Hilfe in der Not ist ein chinesisches Märchen.
Handlung[]
Um Gingdschou gibt es zwei Seen. Der Mädchensee liegt östlich der Stadt, und an ihm steht ein Tempel für die Drachenprinzessin. Im Wesen liegt ein See, dessen Gott Tschauna viele Wunder wirkt[1].
Zur Zeit der Tang-Dynastie lebte in der Stadt ein Beamter namens Dschou Bau. Während seiner Amtszeit tauchten im fünften Monat plötzlich Wolken auf, die groß wie Berge waren und in denen sich Drachen und Schlangen wanden. Diese flogen hin und her zwischen den beiden Seen und lösten Stürme und Gewitter aus, die Häuser, Bäume und Ernte zerstörten und Menschen töteten. Dschou Bau nahm die Schuld dafür auf sich und betete für sein Volk[1].
Am fünften Tag des sechsten Monats, als er gerade im Rathaus war, fühlte er sich plötzlich müde und legte sich schlafen. Im Traum sah er einen Krieger, der ihm meldete: "Eine Dame ist draußen, die einzutreten wünscht." Der Krieger offenbarte sich als Dschou Baus Torwächter, der ihm schon seit vielen Jahren unsichtbar dient. Dann empfing Dschou Bau die Dame, die aus den Wolken herabschwebte. Sie trug einfache Kleidung, war aber wunderschön und hatte ein großes Gefolge. Er bewirtete die Dame reichlich, doch sie wirkte sehr traurig. Schließlich trug sie ihm ihr Anliegen vor[1].
Sie entstammte einem Drachengeschlecht aus dem Ostmeer (siehe Ao Guang), von wo sie aber vertrieben wurden, als die Menschen ihnen ihre Schätze neideten. Die Prinzessin selbst hatte einst mit 16 Jahren den jüngsten Sohn des Felsdrachen geheiratet, der aber weniger als ein Jahr später starb, da er den Zorn des Himmels auf sich gezogen hatte. Ihr Vater wollte sie erneut verheiraten an den jüngsten Sohn des Drachen Tschauna, doch aus Treue zu ihrem verstorbenen Gatten weigerte sie sich. Deshalb versuchte Tschauna, sie mit Gewalt zu entführen, und konnte ihr Heer vor der Stadt schlagen. Nun fürchtete sie, dass der Drache sie zwingen würde, ihre Treue gegenüber ihrem alten Ehemann zu brechen[1].
Sie flehte Dschou Bau deshalb an, ihr Söldner zu leihen, um den ungebeteten Verehrer abzuwehren. Dschou Bau war verwundert, dass sie die Hilfe eines sterblichen Mannes erbat anstatt ihrer göttlichen Verwandten. Sie erklärte, dass dies nötig sei, da der Himmel ihrem verstorbenen Gatten noch nicht verziehen hatte und ihre Familie außerdem zu ihrem Vater hielt. So sprach er ihr seine Hilfe zu und sandte direkt nach dem Erwachen 1500 Soldaten an den Mädchensee[1].
Am Tag darauf kam ein Berater der Prinzessin frühmorgens zu Dschou Bau und wieß ihn an, anstatt der lebenden Soldaten, die nicht gegen unsichtbare Feinde kämpfen können, Tote zu senden. So schrieb er einen Befehl an seine gefallenen Soldaten und ernannte den gefallenen Offizier Mong Yüan zu deren Anführer. Den Brief ließ er verbrennen und er rief die lebenden Soldaten zurück. Dabei verlor einer der lebenden Soldaten das Bewusstsein und erwachte mit der Dankesbotschaft der Prinzessin, die jedoch auch mitteilte, dass Mong Yüan kein guter Anführer sei und sie einen anderen wünsche. So zündete Dschou Bau Weihrach an, opferte Wein und übergab die Seele des siegreichen Feldherren Dschong Tschong-Fu an die Prinzessin. Am 26. des Monats erhielt er eine Nachricht aus Dschong Tschong-Fus Heerlager, dass dieser am 13. um Mitternacht verstorben sei, sein Leichnam aber noch warm war und er trotz des heißen Wetters keine Zeichen von Verwesung zeigte. Dschou Bau befahl, den Feldherren nicht zu bestatten[1].
Eines Nachts begann ein eisiger Wind zu wehen, der Bäume und Häuser zerstörte und das Korn auf den Feldern umwehrte. So ging es den ganzen Tag, bis mit einem Donnerschlag der Himmel wieder klar wurde. Genau zu dieser Zeit erwachte der tote Feldherr wieder zum Leben. Er erzählte, wie er von einem purpurnen Reiter als Feldherr für die Prinzessin rekrutiert wurde und mit einem Zug von dreihundert gepanzerten Reitern an eine Stadt geführt wurde, wo ihn die Prinzessin empfing und gegen Tschauna sandte[1].
Er bereitete einen Hinterhalt vor und ließ seine schwächsten Soldaten von Tschaunas Heer schlagen, um ihn anzulocken. So konnte er den Drachen umzingeln und sein Heer schlagen. Sie bereitete Tschaunas Hinrichtung vor, doch ein Brief ihres Vaters ließ sie den Drachen verschonen. Stattdessen zwang sie ihn, allen weiteren Versuchen, sie einzufangen, abzuschwören, und sandte ihn dann nach Hause. Dschong Tschong-Fu wurde mit Geschenken überhäuft. Dann entließ sie ihn für einen Monat aus ihrem Dienst und er ritt weg, bevor er mit einem Donnerschlag erwachte[1].
Nach seiner Rückkehr bereitete er sein Haus vor, um es seiner Frau und seinem Sohn zu übergeben. Einen Monat später starb der Feldherr ohne Krankheit. Tausend Ritter gaben ihm das letzte Geleit und ritten in den Mädchensee, bevor Dschong Tschong-Fu nie mehr gesehen wurde[1].
Hintergrund[]
Das Märchen wurde vom Sinologen Richard Wilhelm auf Deutsch übersetzt und 1914 in seiner Sammlung Chinesischer Volksmärchen veröffentlicht[1]. Eine englische Übersetzung davon erschien 1921, übersetzt durch Frederick Herman Martens[2].