Drachen Wiki
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Smaug drawing

Smaug, aus Tolkiens Epos Der Hobbit, hütet seinen Schatz

In vielen Drachenlegenden wird berichtet, dass Drachen Schätze horten, den so genannten Drachenhort. Der Drachenhort befindet sich an unzugänglichen Orten wie Höhlen, dem Meeresgrund oder unter der Erde.

So besitzt z.B. der Drache aus der Beowulf-Sage einen großen Berg an Schätzen. Er beginnt die Menschen zu terrorisieren, nachdem ihm ein goldener Becher geklaut wurde.

Varianten[]

In vielen Sagen ist der Drachenhort verflucht und bringt dem Drachentöter Unglück, manchmal jedoch ist er eine symbolische Belohnung für den Drachentöter.

Auch der Drachenstein gehört manchmal zum Drachenhort, meist jedoch sitzt er direkt in oder auf dem Kopf des Tieres.

Grundsätzlich ist ein Monster, häufig ein Drache, das etwas Wertvolles bewacht, ein sehr altes, mythologisches Konzept und hat seinen Ursprung im Chaoskampf.

Griechisch-Römische Antike[]

Drakon

Der Drache von Kolchis mit dem goldenen Vlies

In der griechischen und römischen Antike wurden Drakontes und Schlangen im Allgemeinen als perfekte Wächter angesehen, da sie niemals ihre Augen schließen[1]. Häufig bewachten die Drachen heilige Quellen, Heiligtümer und Orakel, jedoch wurden auch schon Schätze wie das Goldene Vlies erwähnt. Als Agathos Daimones waren Schlangen Hüter des Hauses[2]. Im alten Rom herrschte der Volksglaube, dass Drachen instinktiv Schätze bewachen[3]. Dies wurde von Cicero in seinen Philippischen Reden verwendet: Er beschuldigt einen von Mark Anton's Männern, das Vermögen der Stadt Pompeii an sich zu reißen wie ein Drache sein Gold[4]. Andrea Alciato interpretierte dies so, dass die Götter Drachen aufgrund ihrer Wachsamkeit als Wächter verwenden[5].

Philostratus der Ältere beschreibt die Liebe der Drachen zu Gold. Er vermutet, dass z.B. der Kolchische Drache das Goldene Vlies oder Ladon die goldenen Äpfel als ihr Eigentum angesehen haben und die Schätze deshalb bewachten. Als Grund sieht er die goldene Farbe der Drachen selbst an[6].

Bereits in der Antike wurde dieses Motiv dekonstruiert. In Phaedrus' Der Fuchs und der Drache hinterfragt ein Fuchs, warum der Drache Schätze hortet, worauf der Drache keine zufriedenstellende Antwort geben kann[7].

Statuen und Illustrationen von Schlangen wurden in der Antike häufig in Asklepios-Heiligtümern angebracht, um als Wächter über die Schätze des Tempels zu dienen. Es war üblich, eine Münze als Opfer in den Mund der Schlange zu legen. Neben Tempeln des Asklepios, der mit Schlangen assoziiert wurde, nutzten teilweise auch die Tempel anderer Götter diese Symbolik[7].

Im Gegensatz zu schatzhortenden Drachen bringen Hausdrachen wie die Agathos Daimones ihrem Besitzer Wohlstand. Dieses Motiv ist auch bei den Hausdrachen anderer Kulturen zu sehen.

Germanische Mythologie[]

Heynesbók

"Sem ormuren elskar gullit, svo elskar hinn agiarne rangfeingit fe" (non. für "Wie der Drache das Gold liebt, so liebt der Gierige unrechtmäßig erworbenes"), 16. Jahrhundert[8]

Inspiriert von der klassischen Mythologie kommt der Drachenhort sehr häufig in der nordischen, germanischen und angelsächsischen Mythologie vor[7]. Das bekannteste Beispiel ist vermutlich Beowulf, in dem ein Drache vorkommt, dem ein einzelner Becher aus seinem Schatz gestohlen wird. Daraufhin verheert er das Land, bis der eponyme Held ihn tötet. Interessanterweise ist das Motiv des Diebstahls, der den Angriff des Drachen auslöst, in der angelsächsischen und nordischen Literatur sehr selten und kommt sonst nur in Yngvars saga víðförla vor[9].

