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JaculusBestiarium

Ein Jaculus in einem Bestiarium, ca. 1350

Der Jaculus (lat. auch Iaculus, Javelot, Jaculi, gr. ἀκοντίας, Acontias, dt. Schießschlange, Schozslang[1], Schußwurm, Schießslang[2]) ist eine Schlange, die aus mittelalterlichen Bestiarien bekannt ist.

Frühe Quellen[]

Jaculus-Cambridge

Darstellung in einem Bestiarium, ca. 1200-1210

Laut Lukan lebt das Tier in Libya (Lybien), womit in der Antike ganz Nordafrika gemeint sein konnte. Einer von Lukans Reisegefährten, ein Mann namens Paulus, wurde von einem Jaculus getötet[3]. Plinius der Ältere und Isidor von Sevilla beschreiben, dass der Jaculus aus Bäumen auf seine Beute springt oder fliegt wie ein Wurfspeer. Lucan beschreibt, dass das Tier nur kurz zubeißt bzw. zusticht und dann flieht, doch die Beute geht durch das Gift trotzdem zugrunde[4][5].

Laut William Sayers wurde das Wort guivre (abgeleitet von vipera, Viper, siehe Wyvern) bereits im mittelalterlichen Latein nicht mehr für Giftschlangen verwendet, sondern für Wurfspeere. Als im späteren Mittelalter diese Art von Waffen aufgrund der häufiger werdenden Plattenrüstungen aus der Mode kam, vermischten sich die beiden Bedeutungen und aus dem fliegenden Speer und der giftigen Schlange wurde ein Fabelwesen in Form einer Fliegenden Schlange[6]. Damit könnte der Jaculus ein mythologischer Vorläufer des Wyvern sein.

Aelian beschreibt die Schlange unter dem griechischen Namen Acontias (gr.: ἀκοντίας)[7].

Im deutschsprachigen Raum wurde das Wort Jaculus manchmal als lintwurm übersetzt, wodurch dieses Wort die Bedeutung einer fliegenden Schlange entwickelte[2].

Edward Topsell[]

Dart Topsell

Topsells Darstellung der Schlange, die er Dart nennt, 1658

Edward Topsell beschreibt das Tier unter dem Namen Dart oder Arrow (beides englisch für Pfeil), gibt jedoch ebenfalls die lateinischen Namen Jaculares und Jaculi an. Laut ihm soll der Apostel Paulus von einem Jaculus angefallen worden sein. Als Verbreitungsgebiet gibt er Libyen, die griechischen Inseln Rhodos und Limnos, die italienischen Regionen Kalabrien und Sizilien, aber auch Deutschland und am Fluss Glatt in der Schweiz[8].

Nahe Glattfelden soll ein Mann einen Jaculus in einem Baum entdeckt haben, kurz bevor die Schlange springen konnte. Es gelang ihm wegzulaufen, doch der Jaculus sprang 16 oder 17 Fuß (ca. 5m) weit und verfehlte den Mann. Als der Mann zurückkehrte, um seine in der Eile fallen gelassenen Sachen zu holen, sprang die Schlange ihn erneut aus einem Baum an und wand sich um seinen linken Arm. Der Mann konnte das Tier entfernen, bevor er gebissen wurde, und kam so mit dem Leben davon, doch sein Arm trug gut sichtbare Abdrücke, da die Schlange sich fest um ihn gewunden hatte. An diesen Stellen begann später sein Fleisch zu faulen. Ein Arzt konnte das Leben des Mannes retten, jedoch musste er danach jährlich aderlassen (damals eine anerkannte medizinische Praxis) und die Narben waren ein Leben lang zu sehen[8].

Gegen das Gift des Jaculus sollen die gleichen Gegengifte helfen wie gegen Viperngift. Die Galle des Jaculus soll, vermengt mit skythischem Gestein, zu einer Augensalbe verarbeitet werden können[8].

Topsell beschreibt auch dass laut Olaus Magnus der Ruf dieser Schlangen Pflanzen zum welken bringt. Auf diese Weise kann man die Schlange schon aus der Ferne orten und vermeiden[8].

