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[[Datei:St.Georg.jpg|thumb|St. Georg ist vermutlich der bekannteste Drachentöter]]Ein '''Drachentöter''' ist eine fast ausschließlich männliche Heldengestalt, der es gelingt, einen mythischen Drachen zu besiegen; sie steht für großen Mut und die Überwindung des Bösen. Drachentöter finden sich in Mythen, Sagen, Legenden und Märchen vieler Kulturen, außerdem in moderneren Genres wie Fantasy und Rollenspiel.
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[[Datei:St.Georg.jpg|thumb|St. Georg ist vermutlich der bekannteste Drachentöter]]Ein '''Drachentöter''' ist eine fast ausschließlich männliche Heldengestalt, der es gelingt, einen mythischen Drachen zu besiegen; sie steht für großen Mut und die Überwindung des Bösen. Drachentöter finden sich in Mythen, Sagen, Legenden und Märchen vieler Kulturen, außerdem in moderneren Genres wie Fantasy und Rollenspiel. Das Motiv des Drachentöters hat seinen Ursprung im [[Chaoskampf]]-Mythos.
   
 
== Rolle eines Drachentöters ==
 
== Rolle eines Drachentöters ==
 
Gemäß den Erzählungen befreit ein Drachentöter zumeist durch seine Tat die Menschen aus der Umgebung vor Überfällen und Verwüstungen durch den feuerspeienden Drachen oder aus einer langanhaltenden Dürre.
 
Gemäß den Erzählungen befreit ein Drachentöter zumeist durch seine Tat die Menschen aus der Umgebung vor Überfällen und Verwüstungen durch den feuerspeienden Drachen oder aus einer langanhaltenden Dürre.
   
Manchmal rettet ein Drachentöter [[Prinzessin und Drache|(Jung-)Frauen]] aus der Gefangenschaft in der Drachenhöhle oder gewinnt Zugang zu einem [[Drachenhort|Schatz]], der vom Drachen verwahrt und bewacht wurde.
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Manchmal rettet ein Drachentöter [[Prinzessin und Drache|(Jung-)Frauen]] aus der Gefangenschaft in der Drachenhöhle oder gewinnt Zugang zu einem [[Drachenhort|Schatz]], der vom Drachen verwahrt und bewacht wurde. Laut germanischen Sagen oder am bekanntesten im [[Fafnir|Nibelungenlied]] ist der Schatz des Drachen verflucht. So bringt der erbeutete Drachenschatz dem Drachentöter Siegfried Unglück.
   
 
In den Sagen um Siegfried oder Sigurd wird der Held unverwundbar, in dem er in Drachenblut badet. Jedoch bleibt eine kleine verborgene verwundbare Stelle übrig, die schicksalsentscheidend wird (angelehnt an die Achillesverse der griechischen Mythologie oder den Mistelzweig in der nordischen Mythologie)
Laut germanischen Sagen oder am bekanntesten im Nibelungenlied ist der Schatz des Drachen verflucht. So bringt der erbeutete Drachenschatz dem Drachentöter Siegfried Unglück.
 
   
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In einigen Märchen tötet der Drachentöter den Drachen und erhält einen Beweis dafür, z.B. eine herausgeschnittene Zunge des Drachen (z.B. [[Tristan]] und Isolde oder [[Georgic und Merlin]]) oder ein Schmuckstück der Prinzessin (z.B. [[Der Drachentödter (Jecklin)]]). Später gibt sich ein anderer, meist mit dem Kopf des Drachen, als Drachentöter aus, doch der echte Drachentöter kann mithilfe des erhaltenen Gegenstandes beweisen, dass der andere ein Betrüger ist.
In den Sagen um Siegfried oder Sigurd wird der Held unverwundbar, in dem er in Drachenblut badet. Jedoch bleibt eine kleine verborgene verwundbare Stelle übrig, die schicksalsentscheidend wird (angelehnt an die Achillesverse der griechischen Mythologie oder der Mistelzweig in der nordischen Mythologie)
 
   
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==Methoden==
In manchen Sagen wir der Drache von einem Heiligen nicht getötet, sondern mithilfe christlicher Symbole gezähmt bzw. kampfunfähig gemacht und stirbt daraufhin anderweitig, meist wird er durch Dorfbewohner getötet. Beispiele dafür sind der [[Drache von Atessa]], der Drache, den [[Marcellus von Paris]] tötete, oder der Drache des Heiligen [[Beatus]].
 