In Beowulf wird auch erwähnt, dass es in der Natur des Drachen liegt, Schätze zu hüten[10]. Die altenglische Gedichtesammlung "Maxims II" erwähnt, dass ein Drache (ang.: draca) in seine Höhle gehört, wo er Juwelen hortet[11]. Viele Kenningar in der isländischen Literatur beziehen sich auf diese Assoziation, so wird Gold z.B. als ormbeðr (non.: Schlangen-Bett), ormland, ormreitr (beide non.: Schlangen-Land), ormstallr (non.: Schlangen-Unterschlupf), Fáfnis miðgarð (non.: Fafnirs Midgard) oder látr, þats Fáfnir átti (non.: eine Wohnung, die Fafnir besitzt) bezeichnet[8][12].

Allgemein scheint das Hüten von Schätzen in der germanischen Literatur ein wichtigeres Merkmal eines Drachen zu sein als z.B. eine drachenartige Gestalt. So kann z.B. Grímr aus Gǫngu-Hrólfs saga sich neben anderen Tiergestalten zwar auch in Drachen verwandeln, wird jedoch eher durch seine Gier als Drache charakterisiert[12].

Die Gier ist in der germanischen Literatur das wichtigste Merkmal des schatzhütenden Drachen. Im Gegensatz zu den graeco-römischen Drachen, die oft im Auftrag von Göttern Schätze hüten, wachen germanische Drachen über einen Hort den sie als ihr Eigentum ansehen. Dieser Hort wird oft als ein einziger, unteilbarer Gegenstand behandelt (selbst wenn er aus vielen Gegenständen besteht) um zu zeigen, dass der Drache das ganze Gold für sich allein behalten möchte. Damit symbolisiert der Drache einen schlechten König, der Reichtum hortet anstatt es zum Wohl des Volkes einzusetzen. Entsprechend werden gute, wohlwollende Könige oft mit Kenningar wie særi auðs (Verletzer des Reichtums), seimbrjótr bauga (Schatzbrecher) oder sá menglǫtuðr (Ringzerstörer) bezeichnet, deren Sprache gegenüber den Schätzen desktruktiv ist, da sie das Gold teilen und zum Wohl anderer einsetzen[13].

In nordischen Sagas ist der Drachenschatz ab dem 14. Jahrhundert ein häufiges Element. Jedoch kommt er auch im 13. Jahrhundert schon vereinzelt vor, z.B. gewinnt Dietrich von Bern in der Thidrekssaga einen großen Schatz. In der Gull-Þóris saga (14. Jahrhundert) besitzt Valr, der Gegenspieler des Protagonisten Þórir, einen Schatz aus großem Gold. Mit dem Schatz fliehen Valr und seine Söhne in eine Höhle, wo sie sich in Drachen verwandeln. Der Held Þórir besiegt sie mit ihren eigenen Waffen und gewinnt den Schatz, doch später in der Saga wird Þórir selbst immer grausamer und verschwindet irgendwann. Niemand weiß wohin er gegangen war, doch die Menschen vermuten, dass er selbst ein Drache wurde und irgendwo auf seinem Schatz liegt[14][15].

Die Sagen vom Lagarfljótwurm und dem Drachen, den Ragnar loðbrók tötete, erzählen dass die Jungdrachen zu wachsen begannen, sobald man sie in eine Schatulle mit Gold legte. Dabei vermehrte sich auch das Gold selbst, was ursprünglich der Grund war, warum der Drache in die Schatulle gelegt wurde[16].

