
Kirchers Abbildung des Drachen
Draconis igniti species (lat.: Feuriger Drache) ist der Name, den Athanasius Kircher einem drachenförmigen Flugapparat gab.
Beschreibung[]
In seiner Ars Magna Lucis Et Umbrae (1646), einer Abhandlung über das Licht, berichtet Kircher von einer Gruppe jesuitischer Missionare, die in Indien von "Barbaren" gefangen genommen wurden. Einer der Missionare drohte den Entführern mit übernatürlichen Strafen und dem Zorn der Götter, wenn sie nicht freigelassen werden. Doch die Barbaren lachten darüber nur[1].

Abbildung eines ähnlichen Drachen aus Mundus subterraneus
Da konstruierte der Geistliche einen Drachen (lat.: draco) aus Papier und brachte eine Mischung aus Schwefel, Pech und Wachs daran an. Einmal entzündet würde diese Mischung den Drachen beleuchten und die Worte ira dei (lat.: Zorn Gottes) in der Sprache der Barbaren zeigen. Er befestigte noch einen Schwanz daran und ließ den Drachen in die Luft steigen. Vom Wind ergriffen flog er als feuriger Drache (lat.: draconis igniti species) auf die Barbaren zu. Diese erschraken und erinnerten sich an die Drohung des Missionars. Deshalb ließen sie die Gefangenen sofort frei[1].
Danach ging der Apparat in Flammen auf und stürzte ab, was die Barbaren als Zeichen ansahen, mit der Befreiung das richtige getan zu haben[1].
Hintergrund[]
Kircher erwähnt ähnliche Flugdrachen auch in seinem späteren Werk Mundus subterraneus als nützliches Werkzeug für die Auseinandersetzung mit Andersgläubigen[2].
Eine frühere Erwähnung eines ähnlichen Drachen stammt aus Daniel Schwenters Mathematischen und Philosophischen Erquickstunden von 1636, der wie Kircher Anweisungen zum Bau eines solchen Fluggerätes gibt[3]. Ursprünglich geht das Konzept auf die Magiae Naturalis (1589) des neapolitanischen Gelehrten Giambattista della Porta zurück, der es als draco volans (lat.: Fliegender Drache) bezeichnet. Kircher ist der früheste bekannte Autor, der die Bauanleitung des Flugdrachen mit einer Erzählung über Missionare kombiniert, deren Quelle heute nicht mehr bekannt ist. Georg Philipp Harsdörfer bezieht sich in einer späteren Ausgabe der "Erquickstunden" auf Kircher und erwähnt den "Zorn Gottes"[4].
Hole Rößler vergleicht Kirchers Drachen als Werkzeug der Strafe Gottes mit dem biblischen Leviathan, der in Hiob 40,25-41,26 ebenfalls die Sünder straft[4].
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Athanasius Kircher (1646), Ars Magna Lucis et Umbrae
- ↑ Athanasius Kircher (1665), Mundus subterraneus, quo universae denique naturae divitiae
- ↑ Daniel Schwenter (1636), Deliciae physico-mathematicae, oder, Mathemat. vnd philosophische Erquickstunden
- ↑ 4,0 4,1 Hole Rößler (2013), Ira Dei ex machina Athanasius Kirchers „Drachen“ als boundary objects frühneuzeitlicher Wissensfelder in Tina Asmussen, Lucas Burkart, Hole Rößler (2013), Theatrum Kircherianum: Wissenskulturen und Bücherwelten im 17. Jahrhundert, Harrassowitz Verlag, ISBN 978-3447100069