Drachen Wiki
Registrieren
Advertisement


Twenty-sided-dice

Dieser Artikel beschreibt Drachen im Allgemeinen. Falls Sie nach einem bestimmten Drachen suchen, finden Sie diese/n unter Drache (Begriffsklärung).



Bertuch Drache Fabelwesen Bilderbuch für Kinder

Ein Westlicher Drache, 1792

Drache (lat. draco, griech. drákon „Schlange“) ist der Sammelbegriff für diverse in der Mythologie verschiedener Völker beschriebene Wesen, die sich einer gemeinsamen Definition entziehen. Die meisten Drachen sind schlangen- oder wenigstens reptilienartig, haben aber oft auch Merkmale von Säugetieren und Vögeln.

Allgemeine Beschreibung

Scheuchzer Drache

Asiatischer Drache nach Johann Jakob Scheuchzer, 1723

Als Drachen werden traditionell diverse Kreaturen aus den unterschiedlichsten Mythen aus aller Welt bezeichnet. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich bei vielen dieser Fabelwesen um sehr unterschiedliche Traditionen handelt, welche oft nicht deckungsgleich mit dem modernen europäischen Drachenbild sind. Die allgemeine Verwendung des Begriffs kann deshalb dazu führen, dass kulturspezifische Aspekte verloren gehen[1]. Da das Drachenbild sich im Laufe der Zeit stark verändert hat und in verschiedenen Kulturen verschiedene Bedeutungen hat, ist es wichtig, sich bei der Betrachtung historischer Quellen nicht auf moderne Drachenbilder zu verlassen[2].

Häufig ist der Drache geflügelt, mit Adlerklauen oder Löwenpranken ausgestattet und speit Feuer. Das ursprünglichste Merkmal ist der schlangenartige Körper, der in nahezu allen Drachenmythen präsent war, jedoch mit der Zeit teilweise verloren gegangen ist.

Die Ursprünge des Drachenmythos liegen vermutlich in schlangenartigen Gottheiten und Ungeheuern der mesopotamischen Mythologie, wie Tiamat oder Mushussu, und in den Drakon genannten Riesenschlangen der griechischen Mythologie. Später wurden diese mit den Schlangenwesen der germanischen und keltischen Mythologie, den Lindwürmern, zu den typischen Drachen der mittelalterlichen Drachensagen vermischt, deren erster Vertreter vermutlich der Drache war, den Beowulf tötete.

Elliot Smith vermutet den Ursprung des Drachenmythos bereits wesentlich früher. Laut ihm kombiniert der Drache die Aspekte der ägyptischen Gottheiten Hator (Muttergöttin), Osiris (Wassergott) und Horus (Sonnen- und Kriegsgott) und hat sich als kombinierte "Wunder-Bestie" auch in andere Länder verbreitet[3]. Jedoch wiederspricht Qiguang Zhao ihm hier und vermutet, dass der moderne Drache eine Kombination mehrerer Ursprünge ist. Er stellt fest, dass Smith, mangels einer festen Defintion des Drachenbegriffs, sehr unterschiedliche Darstellungen aus archäologischen Kulturen als Drachen identifiziert, wenn sie seine Hypothese bestätigen[4].

Die Drachen der ostasiatischen Mythen wurden schon im Mittelalter mit den westlichen Drachen in Verbindung gebracht, haben jedoch einen anderen Ursprung und einen wesentlich besseren Ruf. Die östliche Gesellschaft stellte den Drachen meist als Gottheit da, die den Menschen freundlich gesinnt ist. Der asiatische Drache, in China Lung genannt, ist ein ambivalentes Wesen mit überwiegend positiven Eigenschaften. Er ist ein Regen- und ein Glücksbringer, ein Symbol der Fruchtbarkeit und der kaiserlichen Macht.

Jedoch gibt es auch hier Erzählungen von Drachen, die den Menschen feindlich gesinnt sind oder diese bestrafen. Es gibt andererseits auch westliche Mythen über Drachen und deren Bestreben, Menschen zu schützen und vor Unheil zu bewahren, wie es zum Beispiel aus vielen skandinavischen Legenden und Sagen eindeutig hervorgeht[5].

Allgemein sind die Drachen ostasiatischer Mythen zwar in ihrer Erscheinung wesentlich homogener als die sehr unterschiedlich aussehenden Drachen westlicher Mythen, verkörpern jedoch wesentlich vielseitigere Konzepte und Symboliken[4].

Beschreibung des Drachenmythos

Aussehen und Attribute

Red Dragon D&D

Ein Roter Drache aus Dungeons & Dragons, typisch für moderne, westliche Drachenvorstellungen

Erzählungen und Bilder vom Drachen sind vielen Kulturen und Epochen bekannt, entsprechend mannigfaltig sind seine Erscheinungsformen. Seit dem Mittelalter wird der europäische Drache als Mischwesen dargestellt, das sich aus mehreren anderen Tierarten zusammensetzt, wobei der ursprüngliche Schlangenanteil bis zum 20. Jahrhundert überwog.

Abgeleitet vom Walisischen Drachen besitzt der Drache seit dem 17. Jahrhundert meist vier Beine; es gibt aber auch zweifüßige Formen wie den Wyvern und schlangenartige Mischwesen ohne Füße (z.B. Amphithere oder Basilisk).

Drache-Worms-Machsor-1272

Drache im Wormser Machsor, 13. Jahrhundert

Die Flügel des Drachen erinnern meist an Fledermäuse, selten auch an Greifvögel. Im europäischen Raum lösten die fledermausartigen Flügel die vogelartigen im Laufe des Mittelalters ab. Vermutlich basieren sie eher auf den Flossen von Fischen und wurden erst später mit Fledermäusen gleichgesetzt. Dies würde erklären, warum Drachenflügel meist viel robuster aussehen als Fledermaus-Flügel[6].

Die Abgrenzung zu anderen mythischen Wesen ist nicht immer klar erkennbar. So wurden Drachenerzählungen im Laufe des Mittelalters und der Moderne immer wieder mit anderen schlangenartigen Fabelwesen wie dem Basilisk oder Geflügelten Schlangen vermischt.

Weitere verbreitete Elemente moderner Drachen, die in älteren Quellen kaum vorkommen, sind eine gespaltene Zunge, tiefgründig-weise Augen, ein scharfer, durchdringender Blick, eine katzenartige, vertikal spitz zulaufende Pupille, sowie der feurige Schlund. Der in manchen westlichen Drachentötererzählungen beschriebene, giftige Atem ist wohl eher ein Stilmittel, um diese Geschichten spannender zu machen. In seiner heute üblichen Form ist er allen vier Elementen zugehörig: er kann fliegen, schwimmen, kriechen und Feuer speien.[7][8][5].

Motive

Subterraneus

Drachen sind nicht zwangsläufig ein Symbol des Bösen. In Luzern wurde ein Mann von zwei Drachen aus einer Höhle gerettet.

Von allen Elementen wird der Drache am häufigsten mit dem Wasser in Verbindung gebracht, welches er hütet und kontrolliert. Die Vorstellung von Schlangen als Hüter des Wassers ist in vielen Kulturen verbreitet[9]. Der asiatische Drache bringt den Regen und garantiert die Fruchtbarkeit der Felder, die antiken Drachen sind häufig Meeresungeheuer. In europäischen Märchen und Sagen tritt das wasserhütende Untier auf: es bewacht die einzige Quelle oder den Fluss, der als Nahrungsgrundlage dient (z.B. der Drache von Longwitton), und ist verantwortlich für Überschwemmungen und Dürrekatastrophen (wie die Gargouille).

Jedoch tauchen Drachen auch als Wächter anderer Güter auf. Im Märchen fordert die Bestie regelmäßig Menschenopfer. Die Rettung des Opfers, vorzugsweise einer Jungfrau und Königstochter, sichert dem Sieger ein Königreich.

In Höhlen hausende Erd-Drachen bewachen in Märchen und Heldensagen Schätze. Dieses Motiv, das seit der Antike bekannt ist, steht möglicherweise im Zusammenhang mit dem Totenglauben. Als chthonische Gestalt weist den Drachen auch seine Verbindung zu Schlangen aus[10]. Noch in Volkssagen des 19. und 20. Jahrhunderts sind es oft Verstorbene, die in Drachengestalt ihre Hinterlassenschaften vor dem Zugriff der Lebenden sichern.