Der Drache Fafnir aus der Nibelungensage war ursprünglich ein Zwerg, der durch seine Gier nach dem Nibelungenschatz nach und nach zu einem Drachen verwandelt wurde. Das Motiv, dass der Besitzer eines Schatzes sich, oft nach seinem Tod, in einen Drachen verwandelt oder durch einen solchen ersetzt wird, ist in der germanischen Literatur häufig. Weitere Beispiele sind eine Überlieferung über Karl Martell, die Gull-Þóris saga und möglicherweise die Egils saga und Beowulf. Vermutlich geht das Motiv auf die altgermanische Vorstellung zurück, dass die Toten in ihren Hügelgräbern weiterleben und ihre Grabbeigaben hüten. Da diese Vorstellung dem christlichen Weltbild widerspricht, wurden die lebenden Toten (Draugr), vermutlich inspiriert durch christlich-lateinische Drachenvorstellungen, durch Drachen ersetzt. Dass Fafnir in vielen Versionen ein verwandelter Zwerg ist, spiegelt dies wieder, da auch Zwerge in der germanischen Mythologie als oft Geister der Toten angesehen wurden[17].

Weitere Sagas in denen schatzhütende Drachen vorkommen sind Flóres saga, Sigrgarðs saga frœkna, Vilhjalms saga sjóðs, Yngvars saga víðförla und Herrauðs saga[18]. Auch in Saxo Grammaticus "Gesta Danorum" (um. 1200) kommen zwei Drachentöter vor, Frode (Frotho I.) Haddingsson[19] und Friðleifr (Frithlaf, lat.: Fridlevus)[20], die Drachen töten um an deren Schätze zu kommen. Auch Olaus Magnus beschrieb die Drachenkämpfe von Frotho und Fridlevus[21], die starke Parallelen zueinander und zu Beowulf haben[22].

Es werden auch Zusammenhänge zwischen Drachen und Draugr bzw. Geistern vermutet, da diese ebenfalls häufig in Grabhügeln hausen und Schätze bewachen. In der Tat sind die Rollen von Draugr und Drachen in manchen isländischen Sagas sehr ähnlich. Jedoch gibt es auch einige Unterschiede, weshalb es auch sein könnte, dass die Ähnlichkeit nur oberflächlich ist[23].

Beeinflusst von der germanischen Mythologie ist der Drachenhort auch ein häufiges Motiv in deutschsprachigen Volkssagen, z.B. bei Heinrich von Winkelried. Jedoch gibt es auch Ausnahmen, z.B. die Sage vom Schatz auf dem Siwiboden, der von einer Schlange bewacht wird, die ihn verschenken möchte. In der norddeutschen Fabel Der Mann und der Drache versucht ein Mann, einen freundlichen Drachen um seinen Schatz zu betrügen.

In manchen britischen Sagen wird von Drachen erzählt, die nicht getötet werden, sondern noch heute auf ihren Schätzen liegen, z.B. im Fall der Drake Stones von Anwick[24]. Ähnich verhält es sich vermutlich auch mit der Sage vom Drachen von Villanders in Südtirol.

Keltische Mythologie[]

In Wales ist der Volksglaube verbreitet, dass ein Drache oder eine geflügelte Schlange, der einen Schatz oder Beute nach Hause trägt, durch das mehrfache Aussprechen des Namens von Christus dazu gebracht werden kann, diesen fallen zu lassen[25].

Soninke-Mythologie[]

In der Mythologie der Soninke gibt es die Schlange Bida, welche dreimal im Jahr einen Goldregen bringt, wenn sie regelmäßige Menschenopfer erhält.

Ostasiatische Mythologie[]

Östliche Drachen werden oft mit Perlen gesehen, die auch teilweise für ihre Eier gehalten werden. Diesen Perlen werden magische Kräfte zugeschrieben.

Jedoch gibt es mit den Fúcánglóng (伏藏龍) auch in der chinesischen Mythologie unterirdische Drachen, die Schätze bewachen. Laut dem Siao Shwoh sollen Drachen Juwelen und Jade lieben, während sie Metall hassen[26]. Chinesische Märchen wie Die Drachenprinzessin erzählen von Lóng Wáng die große Reichtümer besitzen.

In einer Legende von der Insel Jeju-do in Südkorea stiehlt ein Drache sogar einen Schatz, wird jedoch von dessen Besitzer, einem Berggott, erschossen und zum Yongduam-Felsen verwandelt.