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Während viele Drachentöter den Drachen schlicht mit Waffengewalt, meist mit einem Schwert oder Speer, töten, gibt es auch einige widerkehrende Motive anderer Methoden. Viele Drachen werden z.B. getötet oder zumindest geschwächt, indem man ihnen [[Ernährung#Drachentöten_durch_falsche_Ernährung|etwas ungenießbares zu fressen gibt]], z.B. Ätzkalk. Entweder stirbt der Drache direkt daran, oder er wird so sehr geschwächt, dass der Drachentöter ihn ohne Gegenwehr mit einer Waffe töten kann. Beispiele sind [[Bel und der Drache]], [[Rostam]] oder der [[Drache von Brno]].
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Ein anderes häufiges Motiv ist die Stachelrüstung. Hier trägt der Ritter eine mit Stacheln bewehrte Rüstung oder versteckt sich in einer stacheligen Kiste. Wenn der Drache den Ritter bzw. die Kiste dann umschlingt oder verschluckt verletzt er sich selbst an den Stacheln und verblutet. Das älteste Beispiel dafür ist der [[Drache von Thespeia]], später kommt u.a. es im [[Azhdaha|Schāhnāme]] und in den britischen Sagen vom [[Lambton Worm]] und dem [[Drache von Mordiford|Drachen von Mordiford]] vor.
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In manchen Sagen wird der Drache von einem Heiligen nicht getötet, sondern mithilfe christlicher Symbole gezähmt bzw. kampfunfähig gemacht und stirbt daraufhin anderweitig, meist wird er durch Dorfbewohner getötet. Beispiele dafür sind der [[Drache von Atessa]], der Drache, den [[Marcellus von Paris]] tötete, oder der Drache des Heiligen [[Beatus]]. Manche Heilige wie [[Samson von Dol]] vertreiben den Drachen auch nur, so dass er überlebt<ref name="Honegger">Thomas Honegger (2009), '''[[:Datei:Draco_litterarius_Some_Thoughts_on_an_I.pdf|Draco litterarius: Some Thoughts on an Imaginary Beast]]''' in Sabine Obermaier (2009), '''Tiere und Fabelwesen im Mittelalter''', de Gruyter, https://doi.org/10.1515/9783110213591, ISBN 978-3110201376</ref>. Auch im Judentum kommt dieses Motiv vor, so besiegte Rabbi [[Acha aus Lydda]] einen Drachen, indem er betete und mit jeder Verbeugung dem Drachen einer seiner sieben Köpfe abfiel<ref name="Talmud">[https://www.sefaria.org/Kiddushin.29b.12 Kidduschin 29b]</ref>. Eine der ältesten Versionen stammt aus dem Tagebuch der heiligen [[Perpetua]] aus dem Jahr 203<ref name="Perpetua">Vibia Perpetua (203), '''Passio sanctarum Perpetuae et Felicitatis'''</ref>.
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==Geschichte==
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===Chaoskampf===
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Der Ursprung des Drachenkampfes ist der indogermanische [[Chaoskampf]]-Mythos. Es wird vermutet, dass dieser Mythos eine der ursprünglichen Traditionen der indogermanischen Kultur war, da Varianten davon in so gut wie allen indogermanischen Kulturen und einigen anderen Kulturen, die damit in Kontakt waren, vorkommen. In all diesen Mythen kämpft ein Gott, meist ein Donnergott, gegen ein schlangenartiges Monster, welches oft das lebensspendende Wasser bewacht und erst nach seinem Tod freigibt<ref name="Watkins">Calvert Watkins (1995), '''[https://smerdaleos.files.wordpress.com/2014/10/151964305-how-to-kill-a-dragon-by-calvin-watkins.pdf How to Kill a Dragon: Aspects of Indo-European Poetics]''', Oxford University Press, ISBN 978-0-19-514413-0</ref><ref name="West">Martin L. West (2007), '''Indo-European Poetry and Myth''', Oxford University Press, ISBN 978-0-19-928075-9</ref><ref name="Mallory">James P. Mallory; Douglas Q. Adams (2006), '''The Oxford Introduction to Proto-Indo-European and the Proto-Indo-European World''', Oxford University Press, ISBN 978-0-19-929668-2</ref>.
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Beispiele für Chaoskämpfe sind:
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*Marduk gegen [[Tiamat]] (Mesopotamisch)
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*Thor gegen [[Jormungand]]r (Germanisch)
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*Perun gegen [[Veles]] (Slawisch)
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*Zeus gegen [[Typhon]] (Griechisch)
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*Tarhunt gegen [[Illuyanka]] (Hethitisch)
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*Indra gegen [[Vritra]] (Vedisch)
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*YHWH gegen den [[Leviathan]] (Biblisch)
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*Drague gegen [[Kulshedra]] (Albanisch)
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*[[Bükrek_und_Sangal|Bükrek gegen Sangal]] (Türkisch/Altaisch)
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* Fereydūn gegen [[Azhi Dahaka|Aži Dahāka]] (Avestisch)
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* Bayajidda gegen [[Sarki]] (Hausa)
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* [[Dobrynja Nikititsch]] gegen [[Smej|Zmey Gorynych]] (Slavisch)
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* Mwindo gegen [[Kirimu]] (Nyanga)
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===Antike===
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In der griechischen und römischen Antike waren große Schlangen, vor allem in mythologischen Kontexten, als [[Drakon]] bekannt. Wie in anderen indogermanischen Mythen bewachten Drakontes in vielen Mythen heilige Quellen. Jedoch wurden Schlangen allgemein als Wächter angesehen, z.B. [[Agathos Daimon]] als Glücksbringer und Wächter des Haushaltes. Somit konnten sie positive oder negative Eigenschaften haben. Auch das Motiv des [[Drachenhort|Schatzhütenden Drachen]] kommt in der griechischen Mythologie erstmals vor<ref name="Ogden">Daniel Ogden (2013), '''Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds''', Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325</ref>.
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Am direktesten steht vermutlich der Kampf des Gottes Zeus gegen [[Typhon]], ein Mischwesen mit Drakon-Anteilen, in der Tradition des Chaoskampfes. Doch auch menschliche Helden bekämpften in der antiken Mythologie häufig Drakontes, die Quellen oder Schätze bewachten. Beispiele sind die von [[Herakles]] getöteten [[Ladon]] und [[Hydra]]<ref name="Ogden" />. In Kombination mit naturwissenschaftlichen Beschreibungen von Drakontes (womit ab ca. dem 2. Jahrhundert v.Chr. Würgeschlangen gemeint waren) wurden diese Mythen zum Ursprung des Drachenmythos<ref name="Senter2016">Philip J. Senter, Uta Mattox, Eid. E. Haddad (2016), '''[https://sci-hub.se/10.2979/jfolkrese.53.1-4.67 Snake to Monster: Conrad Gessner's ''Schlangenbuch'' and the Evolution of the Dragon in the Literature of Natural History]''', Journal of Folklore Research, Vol. 53, No. 1-4, doi:10.2979/jfolkrese.53.1-4.67</ref>.