Drachenkampf

Primeval Dracorex Princess

Ein Ritter tötet einen Drachen

Hauptartikel: Drachentöter

Das bestimmende Motiv des Drachenmythos im Westen ist allerdings der Drachenkampf. In der Antike überwiegt der heroische Kampf, als Drachentöter treten Götter oder mächtige Helden auf. Dieser Typus setzt sich in den mittelalterlichen Heldensagen und im Ritterroman fort. Der christlich-legendäre Drachenkampf, der in der Hauptsache der biblischen Tradition entstammt, schildert die Auseinandersetzung der Heiligen mit dem Bösen, der Drache dient dabei als Allegorie. Ausschlaggebend ist hier nicht die Körperkraft oder Geschicklichkeit, sondern der Glaube; oft verhilft schon ein Gebet zum Sieg. Im bürgerlich-bäuerlichen Bereich der Märchen und Sagen werden die bedrohlichen Untiere oft überlistet, vergiftet oder verzaubert. Hier zählt nur das Resultat: die Volksplage muss beseitigt werden, die Eigenschaften des Drachentöters sind nebensächlich. Der Drachenkampf findet sich bereits in den ältesten orientalischen Drachenmythen. Bis in die Gegenwart wird das Bild des Drachens verwendet, um die Auseinandersetzung von Gut und Böse darzustellen, den Gegner zu dämonisieren und den Sieger als übermächtigen Helden erscheinen zu lassen[7].

Trotz des immer ähnlichen Ablaufes von Drachenkampf-Narrativen kann die Bedeutung des Kampfes abhängig vom räumlichen und zeitlichen Kontext sehr unterschiedlich sein. Der Drache kann Brunnen und Flüsse blockieren um mit Dürre und Hungersnot zu drohen, den Teufel und das Heidentum symbolisieren, ein Feind des Staates oder ein romantischer Konkurrent sein. In modernen Werken symbolisiert er Inflation, Arbeitslosigkeit, Krieg und Umweltverschmutzung. Immer gleich bleibt die Tatsache, dass der Drache Ängste und Probleme symbolisiert[11].

Verbreitung von Drachenmythen

Drachen im Westen

Vorderer Orient

Tiamat

Marduk tötet Tiamat, ca. 900 - 750 v.Chr.

Der Begriff "Drache" hat einen griechischen Ursprung und kommt in Kulturen, die bereits vor dem Antiken Griechenland existierten, wie z.B. im Alten Ägypten, Mesopotamien, China oder der Indus-Kultur, nicht vor[12]. Zum Bilderrepertoire des alten Orients gehört jedoch eine Vielzahl von Mischwesen, von denen später manche mit Drachen assoziiert wurden[13] und möglicherweise die greco-römischen und christlichen Drachenmythen beeinflussten. Unter ihnen lassen sich zwei drachenartige Grundtypen identifizieren: Löwendrachen, die aus Löwen und Vögeln zusammengesetzt sind, und Schlangendrachen, die mindestens zum Teil einer Schlange ähneln.

Die ältesten sumerischen Darstellungen dieser Wesen finden sich auf Rollsiegeln aus Uruk und datieren ins letzte Drittel des 4. Jahrtausends v. Chr. Sie enthalten bereits Prototypen beider Formen. Während Löwen mit Schlangenhals (in der Forschung auch als "Serpoparden" bezeichnet[13]) als Ordnungssymbol gedeutet werden, ist der Löwenkopfadler ein aggressives, doch nicht immer bösartiges Wesen. Er bedroht die Herden, kann aber auch als Garant staatlicher Macht auftreten, indem er Gefangene bewacht und in Schach hält.

Eindeutig negativ besetzt sind dagegen vielköpfige Schlangen wie Mušmaḫḫū, die der frühdynastischen Zeit entstammen. Auf Siegeln aus der Zeit um 2500 v. Chr. erscheint bereits das Motiv des Drachenkampfes, das aber erst Jahrhunderte später in mythologischen Erzählungen überliefert ist.

Narmer Palette

Narmer-Palette mit zwei Schlangenhals-Löwen, ca. 3100 v. Chr.

Als Drachentöter treten in mesopotamischen Texten des späten 3. Jahrtausends zunächst lokale Götter wie Tišpak auf. Vereinigt werden die Traditionen um 2100 v. Chr. im Anzu-Mythos: der Kriegergott Ninurta aus Nippur siegt über den Löwenadler Anzu, der die Schicksalstafeln gestohlen hat, und löst in der Folge Enlil als obersten Gott des sumerisch-akkadischen Pantheons ab. Die Ninurta-Mythologie verbreitete sich im 1. Jahrtausend mit dem Aufstieg des assyrischen Reiches im ganzen Vorderen Orient; als Nimrod fand er Eingang in die biblische Überlieferung. Während der Anzu-Mythos den Generationswechsel in der Götterhierarchie zum Thema hat, beschreibt ein zweiter orientalischer Typus den Kampf des Wettergottes mit der Urgewalt des Meeres, symbolisiert durch die gehörnte Meeresschlange.

Dieses Motiv findet sich im hethitischen Illuyanka-Mythos, der um 1700 v. Chr. entstand, in dem um 1600 v. Chr. niedergeschriebenen ugaritischen Baal-Zyklus und in dem Kampf Marduks, des babylonischen Hauptgottes, gegen die Meeresgottheit Tiamat. Die facettenreichen, altorientalischen Mythen schufen ein Bild des Drachens, das bis heute sichtbar ist, denn sie flossen in die Texte des Alten Testaments ein. Der Drache der christlichen Tradition hat im alten Vorderen Orient seinen Ursprung.[14][15]

Bibel

Behemoth

Behemoth und Leviathan, William Blake, vor 1827

Die hebräische Bibel benutzt das Wort tannîn für Landschlangen und schlangenartige Meeresdrachen. Daneben kennt sie mit Leviathan und Rahab zwei individuelle, besonders gefährliche Schlangendrachen. Beide kommen aus dem Meer, und in beiden lebt die vorderasiatische Erzähltradition fort. Leviathan ist mit litanu, dem Widersacher Baals, verwandt, der Name Rahab hingegen hat wohl mesopotamische Wurzeln.

Im Alten Testament tritt Jahwe in die Fußstapfen der orientalischen Wettergötter, zerschmettert den Drachen, zähmt das Meer und wird damit zum Begründer der kosmischen Ordnung.[16]

Der biblische Drachemythos gibt die altorientalischen Vorbilder aber nicht nur wieder, er entwickelt sie weiter. Der Drachenkampf ist nicht mehr nur eine Tat des Anfangs, sondern wird auch zu einer Tat des Endes. Bereits das Buch Daniel schildert Visionen endzeitlicher Löwendrachen, und die Offenbarung des Johannes lässt den Erzengel Michael mit dem großen feuerroten, siebenköpfigen Schlangendrachen kämpfen, der den Satan darstellt. Michael siegt im Himmelskampf und stürzt den Satan in die Hölle.

In den Bildern der Apokalypse wird der Drache endgültig zum personifizierten Bösen, der nach seinem Sturz vom Himmel für alle Gewalt verantwortlich zeichnet. Seine Vernichtung fällt mit dem Ende der Welt zusammen.[14]

Griechische und römische Antike

Äskulapnatter Zamenis longissimus

Äskulapnatter

In der griechischen und römischen Antike gibt es das Wort drakon (Griechisch) bzw. draco (Latein), das große Schlangen bezeichnet und vor allem in älteren griechischen Texten nur im mythologischen Kontext vorkommt, im Unterschied zu ophis, das in beiden Sprachen für gewöhnliche Schlangen steht. Beide Wörter werden vor allem in mythologischen Texten häufig gleichbedeutend verwendet[17]. Im Laufe des ersten Jahrhunderts vor und nach Christus kristallisierte sich die Verwendung des Wortes Drakon/Draco für Würgeschlangen im Allgemeinen heraus, während es bereits zuvor für die Äskulapnatter verwendet wurde. Spätestens im späten ersten Jahrhundert sind meist Pythons gemeint, wenn von Drakon die Rede ist[18].

Drakon

Der Drache von Kolchis verschlingt Iason, ca. 480-470 v.Chr.

