
Darstellung auf der Trajanssäule, Rom, 113
Draco (lat. Drache) war eine Standarte der römischen Kavallerie, welche einer Kohorte vom Draconarius vorrangetragen wurde[1].
Beschreibung[]
Sie hatte die Gestalt einer Schlange, jedoch hatte der Kopf für gewöhnlich Merkmale, die an Wölfe oder Löwen erinnern. Die Standarten bestanden für gewöhnlich aus einem Metallkopf an einem Stock, an den ein Windsack in Form des Schlangenkörpers angebracht war.
Geschichte[]

Karolingische Reiter mit einer Dracostandarte, 9. Jahrhundert
Die Dracostandarte geht auf ähnliche Standarten zentralasiatischer Reitervölker wie der Sarmaten oder Skythen zurück[2][3]. Bei den Sarmaten wirkt der Drachenkopf häufig östlicher als bei den Römern oder Dakern[4].
Bei den Dakern hatte die Schlange einen wolfsartigen Kopf, da der Drache bei diesem Volk häufig mit dem Wolf assoziiert wurde. Der Drache war in dieser Mythologie ein Himmelsgott, der mit dem Hauptgott Zalmoxis in Verbindung stand. Er war in der Hallstatt-Zeit ein häufiges Motiv der dakischen Kunst. Laut Vasile Pârvan stellt die wolfsköpfige Schlange das rumänische Fabelwesen Balaur dar[5][6][3], während Isidor von Sevilla den Draco auf Python zurückführt[7].

Wappen des Clans von Ostoja
Nach der Niederlage der Daker gegen die Römer übernahmen die Römer nach Meinung der meisten Historiker die Dracostandarte von diesen[8][1]. Sicher ist, dass sie im römischen Militär als Standarte der Kohorte diente, im Gegensatz zum Aquila (lat. Adler) der Legion[9]. Den Träger der Dracostandarte nannte man Draconarius. Dieser Name wurde später auf die Träger des Labarum während der Zeit des Kaisers Konstantin und auf Kreuzträger christlicher Prozessionen übertragen[1].
Im Mittelalter übernahm der Ritterclan von Ostoja den Draco auf seinem Wappen. Der aus diesem Clan stammende Stibor zo Stiboríc a Beckova soll ein Mitbegründer des Drachenordens gewesen sein[10].
Während der Schlacht bei Liegnitz (1241) sollen laut einer polnischen Chronik die "Tartaren" (gemeint sind die Mongolen) eine mit Pyrotechnik ausgestattete Dracostandarte getragen haben, die Rauch ausstieß und damit das polnische Heer in Aufruhr versetzte[11].
Drachen[]

Fesseldrache in Gestalt eines Drachen, 1680
Von der Dracostandarte leitet sich angeblich auch die Bezeichnung Drachen (auch Fesseldrachen) für das windbetriebene Spiel- und Sportgerät ab, welches zwar ursprünglich aus China kam (und dort ebenfalls teilweise die Gestalt eines Lóng-Drachen hatte), aber durch seine oberflächliche Ähnlichkeit mit der Draco-Standarte in vielen germanischen Sprachen nach dem Fabelwesen Drache benannt wurde.
Fesseldrachen in Gestalt von Drachen, die ab dem Mittelalter teilweise sogar durch Pyrotechnik mit einem Flammenatem ausgestattet wurden[12], sind bis heute verbreitet. Historische Beispiele sind der von Athanasius Kircher beschriebene Draconis igniti species und vermutlich der Drache vom Camp du Drap d’Or.
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Harold Osborne (1985), The Oxford Companion to the Decorative Arts, Oxford University Press, S. 301, ISBN 978-0-19-281863-8
- ↑ Flavius Arrianus (2. Jahrhundert), Τέχνη Τακτική (Téchne taktiká), Ares Publishers (1993), ISBN 0-89005-517-3
- ↑ 3,0 3,1 Dumitru Tudor (1976), Corpus Monumentorum Religionis Equitum Danuvinorum: The Analysis and Interpretation of the Monuments, Brill, S. 116, ISBN 978-90-04-04493-7
- ↑ Richard Brzezinski (2002), The Sarmatians, 600 BC-AD 450, Osprey Publishing, S. 39, ISBN 978-1-84176-485-6
- ↑ Vasile Pârvan (1928), Dacia: An Outline of the Early Civilization of the Carpatho-Danubian Countries, The University Press
- ↑ Vasile Pârvan (1926), Getica, Cvltvra Națională
- ↑ Isidorus Hispalensis (ca. 623), Etymologiae, XVIII, iii, 3, PL 82, 643
- ↑ Jocelyn M. C Toynbee (1934), The Hadrianic school: a chapter in the history of Greek art, Cambridge University Press, S. 149
- ↑ Yust, Walter (1953). Encyclopædia Britannica: a new survey of universal knowledge, Encyclopædia Britannica, S. 570
- ↑ Helmut Nickel (1973), Tamga and Runes, Magic Numbers and Magic Symbols, The Metropolitan Art Museum
- ↑ Konrad Kyeser (1402), Bellifortis
- ↑ Philip Butterworth (2013), Late Medieval Performing Dragons, The Yearbook of English Studies, 43, 318, https://doi.org/10.5699/yearenglstud.43.2013.0318