Dem Blut der Drachen wurden im Laufe der Geschichte allerlei Fähigkeiten zugeschrieben, von denen einige mehr, andere weniger realistisch wirken. Dabei gehen die Beschreibungen in verschiedenen Quellen weit auseinander und widersprechen sich oft, was bei Fabelwesen aber nicht unüblich ist.
Unverwundbarkeit[]

Siegfried badet im Blut des Drachen Fafnir, 1924
In der Nibelungensage wird berichtet, dass Siegfried im Blut (nach anderen Versionen auch im Fett) des Drachen Fafnir badete, wodurch seine Haut undurchdringlich für jede Art von Waffe wurde[1]. Parallel dazu erhält Hagen im wenige Jahrzehnte nach dem Nibelungenlied erschienenen Kudrunlied durch das Trinken von Gabilun-Blut übermenschliche Kräfte.
Der Held Ortnit soll seine Rüstung mit Drachenblut eingerieben haben, um sie zu stärken.
Im Allgäu gibt es eine Sage über Stiefel aus Drachenblut, die entstanden, nachdem ein Mann mit nackten Füßen in Drachenblut stieg. Das Blut erhärtete sich um seine Füße, blieb aber locker genug, dass er es wie Schuhe aus und wieder anziehen konnte.
Laut dem Talmud schützt das Blut des Salamanders, wenn man damit die Haut einreibt, vor Feuer[2].
Ein ungewöhnliches Beispiel ist das Blut des Vischap, welches nicht Menschen, sondern Speere unzerstörbar macht[3].
Sprachfähigkeit[]
Ebenfalls in der Nibelungensage hieß es, dass Siegfried das Herz Fafnirs briet, da sein Meister es essen wollte. Dabei probierte er vom Blut des Drachen und konnte daraufhin die Sprache der Vögel verstehen. Diese verrieten ihm, dass sein Meister durch den Verzehr des Herzens Unsterblichkeit erlangen wollte.
Dieses Motiv ist möglicherweise verwandt mit der Geschichte vom Seher Melampus aus der griechischen Mythologie, der seine Seher-Gabe erhielt, als Schlangen im Schlaf an seinen Ohren leckten[4].
Heilende Wirkung[]
Siehe auch: Drachenmedizin
Hildegard von Bingen schrieb folgendes:
- "Wenn ein Mensch einen Stein in sich trägt, soll er Drachenblut nehmen und es an einem feuchten Platz bringen, danach in reinem, klaren Wasser eine knappe Stunde lassen, damit das Wasser von seiner Wärme annimmt. Das Blut soll er dann wieder abschöpfen und das Wasser nüchtern trinken. Gleich darauf soll er ein wenig essen. So soll er es über neun Tage tun, aber stets nur mäßig von dem Wasser trinken. Durch die Kraft des Drachenblutes wird der Stein in ihm zerbrechen, und der Mensch wird vom Stein befreit. Unverdünntes Drachenblut soll man niemals trinken, man würde daran sterben"
- ―Hildegard von BingenQuelle
In Wolfram von Eschenbachs Parzival wird ein Kraut namens Trachontê (möglicherweise identisch mit Pseudo-Apuleius' dracontea) erwähnt, welches aus dem Blut eines erschlagenen Drachen wächst. Dieses hat starke Heilkräfte, die im Zusammenhang mit deinem Prozess namens trachen umbevart (Wörtlich: Kreislauf des Drachen) wirken, es kann jedoch die Wunde von König Anfortas nicht heilen[5]. Den "Kreislauf des Drachen" interpretiert der Germanist Wilhelm Deinert als Kreislauf der Drachenknoten[6], während Bernhard D. Haage darin eher den alchemischen Ouroboros sieht, die Pflanze also einen alchemischen Prozess durchlaufen müsste[7][8][9].
Gemäß eines irischen Volksglaubens hilft Drachenblut vermischt mit Pech gegen Rückenschmerzen[10][11]. Ein ähnliches Rezept wird verwendet, wenn ein Tier ein ausgerenktes Gelenk oder Probleme mit der Wirbelsäule hat[12].