Bekannte mythologische Drakon sind der hundertköpfige Typhon, die neunköpfige Hydra, der Schlangengott Ophioneus und Python, Wächter des Orakels von Delphi. Ladon bewacht die goldenen Äpfel der Hesperiden, und auch in der Argonautensage taucht das Motiv des Bewachers auf. In dieser Version des Mythos ist es nicht nötig, die Bestie im Kampf zu töten. Bevor Jason das Goldene Vlies raubt, wird der Drache von Medea eingeschläfert.

Jedoch kommen Drachen in der griechisch-römischen Antike nicht nur als Hindernis vor, das Überwunden werden muss, sondern werden auch als Glücksbringer und Wächter des Haushaltes angesehen. Beispiele dafür sind die Kulte von Asklepios oder den Agathos Daimon[10].

Enstehung des Namens

Aus der griechisch-römischen Antike übernahm Europa das Wort „Drache“. Das griechische „drákōn“ („der scharf Blickende“, zu gr.: δέρκομαι, dérkomai = sehen) ist als Lehnwort über das Lateinische „draco“ in die europäischen Sprachen gelangt, als „trahho“ beispielsweise in das Althochdeutsche, als „dragon“ in das Englische und Französische, als „drake“ in das Schwedische. Dieser Begriff wurde mit der Zeit auf zahlreiche Fabelwesen anderer Kulturen übertragen, z.B. den germanischen Lindwurm oder, über die englische Sprache, den chinesischen Lóng[19].

Auch die europäische Drachen-Symbolik zeigt antiken Einfluss. Die Dracostandarte, ursprünglich ein dakisches oder sarmatisches Feldzeichen, übernahmen die germanischen und slawischen Stämme der Völkerwanderungszeit vom römischen Heer. Das furchterregende Untier ist hier kein Feind, sondern ein Symbol der eigenen Stärke, das den Gegner einschüchtern soll.[20][21]

Christliches Mittelalter

AberdeenBestiariumWyvern

Mittelalterliche Drachendarstellung im Bestiarium von Aberdeen, 12. Jahrhundert

Aus der Vermischung verschiedener europäischer, biblischer und iranischer Schlangenmythen unter dem lateinischen Namen Draco enstand im Laufe des Mittelalters ein mehr oder weniger einheitliches europäisches Drachenbild[22][23]. So kamen z.B. im 4. Jahrhundert nach Christus Beschreibungen auf, nach denen der Drakon der griechischen und römischen Autoren fliegen könne, z.B. bei Augustinus von Hippo[24]. Später wurde die Idee von Isidor von Sevilla[25] und Vinzenz von Beauvais wiedergegeben und spiegelte zu dieser Zeit vermutlich die allgemeine Vorstellung wieder[17].

Frühe christliche Autoren wie Isidor von Sevilla oder Albertus Magnus beschreiben den Drachen noch eindeutig als beinlose Schlange. In den Bestiarien des Mittelalters werden oft die antiken Beschreibungen übernommen und Gliedmaßen nicht erwähnt. Dennoch ergänzten die Illustratoren der Bestiarien die Darstellungen von Drachen und anderen Schlangen gerne durch Flügel und Gliedmaßen[26]. Daneben erhielten Drachen im Mittelalter auch oft durch Säugetier-Merkmale. Drachen in Bestiarien haben oft hundeartige Köpfe und löwenartige Pfoten. Möglicherweise basiert diese Darstellungstradition auf dem Senmurv, einem Mischwesen aus Hund und Vogel der persischen Mythologie, das im Sassanidenreich (ca. 224 - 642) ein beliebtes Motiv war[27].

Hans-Georg Maak vermutet, dass die Beschreibung fliegender und geflügelter Drachen auf einer Wortähnlichkeit des lateinischen draco mit einer altgermanischen Bezeichnung für Zugvögel basiert, die noch heute in manchen Wörtern für männliche Enten (en.: drake, sv.: andrake, im Deutschen nur noch in Dialektform, z.B. thüringisch Drache(r) oder niedersächsisch Drake) zu erkennen ist[28].

Domschatzkammer Aachen Proserpina-Sarkophag

Typisch antike Drachendarstellung als Schlange auf dem Proserpina-Sarkophag, 3. Jahrhundert

Cassone-Ceres-Drachen

Hochzeits-Truhe aus dem späten 15. Jahrhundert. Das Motiv basiert auf dem Proserpina-Sarkophag, zeigt aber Drachen mit Flügeln und Beinen[29]

Während die Drachenkampf-Mythen der Antike in die christliche Zeit überlebten, verschwanden im Laufe der Christianisierung die Schlangenkulte und damit positive Drachenbilder, die selbst in der Bibel und im frühen Christentum noch teilweise vorkamen[30]. In manchen Heiligensagen erscheinen die Schlangenkulte noch als heidnisches Element und ihre Mitglieder konvertieren zum Christentum, sobald der Drache getötet wurde. Da die Drachenkulte ihren Höhepunkt im 2. Jahrhundert hatten, der Drakon aus Sicht der Christen eine Inkarnation des Teufels war und vor allem der Asklepios-Kult mit seinem Fokus auf Heilung und Wohlfahrt eine Art Konkurrenz zum Christentum darstellte, eigneten die Schlangenkulte sich ideal als Feindbild für frühe Christen[10].

Das Mittelalter übernimmt die allegorische Bildersprache der Bibel in den Heiligenlegenden, in denen der Drache nicht mehr nur von Gott (wie im Fall des biblischen Leviathan) sondern auch von menschlichen Helden bezwungen werden kann[22]. 32 Gegner (darunter der Apostel Philippus und Papst Silvester I.) hat der Drache allein in der Legenda aurea[31], insgesamt sind um die 60 Drachenheilige bekannt[32]. Das Untier steht für die Qualen der Blutzeugen in den Märtyrerakten, in den Viten der frühmittelalterlichen Glaubensboten personifiziert der Drache das Heidentum, die Sünde, später die Ketzerei.

Der Kompositcharakter mittelalterlicher Drachenmythen wird ersichtlich in der Legende des Tarasque. Dieser ist ein Wesen der provenzalischen Folklore, dem in der Hagiographie die Abstammung von Leviathan (aus dem Alten Testament) und Bonnacon (aus den Bestiarien) zugeschrieben wird. Schließlich wird er von Martha von Bethanien, einer Heiligen aus dem Neuen Testament, zur Strecke gebracht[33].

Der Drache wird nicht immer im Kampf getötet: der Sieg über ihn ist ein mit Gottes Hilfe vollzogenes Wunder, es genügt auch das Zeichen des Kreuzes oder ein Gebet, um ihn zu verscheuchen. Der populärste aller Drachentöter wird ab dem Hochmittelalter der Heilige Georg. Sein Lanzenkampf gegen die Bestie wird bis heute in zahllosen Darstellungen weltweit verbreitet. Auf die christlichen Legenden lassen sich Volksbräuche und Feste zurückführen, etwa der Further Drachenstich, und auch die Wappenbilder deutscher Städte, die den Drachen als gemeine Figur zeigen, hängen überwiegend mit Georgslegenden zusammen.

Das christliche Mittelalter hält die starke Verbindung zwischen Drachen und Teufel auch jenseits der Legenden aufrecht: auf Bildern von Exorzismen fahren die Teufel in Form kleiner Drachen aus dem Mund des Besessenen heraus, Dämonen in Drachengestalt zieren Taufbecken und Wasserspeier gotischer Kathedralen.

Neben religiösen und naturwissenschaftlichen Quellen war auch der Alexanderroman ein beliebter Einfluss auf die mittelalterliche Drachentradition[32].

Zusammen mit den Drachenstandarten übernahmen die Germanen von den Römern auch die römische Bezeichnung für das fliegende Ungetüm. Aus dem lateinischen Wort Draco entsteht das althochdeutsche trahho und mittelhochdeutsch trache, wovon das Neuhochdeutsche Drache abgeleitet ist. Das englische dragon (enm.: dragoun) ist entlehnt vom altfranzösischen dragon, das ebenfalls auf draco basiert. Zuvor wurden in germanischen Sprachen jegliche Kriechtiere, Schlangen und Amphibien mit Wörtern bezeichnet, die vom Proto-Germanischen wurmiz abgeleitet sind (vgl. dt.: Wurm, en.: worm). Diese Lindwürmer haben jedoch in deutschen, englischen und skandinavischen Volkssagen bis in die Neuzeit überlebt[32].

