In J.R.R. Tolkiens Büchern über Mittelerde spielen Drachen (Sin.: Lûg, Qu.: Lóce) eine mehr oder weniger große Rolle. Dabei werden verschiedene Arten von Drachen unterschieden.
Allgemein[]
Drachen wurden im ersten Zeitalter von Morgoth erschaffen. Wie dies ablief ist unbekannt, jedoch machte Morgoth sie zu den Anführern seiner Armeen. Gegen Ende des ersten Zeitalters starben die Drachen fast vollständig aus, bevor sie im dritten Zeitalter wieder häufiger wurden[1][2].
Die Drachen Mittelerdes sind intelligent, können sprechen und verfügen über magische Fähigkeiten. Es sind nur wenige Drachen aus den Büchern namentlich benannt:
- Smaug der Goldene, der wohl Bekannteste der Drachen von Tolkien. Er kommt im Buch Der kleine Hobbit vor.
- Glaurung, der auch "Wurm Morgoths" genannt wurde, war der erste der Drachen. Er wird im Buch "Das Silmarillion", in der Geschichte der Kinder Húrins beschrieben[3].
- Ancalagon, der Schwarze, taucht ebenfalls in "Das Silmarillion" auf. Er war der größte Drache, der je in Mittelerde lebte und wurde von Eärendil getötet.
- Über Scatha den Lindwurm ist nur bekannt, das sich die Zwerge nach seinem Ableben um seinen Hort stritten[3]. Sein Name basiert auf dem altenglischen Wort sceaða (Schädiger, Verbrecher)[4], welches auch in Beowulf verwendet wird, um den Drachen zu beschreiben[5][6].
- In den Etymologies werden zwei weitere Drachennamen erwähnt, nämlich Gostir und Lhamthanc. Über diese ist ansonsten nichts bekannt[7].
- An der Belagerung von Gondolin im Ersten Zeitalter sollen mehrere Drachen beteiligt gewesen sein[3].
Hintergrund[]
Ursprünglich hatte Tolkien geplant, Drachen als halb-mechanische Kriegsmaschinen in der Belagerung Gondolins darzustellen, inspiriert von seinen eigenen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg. Unter diesen Drachen gab es solche aus Eisen, die sich wie Flüsse um alle Hindernisse winden konnten, andere aus Bronze und Kupfer, die mit ihrem Feuer alles zerstörten, was ihnen in die Quere kam, und einen dritten Typ aus reinem Feuer, die sich wie geschmolzenes Metall bewegten[8]. Jedoch veränderte er das Konzept dann in eine andere Richtung, inspiriert von seinen Studien über mittelalterliche Literatur, um eher dem mythischen Charakter des Silmarillion zu entsprechen[1][2].
Arten[]
Urulóki[]
Die Urulóki (Qu.: Feuerschlangen) waren die ersten Drachen und stammen von Glaurung ab. Sie hatten lange, echsenartige Körper und vier Beine, jedoch keine Flügel, und einen gepanzerten Rücken. Ihr Atem war giftig, und sie waren in der Lage, Feuer zu speien. Im Krieg des Zorns starben die Urulóki fast vollständig aus[3].
Kaltdrachen[]
Kaltdrachen (en. cold drakes) wurden vermutlich von Morgoth aus den Adlern gezüchtet. Sie sind ausgezeichnete Flieger, können jedoch aufgrund ihrer Kaltblütigkeit kein Feuer speien. Im dritten Zeitalter lebten sie in Ered Mithrin, wo sie die Zwerge terrorisierten und wie diese Schätze sammelten[3].
Feuerdrachen[]
Die Feuerdrachen sind die größte von Morgoths Drachenarten. Der erste Feuerdrache war Ancalagon. Sie wurden von Tolkien und den meisten anderen Illustratoren als westliche Drachen dargestellt. Zwar waren sie keine sehr guten Flieger, jedoch konnten sie sehr schnell fliegen und Feuer speien. Ihr Feuer ist sogar in der Lage, Ringe der Macht zu zerstören. Dem einen Ring jedoch kann ihr Feuer nichts anhaben[3].