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In griechischen Übersetzungen des alten Testamentes wurden die biblischen Erwähnungen von [[Tannin]] und speziell des [[Leviathan]] häufig als Drakontes übersetzt, was zu einer Vermischung griechisch-römischer und jüdischer Schlangenmythen führte. Da Tannin in der Bibel als Widersacher Gottes vorkommen, wurde der Drache zunehmend mit dem Bösen oder dem Teufel assoziiert. Durch eine Verwechslung mit dem Wort Tannim, welches Schakal bedeutet, kamen in griechischen Bibelübersetzungen auch Drakontes vor, die theoretisch auf dem Niveau von menschlichen Helden waren und nicht nur von Gott selbst (oder im Fall des neutestamentarischen [[Drache der Apokalypse|Drachen der Apokalypse]] von einem Engel) bezwungen werden konnten<ref name="Kiessling">Nicolas K. Kiessling (1970), '''[https://sci-hub.se/10.2307/3263046 Antecedents of the Medieval Dragon in Sacred History]''', Journal of Biblical Literature, 89(2), 167, https://doi.org/10.2307/3263046 </ref>. Ein beliebtes Bild in frühchristlicher Ikonographie ist auch die biblische Episode von [[Bel und der Drache|Daniel und dem Drachen]].
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Durch die Assoziation des Drakon mit dem Bösen begannen Herrscher, sich als Drachentöter darstellen zu lassen. Einer der ersten war {{wp|Konstantin der Große}} (Römischer Kaiser von 306 bis 337), der sich auf Münzen und einem Gemälde mit einem von einer Lanze durchbohrten Drachen abbilden ließ, der die Feinde Roms darstellte. Vor allem seinen (heidnischen) Feind {{wp|Licinius}} bezeichnete Konstantin wiederholt als Drache oder Schlange<ref name="Grant">Michael Grant (1994), '''Constantine the Great: The Man and His Times''', Prentice Hall & IBD, ISBN 978-0684195209</ref><ref name="Madden">Frederic William Madden (1877), '''Christian Emblems on the Coins of Constantine I the Great, His Family and His Successors''', Kessinger Publishing (2004), ISBN 978-1432605681</ref><ref name="Odahl">Charles M. Odahl (1981), '''The Use of Apocalyptic Imagery in Constantine's Christian Propaganda''', Centerpoint, vol. 4, 3 </ref>. Auch spätere römische Kaiser ließen sich auf Münzen als Drachentöter abbilden.
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===Mittelalter===
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Der Drachenkampf christlicher Mythen, vor allem aus dem Mittelalter, scheint ebenfalls auf das Motiv zurückzugehen. Hier ist der Held ein Heiliger (z.B. [[St. Georg]]) oder Engel ([[Drache der Apokalypse|Gabriel]]), der einen Drachen erlegt. Manche Heilige, z.B. [[Margareta von Antiochia]] oder [[Silvester I.]] töten oder zähmen ihre Drachen auch gewaltfrei durch Gebete oder heilige Symbole. Der Drache repräsentiert ausnahmslos [[Satan]] und das damit verbundene Heidentum, somit wird der Chaoskampf zum Symbol für die Christianisierung und den Sieg des Christentums über die heidnischen Religionen. Wasser ist in solchen Sagen selten, kommt aber z.B. bei [[Mamilian von Palermo]] noch vor. Derartige Sagen gibt es in allen traditionell christlichen Gegenden, von Europa bis [[Arwe|Äthiopien]].
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In anderen Sagen sowie Märchen und Höfischen Romanen hingegen wird der Drache eher zur lokalen Bedrohung und entführt eine [[Prinzessin]], die er zu fressen droht, woraufhin der Held sie retten muss und danach heiraten darf. In vielen Sagen bewacht der Drache auch einen [[Schatz]], der materiellen Wert besitzt, wie z.B. Gold oder Edelsteine. Während in vielen Höfischen Romanen der Drache eine der größten Bedrohungen ist, die der Ritter überwinden muss, wird er in manchen, sie [[Sir Degaré]] oder {{wp|Sir Gawain and the Green Knight}} zu einem kleinen Hindernis degradiert<ref name="Honegger">Thomas Honegger (2009), '''[[:Datei:Draco_litterarius_Some_Thoughts_on_an_I.pdf|Draco litterarius: Some Thoughts on an Imaginary Beast]]''' in Sabine Obermaier (2009), '''Tiere und Fabelwesen im Mittelalter''', de Gruyter, https://doi.org/10.1515/9783110213591, ISBN 978-3110201376</ref>.
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===Moderne===
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Auch die Populärkultur greift den Drachenkampf auf, und Drachen zählen in den meisten Werken zu den Widersachern der Helden. Sie müssen in Filmen wie [[Der Drachentöter]] oder [[Im Land der Kuscheltiere]] bekämpft werden, entweder um die Welt oder eine [[Prinzessin]] zu retten, werden aber in späteren Werken auch zu Verbündeten der Helden oder sogar Hauptcharaktere, wie z.B. in [[Eragon]] oder [[Drachenzähmen leicht gemacht]]. Videospiele führen das Motiv des feindlichen Drachen konsequenter fort und lassen Drachen wie [[Alduin]] den Weltenfresser oder [[Rathalos]] als zu bekämpfende Monster und Widersacher auftreten, doch auch hier gibt es zum Teil gute Drachen.
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== Drachentöterinnen ==
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Es gibt selten weibliche Drachentöter, doch die Heilige [[Margareta von Antiochia]] ist als Drachentöterin bekannt. Martha von Bethanien gelang es den Drachen [[Tarasque]] zu zähmen, aber der Drache wird von den Dorfbewohnern getötet. Auch eine Variante der Sage des Drachen vom [[Dračí vrch]] gibt ein Mädchen als Drachentöterin an.
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In der modernen Populärkultur werden Drachentöterinnen häufiger, Beispiele sind [[Die Prinzessin in der Tüte]] oder die [[Insel der gepeinigten Jungfrauen|Jungfrauen]] aus ''Wilde Reise durch die Nacht''. Dennoch bilden sie im Vergleich zu männlichen Drachentötern noch immer eine Ausnahme.
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==Nicht menschliche Drachentöter==
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Während in klassischen Chaoskampf-Mythen die Drachen oft von Göttern getötet werden, sind in späteren Sagen fast immer menschliche Helden für das Töten des Drachen verantwortlich. Jedoch gibt es wenige Ausnahmen zu dieser Regel.
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Manche Sagen im Alpenraum erzählen von Riesen, die einen Drachen töten, gegen den Menschen nicht ankommen. Beispiele sind der [[Riese von Guflina]] aus Liechtenstein oder die tiroler Riesen [[Haymon]] und [[Grimm]]. Andere Sagen erzählen von [[Venedigermännlein]], bei denen es nicht immer ganz klar ist, ob es sich um Menschen handelt oder um Feenwesen oder Zwerge. In modernen Fantasy-Werken, in denen spätestens seit J.R.R. Tolkien Elfen, Zwerge und ähnliche Völker häufig Protagonisten sind, ist es häufig, dass diese auch Drachen töten.
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Andere Sagen erzählen hingegen, wie ein Stier speziell aufgezogen wird, um den Drachen zu töten. In diesen Sagen, zu denen der [[Lindwurm (Grabser Alpen)|Lindwurm aus den Grabser Alpen]], der [[Lindwurm von Ecklak]] und der [[Drache von Rohrdorf]] zählen, stirbt das Rind meist zusammen mit dem Drachen.
   
