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Gregor I der Grosse46

Papst Gregor I. treibt einen Dämonen aus, ca 1730

Gregor der Große (auch Papst Gregor I., lat.: Gregorius, * um 540 in Rom; † 12. März 604 ebenda) war von 590 bis 604 Papst.

Sage[]

Gemäß einer Predigt aus dem 15. Jahrhundert wurde Rom einst von einem großen Drachen (lat.: magnus draco) heimgesucht. Das Tier schwamm zusammen mit vielen anderen Schlangen (lat.: muititudo serpentium) im Tiber, wurde jedoch an Land gespült und löste dort mit seinem Atem eine Pandemie aus. Diese Krankheit tötete auch Papst Pelagius II., und so wurde Gregor als dessen Nachfolger gewählt. Gregor kommt zu dem Schluss, dass der Drache eine Strafe Gottes ist für die Sünden der Stadtbewohner. Durch Gebete und Buße kann das Unheil abgewendet werden[1][2].

Dialogi[]

In Buch II von Gregors Werk Dialogi schreibt er selbst über einen Drachen. Hier kommt ein Mönch vor, der das Kloster verlassen möchte, doch der heilige Benedikt von Nursia lässt ihm den Teufel in Gestalt eines Drachen erscheinen. Dieser hat einen weit geöffneten Rachen, bereits, den Mönch zu verschlingen. Der Mönch erkennt, dass es der Teufel ist, der ihn zu seiner Entscheidung gebracht hat, und kehrt in das Kloster zurück[3].

In Buch IV der Dialogi kommen zwei ähnliche Szenen vor. Hier lauert der Drache jeweils am Totenbett eines sündigen Mönches, bereit ihn zu verschlingen. In der einen Szene ruft der Mönch nach seinen Brüdern, dass der Drache bereits seinen Kopf im Maul hat[4]. In der anderen hat der Drache selbst seinen Kopf in den Mund des Mönches gesteckt, um die Seele des Mannes zu erreichen[5].

Hintergrund[]

Tatsächlich wütete im Jahr 590 in Rom die Beulenpest, an der Pelagius II. relativ früh verstarb[6]. Der Drache in Zusammenhang damit kommt erstmals in Gregor von Tours Historia Francorum im 6. Jahrhundert vor, der sich auf einen Augenzeugenbericht des Diakons Agiulf bezieht[1][7]. Die Pest und Gregors Aufruf zur Buße wird in der Legenda Aurea fast identisch beschrieben, jedoch wird hier der Drache nicht erwähnt[8].

Interessant ist hier, dass Drachen in christlichen Heiligensagen für gewöhnlich den Teufel und das Böse symbolisieren, während der Drache in der Sage von Gregor I. eine Strafe Gottes ist. Damit ist er ein Werkzeug Gottes anstatt dessen Gegenspielern, wie es in Heiligensagen üblich ist[9]. Ähnlich ist es auch in Gregors eigenem Text über St. Benedikt, in dem der Drache durch den Heiligen beschworen wird, um einem Mönch seine Fehler aufzuzeigen.

Eine weitere Abweichung von typischen Heiligensagen ist, dass der Drache bereits tot angespült wird, anstatt von dem Heiligen gezähmt oder getötet zu werden[10].

Die Beschreibung des Drachen in Gregor von Tours Historia Francorum als "so groß wie ein Baum" (lat.: magno dragone in modo trabis validae) diente vermutlich als Vorlage für die Beschreibung des Drachen von Mamilian von Palermo in der Vita Senzii[11].

Die Geschichte könnte ihren Ursprung in einer Sage um den graeco-römischen Gött der Heilkraft Asklepios haben, dessen Kult mit dem frühen Christentum in einem antagonistischen Verhältnis stand. Laut mehreren römischen Autoren, u.a. Titus Livus und Ovid, wurde im 3. Jahrhundert v. Chr., um einer großen Seuche entgegenzuwirken, eine Schlange mit dem Numen des Gottes aus Epidauros nach Rom gebracht. Diese ließ sich auf der Tiberinsel nieder, wo daraufhin ein Asklepiostempel errichtet wurde. Gregors Geschichte, in der aus dem Tiber Schlangen hervorkommen, welche Asklepios symbolisieren, kann also als Verdrehung dieser älteren Geschichte angesehen werden. Asklepios wird hier, in Gestalt eines Drachen (also einer großen Schlange), aus Rom hinausgeschwemmt[10].

Tatsächlich war Gregor von Tours nicht der erste christliche Autor, der Livius Geschichte kritisierte. Schon Arnobius der Ältere bezweifelt, dass eine große Schlange (lat.: magni coluber) ein Gott sein kann. Er zieht auch in Zweifel, dass der Gott die Stadt vor Krankheiten schützt, da es nach der Erbauung des Tempels noch mehrere Epidemien in Rom gab[12]. Lactantius verwendet als erster das Wort Draco und wechselt so von einer eher animalistischen zu einer dämonischen Beschreibung der Kreatur. Dies liegt daran, dass er die römischen Götter als gefallene Engel ansieht, wodurch die Beschreibung als Draco an den Apokalyptischen Drachen erinnert[13][10].

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 Gregor von Tours (6. Jahrhundert), Historia Francorum, Übersetzung: Lewis Thorpe (1974), The History of the Franks, Penguin, ISBN 9781101490754
  2. Edward Howell Weatherly (1936), Speculum Sacerdotale, Early English Text Society, ISBN 9780527002008
  3. Gregor der Große (6. Jahrhundert), Dialogi, II.xxv.2 via Patrick Geary (2015), Readings in Medieval History, University of Toronto Press, ISBN 9781442634411
  4. Gregor der Große (6. Jahrhundert), Dialogi, IV.xl.4-5 via Adalbert de Vogüé (1978), Dialogues, Band 1, no. 251, 260, 265, Éditions du Cerf, ISBN 9782204013208
  5. Gregor der Große (6. Jahrhundert), Dialogi, IV.xl.11 via Adalbert de Vogüé (1978), Dialogues, Band 1, no. 251, 260, 265, Éditions du Cerf, ISBN 9782204013208
  6. George C. Kohn (1995), Roman Plague of A.D. 590 in Encyclopedia of Plague and Pestilence, Infobase (2007), S. 323–324, ISBN 9781438129235
  7. Helmut Brall-Tuchel (2006), Drachen und Drachenkämpfe in Geschichtsschreibung, Legende und Roman des Mittelalters, Saeculum, Band 57, Ausgabe 2, ISSN 2194-4075, https://doi.org/10.7788/saeculum.2006.57.2.213
  8. Jacobus de Voragine (ca. 1265), Legenda Aurea, Buch 3
  9. Patricia Brown (1998), The role and symbolism of the dragon in vernacular saints' legends, 1200-1500, University of Birmingham
  10. 10,0 10,1 10,2 David J. Patterson (2013), Adversus paganos: Disaster, Dragons, and Episcopal Authority in Gregory of Tours, Comitatus, Vol. 44, S. 1-28, https://doi.org/10.1353/cjm.2013.0000
  11. Nicholas Everett (2015), The "Life of Senzius of Blera" and Episcopal Appropriation of monastic Cults in early Medieval Tuscany, Rivista di storia della Chiesa in Italia Vol. 69, No. 2, https://www.jstor.org/stable/26154992
  12. Arnobius der Ältere (4. Jahrhundert), Adversus nationes 7, 44-45
  13. Lactantius (303-311), Divinae institutiones 1.19, 4-5