Eine indonesische Legende erzählt von Naga Besukian, der einen riesigen Schatz hütete, aber etwas davon an jene abgab, die er als würdig empfand.

Populärkultur[]

Spike and Dragon

Spike und ein Grüner Drache aus My Little Pony: Friendship is Magic vor einem Drachenhort

Über Tolkiens Der Hobbit, das stark inspiriert ist von den Mythen über Beowulf und Fafnir, gelangte der Drachenhort auch in die moderne Populärkultur, nachdem er zuvor für fast 600 Jahre nicht in der englischsprachigen Literatur vorkam[27]. In Pen&Paper- und Videospielen bewachen nicht nur Drachen, sondern auch andere Monster, häufig Schätze, die den Spielern Vorteile bringen. Dazu muss das Monster, häufig ein Bossgegner, aber erst besiegt oder überlistet werden.

Fantasy-Werke unterstreichen meist die außerordentliche Gier der Drachen. So färbt die so genannte "Drachenkrankheit" von Tolkiens Drachen Smaug auch auf Menschen, Zwerge und Elben, nicht aber auf Hobbits ab. Deshalb verfällt der Zwergenkönig Torin Eichenschild, nachdem er Smaugs Drachenhort erobert, selbst der Gier. Er hält dadurch alle seine Verbündeten für Verräter, die ihm den Schatz abnehmen wollen. Ein ähnliches Motiv findet sich auch in Tolkiens Gedicht The Hoard, das ebenfalls in Mittelerde spielt.

In der Zeichentrickserie Tara Duncan kann ein Drache dem Goldfieber verfallen, wenn er zu gierig auf Schätze wird. Goldfieber zählt als einzige Schwäche der Drachen. So verfällt der Drache Meister Chem in der Folge Die Rache der Harpyien dem Goldfieber als er auf einem Dach Säcke mit Gold findet, was genau die Harpyie Kaalla geplant hatte, da ihre Harpyien in ihrem Auftrag eine Bank leergeräumt haben. Meister Chem wird von dem Wahn erfüllt, dass man ihm seine Schätze rauben will. Kaalla lässt dann das Gold in die Villa von Taras Großmutter verstecken, sodass Meister Chem blind vor Gier seine eigenen Freunde angreift. Doch Tara schafft es Meister Chem zu überzeugen, dass Gold nicht alles ist und als sie durch Kaalla in Gefahr gerät kann sich Meister Chem endgültig von seinem Goldfieber befreien und Kaalla besiegen. Das gestohlene Gold wird zurückgebracht.

In My Little Pony - Freundschaft ist Magie wird erwähnt, dass Drachen mit ihrer eigenen Gier wachsen. So ist der Charakter Spike über den gesamten Verlauf der Serie ein Baby, wächst jedoch schnell heran, als er in einer Folge seine eigene Gier nach Geschenken entdeckt. Als er seinen Fehler erkennt, schrumpft er wieder auf seine ursprüngliche Größe zurück. In einer späteren Folge erfährt man, dass dies eine unnatürliche Art für Drachen ist, zu wachsen. Von Natur aus häuten sie sich irgendwann und erhalten Flügel. Dabei spielt Gier keine Rolle.

MHXR-Thanksalot Barroth Render 001

Thanksalot-Barroth aus Monster Hunter Explore

Weitere Beispiele:

