
Schrutan rammt dem Drachen seinen Speer ins Maul, 19. Jahrhundert
Heinrich von Winkelried, genannt Schrutan oder Struthan , war ein schweizer Ritter und Drachentöter. Laut Grimms Deutsche Sagen soll er einen Lindwurm erlegt haben[1], diese Sage wurde erstmals 1509 von Petermann Etterlin niedergeschrieben[2].
Sage[]

Abbildung von Athanasius Kircher, 1665
In Unterwalden, nahe dem Dorf Wyler (auch Wyl oder Wil[3][4], nahe Stans) am Pilatusberg, lebte einst ein Lindwurm oder Tatzelwurm, welcher Menschen und Vieh tötete und den Landstrich verpestete, weshalb der Ort auch Ödwyler (auch Oedweiler[5]) genannt wurde. Der Drache selbst soll in der Lage gewesen sein, flink wie eine Eidechse steile Felswende zu besteigen, wodurch er den Bewohnern immer wieder entkommen konnte[1][6]. Zwei Mädchen konnten dem Drachen nur entkommen, weil sie sich rechtzeitig im Gebüsch versteckten[4].
Schrutan, welcher zu dieser Zeit wegen Mordes angeklagt war, bot sich an, den Drachen zu töten, wenn er im Gegenzug freigesprochen würde und in seine Heimat zurückkehren könne. Er befestigte spitze Dornen an seinem Speer und stieß diesen dem Drachen in den Rachen. Während der Drache verzweifelt versuchte, den mit Widerhaken besetzten Speer aus dem Maul zu bekommen, stieß Schrutan ihm sein Schwert in die Brust[1][6][5].
Als er nach dem Sieg jedoch sein Schwert hob, rann das giftige Drachenblut seinen Arm herunter und tötete auch den Drachentöter. Der Drache soll nach seinem Tod einen Schatz in der Obhut eines Geistes hinterlassen haben[1][6]. Die Höhle des Drachen ist noch immer als "Drachenhöhle" bekannt[5].
Nachwirkung[]

Das Wappen von Ennetmoos
Das Wappen der Gemeinde Ennetmoos geht auf die Sage zurück. Außerdem gibt es in Ennetmoos Orte namens "Drachenried" und Drachenloch bzw. "Drachenhöhle", neben dem in der Sage erwähnten Ödwil. Das Wappen wurde jedoch erst im 20. Jahrhundert eingeführt, und es gibt keine urkundlichen Belege für einen Stammsitz der Winkelriede in Ennetmoos[7].
Ähnliche Sagen[]
Das Motiv, dass der Drachentöter nach dem Sieg über den Drachen selbst an dessen Blut zugrunde geht, kommt in vielen Geschichten vor. In der Schweiz ist z.B. auch der Drache vom Glärnisch bekannt, der den Drachentöter nur leicht vergiftet. Klassische Helden der germanischen Literatur wie Beowulf oder Thor sterben hingegen am Gift des Drachen. Ähnlich ergeht es auch den Helden britischer Sagen, welche den Knucker bzw. den Nunnington Worm erlegten.
Speziell die Beschreibung, dass das Gift an der Waffe des Drachentöters herunterrinnt, erinnert stark an eine Beschreibung aus Plinius Naturalis historia, laut der das Blut eines Basilisken sogar an einem Speer hinaufwanderte, um den Basiliskentöter zu vergiften[8].
Einzelnachweise[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Winkelried und der Lindwurm in Jacob und Wilhelm Grimm (1816), Deutsche Sagen, Band 1
- ↑ Petermann Etterlin (1509), Kronika der loblichen eydtgenossenschaft, Johann Jacob Spreng (1752), S. 12-13
- ↑ Von Drachen vnnd Lindtwürmen vnnd von dem Drachen-Stein so in der Statt Lucern gefunden wirdt in Johann Leopold Cysat (1661), Beschreibung deß Berühmbten Lucerner- oder 4. Waldstätten Sees, vnd dessen Fürtrefflichen Qualiteten vnd sonderbaaren Eygenschafften, Hautt, S. 168
- ↑ 4,0 4,1 Das Drachenried in Meinrad Lienert (1912), Schweizer Sagen und Heldengeschichten, Marix Verlag (2012), ISBN 9783865390813
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Johann Georg Sulzer (1746), Johann Jacob Scheuchzers Natur-Geschichte des Schweizerlandes: sammt seinen Reisen über die schweitzerische Gebürge, Teil 2, S. 231-232, https://doi.org/10.3931/e-rara-27207
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Alois Lütolf (1865), Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Lucern, Uri, Schwiz, Unterwalden und Zug, Schiffmann
- ↑ Wikipedia: Ennetmoos
- ↑ Gaius Plinius Secundus (77), Naturkunde, Buch 8: Zoologie, Heimeran (1976), ISBN 9783776521405