Drachen Wiki
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Florianu ist ein Märchen aus der Walachei.

Handlung[]

Das Märchen handelt von einer Prinzessin, die auf Wunsch ihres Vaters abgeschieden in einem Schloss lebt, wo sie nur mit den tugendhaftesten Erzieherinnen Kontakt hat und nichts von der verdorbenen Außenwelt erfährt. Als die Prinzessin sechzehn Jahre alt war und sich in den Gärten des Schlosses aufhielt, sah sie außerhalb der Mauern eine schlanke Frau mit dunkler Haut und zerlumpten Kleidern, die in ihren schwarzen Haaren schöne Blumen trug, die rot, golden und silber glänzten. Die Prinzessin ließ nach der Fremden rufen, die sich als Romni herausstellte. Sie ließ sich von der Frau viele der schönen Blumen aus dem nahen Wald bringen und entlohnte sie reichlich dafür[1].

Voller Freude spielte die Prinzessin mit den Blumen und stellte sie am Abend ins Wasser, um sich auch am nächsten Tag noch daran erfreuen zu können. Da färbte sich das Wasser so rot wie die Blumen und es schwammen sogar goldene und silberne Sternchen darin herum. Sie tauchte die Blumen ins Wasser, und als es ganz die Farbe und den Geruch der Blumen angenommen hatte, trank sie es aus. Doch kurz darauf wurde sie sehr krank, doch ein Arzt stellte fest, dass sie in Wahrheit schwanger war. Wütend darüber ließ der König den Arzt und die Erzieherinnen fortjagen und die Prinzessin in ein Gefängnis werfen. Die Prinzessin verstand nichts von alledem und verteidigte ihre Erzieherinnen, doch ohne Erfolg. Das Schloss mit seinen schönen Gärten ließ der König niederbrennen[1].

Einige Monate später ließ der König die Prinzessin in einem Fass ins Meer werfen. Noch in diesem Faß gebar sie einen starken Jungen, der schnell so groß wuchs, dass er das Fass sprengte. Er schwamm mit seiner Mutter an Land und sie erzählte ihm ihre Geschichte. Da sie vermutete, dass ihre Schwangerschaft von den schönen roten Blumen stammte, nannte sie ihn Florianu, Blumensohn. Sie kamen bald an ein herrliches Schloss in einem Wald, doch die Prinzessin wusste von ihren Erzieherinnen, dass es von Drachen bewohnt war. Florianu aber beschloss, den Drachen gute Sitten beizubringen, falls sie nicht gastfreundlich waren[1].

Florianu schlug mit einer großen Keule die Eisentür des Schlosses ein, doch sie fanden das Schloss leer vor. Nach einer Reihe prächtiger Zimmer gelangten sie an eine verschlossene Türe aus Elfenbein, die selbst Florianu nicht zerschlagen konnte. Als seine Keule daran zerbrach, warf er eine der Marmorsäulen des Saals gegen die Tür, welche zerbrach und einen stinkenden Pesthauch freigab. In dem Raum dahinter fanden sie über fünfzig Drachen, welche die Marmorsäule angriffen. Die Drachen wirkten abgemagert und ihre Schuppenhaut hatte all ihren Schimmer verloren, außerdem waren sie angekettet[1].

Einer der Drachen warnte Florianu, dass er, sofern er einen Menschen zum Vater habe, fliehen müsse, da der Bruder der Drachen sie selbst angekettet habe und die Menschen zerreissen würde, wenn er heimkommt. Florianu aber, der keinen Menschen zum Vater hatte, fürchtete den großen Drachen nicht und wollte ihn unter den anderen Drachen anbinden. Da die Drachen Geschöpfe der Hölle waren weigerte er sich aber, die anderen zu befreien. Als der große Drache zurückkehrte wurde es dunkel und man hörte Donner aus der Ferne. Der Drache machte sich mal groß, mal klein und stieß einen stinkenden Dunst aus. Doch Florianu packte den Drachen und würgte ihn mit der rechten Hand, bis er sich nicht mehr wehrte. Mit der linken nahm er eine Säule, trug sie mit dem Drachen vor das Tor, verbog eine Eiche und band damit den Drachen an die Säule. Auf Bitten der Mutter sperrte er den gefesselten Drachen in eines der Gemächer[1].

Viele Tage lang lebten sie im Schloss, Florianu ging jeden Tag jagen und sie lebten von seine Beute und dem Wein aus dem Keller des Schlosses. Doch eines Tages kam die Mutter an das verschlossene Gemach, in dem der große Drache lag, und als dieser sie kommen hörte, jammerte er laut. Als sie durch das Schlüsselloch sah, entdeckte sie anstatt des Drachen einen schönen jungen Mann an die Säule gefesselt. Da ihr Sohn sie aber gebeten hatte, sich dem Gemach nicht zu nähern, erzählte sie abends nichts davon. Am dritten Tag sprach sie mit dem Gefangenen, der erzählte, von einem Fluch in einen Drachen verwandelt worden zu sein. Er redete ihr ein, dass er sie auf ewig lieben und schützen würde, selbst wenn ihr Sohn sie verließe. Schließlich löste sie seine Fesseln, doch als er fliehen wollte drohte sie ihm mit Florianu und gebot ihm, in dem Gemach zu bleiben, dann würde sie ihm täglich Essen bringen. Aus Dankbarkeit küsste er sie, und sie ließ es zu, da ihr seine schöne Menschengestalt gefiel[1].