Wigalois Prosa 1493

Wigalois erlegt den Drachen Pfetân (1493)

Eine herausragende Stellung nimmt der Drache in der ornamentalen Bildkunst der Wikingerzeit ein. Drachenköpfe verzieren Runensteine, Fibeln, Waffen und Kirchentüren. „Dreki“ ist in der Wikingerzeit eine verbreitete Schiffstypenbezeichnung. Die typischen Drachenköpfe am Bug waren allerdings entgegen moderner Darstellungen selten. Gemäß der Landnámabók durfte man mit einem Drachenkopf am Schiff den Heimathafen nicht ansegeln, um die Schutzgeister des Landes nicht zu verärgern oder zu vertreiben. Griff man hingegen ein fremdes Land an, war genau dies das Ziel, da damit die Eroberung leichter fallen sollte[34].

In die altnordischen Erzählungen fließen auch nichtchristliche Vorstellungen ein, wie die mythische Midgardschlange oder Fafnir, ein habgieriger Vatermörder in Drachengestalt, von dessen Schicksal die Edda und die Völsunga-Saga berichten. Jedoch sind die Beziehungen zwischen nichtchristlichem und christlichem Erbe in den Sagen im Einzelnen ungewiss und christlich-römische Einflüsse wie die Georgssage, der Physiologus und die Bestiarien sind nicht so präsent wie im Rest Europas[35]. In Großbritannien verschwinden die germanischen Elemente der literarischen Drachen nach der Normannischen Eroberung, nach der sich sämtliche englischen Texte über Drachen nur noch auf südeuropäische, nahöstliche und afrikanische Quellen beziehen. Erst im späten 19. und 20. Jahrhundert wurde der germanische Drache in der englischen Literatur wiederentdeckt. Lediglich die englische Folklore behielt einige germanische Elemente bei[36].

Im Hochmittelalter wird der Drache ein beliebter Gegner der Ritter im Heldenepos und im höfischen Roman. In der Artustradition, besonders aber in dem Sagenkreis um Dietrich von Bern ist ein Drachenkampf fast schon obligatorischer Bestandteil eines heroischen Lebenslaufes. Mit dem Sieg rettet der Held eine Jungfrau oder ein ganzes Land, erwirbt einen Schatz oder stellt einfach seinen Mut unter Beweis. Die besonderen Eigenschaften des Unterlegenen gehen oft auf den Sieger über: Das Bad im Drachenblut oder das verspeiste Drachenherz machen unverwundbar.[37][31][5]. Beispiele für Drachentöter im höfischen Roman sind Sir Eglamour of Artois oder Wigalois. Manche Romane wie Sir Degaré spielen auch mit dem zum Klischee verkommenen Drachenkampf, indem sie ihn vom epischen finalen Kampf zu einem leicht überwundenen Hindernis degradieren[38].

St

Wappen der Gemeinde Sankt Mang

In der christlichen Dämonologie kommen ebenfalls einige drachenartige Dämonen vor. So wurde z.B. der Leviathan, ein Seedrache des alten Testaments, als den Neid symbolisierender Dämon neu interpretiert. Ein anderer drachenartiger Dämon ist Bune, welcher erstmals in den dämonologischen Schriften vorkommt und kein alttestamentarisches Vorbild hat.

Obwohl der Drache meist ein Symbol der Sünde und des Teufels ist, kommt er in der mittelalterlichen Kunst auch oft als Symbol für Stärke und sogar Christus vor. Beispiele dafür sind z.B. die Flagge von Wales und andere heraldische Darstellungen. Dies war jedoch nicht immer gerne gesehen. Schon Bernhard von Clairvaux bemängelte die Praxis, Darstellung von Dämonen und Drachen in Kirchen abzubilden[39]. Im Pictor in Carmine, einem Handbuch der Typographie aus dem 12. Jahrhundert, wird diese Praxis ebenfalls verurteilt, da derartige Monstrositäten nichts in Gottes Nähe zu suchen hätten[40]. Auch unter jüdischen Gelehrten war die Verwendung von Drachen im religiösen Kontext umstritten[27] und bereits im Talmud wurde die Darstellung von Drachen verboten[41].

Joel-ben-Simeon

Drachendarstellungen in einem jüdischen Gebetsbuch, 1469

Insgesamt lassen sich die Drachen des Mittelalters in drei Kategorien einteilen[42]:

  • Drachen als Symbol für den Teufel oder das Heidentum, die von Heiligen oft nur Kraft ihres Glaubens überwunden werden.
  • Drachen als ultimativen Gegner des edlen Ritters, die als Beweis von Heldenmut und Ritterlichkeit im Kampf besiegt werden.
  • Drachen als reales Tier, das in naturwissenschaftlichen Werken als Bewohner eines fernen Landes, oft Indien oder Äthiopien, beschrieben wird.
    • Auch diese realen Drachen haben jedoch eine zugrunde liegende allegorische Bedeutung für den mittelalterlichen Leser, wie alle Tiere im Physiologus und den Bestiarien.

Diese drei Traditionen beeinflussten sich immer wieder gegenseitig, wodurch die Grenzen fließend sein können.

Alchemie

Symbolism Triple headed Dragon Splendor Solis

Darstellung eines alchemischen Drachen im Splendor solis, einem Manuskript aus dem 16. Jahrhundert

"Und es ist die Schlange, die sich selbst begattet und sich selbst schwängert, und an einem Tage gebärt. Und mit seinem Gift tötet es alle Tiere, es flieht das Feuer und tötet alles in langer oder kurzer zeit."
―Pseudo-Rhazes (11. Jahrhundert), De Aluminibus et Salibus, Übersetzung: Julius Ruska (1935), Das Buch der Alaune und Salze, Verlag Chemie, S. 90

In der Alchemie des Mittelalters repräsentierte der Drache das philosophische Quecksilber, welchem eine besondere Bedeutung zugesprochen wurde. Dabei repräsentiert der Drache aber nur das Quecksilber selbst, nicht dessen Prinzip oder Geist, der daraus extrahiert werden kann. Das Verdampfen von Quecksilber verlieh dem Drachen seine Flügel[43].

Meist wird der Drache mit drei Köpfen dargestellt, von denen einer rot, einer weiß und einer schwarz ist. Dies repräsentiert vermutlich die drei Prozesse der Alchemie, Schwärzung (Fäulnis), Weißung (Vergeistigung, Erleuchtung) und Rötung (Vereinigung mit Gott)[44]. Die Drachen werden außerdem häufig mit Gliedmaßen dargestellt, um sie von anderen Schlangen zu unterscheiden. Der flämische Künstler David Teniers der Jüngere nutzte in seinen Gemälden von Alchemisten oft Leguane, um alchemische Drachensymbole zu illustrieren[45].

Islam

Drache Islam

Darstellung eines Drachen (pers.: ثعبان, thuʿbān) aus dem Buch Ajā’ib al-makhlūqāt wa-gharā’ib al-mawjūdāt (1203). Hier ist der östliche Einfluss gut zu erkennen.

Der arabische Drache heißt Tinnin (vergleiche Tannin) oder Thuban, sein persischer Name ist Azhdaha. Er ist im allgemeinen Land-, oft Höhlenbewohner, und er verkörpert wie der westliche Drache das Böse. Die Bilder von Drachen in der islamischen Kultur vereinen westliche und östliche Elemente zu einem eigenständigen Stil. In ihnen ist vorislamisch-persischer, indischer, griechischer, jüdischer und chinesischer Einfluss spürbar.

In der mittelalterlichen arabischen Welt ist der Drache ein verbreitetes astronomisches und astrologisches Symbol. In Schlangengestalt erscheint er bereits im Kitab Suwar al-Kawakib al-Thabita (Buch von der Gestalt der Fixsterne, 1009–1010 n. Chr.). Der Drache Gozihr wurde für Sonnen- und Mondfinsternisse, sowie Kometen verantwortlich gemacht, und in der hinduistischen und islamischen Astrologie bezeichneten der Kopf und der Schwanz des Drachens den oberen und unteren Knotenpunkt des Mondes.