 
== Bekannte Drachentöter (Auswahl) ==
 
== Bekannte Drachentöter (Auswahl) ==
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===Mythen und Sagen===
 
* Marduk besiegt den Chaos-Drachen ''[[Tiamat]]'' in der babylonischen Mythologie
 
* Marduk besiegt den Chaos-Drachen ''[[Tiamat]]'' in der babylonischen Mythologie
* Apollon ([[Python]]), [[Herakles]] ([[Hydra]]), [[Ketos#Ähnliche Monster|Kadmos]], [[Iason]] und Perseus ([[Keto]]) in der griechischen Mythologie
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* Zeus, Apollon ([[Python]]), [[Herakles]] ([[Hydra]]), [[Ketos#Ähnliche Monster|Kadmos]], [[Iason]] und Perseus ([[Keto]]) in der griechischen Mythologie
 
* [[Prinz Gozu]] und [[Yamata no Orochi|Susanoo]] in der japanischen Mythologie
 
* [[Prinz Gozu]] und [[Yamata no Orochi|Susanoo]] in der japanischen Mythologie
 
* [[Vahagn]] in der armenischen Mythologie
 
* [[Vahagn]] in der armenischen Mythologie
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* [[Bayajidda]] in der Hausa-Mythologie
 
* [[Drache der Apokalypse|Erzengel Michael]] im Alten Testament des Christentums und Judentums
 
* [[Drache der Apokalypse|Erzengel Michael]] im Alten Testament des Christentums und Judentums
* [[Fafnir|Sigurd]] (Siegfried) in der germanischen Mythologie
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* [[Fafnir|Sigurd]] (Siegfried) und [[Jormungand|Thor]] in der germanischen Mythologie
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* Perun in der slawischen Mythologie
 
* [[Dietrich von Bern]] in den deutschen Heldensagen
 
* [[Dietrich von Bern]] in den deutschen Heldensagen
 
* [[Beowulf]] in der altenglischen Literatur
 
* [[Beowulf]] in der altenglischen Literatur
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* [[St. Georg]] als bekanntester Vertreter der christlichen Heiligen in der Gattung Legende
 
* [[St. Georg]] als bekanntester Vertreter der christlichen Heiligen in der Gattung Legende
 
* Krak besiegt den [[Wawel-Drache]]n und gründet im polnischen Volksglauben die Stadt Krakau
 
* Krak besiegt den [[Wawel-Drache]]n und gründet im polnischen Volksglauben die Stadt Krakau
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===Populärkultur===
 
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* Der Rotkreuzritter aus Edmund Spencers [[The Faerie Queene]] (1590)
== Drachentöterinnen ==
 
Es gibt selten weibliche Drachentöter, doch die Heilige [[Margareta von Antiochia]] ist als Drachentöterin bekannt.
 
 
Martha von Bethanien gelang es den Drachen [[Tarasque]] zu zähmen, aber der Drache wird von den Dorfbewohnern getötet.
 