Topsell erwähnt einige Variationen und Unterarten des Jaculus, die von verschiedenen Autoren beschrieben wurden[8].

Decurtati[]

Laut Johannes Vitus und Conrad Gesner soll es in Ungarn eine ähnliche Art namens Decurtati geben, welche keinen Schwanz hat und nur ca. zwei Handbreiten lang ist, aber genauso dick ist wie der Dart und auf die gleiche Art und Weise angreift[8].

Chersydrus[]

Er gibt auch Informationen von Aelian wieder, der diese Schlange mit einer Schlange namens Chersydrus gleichsetzt. Aelian beschreibt, dass das Tier im Wasser lebt, manchmal aber an Land geht und sich auf Bäumen auf die Lauer legt, wie andere Autoren dies beschreiben. Laut Aelian bleibt der Jaculus stecken, bis die Beute tot ist. Topsell ist aber überzeugt, dass es sich bei der Chersydrus um eine andere Art handelt als den von ihm beschriebenen Dart[8].

Rhodischer Jaculus[]

Laut Bellonius ist der Körper eines Jaculus, den er in Rhodos gesehen hatte, mit schwarzen Punkten bedeckt, die eingekreist sind, so dass sie wie Augen aussehen, ähnlich den Punkten des Gefleckten Zitterrochen (Torpedo torpedo). Das Tier war drei Handbreit lang und so dick wie ein kleiner Finger. Sein Rücken war aschgrau, fast weiß, der Bauch war reinweiß. Schuppen hatte das Tier nur am Rücken[8].

Cafezati und Alteratati[]

Diese sehr kleinen Schlangenarten wurden von Avicen beschrieben. Sie sind rot und haben ein starkes Gift, das je nach Quelle entweder sofort schmerzfrei tötet, oder einen langen, schmerzhaften Tod bewirkt. Diese setzt Topsell mit den Feurigen Schlangen Israels gleich, die die Bibel beschreibt[8].

Ähnliche Sagen[]

Die Folklore Madagaskars erzählt von der Schlange Fandrefiala (Gattung Ithycyphus), dass sie von Bäumen springt und sich steif macht, um ihre Beute wie ein Speer aufzuspießen[9]. Das gleiche wird auch über andere spitzköpfige Schlangen wie Langaha madagascariensis erzählt[10].

Der britische Admiral George Anson soll auf der Insel Quibo nahe Panama Schlangen getroffen haben, die ihre Beute aus Bäumen anspringen. Ihr giftiger Stich soll unverzüglich töten[11][12][13].

In der deutschsprachigen Folklore kommt das Motiv, dass Schlangen auf das Herz eines Menschen zuschießen und sich hineinboren, häufig vor. Oft wird dieses Verhalten dem Weißen Wurm[14][15][16] oder den Schießschlangen[17] zugeschrieben. In machen Sagen kann man sich retten, indem man eine Klinge über das Herz legt, an welcher die Schlange dann stirbt[17][14]. In anderen platziert die Schlange zunächst ein Laubblatt auf dem Herz, auf das sie dann zielt. Legt man dieses Blatt an eine andere Stelle, kann man die Schlange dazu bringen, sich den Schädel an einem Stein einzuschlagen. In diesen Sagen ist es oft eine Eidechse, die den Menschen rettet, indem sie das Blatt stielt oder ihn dazu bringt, aufzuwachen[16][18].

Über die Blindschleiche erzählt man sich, dass sie sehr böse und giftig ist und nur durch ihre angebliche Blindheit wären Menschen vor ihr sicher, da sie noch immer in der Lage sei, einen Menschen zu durchbohren[19][20][21]. In Kratzau erzählt man sogar, dass die Blindschleichen von den Drachen abstammen[22].