Einer der einflussreichsten persischen Autoren ist Abū Alī al-Husain ibn Abd Allāh ibn Sīnā (latinisiert Avicenna, ca. 980 - 1037), der die Drachenbeschreibungen der antiken Autoren Nikandros aus Kolophon und Plinius der Ältere übersetzte. Da er die Beschreibungen der beiden Autoren, die sich auf verschiedene reale Schlangen beziehen, vermischt und teilweise falsch übersetzt, trägt er so stark zum Drachenbild des muslimischen und christlichen Mittelalters bei. Ibn Sīnā wird später von Vinzenz von Beauvais, Albertus Magnus und Conrad Gessner als Quelle genannt[18].

Trotz der vorwiegend „westlichen“ Ausrichtung auf den Typ des unheilvollen Drachen, zeigen islamische Bilder seit der mongolischen Expansion im 13. Jahrhundert unverkennbar chinesischen Einfluss (siehe Luu (Mongolischer Drache)). Der Drache, der Schwertgriffe, Bucheinbände, Teppiche und Porzellan verziert, ist eine lange, wellenförmige Kreatur mit Fühlern und Backenbart. Miniaturen in Manuskripten des 14.–17. Jh. aus Persien, Türkei und dem Mogulreich liefern zahlreiche Beispiele dieses Typs. Dabei gibt es zwei Typen von Drachen, einen ornamentalen, bei dem ein Drachenkopf und manchmal Klauen ohne sichtbare anatomische Verbindung einen Gegenstand ziert, und zusammehängende, anatomisch nachvollziehbare Darstellungen, die oft zusammen mit einem Drachentöter als Illustration einer Geschichte vorkommen[46].

DDer persische Autor Zakariya al-Qazwini beschreibt in seinem Werk Aja'ib al-makhlūqāt wa-gharā'ib al-mawjūdāt (‏عجائب المخلوقات وغرائب الموجودات‎ / „Wunder der Lebewesen und seltsame Dinge“) zwei Typen von Azhdaha[47].

Bahram Gur Dragon

Bahram Gur tötet einen Drachen, 17. Jahrhundert

In der islamischen Literatur überwiegt der traditionelle Drachenkampf. Viele Drachengeschichten überliefert Schāhnāme, das Buch der Könige, das um 1010 n. Chr. entstand. Als Drachentöter treten mythische Helden und historische Persönlichkeiten auf: Der legendäre Held Rostam, Großkönig Bahram Gur oder Alexander der Große. Eine der Hauptfiguren des Schāhnāme ist der mythische Drachenkönig Zahhak oder Dhohhak, der vom Helden Fereydun nach tausendjähriger Herrschaft besiegt wird.

Die persischen Geschichten haben ihre Wurzeln in Mythen der Veda- und Avesta-Zeit, haben aber eine starke historische Komponente. Sie beziehen sich auf den Kampf gegen Fremdherrschaft und zeitgenössische religiöse Auseinandersetzungen.

Ein ganz anderer Typus des Drachens findet sich in den Qisas ul-Anbiyia (Prophetenlegenden). Bei dem Propheten handelt es sich um Mose, und die Bestie ist sein Stab. Wird der Stab auf den Boden geworfen, verwandelt er sich in einen Drachen und hilft dem Propheten im Kampf gegen allerlei Gegner. Das Untier ist in den Qisas eine furchterregende Hilfskraft auf der richtigen Seite[48][49][8].

Mit dem Islam erreichte das Drachenkampf-Motiv auch Westafrika, wo es z.B. in Form der Drachen Sarki oder Bida vorkommt[50][51]. Jedoch sind wasserhütende Schlangen auch anderen Kulturen Subsahara-Afrikas nicht fremd und kommen in vielfältigen Formen vor[52].

Frühe Naturwissenschaft

JonstonDrachen

Abbildungen von Drachen in Jan Jonstons "Systematik der Tiere", 1653

Hauptartikel: Drakologie

In den Bestiarien des Mittelalters spielten moralische Erklärungen eine wichtigere Rolle als physische Charakteristiken von Tieren[53]. Nachdem sich der Drache sich so durch unterschiedliche Beschreibungen immer weiter von einer realen Riesenschlange zu einem phantastischen Wesen mit Flügeln und Flammenatem entwickelt hatte, unterschied sich das Drachenbild der Naturwissenschaft spätestens in der Renaissance stark von allen real bekannten Wesen. Jedoch wurde der Drache weiterhin als eine reale Schlangenart beschrieben. Mit der Renaissance wurden die phantasievolleren Darstellungen des Mittelalters jedoch zunehmend durch realistischere Abbildungen und Beschreibungen ersetzt[29]. Auch die Heraldik und der damit verbundene Wiedererkennungswert von Drachenmotiven trugen zur Standardisierung des Drachenbildes bei[54].

„Mit Ausnahme seines Fettes ist nichts von seinem Fleische und den Knochen für Heilzwecke verwendbar …“. schrieb Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert in ihrer Naturlehre[55]. Detaillierte Systematiken der verschiedenen Drachenarten stellten die Forscher der Frühen Neuzeit auf: Conrad Gessner in seinem „Schlangenbuch“ von 1587, Athanasius Kircher im „Mundus Subterraneus“ von 1665 oder Ulisse Aldrovandi in dem Werk „Serpentum, et draconum historiae libri duo“ von 1640.

Dabei bezieht sich Gessner auf eine Reihe von antiken und mittelalterlichen Autoren, darunter Nikandros aus Kolophon, Plinius der Ältere, Augustinus von Hippo, Isidor von Sevilla und Ibn Sina sowie die zuvor nicht zitierten Aelian und Philostratus, wodurch sein Schlangenbuch die Entwicklung des Drachen von einer realen Würgeschlange zum fliegenden, feuerspeienden Fabelwesen umfangreich dokumentiert und eine willkommene Vorlage für spätere Autoren bildet. Gessner nutzt als erster Philostratus' Beschreibung unterschiedlicher Drachenarten als Erklärung für widersprüchliche Beschreibungen bei verschiedenen Autoren. Außerdem ist er der erste, der die Geflügelten Schlangen aus Herodots Berichten als Drachen klassifiziert[18].

Cranium Draconis carpathici

Schädel eines Höhlenbären, den Vollgnad als Cranium Draconis carpathici (Schädel eines karpathischen Drachen) beschreibt, 1676

Bis weit in die Neuzeit blieben Drachen ein Teil der belebten Natur, für deren Existenz es auch Beweise gab. Für frühe naturwissenschaftliche Sammlungen und Naturalienkabinette erwarben die Gelehrten Fundstücke aus fernen Ländern, die aus getrockneten Rochen, Krokodilen, Fledermäusen, Echsen und anderen Tieren zusammengestellt waren. Während z.B. Aldrovandi oder Gessner diese Fälschungen auch als solche erkannten, zweifelten sie doch nicht an der realen Existenz von Drachen. Häufig gab es auch politische Gründe, eine Fälschung nicht als solche zu entlarven, wie z.B. bei Aldrovandis Drache von Bologna.

Neben Fälschungen wurden, wie in der chinesischen Volksmedizin, auch fossile Knochen als Drachenknochen beschrieben, so basiert z.B. der Lindwurm von Klagenfurth auf einem Wollnashorn, während Henricus Vollgnad einen Drachenschädel beschreibt, der später als Schädel des Höhlenbären Ursus spelaeus identifiziert wurde[56][57]. Vollgnads Abbildung des Schädels zeigt eindeutig einen Zahn, der nicht von dem Bären stammt und das drachenartige Aussehen des Schädels untermalt[58]. Als Folge dieser Interpretationen sind noch diverse Höhlen als "Drachenhöhle" bekannt, weil darin die Knochen ausgestorbener Großsäuger gefunden wurden, z.B. die Drachenhöhle bei Mixnitz oder das "Drachenloch" bei Vättis.

SebaHydra

Eine ausgestopfte "Hydra", die später von Carl von Linné als Fälschung entlarvt wurde, 1734

Es gab auch früh schon kritische Stimmen: bereits Bernhard von Clairvaux lehnte es ab, an Drachen zu glauben, und Albertus Magnus hielt die Berichte über fliegende, feuerspeiende Wesen für Beobachtungen von Kometen. Leonardo da Vinci bezeichnete den Drachen als "imaginäres Tier"[59]. Die moderne Zoologie schloss den Drachen seit Carl von Linné aus ihrer Systematik aus (wobei Linnés Erstausgabe von 1735 den Drachen noch neben anderen Fabelwesen unter "Paradoxa" listet[60]), doch außerhalb des streng wissenschaftlichen Diskures blieb er weitaus hartnäckiger „real“ als viele andere mythologische Wesen.