 
== Drachentöter in Literatur und Film (Auswahl) ==
 
 
* Die vier Brüder aus dem Märchen [[Die vier kunstreichen Brüder]] aus Grimms Märchen (1819)
 
* Die vier Brüder aus dem Märchen [[Die vier kunstreichen Brüder]] aus Grimms Märchen (1819)
 
* Phosphorus in der Novelle [[Der goldne Topf]] von E. T. A. Hoffman (1819)
 
* Phosphorus in der Novelle [[Der goldne Topf]] von E. T. A. Hoffman (1819)
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* Prinz Philipp im Disney-Zeichentrickfilm [[Dornröschen (1959)|Dornröschen]] (Sleeping Beauty) (1959)
 
* Prinz Philipp im Disney-Zeichentrickfilm [[Dornröschen (1959)|Dornröschen]] (Sleeping Beauty) (1959)
 
* Jack im Fantasyabenteuerfilm [[Der Herrscher von Cornwall]] (Jack the Giant Killer) (1962)
 
* Jack im Fantasyabenteuerfilm [[Der Herrscher von Cornwall]] (Jack the Giant Killer) (1962)
  +
*Prinz Bajaja im tschechoslowakischen Märchenfilm Prinz Bajaja (1971)
 
* Zauberer Ulrich im Fantasyfilm [[Der Drachentöter]] (Dragonslayer) (1981)
 
* Zauberer Ulrich im Fantasyfilm [[Der Drachentöter]] (Dragonslayer) (1981)
 
* [[Sir Claude]] aus der Folge [[Rupert und der Drachenritter]] der Serie ''Rupert, der Bär'' ist ein Drachentöter, freundet sich aber letztendlich mit dem Drachen [[Gladwin]] an. (1991)
 
* [[Sir Claude]] aus der Folge [[Rupert und der Drachenritter]] der Serie ''Rupert, der Bär'' ist ein Drachentöter, freundet sich aber letztendlich mit dem Drachen [[Gladwin]] an. (1991)
 
* Ritter [[Bowen]] im Fantasyfilm [[Dragonheart]] (1996)
 
* Ritter [[Bowen]] im Fantasyfilm [[Dragonheart]] (1996)
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*Carl der Gnom in der Science-Fiction-Fantasyserie Special Unit 2 – Die Monsterjäger (2001-2002)
 
* [[Van Zan|Denton Van Zan]] im Science-Fiction-Actionfilm [[Die Herrschaft des Feuers]] (Reign of Fire) (2002)
 
* [[Van Zan|Denton Van Zan]] im Science-Fiction-Actionfilm [[Die Herrschaft des Feuers]] (Reign of Fire) (2002)
 
* Justin im Fantasyroman [[Jing-wei und der letzte Drache]] von Sherryl Jordon (2002)
 
* Justin im Fantasyroman [[Jing-wei und der letzte Drache]] von Sherryl Jordon (2002)
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* David/Prinz Charming in der Fantasyserie Once Upon a Time – Es war einmal … (2011-2018)
 
* David/Prinz Charming in der Fantasyserie Once Upon a Time – Es war einmal … (2011-2018)
 
* Philipp vom Rabenfels im Fantasyroman [[Philipp vom Rabenfels]] von Michaela Ude (2015)
 
* Philipp vom Rabenfels im Fantasyroman [[Philipp vom Rabenfels]] von Michaela Ude (2015)
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*Magnus Chase und Alex Fierro in [[Magnus Chase]] von Rick Riordan (2015-2017)
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==Trivia==
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*Im französischen höfischen Roman {{wp|Erec et Enide}} bekämpft der Protagonist, anders als in vielen anderen Höfischen Romanen, keinen Drachen. Als das Werk in die altnordische Sprache (Erex saga) übersetzt wurde, fügte der Übersetzer einen Drachenkampf ein. Dies zeigt, wie wichtig der Drachenkampf in der Vorstellung des Hochmittelalters war<ref name="Erex">Foster W. Blaisdell, Jr., Marianne E. Kalinke (1977), '''Erex Saga and Ivens Saga: The Old Norse Versions of Chretien De Troyes's Erec and Yvain''', University of Nebraska Press, ISBN 978-0803209251</ref><ref name="Honegger2016">Thomas Honegger (2016), '''[[Datei:Allegorical_Hares_and_Real_Dragons_Anima.pdf|Allegorical Hares and Real Dragons: Animals in Medieval Literature and Beyond]]''', Anglistik, Jahrgang 27 (2016), Ausgabe 2</ref>.
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==Quellen==
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<references />
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[[Kategorie:Drachentöter|*]]
 
[[Kategorie:Drachentöter|*]]
 
[[Kategorie:Menschen]]
 
[[Kategorie:Menschen]]

Version vom 19. Oktober 2021, 14:50 Uhr


Twenty-sided-dice

Dieser Artikel beschreibt Drachentöter im Allgemeinen. Falls Sie nach dem Film "Der Drachentöter" suchen, finden Sie diese/n unter Der Drachentöter.



St

St. Georg ist vermutlich der bekannteste Drachentöter

Ein Drachentöter ist eine fast ausschließlich männliche Heldengestalt, der es gelingt, einen mythischen Drachen zu besiegen; sie steht für großen Mut und die Überwindung des Bösen. Drachentöter finden sich in Mythen, Sagen, Legenden und Märchen vieler Kulturen, außerdem in moderneren Genres wie Fantasy und Rollenspiel. Das Motiv des Drachentöters hat seinen Ursprung im Chaoskampf-Mythos.

Rolle eines Drachentöters

Gemäß den Erzählungen befreit ein Drachentöter zumeist durch seine Tat die Menschen aus der Umgebung vor Überfällen und Verwüstungen durch den feuerspeienden Drachen oder aus einer langanhaltenden Dürre.