  • Im Fantasyroman Eine Reise durch die Zeit von Naomi Mitchison horten Drachen gemäß der Legenden Schätze. Sie können aber nicht verstehen wie Menschen die Schätze für sich nutzen.
  • Das "Gewürz", eine Droge aus der Romanreihe Dune von Frank Herbert, wird von riesigen Sandwürmern bewacht. Diese basieren auf schatzhütenden Drachen der Mythologie, Herbert nennt explizit den kolchischen Drachen und Drachen aus Beowulf[28]. Im Gegensatz zu den Drachen bewachen die Sandwürmer aber das Gewürz aber nicht bewusst, da es für sie nur ein Abfallprodukt ist. Dennoch greifen nur jeden an, der auf der Suche danach ist[29].
  • Tyrion Lannister belächelt in A Dance of Dragons, den im Original fünften Band der Saga Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin, die Vorstellung, dass Drachen Gold und Edelsteine horten.
  • Im ersten Band der Trilogie Miss Drachenzahn wundert sich die menschliche Protagonistin Winnie, dass Miss Drachenzahn keinen Drachenhort besitzt, worauf Miss Drachenzahn ihr erklärt, dass sie nun mal nicht auf Schätzen schlafen kann und Diamanten ihr die Schuppen ruinieren würden.
  • Im Fantasyabenteuerroman Der Schatz des Drachen wird erklärt, dass Drachen bekannt dafür sind Schätze zu erbeuten. Die Hauptprotagonisten sind auf der Suche nach einer Insel, auf der sich ein Drachenschatz befinden soll.
  • In der Extreme Dinosaurs-Episode MacSaurier und der Drache sind die Raubsaurier, die Hauptantagonisten der Serie, auf der Suche nach einem Schatz aus einer Sage über einen Drachen, von denen sie glauben, dass der aus außerirdischer Technologie besteht.
  • In der ersten Episode des DuckTales-Reboot von 2017 bekommen es Dagobert Duck, die Drillinge Tick, Trick und Track und Nicky mit dem Drachen Pixiu zu tun, der Gold wittern kann und alles jagt was aus Gold ist.
  • Im Videospiel Dragon's Lair hat der Drache Singe einen Hort voller Gold. Dieser enthält auch das Schwert, mit dem man ihn letztendlich besiegen kann.
  • Im Kinderbuch Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe von Michael Ende und Wieland Freund geht der ghudipanische Drache Wak ein Bündnis mit dem Zauberer Rabanus Rochus ein, der ihm den Schatz des Königs Kilian verspricht, damit er einen Schatz zum horten hat.
  • Im humoristisch-parodistischen Fantasyroman Fauler Zauber von Diana Wynne Jones müssen sich die Drachen zur Unterhaltung von Touristen und Glücksrittern bekämpfen und ihre Horte stehlen lassen, sehr zum Verdruss des Drachen Draco.
  • In den 2010er-Jahren kam im Internet die so genannte Dragoncore-Ästhetik auf, die sich mit dem Sammeln von hübschen und glitzernden Gegenständen beschäftigt. Sie ist beliebt unter Otherkin, Therian und LGBT+ Personen.
  • In der Animationsserie "Arthur und die Freunde der Tafelrunde" hortet der Drachenwolf Gold und Juwelen, was zu Begegnungen zwischen ihm und den Freunden der Tafelrunde führt.
  • Der Kampfwyvern Thanksalot-Barroth aus Monster Hunter Explore ist bedeckt von Münzen und Edelsteinen und trägt eine Schatztruhe auf dem Kopf.
  • Das Drachen-Pokémon Knarksel ist dafür bekannt, einen Hort aus Edelsteinen anzulegen. Sie lassen sich mit glänzenden Geschenken besänftigen.
  • Lord Dunsanys Kurzgeschichte Beyond the Fields We Know erwähnt einen Abgrund, in dem zwei goldene Drachen leben. Jeden Tag lässt Singanee seine Sklavinnen Körbe voller Saphire in den Abgrund werfen, um die Drachen zu besänftigen, obwohl der Ich-Erzähler nicht erklären kann, was ein Drache mit Saphiren anfängt[30].

Erklärungen[]

Biologische Erklärungen[]

Möglicherweise werden Drachen, wie manche Vögel, von glitzernden Gegenständen angelockt und sammeln diese. Jedoch haben neuere Untersuchungen festgestellt, dass der typische "diebische" Vogel, die Elster, generell Gegenstände stielt um damit spielerisch das Futtersammeln zu üben. Dabei zeigt sie keine Präferenz für glänzende Gegenstände[31].