Im napolitanischen Märchen Der Drache kann die tote Königin, Schwester des Drachen, nur wiederbelebt werden, wenn man sie mit Drachenblut einreibt.
In Dragons and Unicorns - A Natural History wird beschrieben, dass das Blut des American Flightless Dragon eine starke Medizin gegen eine Vielzahl an Gebrechen ist. Es entwickelte sich ein großer Markt für Drachenblut und es wurde zunehmend auch gefälschtes Blut verkauft. Schließlich gelang es der Lobby der Pharma-Industrie, die Verwendung von Drachenblut stark einzuschränken, wodurch es nur noch in wenigen Fällen legal verwendet werden kann[13].
Aphrodisiakum[]
Laut dem persichen Geographen al-Qazwīnī soll Drachenblut, wenn man es vor dem Geschlechtsverkehr auf den Penis aufträgt, die sexuelle Lust für die Partnerin verstärken[14]
Giftiges Blut[]
Während bei Hildegard von Bingen nur unverdünntes Drachenblut giftig ist, ist das Blut, vor allem das der Basilisken, in vielen Sagen hochgiftig. In einigen Sagen soll sogar das Blut eines getöteten Drachen am Speer des Ritters hochgewandert sein, um Ritter und Pferd zu töten. Beispiele dafür sind der Drache von Naters oder Der Drache im Schwändital.
Das Blut des Drachen, den Beowulf tötete, soll sogar wie Säure gewirkt und Eisen aufgelöst haben. In manchen Geschichten, wie z.B. Der siebenköpfige Drache, müssen Körperteile von Drachen deshalb in Goldgefäßen aufbewahrt werden.
Eine Sage aus der Schweiz erzählt von einem Drachen, der zwischen den Bergen Gitschen und Rossstock gesichtet wurde. Als Blut oder Schweiß des Drachen zu Boden tropfte, soll diese Stelle verbrannt worden sein[15]. Auch im höfischen Roman Diu Crône von Heinrich von dem Türlin wird berichtet, dass das Blut des dritten Drachen, den Gawain erschlägt, so heiß ist, dass es sein Schwert entzündet[16][17].
Es ist bekannt, dass das Blut einiger Fische, z. B. Aale oder Welse, so genannte Ichthyotoxine enthält, die es ebenfalls giftig machen[18]. Somit wäre es tatsächlich möglich, dass auch Drachen giftiges Blut besitzen.
Versickern[]
Die Slawische Mythologie erzählt, dass Drachenblut nicht im Boden versickert, da Mutter Erde es nicht in sich haben möchte.
Auf dem Dragon Hill in Uffington, England, gibt es eine Stelle, an der kein Gras wächst, so dass der Kreideboden darunter zu sehen ist. Angeblich soll dies die Stelle sein, an der das Blut des Drachen, den St. Georg tötete, auf den Boden tropfte[19]. Auch in der Sage von John Aller and the Dragon wird erwähnt, dass das Blut des Drachen das Gras so sehr verbrannte, dass nie wieder etwas nachwuchs[20].
Auch an Gebäuden soll Drachenblut sehr hartnäckig sein. Das Blut eines Drachen, der laut der Zimmerschen Chronik gegen den Kirchturm von Bittelschieß in Baden-Württemberg flog, blieb bis zur Zerstörung der Kirche sichtbar[21].
Zwischen dem Gitschen und dem Rossstock in Uri soll einst ein Drache gesichtet worden sein, dessen Schweiß oder Blut den Boden verbrannte[22].
Zinnober wurde früher als Sanguis Draconis, also Drachenblut, bezeichnet. Laut Plinius dem Älteren liegt dies daran, dass es sich dabei um das Blut von Drachen handelt, die bei der Jagd auf Elefanten von umstürzenden Elefanten zerdrückt wurden (siehe Indische Drachen)[23].