Trivia[]

  • Dr. Ernest Drake beschreibt den Jaculus (Serpens volucer) als "fliegendes Geschöpf, das dem Drachen Amphitere ähnelt". Seine besonderen Kennzeichen sind gepfählte Beutetiere sowie rosafarbener Kot. Weiterhin wird ein Jaculus abgebildet, der einen Zwergdrachen aus seinem Revier vertreibt[23].
  • Der wissenschaftliche Name der Wüstenspringmäuse (Jaculus sp.) und der westlichen Sandboa (Eryx jaculus) stammt vom Namen der mythischen Schlange.
    • Acontias ist heute der wissenschaftliche Name einer Gattung von beinlosen Skinken.
  • Der Jakulus kommt auch in den isländischen Sagas Yngvars saga víðförla[24] und Rómverja saga vor, in letzterer als Teil einer Übersetzung von Lukans Pharsalia, in der die Schlangen Lybiens beschrieben werden[25].

Einzelnachweise[]

  1. Konrad von Megenberg (ca. 1349-1350), Das Buch der Natur, K. Aue (1861), S. 273 - 274
  2. 2,0 2,1 Claude Lecouteux (1979), Der Drache, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 108. Bd., H. 1, https://www.jstor.org/stable/20656331
  3. Marcus Annaeus Lucanus (61 - 65), De Bello Civili (Pharsalia)
  4. Gaius Plinius Secundus Maior (77), Naturalis historia
  5. Isidorus Hispalensis (ca. 623), Etymologiae
  6. William Sayers (2008), The wyvern, Neuphilologische Mitteilungen 109(4):457-463
  7. Claudius Aelianus (2. oder 3. Jahrhundert), Περὶ ζῴων ἰδιότητος (De natura animalium) via via A. F. Scholfield (1958), Aelian: On the Nature of Animals, Book 6
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 8,5 8,6 8,7 8,8 Edward Topsell (1658), History of four-footed beasts and serpents, G. Sawbridge, S. 696, https://doi.org/10.5962/bhl.title.79388
  9. Miguel Vences, Frank Glaw (1997), A field-guide to the amphibians and reptiles of Madagascar, Chimaira, ISBN 9783929449037
  10. J. Tingle (2012), Snakes in Madagascar's Folklore, Wordpress
  11. The History of Commodore Anson's Voyage round the World, M. Cooper (1767)
  12. Richard Walter (1765), A Voyage round the World in the years 1740-1744, Hansebooks (2017)
  13. J. R. Masterson (1946), Traveller's tales of colonial natural history (Concluded), Journal of American Folklore, Vol. 59, No. 232, https://doi.org/10.2307/536472, https://www.jstor.org/stable/536472
  14. 14,0 14,1 1290. Der fahrende Schüler und der Schlangenkönig in Josef Müller (1945), Sagen aus Uri, Bände 1-3, G. Krebs, S. 179-180
  15. 1292. Die weisse Schlange in Josef Müller (1945), Sagen aus Uri, Bände 1-3, G. Krebs, S. 181
  16. 16,0 16,1 1293. Die weisse Schlange und das Laubblatt in Josef Müller (1945), Sagen aus Uri, Bände 1-3, G. Krebs, S. 181
  17. 17,0 17,1 60. Die überlistete Schießschlange in Nikolaus Warker (1889), Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg, Willems, S. 97-98
  18. 1294. Schlange und Eidechse in Josef Müller (1945), Sagen aus Uri, Bände 1-3, G. Krebs, S. 181-182
  19. Ernst Meier (1852), Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Band 1, Metzler, S. 224
  20. Philo vom Walde (1884), Schlesien in Sage und Brauch, Senff, S. 59
  21. C. Angebliche Blindheit in Oskar Dähnhardt (1910), Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, Band 4, S. 19-21, B.G. Teubner
  22. Josef V. Grohmann (1864), Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren, Calve, S. 82
  23. Dr. Ernest Drake (2008), Expedition in geheime Welten – Fantastische Wesen, ISBN 978-3760734040
  24. Carolyne Larrington (2011), Þóra and Áslaug in Ragnars saga loðbrókar: women, dragons and destiny in Martin Arnold, Alison Finlay (2011), Making History: Essays on the Fornaldarsögur, Viking Society for Northern Research, ISBN 978-0903521840
  25. Paul Acker (2012), Death by Dragons, Viking and Medieval Scandinavia Vol. 8, https://www.jstor.org/stable/45020180