Der Drachensee ist ein Gebirgssee nahe Mieming in Tirol. In der Nähe liegen die Berge "Vorderer Drachenkopf" und "Hinterer Drachenkopf".
Sage[]
Der Sage nach soll im See ein Drache leben, der sich manchmal am Ufer sonnt. Im See sind mehrere Felsen, die als Doiakopf, Imenkopf und Törle bekannt sind. Eines nachts soll auf dem Imenkopf ein blaues Feuer gesehen worden sein[1].
Eine andere Sage verknüpft den Drachensee mit dem Heiligen Magnus. Dieser soll die Bergbewohner um Füssen auf die Bodenschätze der Gegend aufmerksam gemacht haben. So wurden viele reich, wodurch sie aber mit der Zeit geizig und arrogant wurden[2][3][4].
Eines stürmischen Winterabends kam ein alter Mann in eines der Dörfer und bat um Obdach, doch die Anwohner jagten ihn fort. Da verfluchte der Alte die Menschen und zog weiter, bis er in der Kälte umkam. Manche glauben, dass es sich bei dem Alten um den Heiligen Magnus selbst gehandelt hat, der die Menschen für den Missbrauch seiner Guttat strafen wollte[2][4].
Bald begann die Erde zu erbeben, die Goldgruben wurden verschüttet und die Häuser zerstört. An der Stelle wo das Dorf stand entstand ein See, und in diesem siedelte sich ein Drache an. Dieser hütet den einzigen Zugang zu dem versunkenen Dorf, das nur noch in der Nacht von Heiligabend um Mitternacht wieder auftaucht[2][3][4].
Als einmal ein junger Mann in dieser Nacht an den See kam, hörte er ein Glockenläuten und folgte ihm. Er wunderte sich noch, wo hier eine Kirche sein soll, da das Läuten aus dem See kam. Da stiegen aus dem Wasser viele altertümliche Häuser auf, die eine erleuchtete Kirche umgaben. Der Mann sah blasse Menschen mit gesenkten Köpfen in die Kirche gehen. Eine davon, ein junges Mädchen, winkte dem Mann zu, dass er fortgehen sollte, und deutete auf das aufgewühlte Wasser am Rand des Sees, das der Drache einsog und ausstieß[2].
Vor Angst entfernte der Mann sich vom See, mit der Hand in der Hosentasche, wo er ein Messer und einen Rosenkranz trug. Als er schon weit weg war, hörte er die Turmuhr ein Uhr schlagen, und sah sich zum See um. Er sah nur den See, ruhig und leer wie immer. Zuhause erzählte er von seinem Erlebnis, und sein Firmpate meinte, er könne froh sein, davongekommen zu sein, sonst hätte der Drache ihn geschnappt[2].
Hintergrund[]
Der Literaturhistoriker Ludwig Laistner vermutete, dass der Drache, der manchmal aus dem See kommt um sich zu sonnen, den Nebel symbolisiert, der aus dem See aufsteigt und sich später wieder auflöst[5].
Ähnlliche Sagen[]
Sagen, in denen Städte von Seen verschlungen werden, sind in Tirol häufig. Weitere Beispiele sind Der Ausbruch des Gadriasees, der Piburger See oder der Drache im Urisee bei Reutte.
Quelle[]
- ↑ Der Drachensee im Säven bei Lermos in Tirol. (mündlich) in Friedrich Panzer (1848), Bayerische Sagen und Bräuche, Band 1, LULU PR (2018), S. 1, ISBN 978-1334420528
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Der Drachensee in Helene Raff (1924), Tiroler Legenden
- ↑ 3,0 3,1 Der Drachensee in Theodor Vernaleken (1858), Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Seidel
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Der Drachensee in Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg (1861), Deutsche Alpensagen, W. Braumüller
- ↑ Ludwig Laistner (1879), Nebelsagen, Spemann, S. 71-106