Katze aussah. Niemand hatte es je geschafft, auch nur eine ihrer Pfoten zu heben[8][1].

Ragnarök[]

Das Gylfaginning beschreibt, basierend auf der Völuspá, dass eines der Zeichen für Ragnarök das Brodeln des Meeres ist, als Jörmungandr ihren Schwanz aus ihrem Maul nimmt. Das Meer wird über die Ufer treten und die Schlange wird aufs Land kriechen. Sie wird Gift in Luft und Wasser verteilen, während ihr Bruder, der Fenriswolf, Feuer aus Augen und Nase speit. In der Schlacht gegen die Götter wird Thor auf die Midgardschlange treffen und sie töten, aber schließlich selbst an ihrem Gift zugrunde gehen[1]. Eine Darstellung dieses Kampfes ist auf dem Kreuz von Gosforth (ca. 920 - 950) zu sehen[6].

Trivia[]

  • Auf den Orkney-Inseln erzählt man sich vom Stoor Worm, einer ähnlichen Riesenschlange, deren Legende sich vermutlich aus der Legende der Midgardschlange entwickelt hat.
  • Auch die Geschichte von Beowulf weist Parallelen zu Thors Kampf mit Jörmungandr auf. Beide Helden bekämpfen ihre Drachen am Ende im hohen Alter und kommen dabei selbst um, und in beiden Fällen wird die Bedrohung durch den Drachen durch das eigene Volk des Helden ausgelöst[9].
  • Karl Haupt stellte die Hypothese auf, dass die Sage von Utgardloki als Inspiration für die katzenartigen Merkmale von Tatzel- und Haselwürmern dienten.
  • Torun Zachrisson vermutet, dass die Rundrakar auf schwedischen Runensteinen Jormungand darstellen und für den Rand der Welt stehen[10].
  • Die Midgardschlange (dk.: Midgårdsormen) soll der Sage nach unter dem Hügel Kløvenhøj in Thisted, Dänemark liegen. Ihr Schwanz liegt genau unter einer Mühle, und wenn sie ihn jemals bewegt, wird die Mühle versinken[11][12].
    • Der Folklorist Mads Lidegaard vermutet, dass viele dänische Lindorm-Sagen Elemente von Thors Kampf gegen die Midgardschlange beinhalten. So gibt es in vielen Sagen entweder ein Stierkalb (z.B. beim Farum Lindorm) oder einen Schlangen- bzw. Rattenfänger, der gegen einen Lindorm kämpft und selbst dabei ums Leben kommt[13][14].
  • Nach Jormungandr sind die Microsauria-Gattung Joermungandr und die Mosasaurier-Gattung Jormungandr benannt.
  • Dass der Lambton Worm zunächst an einer Angel gefangen wird erinnert an die Geschichte von Thor und Hymir[9].

In der Populärkultur[]