Chinesische Naturwissenschaftler wie Wang Chong (27-97) oder Zhu Xi (1130-1200) sahen den Drachen als ein Wassertier an anstatt traditionell als Gottheit. Deshalb versuchten sie auch, die ihm zugeschriebenen Fähigkeiten zu rationalisieren. So soll das Qi des Drachen, wenn dieser aus seinem natürlichen Lebensraum im Wasser in den Himmel aufsteigt, mit dem Qi des Himmels reagieren und Regen erzeugen. Laut Xi soll dieser Prozess jedoch immer stattfinden, wenn Yin Qi auf Yang Qi trifft, auch wenn kein Drache im Spiel ist[61].

Die Jagd nach Saurier-Drachen (siehe unten) war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein ernsthaft betriebenes Geschäft. Heute beschäftigen sich nur noch wenige Kryptozoologen mit realen Drachen bzw. sehr ähnlichen Tieren, auf denen der Mythos basieren dürfte.

Charles Gould ging davon aus, dass der Drachenmythos auf einem Reptil basiert, das einer riesigen Eidechse gleicht, aber einen Kamm auf dem Kopf tragen. Außerdem vermutete er, dass der asiatische Drache ein Reptil ist, das mit seinem schlangenartigen Körper in der Lage ist, seine Beute zu umschlingen. Er schreibt diesem Tier auch Gleitflügel wie die des Draco volans und Stacheln wie die des Dornteufels zu. Es soll offene Flächen gegenüber Wäldern bevorzugen und trotz seiner terrestrischen Lebensweise auch gerne in Gewässern baden. Er beschreibt auch, dass asiatsiche Drachen sich gerne mit Schwalben umgeben, von denen er vermutet, dass sie den Drachen von Parasiten reinigen, so wie z.B. Krokodilwächter dies bei Krokodilen tun[62].

Märchen und Sagen

Der Drache ist eines der verbreitetsten Motive im Märchen. Der wohl häufigste Typ ist der „Drachentöter“, wobei der Held nunmehr oft zum einfachen Mann mutiert. Der Sieger über die Bestie kann ein Schneider, ein Sterngucker oder ein Dieb sein. Entsprechend ist der Sieg nicht immer mit Waffengewalt zu gewinnen, sondern bedarf einer List oder eines Zaubers. Als Helfer treten wohlgesinnte Tiere oder kluge Menschen auf. Mit dem Mythos und der Heldensage ist das Märchen eng verwandt, was in den Drachenmärchen besonders deutlich zum Vorschein kommt. Die Motive stimmen bis in die Details überein: Oft muss eine Jungfrau gerettet, ein Schatz gewonnen oder die Drachenzunge herausgeschnitten werden, damit der Held einen Beweis erhält, dass er selbst und nicht ein Nebenbuhler das Untier erlegt hat.

Neben dem Drachentöter gibt es noch eine Reihe weiterer Märchentypen, in denen der Drache eine Rolle spielt. Weit verbreitet ist die Erzählung vom Tiergemahl: der Held ist hier in ein Tier, oft einen Drachen, verwandelt. Die Braut muss den Zauber brechen und den Helden durch Liebe und Standhaftigkeit erlösen. Die Vermischung von Drachen und Menschen tritt in osteuropäischen Märchen häufiger auf: der slawische Drache ist zuweilen ein halbmenschlicher Held, der reiten kann und mit ritterlichen Waffen kämpft, und der nur noch durch seine Flügel als Drache erkennbar ist.

SMOK

Holzstich des Wawel-Drachen, 1544

Bei den Drachensagen sind zwei Typen zu unterscheiden.

Zum einen äthiologische Sagen, die schildern, wie ein Ort zu seinem Namen kam; zu diesen gehört die Geschichte von Tarasque, auf den die südfranzösische Stadt Tarascon ihren Namen zurückführt, oder die Sage vom Wawel-Drachen, nach dem der Wawel-Hügel in Krakau benannt ist. Der zweite Typus sind Erklärungssagen, die besondere Naturerscheinungen (zum Beispiel Fußabdrücke im Fels) der Einwirkung von Drachen zuschreiben.

In den Bereich der Sage gehören ferner auch die Augenzeugenberichte, die beispielsweise den alpenländischen Tatzelwurm bekannt gemacht haben. Noch heute gilt der "Alpendrache" als real existierendes Tier. Die europäischen Drachensagen zeichnen sich gegenüber dem Märchen allgemein durch eine größere Realitätsnähe aus. Ort und Zeit des Geschehens sind immer angegeben, und es gibt nicht immer ein Happy-End. Der Sieg über den Drachen kann den Helden auch das Leben kosten. Während Märchen wohl meistens frei erfunden sind, beschreiben manche Drachensagen wahre Begebenheiten.

Auch viele deutsche Städte besitzen eigene Drachensagen, so z.B. Dresden, Furth im Wald oder Bamberg.

Drachen im Osten

Long

Abbildung eines chinesischen Drachen, 1771

Hauptartikel: Östliche Drachen

In Ostasien hat der Drache eine positivere Bedeutung. Er ist nicht wie sein westliches Gegenstück aus einem Schöpfungsmythos abgeleitet, sondern steht im Zusammenhang mit einem Fruchtbarkeitskult; in sehr früher Zeit war er möglicherweise ein Totemtier.

Die ältesten chinesischen Darstellungen drachenähnlicher Mischwesen stammen aus dem Neolithikum; ab der Shang-Dynastie (15.–11. Jh. v. Chr.) symbolisierte der Drache die königliche Macht, und die Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) stellte erstmals seine Form entsprechend dem heute verbreiteten Schema dar.

Der Lung steht für den Frühling, das Wasser und den Regen. Er vereint die Merkmale von neun verschiedenen Tieren in sich. Die Zahl neun ordnet ihn dem Yang, dem aktiven Prinzip zu. Im chinesischen Tierkreis ist er das fünfte unter 12 Tieren. Der kaiserliche Drache hat fünf Klauen und ist von gelber Farbe; das Duo Drache und Fenghuang repräsentiere seit der Zeit der streitenden Reiche den Kaiser und die Kaiserin.

Dem gebieterischen und beschützenden Drachen der Mythologie steht aber auch der unheilbringende Drache der chinesischen Volksmärchen gegenüber. So ist der Drache in China kein durchweg positives, sondern ein ambivalentes Wesen.

Henan Drache

Drachendarstellung aus der Hongshan-Kultur, 4700-2900 v. Chr.

Der Drache spielt eine große Rolle in der darstellenden Kunst Chinas: Es gibt Skulpturen aus Granit, Holz oder Jade, Tuschezeichnungen, Lackarbeiten, Stickerei, Porzellan- und Keramikfiguren. Drachenmythen und Rituale sind auch schriftlich überliefert: bereits das I Ging-Buch aus dem 11. Jh. v. Chr. erwähnt den Drachen, und die Frühlings- und Herbstannalen schildern Drachenzeremonien, die Regen herbeirufen sollten.

Auf die Prä-Han-Zeit geht das Drachenbootfest in seiner heutigen Form zurück. Drachentänze und Prozessionen gehören auch zum chinesischen Neujahrsfest und zum Laternenfest. Die chinesische Medizin kennt Rezepte aus Drachenknochen, -zähnen oder Drachenspeichel; Ausgangsstoffe dafür sind zum Beispiel Fossilien von ausgestorbenen Säugetieren oder Reptilienhäute.

Seit der Song-Dynastie (10. Jh. n. Chr.) übernahm der Buddhismus den chinesischen Drachen als Gottheit und der Kult des Drachen verbreitete sich im gesamten ostasiatischen Raum. Der thailändische Mang-gon, die Drachenkulte in Vietnam, Korea, Bhutan oder Japan haben chinesische Wurzeln, die sich mit lokalen Traditionen vermischt haben.

Eine besonders starke lokale Überlieferung hat das Drachenbild in Indonesien geprägt: hier ist das Fabelwesen im Gegensatz zu China weiblich. Es beschützt die Felder zur Ertezeit vor den Mäusen, und Drachenbilder werden über der Wiege aufgehängt, um Kindern einen ruhigen Schlaf zu sichern[63][64][65][8].

