Drachen Wiki
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Die Gull-Þóris saga (auch Þorskfirðinga saga) ist eine isländische Saga aus dem 14. Jahrhundert. Sie erzählt von Þórir Oddsson (auch Gull-Þórir, "Gold-Thorir") und seinen Disputen mit seinem Nachbarn Hallr.

Drachen in der Gull-Þóris saga[]

In Finnmark bekämpft Thorir Valr und dessen Söhne Kottr und Kisi. Als diese mit Kisten voller Schätzen in eine Höhle hinter einem Wasserfall fliehen, verwandeln sie sich in Flugdrachen (non.: flugdrekum) mit Helmen auf dem Kopf und Schwertern an den Schultern[1]. Thorir besiegt die Drachen und erlangt so den Schatz, den er mit seinen Gefährten teilt. Thorir verschließt seinen Anteil in eisenbeschlagenen Kisten[2][3].

Später in der Sage wird Thorir immer grausamer. Doch als er (fälschlicherweise) erfuhr, dass sein Sohn Gudmundr in der Schlacht gefallen war, verließ er sein Haus und wurde nie mehr gesehen. Doch die Leute erzählen sich, dass er sich in einen Drachen verwandelt hat und auf seinen Schätzen liegt. Manche sollen sogar einen Drachen über den Wasserfall Gullfoss fliegen sehen haben[2][3].

Parallelen zu anderen Sagas[]

Valr[]

Die Verwandlung von Valr und seinen Söhnen in Drachen kommt auch in der Hálfdanar saga Eysteinssonar vor, in der dann jedoch nur erwähnt wird, dass sie in der Höhle den Schatz hüteten, bis Thorir sie besiegte[1]. Die genaue Beschreibung des Kampfes kommt nur in der Gull-Þóris saga vor[3].

Das Motiv des Antagonisten, der sich für den finalen Kampf in einen Drachen verwandelt, ist in nordischen Sagas häufiger vertreten. Weitere Beispiele sind Skadevalldr aus der Bærings saga, Hárekr aus der Hálfdanar saga Eysteinssonar, Grímr aus Gǫngu-Hrólfs saga und Tófi aus der Sörla saga sterka. Auch goldhütende Drachen kommen in Sagas oft vor, z.B in der Thidrekssaga. Doch selten behütet ein verwandelter Drache einen solchen Schatz[3].

Thorir[]

Das Motiv, dass ein menschlicher Charakter aufgrund seiner Gier oder Grausamkeit zu einem Drachen wird, kommt in mehreren isländischen Sagas vor. Das bekannteste Beispiel ist Fafnir aus der Völsunga Saga[4].

Das Ende erinnert außerdem an die Egils saga, deren Protagonist zum Ende auch verschwindet. Hier wird die Verwandlung in einen Drachen aber nur impliziert anstatt wie bei Thorir explizit erwähnt[3], ähnlich wie in der Hintergrundgeschichte des Drachenschatzes in Beowulf. Die Verwandlung einer Person in einen Drachen, der auf einem Schatz liegt, ist jedoch ein wichtiges Element in den Sagen um Fafnir[5].

Die größte Ähnlichkeit besteht bei dem Ende jedoch zum Charakter Búi aus der Jómsvíkinga saga (ca. 1200) und Bjarni Kolbeinssons Jómsvíkingadrápa (ca. 1200). Wie Thorir wird auch Búi oft als Gull-Búi bezeichnet und verwandelt sich in einen Drachen (non.: ormr). Der Grund ist auch bei Búi, dass er große Schätze besitzt. Wie Thorir, aber anders als Fafnir, ist auch Búi vor seiner Verwandlung ein positiver, heldenhafter Charakter. Eine weitere Parallele ist, dass in beiden Sagas die Verwandlung in den Drachen ganz am Ende erwähnt wird, nachdem zuvor nur von nicht-übernatürlichen, menschlichen Ereignissen gesprochen wird, und der Autor sich distanziert, indem er nur erwähnt, dass die Menschen von der Verwandlung erzählen. Außerdem wurden beide Drachen an einem bestimmten, in der Saga genannten Ort gesichtet, in Búis Fall Hjörungavágr. Diese Sichtung wird in beiden Sagas, im Gegensatz zur Verwandlung, als Fakt angegeben[4].

Da selbst die Formulierungen zwischen der Jómsvíkinga saga und der Gull-Þóris saga fast identisch sind, vermutet der Kulturhistoriker Daniel Sävborg, dass der Autor der Gull-Þóris saga hier direkt von der Jómsvíkinga saga beeinflusst wurde[4]. Die Literaturwissenschaftlerin Alison Finlay sieht jedoch in den unterschiedlichen Begriffen, die in den beiden Sagas für den Drachen verwendet werden (ormr in der Jómsvíkinga saga, dreki in der Gull-Þóris saga) einen Hinweis darauf, dass die Kreaturen unterschiedlich zu interpretieren sind[6].

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 Hálfdanar saga Eysteinssonar (14. Jahrhundert), Übersetzung George L. Hardman (2011), The Saga of Halfdan Eysteinsson
  2. 2,0 2,1 Sturla Þórðarson (14. Jahrhundert), Gull-Þóris saga, AM 561,4°
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Jonathan D. Evans (1985), Semiotics and Traditional Lore: The Medieval Dragon Tradition, Journal of Folklore Research Vol. 22, No. 2/3, Folklore and Semiotics, https://www.jstor.org/stable/3814387
  4. 4,0 4,1 4,2 Daniel Sävborg (2014), Búi the Dragon: Some Intertexts of Jómsvíkinga Saga, Scripta Islandica: Isländska Sällskapets Årsbok, Vol. 65, S. 101-117, ISSN 0582-3234, E-ISSN 2001-9416
  5. Claude Lecouteux (1993), Der Nibelungenhort: Überlegungen zum mythischen Hintergrund, Euphorion 87, S. 172-186
  6. Alison Finlay (2014), Comments on Daniel Sävborg's Paper, Scripta Islandica: Isländska Sällskapets Årsbok, Vol. 65, S. 119-124, ISSN 0582-3234, E-ISSN 2001-9416
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