Am nächsten Tag erzählte der Drache ihr, dass er und seine 59 Brüder von ihrem Vater verflucht worden waren, und dass er sie gefesselt hatte, da sie ihm nach dem Leben trachteten. Jeden Tag erzählte er ihr weitere Lügen, während er tatsächlich nur auf eine Möglichkeit zur Flucht wartete. Eines Nachts konnte sie den nächsten Tag, wenn der Sohn jagen gehen würde, nicht erwarten, und schlich sich zu ihrem Geliebten. Da überredete er sie, ihren Sohn zu töten, damit sie endlich ohne Angst, von diesem erwischt und getötet zu werden, zusammen leben können[1].

Der Drache riet ihr, sich am nächsten Abend krank zu stellen und Florianu zu erzählen, dass nur das Hirn eines Auerochsen sie heilen könne. Die Auerochsen würden ihn bei der Jagd dann töten. Doch Florianu gelang es sogar, einen der Auerochsen lebendig ins Schloss zu bringen. Dort fand er das Krankenbett leer vor, und als die Mutter sich vom Gemach des Drachen in ihr eigenes zurückschlich und ihn dort traf, behauptete sie, wieder gesund zu sein, woraufhin er den Ochsen wieder freiließ[1].

In der nächsten Nacht riet der Drache ihr unter dem gleichen Vorwand, Florianu nach einem Bären zu schicken. Als er damit zurückkehrte, fand er die Mutter im Bett vor und bereitete ihr die Bäurenkeule selbst als Suppe zu, von der sie aber nur wenig trank. Am dritten Tag verlangte sie dann Wasser aus der Quelle des Lebens, welche von dem mächtigsten Geist den es gibt gehütet wird. Unterwegs versuchten Wasserjungfrauen, ihn zu betören und vor dem Geist zu warnen, doch er ging weiter bis zur Quelle. Doch als er Wasser daraus schöpfen wollte, riss ein Wirbelwind ihn in die Luft und zerriss ihn in tausend Stücke.

Als Florianu nicht zurückkehrte, freuten sich die Mutter und der Drache, endlich ungestört ihre Liebe ausleben zu können. Doch um Mitternacht tauchten die Wasserjungfrauen auf und fanden Florianus Herz, welches in ihren See gefallen war. Sie suchten die anderen Teile, setzten ihn wieder zusammen und belebten ihn mit dem Wasser des Lebens wieder. Er wollte erneut auf den Berg, um das Wasser für seine Mutter zu holen, doch die Jungfrauen erzählten ihm vom Verrat der Mutter. Er wollte nicht glauben, doch als er zurück im Schloss durch das Schlüsselloch des Drachengemachs sah, sah er seine Mutter mit dem schönen jungen Mann, den er als den Drachen erkannte. Er schlich sich in das Gemach der Mutter, rief laut nach ihr, und als sie zu ihm kam tat sie sehr erleichtert, dass er am Leben sei. Entsetzt von ihrer Falschheit konnte Florianu kein Wort zu ihr sagen und stellte sich schlafend, während sie Essen bereitete[1].

Als sie sich nachts wegschlich, folgte er ihr zum Gemach des Drachen und hörte dort den nächsten Plan des Paares. Die Mutter solle am nächsten Tag vom Sohn verlangen, einen bestimmten Vogel vor dem Fenster zu schießen, und dabei würde der Drache über dem Fenster auf ihn lauern und ihn angreifen. Als sie dies am nächsten Tag tat, wusste Florianu Bescheid und hatte den Drachen bereits gesehen. So konnte er ihn greifen, als er ihn ansprang, riss ihm die Zunge heraus, band ihn wieder an die Marmorsäule und warf ihn damit in den Wald hinaus. Die Zunge war er den 59 Drachenbrüdern zum Fraß vor. Dann verließ er das Schloss und ließ die Mutter mit den Drachen zurück, denn er brachte es nicht über sich, sie zu töten[1].

Hintergrund[]

Das Motiv der verräterischen Frau (ATU 315, in den meisten andere Märchen ist es die Schwester des Helden) erinnert an Janni und die Draken, Der Drachentödter, Von den Räubern und der Prinzessin, die einem Drachen versprochen war und Die beiden Geschwister und die drei Hunde. Auch hier verbündet sich die Frau mit einem von vielen Drachen oder Räubern und ersinnt mit ihm Pläne, um den Protagonisten durch gefährliche Aufgaben zu töten, die er jedoch alle überlebt und schließlich von dem Verrat erfährt. Auch in Armenien sind solche Märchen bekannt, bei denen wie in der wallachischen Version die Antagonistin die Mutter anstatt der Schwester des Protagonisten ist[2].

Dass die Prinzessin von einem Nahrungsmittel schwanger wird erinnert an König Lindwurm, Die Ritter vom Fisch, Sturmheld Iwan Kuhsohn und Die siebenköpfige Schlange.

Quellen[]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 28. Florianu in Arthur und Albert Schott (1845), Walachische Maehrchen, Kriterion (1976), S. 204-223
  2. Zauberschlangen und Drachen in Grikor Chalatianz (1887), Armenische Bibliothek: Märchen und Sagen, Friedrich, S. 10-14
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