Amerika

Quetzalcoatl1

Quetzalcoatl, 16. Jahrhundert

Mischwesen mit Schlangenanteilen sind auch den Mythologien Süd-, Mittel- und Nordamerikas nicht fremd. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass diese Mythen vermutlich keinen gemeinsamen Ursprung mit den Drachenmythen Eurasiens teilen. Dennoch ist der Glaube verbreitet, dass sie Teil eines weltweit verbreiteten Drachenmythos sind. Manche Wissenschaftler vermuten eine psychologische Ursache für das voneinander unabhängige Enstehen ähnlicher Drachenmythen in Kulturen ohne Kontakt[66].

Der kontroverse Ethnologe James George Frazer vermutet als Ursache eine uralte Assoziation zwischen Schlangen und Wasser[67]. Frazers Methoden wurden häufig dafür kritisiert, dass er versuchte, christlich-europäische Muster auf andere Kulturen anzuwenden[68]. Der australische Anthropologe Grafton Elliot Smith vermutete sogar, dass die Anwesenheit drachen- und elefantenartiger Fabelwesen in Zentralamerika ein Beweis für Vorkolumbianischen Kontakt zwischen Asien und Mesoamerika ist[69][70], jedoch gibt es dafür keine stichhaltigen Beweise[71].

Am bekanntesten ist die Gefiederte Schlange, besonders ihre aztekische (Mexica) Inkarnation Quezalcoatl. In moderner Zeit wurde diese Erscheinungsform häufig als Geflügelte Schlange fehlinterpretiert, jedoch kommen Flügel in den Quetzalcoatl-Mythen der Mexica und anderer mesoamerikanischer Völker nicht vor. Diese kamen erst in späteren, popkulturellen Darstellungen wie der Couatl dazu.

Pierre Desceliers Drache

Ein Drache auf einer Karte Südamerikas aus dem Jahr 1546

Neben der gefiederten Schlange existieren noch viele andere schlangenartige Fabelwesen in Amerika. Die Guaraní des Amazonas-Regenwaldes kennen die feurige Schlange Boitatá und die Andenbewohner amaro, eine Mischung aus Schlange und einem katzenartigen Raubtier. Mehrere Fabelwesen der Mapuche, z.B. die Fuchs-Schlange Nguruvilu[72], der "Yhuayfilú"[73], der Lava-Riese Cherufe[74] oder der feenartige "Epunamun"[75] wurden von europäischen Entdeckern und Forschern als Drachen beschrieben[76]. Die Wayapi kennen eine monströse Schlange, die als Wächter eines Wasserfalles fungiert[67].

In Nord- und Südamerika ist die doppelköpfige Schlange verbreitet; neben den beiden Köpfen – an jedem Ende einer – trägt sie zuweilen auch in der Mitte einen dritten, menschlichen Kopf.

Detailuntersuchungen widmeten sich insbesondere den Göttern und Fabelwesen der Olmeken. Ein Mischwesen mit Anteilen von Kaiman, Igel, Jaguar, Mensch und Schlange findet sich in großer Zahl auf Steinmonumenten und Keramik, die beispielsweise in San Lorenzo Tenochtitlan, Las Bocas und Tlapacoya gefunden wurden. Eine Einordnung dieses Wesens in einen mythologischen Zusammenhang ist jedoch unmöglich, da Schriftzeugnisse fehlen. Die amerikanischen und die ostasiatischen Drachendarstellungen zeigen viele Ähnlichkeiten. Das Drachenmotiv diente daher auch als Argumentationshilfe für Versuche, transpazifische Beziehungen zwischen China und dem präkolumbianischen Amerika zu finden. Einen allgemein anerkannten Beweis dafür gibt es jedoch bis heute nicht[77][78].

Seit der Ankunft europäischer Siedler vermischten sich häufig die europäischen und amerikanischen Schlangen- und Drachenmythen und es enstanden neue Fabelwesen. So wurde z.B. aus Darstellungen von Mishipeshu durch die Ergänzung von Flügeln der drachenartige Piasa. Häufig, z.B. im Fall des Snallygasters oder des Tombstone Monsters, werden diese Wesen als Kryptide angesehen, obwohl ihre Existenz eher unwahrscheinlich ist. Auch Seemonster ähnlich dem schottischen Ungeheuer von Loch Ness gibt es in Amerika, z.B. den Lake Chelan Dragon.

Moderne amerikanische Drachen haben häufig, in Anlehnung an europäische Mythen, die Form Westlicher Drachen und Wyvern, oder erinnern, wie der Hodag, an veraltete Vorstellungen von Dinosauriern.

Drachen in der Moderne

Drachen und Saurier

Hauptartikel: Dinosaurier

Mosasaurus

Mosasaurus

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die neue Wissenschaft der Paläontologie die Dinosaurier und andere große, ausgestorbene Tiere entdeckte, erhielt der Drachenmythos eine neue Facette.

Bibeltreue Christen erklärten sich die fossilen Funde als Überreste vorsintflutlicher Tiere, die auf der Arche Noah keinen Platz gefunden hätten. Damit schien die tatsächliche Existenz der riesigen Ungeheuer, von denen die Bibel spricht, bewiesen. 1840 erschien „The book of the great sea Dragons“. Sein Autor, der Fossiliensammler Thomas Hawkins, setzte die biblischen Tanninim und andere mythologische Drachen wie Python oder Typhon mit den Ichthyosauriern und Plesiosauriern gleich[79]. Der Paläontologe John William Dawson bezeichnete die Dinosaurier als Tanninim, und William John Broderip versuchte das Wort "dragon" sogar als allgemeingültigen Trivialnamen für ausgestorbene Reptilien zu etablieren[80].

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen auch Laien, Sichtungen von Seeschlangen und ab den 1930er Jahren auch das Ungeheuer von Loch Ness ähnlich Plesiosauriern zu beschreiben, vermutlich unter Einfluss popkultureller Darstellungen der Tiere[81][82][83][84][85]. Die noch junge Wissenschaft der Geologie und unterschiedliche Ansichten über das Alter der Erde und der gefundenen Fossilien ließen Raum für Diskussionen über das moderne Überleben fossiler Lebensformen[84]. Die Suche nach rezenten Riesenechsen wurde darum im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zum ernsthaften Geschäft, beflügelt nicht zuletzt durch den großen Erfolg von Conan Doyles Roman „The Lost World“ von 1912. Carl Hagenbeck ließ in Rhodesien nach dem Mokele-Mbembe suchen, einem riesigen Tier, das seine Gewährsleute als „Halb Elefant, halb Drache“ schilderten, und das er als Brontosaurus zu identifizieren glaubte[86].

Iguanodon 1883

Veraltete Rekonstruktion eines Iguanodon, die stark an Drachen-Darstellungen erinnert, 1883

Während die Wissenschaft also dazu beitrug, den Drachenglauben zu festigen und in die Moderne zu übertragen, wirkte der alte Mythos auch die umgekehrte Richtung. Die frühen Modelle und Illustrationen der Saurier, allen voran die populären Darstellungen des Briten Benjamin Waterhouse Hawkins, waren auf Interpretationen der Funde angewiesen, und die traditionelle Vorstellung des Drachen ging in diese Deutungen ein.

So soll Hawkins für seine Rekonstruktion eines Flugsauriers eigens den 1847 ausgegrabenen Pterodactylus giganteus (heute Lonchodraco giganteus) ausgewählt haben, der mit einer Flügelweite von 4,90 Metern der Drachenvorstellung nahekam. Der damals bekanntere, bereits von Georges Cuvier beschriebene Pterodactylus war dagegen kaum größer als ein Spatz[87].

Noch heute werden Dinosaurier und Pterosaurier, vereinzelt aber auch andere ausgestorbene und heutige Tiere, nach mythologischen Drachen benannt. Der Drachenmythos spiegelt sich dabei sowohl in wissenschaftlichen als auch in Trivialnamen wieder. Neue Erkenntnisse über das Aussehen von Dinosauriern und Pterosauriern wirkten sich widerum auf moderne Darstellungen von Fantasy-Drachen aus.