Manchmal rettet ein Drachentöter (Jung-)Frauen aus der Gefangenschaft in der Drachenhöhle oder gewinnt Zugang zu einem Schatz, der vom Drachen verwahrt und bewacht wurde. Laut germanischen Sagen oder am bekanntesten im Nibelungenlied ist der Schatz des Drachen verflucht. So bringt der erbeutete Drachenschatz dem Drachentöter Siegfried Unglück.

In den Sagen um Siegfried oder Sigurd wird der Held unverwundbar, in dem er in Drachenblut badet. Jedoch bleibt eine kleine verborgene verwundbare Stelle übrig, die schicksalsentscheidend wird (angelehnt an die Achillesverse der griechischen Mythologie oder den Mistelzweig in der nordischen Mythologie)

In einigen Märchen tötet der Drachentöter den Drachen und erhält einen Beweis dafür, z.B. eine herausgeschnittene Zunge des Drachen (z.B. Tristan und Isolde oder Georgic und Merlin) oder ein Schmuckstück der Prinzessin (z.B. Der Drachentödter (Jecklin)). Später gibt sich ein anderer, meist mit dem Kopf des Drachen, als Drachentöter aus, doch der echte Drachentöter kann mithilfe des erhaltenen Gegenstandes beweisen, dass der andere ein Betrüger ist.

Methoden

Während viele Drachentöter den Drachen schlicht mit Waffengewalt, meist mit einem Schwert oder Speer, töten, gibt es auch einige widerkehrende Motive anderer Methoden. Viele Drachen werden z.B. getötet oder zumindest geschwächt, indem man ihnen etwas ungenießbares zu fressen gibt, z.B. Ätzkalk. Entweder stirbt der Drache direkt daran, oder er wird so sehr geschwächt, dass der Drachentöter ihn ohne Gegenwehr mit einer Waffe töten kann. Beispiele sind Bel und der Drache, Rostam oder der Drache von Brno.

Ein anderes häufiges Motiv ist die Stachelrüstung. Hier trägt der Ritter eine mit Stacheln bewehrte Rüstung oder versteckt sich in einer stacheligen Kiste. Wenn der Drache den Ritter bzw. die Kiste dann umschlingt oder verschluckt verletzt er sich selbst an den Stacheln und verblutet. Das älteste Beispiel dafür ist der Drache von Thespeia, später kommt u.a. es im Schāhnāme und in den britischen Sagen vom Lambton Worm und dem Drachen von Mordiford vor.

In manchen Sagen wird der Drache von einem Heiligen nicht getötet, sondern mithilfe christlicher Symbole gezähmt bzw. kampfunfähig gemacht und stirbt daraufhin anderweitig, meist wird er durch Dorfbewohner getötet. Beispiele dafür sind der Drache von Atessa, der Drache, den Marcellus von Paris tötete, oder der Drache des Heiligen Beatus. Manche Heilige wie Samson von Dol vertreiben den Drachen auch nur, so dass er überlebt[1]. Auch im Judentum kommt dieses Motiv vor, so besiegte Rabbi Acha aus Lydda einen Drachen, indem er betete und mit jeder Verbeugung dem Drachen einer seiner sieben Köpfe abfiel[2]. Eine der ältesten Versionen stammt aus dem Tagebuch der heiligen Perpetua aus dem Jahr 203[3].

Geschichte

Chaoskampf

Der Ursprung des Drachenkampfes ist der indogermanische Chaoskampf-Mythos. Es wird vermutet, dass dieser Mythos eine der ursprünglichen Traditionen der indogermanischen Kultur war, da Varianten davon in so gut wie allen indogermanischen Kulturen und einigen anderen Kulturen, die damit in Kontakt waren, vorkommen. In all diesen Mythen kämpft ein Gott, meist ein Donnergott, gegen ein schlangenartiges Monster, welches oft das lebensspendende Wasser bewacht und erst nach seinem Tod freigibt[4][5][6].

Beispiele für Chaoskämpfe sind:

Antike

In der griechischen und römischen Antike waren große Schlangen, vor allem in mythologischen Kontexten, als Drakon bekannt. Wie in anderen indogermanischen Mythen bewachten Drakontes in vielen Mythen heilige Quellen. Jedoch wurden Schlangen allgemein als Wächter angesehen, z.B. Agathos Daimon als Glücksbringer und Wächter des Haushaltes. Somit konnten sie positive oder negative Eigenschaften haben. Auch das Motiv des Schatzhütenden Drachen kommt in der griechischen Mythologie erstmals vor[7].

Am direktesten steht vermutlich der Kampf des Gottes Zeus gegen Typhon, ein Mischwesen mit Drakon-Anteilen, in der Tradition des Chaoskampfes. Doch auch menschliche Helden bekämpften in der antiken Mythologie häufig Drakontes, die Quellen oder Schätze bewachten. Beispiele sind die von Herakles getöteten Ladon und Hydra[7]. In Kombination mit naturwissenschaftlichen Beschreibungen von Drakontes (womit ab ca. dem 2. Jahrhundert v.Chr. Würgeschlangen gemeint waren) wurden diese Mythen zum Ursprung des Drachenmythos[8].

In griechischen Übersetzungen des alten Testamentes wurden die biblischen Erwähnungen von Tannin und speziell des Leviathan häufig als Drakontes übersetzt, was zu einer Vermischung griechisch-römischer und jüdischer Schlangenmythen führte. Da Tannin in der Bibel als Widersacher Gottes vorkommen, wurde der Drache zunehmend mit dem Bösen oder dem Teufel assoziiert. Durch eine Verwechslung mit dem Wort Tannim, welches Schakal bedeutet, kamen in griechischen Bibelübersetzungen auch Drakontes vor, die theoretisch auf dem Niveau von menschlichen Helden waren und nicht nur von Gott selbst (oder im Fall des neutestamentarischen Drachen der Apokalypse von einem Engel) bezwungen werden konnten[9]. Ein beliebtes Bild in frühchristlicher Ikonographie ist auch die biblische Episode von Daniel und dem Drachen.