Jörmungandr God of War

Jörmungandr in God of War

  • In der RPG-Serie Shin Megami Tensei ist Jormungandr ein Dämon, der meist als Schlange erscheint, jedoch erinnert er in Devil Children eher an eine Schildkröte.
  • Das Lied Twilight of the Thunder God der schwedischen Band Amon Amarth erzählt von Thors Kampf gegen Jormungandr. Eine gigantische, aufblasbare Version der Schlange ist Teil der Bühnenshow der Band.
  • In den Büchern der Scheibenwelt wird der Draco maritimus immensis beschrieben, eine Schlange, die sich wie eine Bergkette um eine andere flache Welt ringelt. Es wird auch angemerkt, dass ein solches Konzept bei einer kugelförmigen Welt wenig Sinn machen würde.
  • Im Videospiel Age of Mythology gibt es so genannte Jormungand Aale, die Nachkommen der Midgardschlange sein sollen.
  • In God of War kommt Jörmungandr vor und ist ein Verbündeter des Protagonisten Kratos. Er ist der letzte, der die Sprache der Jötnar spricht.
  • In Dragalia Lost ist Midgardsormr der Name eines grünen Drachen, der allerdings wenig mit seinem mythologischen Vorbild gemein hat.
  • In der Avengers – Gemeinsam unbesiegbar-Episode "Die Schlange der Verdammnis" schafft es der Superschurke Dr. Doom die Midgardschlange mittels einer magischen Axt heraufzubeschwören und versucht sie zu kontrollieren. Um die Schlange, die immer größer wird und somit droht bald die Welt zu verschlingen, zu besiegen ist Thor bereit sich zu opfern, da es seine Bestimmung sei. Doch Tony Stark/Iron Man kann Thor überzeugen die Midgardschlange auch zu besiegen ohne sich zu opfern.
  • In der Magnus Chase-Trilogie von Rick Riordan stoßen Magnus Chase und die Walküre Samirah al-Abbas auf die Midgwardschlange/Jormungand, um die Aufmerksamheit der Meeresgöttin Ran auf sich zu ziehen. Die Midgardschlange ist ein Halbbruder der Walküre Samirah al-Abbas, da sie Loki als gemeinsamen Vater haben.
  • Die Geburt der Midgardschlange und ihrer Geschwister ist das zentrale Element der Kurzgeschichte Der dunkle Drache von Andreas Gößling.
  • Jormungandr ist einer der spielbaren Götter im Videospiel SMITE.
  • Auf dem Album Börn Loka der isländischen Metal-Band Skálmöld befindet sich ein Lied namens Miðgarðsormur.

Galerie[]

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Gylfaginning in Snorri Sturluson (1220 bis 1225), Prosa-Edda
  2. Hyndlulióð in Flateyjarbók (ca. 1387 - 1390), GkS 1005 fol.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Preben Meulengracht Sørensen, Kirsten Williams (1986), Þorr's Fishing Expedition in Gro Steinsland, Words and Objects: Towards a Dialogue Between Archaeology and History of Religion, The Institute for Comparative Research in Human Culture, Norwegian University Press, ISBN 82-00-07751-9
  4. Margaret Clunies Ross (1989), Two of Þórr's Great Fights according to Hymiskviða, Leeds Studies in English, 7-27, Archivierte Version vom 28. April 2019
  5. 5,0 5,1 Lilla Kopár (2016), Eddic poetry and the imagery of stone monuments, in Carolyne Larrington, Judy Quinn, Brittany Schorn (2018), A Handbook to Eddic Poetry: Myths and Legends of Early Scandinavia, Cambridge University Press, S. 203–08, ISBN 978-1-316-50129-0
  6. 6,0 6,1 Christopher R. Fee, David A. Leeming (2001), Gods, Heroes, & Kings: The Battle for Mythic Britain, Oxford University Press, S. 36, ISBN 0-19-513479-6
  7. Julian A. Emole (2020), “The Symmetrical Battle” Extended: Old Norse Fránn and Other“ Symmetry in Norse-Germanic Dragon Lore, The Macksey Journal, Vol. 1 , Article 31
  8. 8,0 8,1 Eva M. Thury, Margaret K. Devinney (2017), Introduction to Mythology (4th ed.), Oxford University Press, S. 302–03, ISBN 978-0-19-026298-3
  9. 9,0 9,1 Joanne Freimuth (1981), A comparative Study of the Beowulf Dragon Fight and Twelve Dragon Battles of Norse, German, Celtic and English Legend, Masters Thesis, McGill University
  10. Torun Zachrisson (1998), Gård, gräns, gravfält, Sammanhang kring ädelmetalldepåer och runstenar från vikingatid och tidig medeltid i Uppland och Gästrikland, Stockholms universitet, ISBN 9789171536952
  11. Historisk Aarbog for Thisted Amt 1946, Haase og søn
  12. Mads Lidegaard (1998), Danske høje fra sagn og tro, Lindhardt og Ringhof (2020), S. 253, ISBN 9788726296389
  13. Mads Lidegaard (1999), Danske søer og vandløb fra sagn og tro, Ringhof Forlag (2020), S. 188-190, ISBN 9788726296396
  14. Mads Lidegaard (2020), Danske sten fra sagn og tro, Lindhardt og Ringhof, S. 19-20, ISBN 9788726296365
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