
Statue von Glykon
Glykon (gr.: Γλύκων) ist ein Drakon, der in der griechischen Stadt Abonuteichos angebetet wurde. Er wurde als Schlange mit Menschenkopf dargestellt.
Beschreibung[]
Die meisten Informationen über den Kult stammen von Lukian von Samosata, der in seinem Werk Alexander oder Der falsche Prophet über Alexander von Abonuteichos schreibt. Lukian beschreibt Alexander als falschen Propheten, der den Schlangenkult um Glykon nach Abonuteichos brachte[1]. Vermutlich stammt Alexanders Schlangenkult ursprünglich aus Makedonien, wo solche Kulte bereits seit dem 4. Jahrhundert vor Christus belegt sind[2]. Auch Plutarch erwähnt zahme Schlangen, die bei kultischen Handlungen in Makedonien eine Rolle spielen[3] und möglicherweise sogar an der Zeugung Alexanders des Großen beteiligt gewesen sein sollen.
Geschichte[]
Ursprung[]

Münze mit Glykon-Abbildung aus der Zeit von Kaiser Lucius Verus, 161-169
Laut Lukian sollen Alexander und sein Komplize Cocconas von Byzantion eine dieser makedonischen Schlangen gekauft haben. Sie entschieden sich für Abonuteichos, um dort ein Orakel im Stil von Delphi zu gründen. Danach vergruben sie einige Tafeln beim Apollon-Tempel in Chalkedon, auf denen vorhergesagt wurde, dass der Gott Asklepios mit seinem Vater Apollon nach Pontus kommen und sich in Abonuteichos niederlassen würde. Diese Tafeln wurden bald gefunden, und als die Nachricht bis nach Abonuteichos verbreitet hatte, wurde dort mit dem Bau eines Tempels begonnen. Cocconas starb kurz darauf, möglicherweise am Biss einer Viper[1].
Alexander jedoch begann, sich als Nachkomme des Helden Perseus zu stilisieren. Er reiste nach Abonuteichos und gab sich dort als wahnsinnig aus. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet begann er zu predigen, rief dabei Apollon und Asklepios an und rief auch Dinge in fremden Sprachen. Dann lief er zum Tempel, wo er begann zu graben. Dabei grub er ein Gänse-Ei aus, das er zuvor, ausgeblasen und mit einer jungen Schlange befüllt, vergraben hatte. Er behauptete, Asklepios in seinen Händen zu halten, bevor er das Ei brach und die Schlange daraus hervorholte. So konnte er die Menschen von sich und der Ankunft des Gottes überzeugen[1].
In den nächsten Tagen strömten Menschenmassen in die Stadt, die von dem "Wunder" gehört hatten. Alexander und Cocconas hatten zuvor einen Schlangenkopf aus Leinen hergestellt und realistisch, aber mit einem menschenartigen Gesicht, bemalt. Mithilfe eines Mechanismus aus Pferdehaaren konnten sie den Mund und die gespaltene Zunge dieser Puppe bewegen. Als nun die Menschen in den Tempel strömten, fanden sie Alexander vor, mit der zahmen makedonischen Schlange um seinen Körper gewunden. Der Kopf der Schlange war verborgen, stattdessen ließ Alexander die Menschen den Puppenkopf sehen, als wäre es der Kopf der Schlange. Die Schlange stellte sich den Menschen als Glykon, Enkel des Zeus vor[1].
Mit dieser Masche etablierte Alexander ein Orakel. Die Menschen sollen dem "Gott" ihre Fragen in Form von mit Wachs versiegelten Briefen bringen und würden sie einige Tage später zurückerhalten, noch immer versiegelt, aber mit den Antworten darin. In Wahrheit löste Alexander die Wachssiegel mithilfe einer erhitzten Nadel, Collyrium und anderen Methoden, beantwortete die Fragen schriftlich und versiegelte die Briefe erneut. An der Bezahlung der Antwortsuchenden bereicherte Alexander sich[1].
Verbreitung[]

Glykon-Statue aus Constanța, Rumänien, spätes 2. Jahrhundert
Der Kult verbreitete sich bald auch jenseits der Ägäis. Einer der einflussreichsten Anhänger war der römische Politiker Publius Mummius Sisenna Rutilianus, der auch Alexanders Tochter heiratete[1], und sogar der römische Kaiser Mark Aurel soll ein Anhänger des Glykon gewesen sein[4].
Archäologische Funde belegen, dass Glykons Kult selbst nach Alexanders Tod noch weit verbreitet war. So wurde z.B. eine Statue des Gottes in Constanța gefunden, was manche Forscher als Hindweis sehen, dass der Kult in der Stadt verbreitet war[5]
Glykon soll seine Anhänger vor der Antoninischen Pest beschützt haben[2].
In der Populärkultur[]

10.000 Leu Banknote aus dem Jahr 1994
- Die in Constanța gefundene Statue von Glykon ist auf einer rumänischen Briefmarke aus dem Jahr 1974 und einer 10,000 Leu Banknote aus dem Jahr 1994 abgebildet.
- Der Comic-Autor Alan Moore bezeichnete sich in einem Interview als Anhänger des Gottes[6].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Lukian von Samosata (2. Jahrhundert), Ἀλέξανδρος ἢ Ψευδόμαντις via Alexander the Oracle-Monger in H. W. Fowler, F. G. Fowler (1905), The Works of Lucian of Samosata, Clarendon Press
- ↑ 2,0 2,1 C.P. Jones, Culture and Society in Lucian, https://doi.org/10.1086/ahr/92.5.1185
- ↑ Plutarch (2. Jahrhundert), Alexander
- ↑ D.G. Dalziel (1936), Alexander the Greater, Greece & Rome, Vol. 5, Issue 14, S. 90–97, https://www.jstor.org/stable/641315
- ↑ Margarita Tacheva-Hitova (1983), Eastern Cults in Moesia Inferior and Thracia (5th Century B.C.-4th Century A.D.), Brill, S. 276, ISBN 9004295739
- ↑ Jay Babcock (2003), Magic is Afoot: A Conversation with Alan Moore about the Arts and the Occult, Arthur Magazine, No. 4