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Das Gabilûn ist ein drachenartiges Wesen, das im mittelhochdeutschen Kudrunlied vorkommt.

Etymologie[]

Das mittelhochdeutsche Wort Gabilûn bzw. Gabilûne, auch Gampilun, bedeutet etwa so viel wie "Untier" oder "Drache". Verwandt ist das altschwedische gamber, von welchem das moderne gam für "Geier" abstammt[1].

Welche Art Kreatur das Wort bezeichnet ist unklar. Die Gebrüder Grimm sahen im Gampilun ein Seepferdchen, was sich aber mit der landbewohnenden Natur im Kudrunlied widerspricht. Im König Rother kommt das ähnliche Wort campelûne in einer Wappenbeschreibung vor[2].

Handlung[]

Im ersten Teil des Kudrunliedes wird Hagen im Alter von 7 Jahren von einem Greifen auf eine fremde Insel entführt und an dessen Küken verfüttert. Jedoch kann er den Greifen entkommen und wird von anderen Überlebenden, drei jungen Königstöchtern, in einer Höhle großgezogen[3].

Als er alt genug ist, gelingt es ihm, alle Greifen zu töten. Danach macht er sich auf den Weg, einen besseren Wohnort für sich und seine Ziehmütter zu finden. Mitten im Wald griff ihn ein Wesen an, dass beschrieben wird als "Einem gabilûne waz ez anelîch" (einem "Gabilûn" ähnlich)[4][3].

Obwohl er ungeübt im Umgang mit seiner Waffe war, gelang es Hagen nach einstündigem Kampf, das Gabilûn zu töten. Überhitzt und überanstrengt sank er neben dem toten Monster zu Boden und trank, um seinen Durst zu stillen, das Blut der Kreatur[3].

Sofort danach fühlte er sich nicht nur frisch und ausgeruht, sondern spürte eine gewaltige Macht in sich aufsteigen. Durch das Blut erhielt Hagen die Kraft von zwölf Männern. Diese nutzte er, um das tote Gabilûn zur Höhle zu bringen und seinen Ziehmüttern als Speise zuzubereiten. Den Panzer nutzten sie, um Funken zu erzeugen und ein Feuer zu entzünden. Von dem zubereiteten Fleisch konnten sie sich tagelang ernähren[3].

Letztendlich gelingt es ihnen, die Insel zu verlassen und nach Irland zu fliehen, wo Hagen später zum König gekrönt wird.

Hintergrund[]

Der Mediävist Karl Bartsch vermutet, dass der Kampf zwischen Hagen und dem Gabilun, und die Macht die Hagen durch dessen Blut erhält, auf Sigurds Kampf mit Fafnir in der Nibelungensage basiert. Das Kudrunlied wurde ca. 30 bis 40 Jahre nach dem Nibelungenlied niedergeschrieben und wird oft als dessen Antithese betrachtet[5].

Während das Gabilun meist als eine Art Drache interpretiert wird, setzt Sebastian Koch von der Universität Tübingen die Greifen mit Drachen gleich, während er das Gabilun als eine eigene, nicht damit verwandte Kreatur ansieht. Dies begründet er damit, dass es sich bei Greifen und Drachen um fliegende Untiere handelt, die am Rand der Welt leben. Das Gabilun hingegen kann nicht fliegen und lebt an den Ufern des Euphrat. Er sieht den Kampf gegen das Gabilun als Zeichen von Hagens Erwachsenwerden an[6].

Quellen[]

  1. Wiktionary: Gam (schwedisch)
  2. G. Basse (1847),  Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit, Teil 2, Bände 3-4, University of Chicago
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 A. Oskar Klaussmann (2017), Lohengrin und andre Sagen, TP Verone Publishing, ISBN 978-9925074068
  4. Franz H. Bäuml, The Gabilûn-Episode in Kudrun: Some Paleographic Implications
  5. Karl Bartsch (2000), Kudrun (Altdeutsche Textbibliothek, Band 115), De Gruyter, ISBN 978-3484202153
  6. Sebastian Koch (2016), Der Kampf des Helden gegen den egeslîchen trachen. Zur narrativen Funktion des Topos vom Drachenkampf in vergleichender Perspektive
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