Drachen Wiki
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Graoully

Graoully-Prozession im 19. Jahrhundert

Der Graoully (dt. Grauli) war ein Drache, der im französischen Metz, in der ehemaligen Region Lothringen, in einem alten römischen Amphitheater lebte.

Sage[]

Clemens I

Bischof Clemens

Der Sage nach kam Clemens von Metz in die Stadt, um dort zu predigen und sie vom Götzendienst zu befreien. Dabei wurde er aufgehalten durch eine Giftwolke, die von einer Gruppe Schlangen in einem Amphitheater außerhalb der Stadt ausgestoßen wurde. Die Giftwolke tötete die Menschen und das Vieh der Stadt und ließ viele krank werden. Die Kranken heilte Clemens, indem er sie zum Christentum bekehrte[1].

Nach einem Gebet ging Clemens dann in das Amphitheater, wo er den Teufel selbst erwartete. Die Schlangen griffen ihn an, doch er machte ein Kreuzzeichen und hielt sie damit auf. Dann band er der größten der Schlangen seine Stola um und führte das so gezähmte Tier auf eine Insel in der Seille. Dann befahl er ihm, mit seiner ganzen Familie in die Wildnis zu verschwinden[1].

Hintergrund[]

Blason Woippy 57

Wappen von Woippy

Die älteste Erwähnung der Sage stammt aus der Gesta episcoporum Mettensium des Mönchs Paulus Diaconus im 8. Jahrhundert. Mindestens seit dem 12. Jahrhundert gab es bis ins 19. Jahrhundert regelmäßig Prozessionen, um an die Geschichte zu erinnern. Dabei wurden Abbilder des Drachen durch die Straßen getragen. Seit dem 16. Jahrhundert ist der Drache als Graoully bekannt[2]. Der Name leitet sich laut französischsprachiger Wikipedia vom deutschen gräulich ab, denn Metz liegt im teils deutschsprachigen Lothringen (Lorraine).

Möglicherweise geht das Abbild des Drachen auf ein Banner mit einem Drachenkopf-Aufsatz zurück, das im 12. Jahrhundert bei Prozessionen in Woippy getragen wurde[3]. Noch heute ist der Graoully auf dem Wappen von Woippy und dem des Metzer Stadtteils Le Sablon zu sehen.

Trivia[]

  • In der Krypta der Kathedrale von Metz ist eine Figur des Drachen zu finden.
  • Der Name der Rue Taison, einer Straße unweit der Kathedrale, wird auf eine Warnung vor dem Graoully zurückgeführt: "Taisons, taisons nous, voilà le Graoully qui passe" (dt. Seid still [lasst uns schweigen], der Graoully geht um). Angeblich hat der Heilige bei seinem Einzug in die Stadt schon diese Worte "taisons-nous" gesprochen, damit man das Untier nicht aufwecke[4].
  • Clemens von Metz wird auch in der Vita Frontonis, der Lebensgeschichte des heiligen Fronto von Périgueux, erwähnt. Nachdem Fronto einen Drachen getötet hat, lädt Clemens ihn nach Metz ein.

Siehe auch[]

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 Paulus Diaconus (8. Jahrhundert), Gesta episcoporum Mettensium
  2. Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
  3. R. de Westphalen (1934), Petit Dictionnaire des traditions populaires messines, Impr. du journal "le Lorrain"
  4. petitfute.com – Rue taison
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