Drachenblut (Harz)[]

Drachenblut von Daemomorops draco, gemahlen und als Räuchermittel
Als Drachenblut (lat. Sanguis Draconis, chinesisch 血竭 abgezapftes Blut) bezeichnet man auch das Harz verschiedener Bäume. Einige mittelalterliche Enzyklopädien behaupten, dass dieses das Blut von indischen Drachen ist, welches im Kampf gegen Elefanten vergossen wurde. Ursprünglich wurde nur das Harz des Drachenbaums Dracaena als Drachenblut bezeichnet, jedoch wurde der Begriff, vor allem von den Römern, häufig mit dem Mineral Zinnober (Cinnabarit) verwechselt und später auch auf andere Harze, z. B. das der Palme Daemonorops draco, ausgeweitet. Vor allem in der chinesischen Medizin wird noch heute nicht zwischen den Harzen verschiedener Daemonorops- und Dracaena-Arten, aber auch komplett anderer Gattungen wie Croton oder Pterocarpus, unterschieden[24][25][26][27].
Drachenblut wird und wurde zu unterschiedlichen medizinischen und magischen Zwecken verwendet. So soll es z. B. gegen Skorbut, Durchfall oder Atemwegserkrankungen helfen und wurde in der Wundbehandlung als Antiseptikum benutzt[28]. Heute verwendet man Drachenblut nur noch zur Herstellung des Medikaments Crofelemer[29]. Unter anderen Namen wird das Harz auch in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet[30].
In der Populärkultur[]
- Laut dem Alchemisten im Spiel DotA 2 ist das Blut von Feendrachen wie Puck eine wichtige Zutat in der Alchemie.
- Der Held Dragon Knight aus DotA 2 erhielt durch das Blut eines Drachen diverse Drachenfähigkeiten, z. B. Feuer zu speien und sich in einen Drachen zu verwandeln.
- In der Harry Potter Reihe hat Drachenblut vielfältige Anwendungen, siehe Drachenblut (Harry Potter).
- In der Serie "Trese: Hüterin der Stadt" wird Drachenblut verwendet, um über so genannte Drachenportale schnell an weit entfernte Orte zu reisen.
- In The Elder Scrolls Online ist Drachenblut ein Item, die man durch das Töten von Dovah erhält. Normales Drachenblut heilt die Gesundheit, grünes Drachenblut verleiht zusätzlich die Fähigkeiten Major Fortitude, Major Endurance und Minor Vitality, und geronnenes Drachenblut verleiht ebenfalls die Fähigkeit Major Fortitude.
Trivia[]
- Die Flammenden Berge in der chinesischen Xinjiang-Provinz sollen laut einer Legende der dort lebenden Uiguren ihre rote Farbe vom Blut eines getöteten Drachen erhalten haben.
Quellen[]
- ↑ Nibelungenlied (13. Jahrhundert)
- ↑ Louis Ginzberg (1947), The Legends of the Jews, Band I, The Jewish Publication Society of America
- ↑ Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie. Über 3000 Stichwörter zu den Mythen aller Völker, Knaurs, ISBN 3-82-89-4154-0
- ↑ Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN-13: 9780199557325
- ↑ Joachim Reichert (2001), 'Slaying the Dragon'. Der letzte Heilversuch an Anfortas im "Parzival" Wolframs von Eschenbach (483,6-18), Mediaevistik Vol. 14, S. 149-178, https://www.jstor.org/stable/42585728
- ↑ Wilhelm Deinert (1960), Ritter und Kosmos im Parzival: eine Untersuchung der Sternkunde Wolframs von Eschenbach, Band 2 von Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters, ISSN 0580-1362, Beck
- ↑ Bernhard Dietrich Haage (1986), Die Wertschätzung von Naturwissenschaft und Medizin in der deutschen Dichtung des Mittelalters, Sudhoffs Archiv, Bd. 70, H. 2, S. 206-220, https://www.jstor.org/stable/20777084