Durch die Assoziation des Drakon mit dem Bösen begannen Herrscher, sich als Drachentöter darstellen zu lassen. Einer der ersten war Konstantin der Große (Römischer Kaiser von 306 bis 337), der sich auf Münzen und einem Gemälde mit einem von einer Lanze durchbohrten Drachen abbilden ließ, der die Feinde Roms darstellte. Vor allem seinen (heidnischen) Feind Licinius bezeichnete Konstantin wiederholt als Drache oder Schlange[10][11][12]. Auch spätere römische Kaiser ließen sich auf Münzen als Drachentöter abbilden.

Mittelalter

Der Drachenkampf christlicher Mythen, vor allem aus dem Mittelalter, scheint ebenfalls auf das Motiv zurückzugehen. Hier ist der Held ein Heiliger (z.B. St. Georg) oder Engel (Gabriel), der einen Drachen erlegt. Manche Heilige, z.B. Margareta von Antiochia oder Silvester I. töten oder zähmen ihre Drachen auch gewaltfrei durch Gebete oder heilige Symbole. Der Drache repräsentiert ausnahmslos Satan und das damit verbundene Heidentum, somit wird der Chaoskampf zum Symbol für die Christianisierung und den Sieg des Christentums über die heidnischen Religionen. Wasser ist in solchen Sagen selten, kommt aber z.B. bei Mamilian von Palermo noch vor. Derartige Sagen gibt es in allen traditionell christlichen Gegenden, von Europa bis Äthiopien.

In anderen Sagen sowie Märchen und Höfischen Romanen hingegen wird der Drache eher zur lokalen Bedrohung und entführt eine Prinzessin, die er zu fressen droht, woraufhin der Held sie retten muss und danach heiraten darf. In vielen Sagen bewacht der Drache auch einen Schatz, der materiellen Wert besitzt, wie z.B. Gold oder Edelsteine. Während in vielen Höfischen Romanen der Drache eine der größten Bedrohungen ist, die der Ritter überwinden muss, wird er in manchen, sie Sir Degaré oder Sir Gawain and the Green Knight zu einem kleinen Hindernis degradiert[1].

Moderne

Auch die Populärkultur greift den Drachenkampf auf, und Drachen zählen in den meisten Werken zu den Widersachern der Helden. Sie müssen in Filmen wie Der Drachentöter oder Im Land der Kuscheltiere bekämpft werden, entweder um die Welt oder eine Prinzessin zu retten, werden aber in späteren Werken auch zu Verbündeten der Helden oder sogar Hauptcharaktere, wie z.B. in Eragon oder Drachenzähmen leicht gemacht. Videospiele führen das Motiv des feindlichen Drachen konsequenter fort und lassen Drachen wie Alduin den Weltenfresser oder Rathalos als zu bekämpfende Monster und Widersacher auftreten, doch auch hier gibt es zum Teil gute Drachen.

Drachentöterinnen

Es gibt selten weibliche Drachentöter, doch die Heilige Margareta von Antiochia ist als Drachentöterin bekannt. Martha von Bethanien gelang es den Drachen Tarasque zu zähmen, aber der Drache wird von den Dorfbewohnern getötet. Auch eine Variante der Sage des Drachen vom Dračí vrch gibt ein Mädchen als Drachentöterin an.

In der modernen Populärkultur werden Drachentöterinnen häufiger, Beispiele sind Die Prinzessin in der Tüte oder die Jungfrauen aus Wilde Reise durch die Nacht. Dennoch bilden sie im Vergleich zu männlichen Drachentötern noch immer eine Ausnahme.

Nicht menschliche Drachentöter

Während in klassischen Chaoskampf-Mythen die Drachen oft von Göttern getötet werden, sind in späteren Sagen fast immer menschliche Helden für das Töten des Drachen verantwortlich. Jedoch gibt es wenige Ausnahmen zu dieser Regel.

Manche Sagen im Alpenraum erzählen von Riesen, die einen Drachen töten, gegen den Menschen nicht ankommen. Beispiele sind der Riese von Guflina aus Liechtenstein oder die tiroler Riesen Haymon und Grimm. Andere Sagen erzählen von Venedigermännlein, bei denen es nicht immer ganz klar ist, ob es sich um Menschen handelt oder um Feenwesen oder Zwerge. In modernen Fantasy-Werken, in denen spätestens seit J.R.R. Tolkien Elfen, Zwerge und ähnliche Völker häufig Protagonisten sind, ist es häufig, dass diese auch Drachen töten.

Andere Sagen erzählen hingegen, wie ein Stier speziell aufgezogen wird, um den Drachen zu töten. In diesen Sagen, zu denen der Lindwurm aus den Grabser Alpen, der Lindwurm von Ecklak und der Drache von Rohrdorf zählen, stirbt das Rind meist zusammen mit dem Drachen.