Auch bei Raben ist ein Sammelverhalten zu beobachten. Es wird vermutet, dass sie damit Artgenossen beeindrucken wollen[32]. Eine andere Vogelfamilie, die Laubenvögel, bauen kunstvolle Lauben, um damit Weibchen anzulocken. Die meisten Arten dekorieren diese dann mit bunten Gegenständen, bevorzugt in einer bestimmten Farbe. So bevorzugt z.B. der Seidenlaubenvogel blaue und der Tropfenlaubenvogel weiße Gegenstände[33].

Es gibt auch die Theorie, dass Drachen auf Edelsteinen schlafen, damit diese in der verwundbaren Stelle am Bauch stecken bleiben und eine Art Schutzpanzer bilden[34].

Vor allem Fantasy-Werke neigen dazu, Edelsteine, aber auch andere Mineralien oder Metalle, als Nahrung der Drachen darzustellen. In vielen Fällen hat dies mit ihrer Fähigkeit, Feuer zu speien, zu tun. Manchmal ernähren sie sich jedoch zusätzlich dazu auch organisch. In der Realität schlucken manche Tiere Steine. Zum Beispiel nutzen Sauropoden diese, um ihre Nahrung im Magen zu zerkleinern. Dazu sind natürlich keine besonders wertvollen Steine notwendig.

Eine interessante Theorie zu den Drachenschätzen stammt von Dragonslayer vom Drachenkompendium. Er vermutet, dass die Edelsteine mehr oder weniger ein "Nebenprodukt" der Ernährung des Drachen sind. Der Drache besitzt, um seine Flugfähigkeit zu gewährleisten, eine äußerst effektive Verdauung. Diese lässt die Nahrung nahezu vollständig verschwinden. Übrig bleiben so meist nur sehr widerstandsfähige Materialien wie Edelsteine, die von seiner (wie Sagen vermuten lassen überwiegend aus Prinzessinnen bestehenden) Nahrung als Schmuck getragen wurden. Diese sammeln sich nach und nach im Hort des Drachen an[35].

Peter Dickinson vermutet in Das große Buch der Drachen, dass Drachen Gold als Schlafplatz verwendeten, da es chemisch inaktiv ist. So kann es der ätzenden Säure, welche der Drache abgibt, wiederstehen. Würde der Drache auf Steinboden schlafen, würde sich dieser zu Schlamm verwandeln und eine Kruste am Drachen bilden. Diese würde den Drachen flugunfähig machen.

Außerdem ist Gold sehr weich und kann unter der Last des Drachen keine Kanten und Spitzen bilden, die scharf genug sind, den empfindlichen Leib des Tieres zu verletzen. Den Drachenstein erklärt der Autor damit, dass Drachen, um Feuer speien zu können, Kalkstein fressen müssen. Kalkstein ist hart und die Kiefer und Zähne der Drachen als Fleischfresser waren nicht dazu geeignet, zu kauen. Deshalb musste das Tier Edelsteine schlucken, welche dann den Kalkstein in einer Art Kropf zermahlen[36].

Paul und Karin Johnsgard beschreiben in Dragons and Unicorns - A Natural History, dass die Eier Europäischer Drachen mit der Zeit golden werden, wodurch sie für Beobachter wie ein Goldschatz wirken. Natürlich bewachen weibliche Drachen ihre Eier aggressiv, was die Berichte über schatzhütende Drachen erklären würde[37].

Erklärungen zum Ursprung des Mythos[]

Eine These besagt, dass fossile Knochen von Bergleuten gefunden wurden, die auf der Suche nach Gold oder Edelsteinen waren. Diese hielten die Knochen für die Überreste von Drachen. Dadurch wurde möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den Edelsteinen/-metallen und den Tieren, deren Knochen man fand, vermutet. Auf eine ähnliche Weise könnte auch die Legende der Gold hortenden Greifen entstanden sein[38], was jedoch mittlerweile angezweifelt wird, da die Fundstätten von Gold und Dinosaurier-Knochen in der Wüste Gobi weit voneinander entfernt liegen[39].