Der bekannteste Feuerdrache ist Smaug der Goldene, der die Zwerge unter König Thrór aus dem Einsamen Berg vertrieb. Er wurde später von Thrórs Enkel Thorin Eichenschild aus dem Berg vertrieben und von dem Menschen Bard mit einem schwarzen Pfeil erschossen[9].
Weitere Arten[]
In den Etymologies von The Lost Road and Other Writings werden neben dem feueratmenden Uruloke mit dem Anguloke, Ramaloke, Lingwiloke und Fealoke weitere Drachenarten genannt. Der Ramaloke wird als ein flugfähiger Drache beschrieben und entspricht daher wahrscheinlich den geflügelten Feuerdrachen, der Anguloke wird als ein Drache beschrieben der weder fliegen noch feuerspeien konnte, der Lingwiloke wird als eine "Seeschlange" (wörtlich ein "Fischdrache") glossiert, während der Fealoke als "Funkendrache" (wörtlich aber "Geist-Drache") übersetzt wird. Bei letzteren drei Drachenarten ist die Einordnung in die gängigen Kategorien der Feuer-, Kalt- und Flügeldrachen unklar[10].
Ähnliche Wesen[]
- Die Geflügelten Untiere werden ebenfalls häufig als drachenartige Wesen dargestellt, sind jedoch nicht mit den Drachen verwandt.
- Die Mythologie der Hobbits kennt den Werwurm, der möglicherweise ein Drache ist. Es ist jedoch nichts genaueres bekannt, und da er in der Wüste lebt wäre es auch möglich, dass er dem Mongolischen Todeswurm ähnelt
- Der dritte Teil der Filmadaption von Der Hobbit zeigt die Werwürmer als gigantische Sandwürmer, ähnlich denen aus Dune - Der Wüstenplanet.
- Der Wächter im Wasser soll laut E. A. Tyler ein Kaltdrache gewesen sein[11].
- Basierend auf dieser Theorie sind in Dennis L. McKiernans Mithgar-Serie Drachen und Kraken Männchen und Weibchen der selben Spezies.
Trivia[]
- Tolkien schrieb auch andere Geschichten, in denen Drachen auftreten, z.B. Bauer Giles von Ham, in dem der Drache Chrysophylax vorkommt.
Siehe auch[]
Einzelnachweise[]
- ↑ 1,0 1,1 Jonathan Evans (1998), Medieval Dragon-lore in Middle-earth, Journal of the Fantastic in the Arts, Vol. 9, No. 3, S. 175-191, https://www.jstor.org/stable/43308355
- ↑ 2,0 2,1 John Garth (2003), Tolkien and the Great War, HarperCollins, ISBN 978-0007119530
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 J. R. R. Tolkien (1977), Das Silmarillion, Klett-Cotta (1999), ISBN 3-608-93524-X
- ↑ Nomenclature of The Lord of the Rings in Wayne G. Hammond & Christina Scull, The Lord of the Rings: A Reader's Companion, Houghton Mifflin Harcourt, S. 762, ISBN 978-0618642670
- ↑ Ursula Le Guin, Of Modern Dragons, in John Lennard (2007), Of Modern Dragons, and other Essays on Genre Fiction, Humanities-Ebooks, ISBN 978-1847600691
- ↑ Valentina Martini (2014), The figure of the dragon in Elder Germanic Literature, Doktorarbeit, Università Ca’ Foscari di Venezia
- ↑ J.R.R. Tolkien, Christopher Tolkien (1986), The Shaping of Middle-earth, HarperCollins, ISBN 0-261-10218-4
- ↑ Christopher Tolkien (1984), The Book of Lost Tales, Part Two, Allen & Unwin, S. 170
- ↑ J.R.R. Tolkien (1974), Der kleine Hobbit, dtv, ISBN 3-423-07151-6
- ↑ J. R. R. Tolkien, The Lost Road and Other Writings, HarperCollins (1987), ISBN 0-261-10225-7
- ↑ J. E. A. Tyler (2002), The Complete Tolkien Companion, Pan Books, ISBN 0-330-41165-9