Bekannte Drachentöter (Auswahl)

Mythen und Sagen

  • Marduk besiegt den Chaos-Drachen Tiamat in der babylonischen Mythologie
  • Zeus, Apollon (Python), Herakles (Hydra), Kadmos, Iason und Perseus (Keto) in der griechischen Mythologie
  • Prinz Gozu und Susanoo in der japanischen Mythologie
  • Vahagn in der armenischen Mythologie
  • Bayajidda in der Hausa-Mythologie
  • Erzengel Michael im Alten Testament des Christentums und Judentums
  • Sigurd (Siegfried) und Thor in der germanischen Mythologie
  • Perun in der slawischen Mythologie
  • Dietrich von Bern in den deutschen Heldensagen
  • Beowulf in der altenglischen Literatur
  • Lancelot, Tristan und Wigalois in verschiedenen Ausprägungen der Artus-Sage
  • St. Georg als bekanntester Vertreter der christlichen Heiligen in der Gattung Legende
  • Krak besiegt den Wawel-Drachen und gründet im polnischen Volksglauben die Stadt Krakau

Populärkultur

  • Der Rotkreuzritter aus Edmund Spencers The Faerie Queene (1590)
  • Die vier Brüder aus dem Märchen Die vier kunstreichen Brüder aus Grimms Märchen (1819)
  • Phosphorus in der Novelle Der goldne Topf von E. T. A. Hoffman (1819)
  • Bard der Bogenschütze im Fantasyroman Der Hobbit von J. R. R. Tolkien (1937)
  • Prinz Philipp im Disney-Zeichentrickfilm Dornröschen (Sleeping Beauty) (1959)
  • Jack im Fantasyabenteuerfilm Der Herrscher von Cornwall (Jack the Giant Killer) (1962)
  • Prinz Bajaja im tschechoslowakischen Märchenfilm Prinz Bajaja (1971)
  • Zauberer Ulrich im Fantasyfilm Der Drachentöter (Dragonslayer) (1981)
  • Sir Claude aus der Folge Rupert und der Drachenritter der Serie Rupert, der Bär ist ein Drachentöter, freundet sich aber letztendlich mit dem Drachen Gladwin an. (1991)
  • Ritter Bowen im Fantasyfilm Dragonheart (1996)
  • Carl der Gnom in der Science-Fiction-Fantasyserie Special Unit 2 – Die Monsterjäger (2001-2002)
  • Denton Van Zan im Science-Fiction-Actionfilm Die Herrschaft des Feuers (Reign of Fire) (2002)
  • Justin im Fantasyroman Jing-wei und der letzte Drache von Sherryl Jordon (2002)
  • Der Jäger Silas in Dragon Storm – Die Drachenjäger (2004)
  • Drachentöterin Silena in Die Mächte des Feuers von Markus Heitz (2006)
  • Ahab im Fantasyabenteuerfilm Age of the Dragons (2011)
  • David/Prinz Charming in der Fantasyserie Once Upon a Time – Es war einmal … (2011-2018)
  • Philipp vom Rabenfels im Fantasyroman Philipp vom Rabenfels von Michaela Ude (2015)
  • Magnus Chase und Alex Fierro in Magnus Chase von Rick Riordan (2015-2017)

Trivia

  • Im französischen höfischen Roman Erec et Enide bekämpft der Protagonist, anders als in vielen anderen Höfischen Romanen, keinen Drachen. Als das Werk in die altnordische Sprache (Erex saga) übersetzt wurde, fügte der Übersetzer einen Drachenkampf ein. Dies zeigt, wie wichtig der Drachenkampf in der Vorstellung des Hochmittelalters war[13][14].

Quellen

  1. 1,0 1,1 Thomas Honegger (2009), Draco litterarius: Some Thoughts on an Imaginary Beast in Sabine Obermaier (2009), Tiere und Fabelwesen im Mittelalter, de Gruyter, https://doi.org/10.1515/9783110213591, ISBN 978-3110201376
  2. Kidduschin 29b
  3. Vibia Perpetua (203), Passio sanctarum Perpetuae et Felicitatis
  4. Calvert Watkins (1995), How to Kill a Dragon: Aspects of Indo-European Poetics, Oxford University Press, ISBN 978-0-19-514413-0
  5. Martin L. West (2007), Indo-European Poetry and Myth, Oxford University Press, ISBN 978-0-19-928075-9
  6. James P. Mallory; Douglas Q. Adams (2006), The Oxford Introduction to Proto-Indo-European and the Proto-Indo-European World, Oxford University Press, ISBN 978-0-19-929668-2
  7. 7,0 7,1 Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
  8. Philip J. Senter, Uta Mattox, Eid. E. Haddad (2016), Snake to Monster: Conrad Gessner's Schlangenbuch and the Evolution of the Dragon in the Literature of Natural History, Journal of Folklore Research, Vol. 53, No. 1-4, doi:10.2979/jfolkrese.53.1-4.67
  9. Nicolas K. Kiessling (1970), Antecedents of the Medieval Dragon in Sacred History, Journal of Biblical Literature, 89(2), 167, https://doi.org/10.2307/3263046
  10. Michael Grant (1994), Constantine the Great: The Man and His Times, Prentice Hall & IBD, ISBN 978-0684195209
  11. Frederic William Madden (1877), Christian Emblems on the Coins of Constantine I the Great, His Family and His Successors, Kessinger Publishing (2004), ISBN 978-1432605681
  12. Charles M. Odahl (1981), The Use of Apocalyptic Imagery in Constantine's Christian Propaganda, Centerpoint, vol. 4, 3
  13. Foster W. Blaisdell, Jr., Marianne E. Kalinke (1977), Erex Saga and Ivens Saga: The Old Norse Versions of Chretien De Troyes's Erec and Yvain, University of Nebraska Press, ISBN 978-0803209251
  14. Thomas Honegger (2016), Datei:Allegorical Hares and Real Dragons Anima.pdf, Anglistik, Jahrgang 27 (2016), Ausgabe 2