- ↑ Bernhard D. Haage (1992), Studien zur Heilkunde im "Parzival" Wolframs von Eschenbach, Kümmerle, ISBN 9783874528061
- ↑ Bernhard D. Haage (1994), Kyklos im Parzival Wolframs von Eschenbach, Granatapfel, Festschrift für Gerhard Bauer zum 65. Geburtstag, S. 167-186
- ↑ John Hunt, Old Cures, The Schools' Collection, Kilnagross, roll number 12317, S. 436
- ↑ Frances E. Walsh, Old Cures, The Schools' Collection, Thurles (No. 2), roll number 13605
- ↑ Brighid, Bean Uí Leathlobhair, Old Cures, The Schools' Collection, Baile Dubh (C.),roll number 2493, S. 253
- ↑ Paul und Karin Johnsgard (1982), Dragons and Unicorns - A Natural History, St. Martin's Press (1992), ISBN 978-0-312-08499-8
- ↑ Abū Yahyā Zakariyā' ibn Muhammad al-Qazwīnī (13. Jahrhundert), عجائب المخلوقات وغرائب الموجودات (ʿAǧāʾib al-maḫlūqāt wa-ġarāʾib al-mauǧūdāt) via Ahmed K. al-Rawi (2012), The Religious Connotation of the Islamic Dragon, Fabula 53(1-2), http://dx.doi.org/10.1515/fabula-2012-0005
- ↑ Drachen in Josef Müller (1926), Sagen aus Uri
- ↑ Heinrich von dem Türlin (1230), Diu Crône
- ↑ Claude Lecouteux (1979), Der Drache, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 108. Bd., H. 1, https://www.jstor.org/stable/20656331
- ↑ Kenneth G. Ostrand, Monte L. Thies, Darrell D. Hall, Mark Carpenter (1996), Gar ichthyootoxin: Its effect on natural predators and the toxin's evolutionary function, The Southwestern Naturalist, 41 (4): 375–377. JSTOR 30055193
- ↑ David Nash Ford, Royal St. George, Royal Berkshire History
- ↑ W. H. D. Rouse, H. G. M. Murray-Aynsley, T. W. E. Higgens, M. L. C. and Percy Manning (1893), Folk-Lore Miscellanea, Folklore, Vol. 4, No. 3, https://www.jstor.org/stable/1253389
- ↑ Seelsorgeeinheit Krauchenwies-Rulfingen: St. Kilian Kirche in Bittelschieß
- ↑ 1277. Drachen in Josef Müller (1945), Sagen aus Uri, Band 3, G. Krebs
- ↑ Medieval Bestiary: Dragon
- ↑ Jürgen Martin (1991), Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts Königshausen & Neumann, ISBN 3-88479-801-4 S. 167 und 179
- ↑ Otto Zekert (1938), Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570, Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, S. 154
- ↑ Dieter Martinetz, Karlheinz Lohs, Jörg Janzen (1989), Weihrauch und Myrrhe. Kulturgeschichte und wirtschaftliche Bedeutung. Botanik, Chemie, Medizin, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-8047-1019-1, S. 35 f.
- ↑ Jane Pearson, Hew D. V. Prendergast (2001), Daemonorops, Dracaena and Other Dragon's Blood, Economic Botany, Vol. 55, No. 4, S. 474-477, https://doi.org/10.1007/BF02871711, https://www.jstor.org/stable/4256483
- ↑ Volker Zimmermann (1989), Die beiden Harburger Syphilis-Traktate, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Band 7, S. 71–81; hier: S. 72, ISSN 0177-5227
- ↑ Lukmanee Tradtrantip, Wan Namkung, A. S. Verkman (2010), Crofelemer, an antisecretory antidiarrheal proanthocyanidin oligomer extracted from Croton lechleri, targets two distinct intestinal chloride channels, Molecular Pharmacology, Vol. 77, No. 1, S. 69–78, https://doi.org/10.1124/mol.109.061051
- ↑ Edward H. Schafer (1957), Rosewood, Dragon's Blood, and Lac, Journal of the American Oriental Society, Vol. 77, No. 2, S. 129-136, https://doi.org/10.2307/594922, https://www.jstor.org/stable/594922