Eine wahrscheinlichere Theorie leitet sich von der Namensherkunft des Drachen ab. Das Wort Drache stammt vom griechischen Wort Δράκων (Drakon). Dieses wurde für Schlangen verwendet, im 1. Jahrhundert vor und nach Christus vor allem für mythologische Schlangen und Würgeschlangen. Das Wort ist abgeleitet von derkomai (altgr.: δέρκομαι, "starren" oder "sehen") und entwickelte sich nach und nach zur Bezeichnung des Fabelwesens, das wir heute als Drache kennen. Die Augenlider von Schlangen, Brille genannt, sind immer geschlossen, aber durchsichtig. Dadurch wirkt es, als wären die Augen stets geöffnet und die Schlange würde nie schlafen. Ein Tier das nie schläft eigenete sich natürlich hervorragend als mythologischer Wächter von Schätzen[40][41].

In alten Chaoskampf-Mythen bewachten Drachen meist lebensspendendes Wasser. Dieses ist den Menschen erst zugänglich, wenn ein Gott oder Held den Drachen erschlägt. Während sich das Wasser in manchen neueren Sagen als Belohnung erhalten hat, wurde es in vielen Sagen vermutlich spätestens im alten Griechenland durch einen Goldschatz ersetzt, der auf andere Art und Weise wertvoll ist.

Ort[]

Der Drachenhort befindet sich üblicherweise an für Menschen unzugänglichen Orten wie Höhlen, Berggipfeln oder Gewässern. Damit nimmt er in Geschichten die Rolle eines fremden Ortes, einer Anderswelt, ein. Zugleich ist er für den Drachen eine Heimstatt, also ein Zuhause, was ihm vertraute Qualitäten gibt. Diese Kombination aus fremd und vertraut verleiht dem Drachenhort eine unheimliche Qualität[42].

Quellen[]

  1. Macrobius Ambrosius Theodosius (4. Jahrhundert), Saturnalia, I, 20, 3
  2. Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
  3. Sextus Pompeius Festus (2. Jahrhundert), De verborum significatione
  4. Marcus Tullius Cicero (44 - 43 v. Chr.), Philippica
  5. Andrea Alciato (1531), Viri Clarissimi D. Andreae Alciati Iurisconsultiss. Mediol. Ad D. Chonradum Peutingerum Augustanum, Iurisconsultum Emblematum Liber, Heinrich Steyner
  6. Philostratus der Ältere (2. oder 3. Jahrhundert), Imagines 2.17
  7. 7,0 7,1 7,2 Martin P. Nilsson (1947), The Dragon on the Treasure, The American Journal of Philology Vol. 68, No. 3, S. 302-309, https://doi.org/10.2307/291124, https://www.jstor.org/stable/291124
  8. 8,0 8,1 Jonathan D. Evans (2000), The Heynesbók Dragon: An Old Icelandic Maxim in Its Legal-Historical Context, The Journal of English and Germanic Philology, Vol. 99, No. 4, S. 461-491, https://www.jstor.org/stable/27712001
  9. Mark C. Amodio (1995), Affective Criticism, Oral Poetics, and Beowulf’s Fight with the Dragon, Oral Tradition, 10/1
  10. William Witherle Lawrence (1918), The Dragon and His Lair in Beowulf, PMLA, Vol. 33, No. 4, https://doi.org/10.2307/456981, https://www.jstor.org/stable/456981
  11. Maxims II, British Library, Cotton Tiberius B.i.
  12. 12,0 12,1 Santiago Francisco Barreiro (2018), The Hoard Makes the Dragon in Santiago Francisco Barreiro, Luciana Mabel Cordo Russo (2018), Shapeshifters in Medieval North Atlantic Literature, Amsterdam University Press, ISBN 9789048535132, https://doi.org/10.1515/9789048535132-005
  13. Rachel Sherlock (2014), The Greed of Dragons: An Investigation into the Association of Avarice and Dragons in Anglo-Saxon and Old Norse Narrative Literature, Dissertation, University of Nottingham
  14. Sturla Þórðarson (14. Jahrhundert), Gull-Þóris saga, AM 561,4°
  15. Jonathan D. Evans (1985), Semiotics and Traditional Lore: The Medieval Dragon Tradition, Journal of Folklore Research Vol. 22, No. 2/3, Folklore and Semiotics, https://www.jstor.org/stable/3814387
  16. Ragnars saga loðbrókar (13. Jahrhundert) via Chris Van Dyke (2003), The Saga of Ragnar Lodbrok and his sons
  17. Claude Lecouteux (1993), Der Nibelungenhort: Überlegungen zum mythischen Hintergrund, Euphorion 87, S. 172-186
  18. Jonathan Duane Evans (1984), A Semiotic of the old English Dragon, Indiana University
  19. Saxo Grammaticus (ca. 1200), The Danish History, Books I-IX, Buch 2, via Oliver Elton (1905), The Nine Books of the Danish History of Saxo Grammaticus
  20. Saxo Grammaticus (ca. 1200), The Danish History, Books I-IX, Buch 6, via Oliver Elton (1905), The Nine Books of the Danish History of Saxo Grammaticus
  21. John Ashton (1890), Curious Creatures in Zoology, Project Gutenberg (2013)
  22. II. Beowulfs Drachenkampf in Eduard Sievers (1895), Beowulf und Saxo, Sonderabdruck aus den Berichten der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften
  23. Ármann Jakobsson (2011), Vampires and Watchmen: Categorizing the Mediaeval Icelandic Undead, JEGP, Vol. 110, No. 3, S. 281-300, http://dx.doi.org/10.1353/egp.2011.0056
  24. Jaqueline Simpson (1978), Fifty British Dragon Tales: An Analysis, Folklore, Vol. 89, No. 1, https://doi.org/10.1080/0015587X.1978.9716092
  25. Marie Trevelyan (1909), Folk-lore and folk-stories of Wales, E. Stock, S. 172
  26. Charles Gould (1886), Mythical Monsters
  27. Dominic Cheetham (2013), Dragons in English: The Great Change of the Late Nineteenth Century, Children's Literature in Education, Vol. 45, S. 17-32, https://doi.org/10.1007/s10583-013-9201-z
  28. Brian Herbert (2003), Dreamer of Dune: The Biography of Frank Herbert, Macmillan, ISBN 9781429958448
  29. Frank Herbert (1965), Dune, Ace (1990), ISBN 0-441-17271-7
  30. Lord Dunsany (1913), Beyond the Fields We Know, The Irish Review, Vol. 2, No. 23, S. 587-593, https://doi.org/10.2307/30062920, https://www.jstor.org/stable/30062920
  31. T. V. Shephard, S. E. G. Lea, N. Hempel de Ibarra (2014), ‘The thieving magpie’? No evidence for attraction to shiny objects
  32. John M. Marzluff, Tony Angell (2005), In the Company of Crows and Ravens, New Haven: Yale Univ. Press, ISBN 0-300-10076-0
  33. K. R. L. Hall: Tool-using performances as indicators of behavioral adaptability, in: Current Anthropology. Band 4, Nr. 5, 1963
  34. Dr. Ernest Drake (2004), Expedition in die geheime Welt der Drachen, arsEdition, ISBN 978-3-7607-4818-4
  35. Dragonslayer (2004), Der Drachenhort, Drachenkompendium
  36. Peter Dickinson (1981), Das große Buch der Drachen. Die fliegenden Ungeheuer, Stalling Verlag, ISBN 978-3797916976
  37. Paul und Karin Johnsgard (1982), Dragons and Unicorns - A Natural History, St. Martin's Press (1992), ISBN 978-0-312-08499-8
  38. Dragon Hoard, TVTropes
  39. Mark Witton (2016), Why Protoceratops almost certainly wasn't the inspiration for the griffin legend
  40. Friedrich Tiedemann (1811), Anatomie und Naturgeschichte des Drachen
  41. Thomas Steidl, Michael Hartmann (2012), Hauterkrankungen bei Reptilien, Kleintiermedizin. Nr. 4/2012, S. 180–185
  42. Brendan Daniel Sheridan (2015), The Modern Dragon: Contemporary Representations from Tolkien to Present, Masters Thesis, University of Waikato, S. 54-56, https://hdl.handle.net/10289/9595
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