Fantasydrachen

Saphira

Saphira, die Heldin aus Eragon, 2006

Die Figur des Drachen erlebt in der Fantasy-Literatur des 20. Jahrhunderts eine Renaissance, nachdem er in der Phantastik des 18. und 19. Jahrhunderts (außerhalb von Neuerzählungen traditioneller Geschichten[36]) so gut wie nie vorkam. Zu den wenigen literarischen Drachen des 19. Jahrhunderts zählen Lewis Carrolls Jabberwocky (der nie als Drache bezeichnet wird) und der Feuerdrache aus Andrew Langs "Prince Prigio", doch die Assoziation des Drachen mit dem Teufel hielt viele Autoren davon ab, die Kreaturen in ihren Werken zu verwenden. Wenn Autoren hingegen den Teufel in ihren Büchern auftreten ließen, taten sie dies in menschlicher Gestalt[88].

Dies änderte sich um 1900, als vor allem britische und amerikanische Autor*innen von Kinderbüchern begannen, auf humorvolle Weise mit dem Drachenmotiv zu spielen und die klischeehaft gewordenen St. Georg-Geschichten zu modernisieren. Die bekanntesten Beispiele sind Kenneth Grahames Der Drache, der nicht kämpfen wollte (1898) und Edith Nesbits "Book of Dragons" (1900), jedoch können auch Lyman Frank Baums "A New Wonderland" (1899), Mark Twains Bummel durch Europa (1880), Isabel Bellerbys "Princess Crystal or the Hidden Treasure" (1896) und weitere zu dieser Tradition gezählt werden. Als Haupteinflüsse auf diese Veränderung des Drachenbildes in der englischsprachigen Literatur können eine Wiederentdeckung skandinavischer Drachengeschichten wie Beowulf und der Völsunga-Saga, ein zunehmendes Bewusstsein für das ostasiatische Drachenbild unter europäischen Autoren, eine Veränderung der Zielgruppe von St. Georg Geschichten von Erwachsenen zu Kindern und von der Oberschicht zur Unterschicht gesehen werden und das zunehmende Interesse an mündlich überlieferten Volkssagen, welches deren schriftliche Veröffentlichung zur Folge hatte[88][36].

J.R.R. Tolkiens Der Hobbit (1937) und C.S. Lewis' Die Reise auf der Morgenröte (1952) führten schließlich Drachen als ernstzunehmende Antagonisten in die Fantasy ein[88]. Tolkien nahm seine Inspiration sowohl aus seinen Studien der mittelalterlichen englischen und skandinavischen Literatur als auch aus den britischen Drachensagen, mit denen er aufgewachsen war[35]. So gab Tolkien, inspiriert von Fafnirs Dialog mit Sigurd, seinen Drachen hohe Intelligenz und die Fähigkeit zu sprechen und machte sie zu einer der mächtigsten Kreaturen Mittelerdes. Anne McCaffreys Drachenreiter von Pern-Reihe (ab 1968) und Ursula K. Le Guins Erdsee-Reihe (ab 1964) gaben dem modernen Fantasy-Drachen in den 1960er-Jahren endgültig seine moderne Form[89].

Die traditionelle Bedeutung des Drachen geht häufig verloren oder wird phantastisch durchmischt. Fantasydrachen sind nicht einheitlich „gut“ oder „böse“; eine solche Klassifizierung kann von Autor zu Autor verschieden sein[90]. In einigen Rollenspielen – beispielsweise Dungeons and Dragons – nehmen Drachen beide Seiten ein. In anderen – wie Gothic II – muss man die Drachen töten, um die Welt zu retten oder ein Unglück abzuwenden. Bereits der erste Bossgegner in einem Videospiel war ein Drache, der Golddrache aus dnd (1975). Nur selten ist der Drache, wie in Spyro, selbst spielbar.

Draco

Draco aus Dragonheart, 1996

Gemeinsam haben Drachen in der Fantasy-Kultur meistens Eigenschaften wie Echsenähnlichkeit, Flugfähigkeit, Feueratem oder ähnliche Fähigkeiten, Größe, Intelligenz und magische Begabung. Grundsätzlich sind sie oft mit etwas Magischem verbunden, einer Aufgabe oder einer Geschichte, und oft verfügen sie, inspiriert von Östlichen Drachen, über Weisheit.

Die düstere Ästhetik der Fantasybilder enthält auch ein Element der Faszination: Fantasydrachen sind gleichzeitig schrecklich und schön, edel und furchterregend. Sie unterscheiden sich dadurch von den oft ekelerregenden, ästhetisch wenig ansprechenden Drachen mittelalterlicher Darstellungen, die eher Mitleid als Ehrfurcht erwecken[91]. Im Großen und Ganzen kommt Drachen in der Fantasy ein wesentlich höherer Stellenwert zu als in Mythen und Legenden, was damit einhergeht, dass Fantasy-Drachen so gut wie immer mächtiger sind als die Drachen der meisten westlichen Sagen.

Spyro

Der Drache Spyro ist der Hauptcharakter der gleichnamigen Spiele-Serie, 2008

Als neueres Element zu den überlieferten Bedeutungsmöglichkeiten des Drachen tritt der „freundliche Drache“ auf. Dabei werden Drachen als Stilmittel genutzt, um den guten Kern im Bösen oder äußerlich Gewaltigen darzustellen. Moderne Beispiele hierfür sind etwa Eragon oder Dragonheart, doch das Motiv kam bereits in Der Drache, der nicht kämpfen wollte (1900) vor[92][93]. Damit einher geht das Motiv des Drachenreiters, welches nur möglich ist, wenn zwischen Mensch und Drachen eine positive Beziehung besteht. Trotz der positiven Bedeutung behalten Drachen ihren Status als das Andere, weshalb Drachen als Protagonisten selten sind[94].

Abgeleitet von der japanischen Mythologie sind Drachen in Anime und Manga häufig eine positive Kraft, die den Helden zur Seite steht, jedoch treten auch westlich inspirierte böse Drachen auf, die als Gegenspieler zu den guten Drachen dienen.

Die positive Sicht auf Drachen geht mittlerweile so weit, dass Drachen einen eigenen (nicht gesetzlichen) Feiertag haben, den Ehrentag des Drachen. Außerdem gibt es Personen, die sich selbst als Drachen identifizieren. Diese nennt man Dragonkin.

Neben den mächtigen, intelligenten Drachen kennt die moderne Phantastik Drachen auch als mehr oder weniger gewöhnliche Tiere. Auch wenn diese in manchen Werken, wie z.B. Harry Potter noch mit Magie in Verbindung stehen, geht von ihnen nur in sofern eine Gefahr aus, dass sie auf Beute aus sind oder sich verteidigen. So werden Drachen weniger ein Symbol des Bösen als vielmehr ein Teil der Natur, die im späten 20. und im 21. Jahrhundert zunehmend als schützenswert angesehen wird[93]. Damit einher geht ein Rückgang mancher biologisch implausibler Elemente wie z.B. Mehrköpfige Drachen, die nur noch in wenigen Fantasy-Werken vorkommen, während für andere unrealistische Elemente wie das Drachenfeuer oder die Flugfähigkeit zumindest einigermaßen glaubwürdige Erklärungen gesucht werden[95].

Häufig ist in der Fantasy darum auch das Motiv, dass Drachen aussterben. In vielen Filmen sind die vorkommenden Drachen die letzten Exemplare einer Spezies, die in einer mythischen Vergangenheit, als es noch mehr Magie hab, häufiger war. Beispiele sind Draco aus Dragonheart, Ohnezahn aus Drachenzähmen leicht gemacht, Vern aus Highfire – König der Lüfte oder Sisu aus Raya und der letzte Drache, jedoch ist bereits in Der Hobbit Smaug einer der letzten Drachen[90]. Drachen werden so zu einem Symbol für das Fantastische oder Imaginäre[96]. In anderen Werken sind menschliche Eingriffe in die Umwelt hingegen der Grund für die Bedrohung durch Drachen, z.B. in Die Herrschaft des Feuers oder Wyvern – Die Rückkehr der Drachen, wo Bauarbeiten bzw. der Klimawandel die bisher eingeschlossenen Drachen freisetzen[95]. Jedoch gibt es auch Werke, in denen ausgestorbene Drachen aus anderen Gründen zurückkehren[97].

Die Entwicklung der Drachen hin zu mehr oder weniger natürlichen Tieren hat auch der Drakologie als Teil des Genres der Spekulativen Zoologie den Weg geebnet. Bücher wie Das große Buch der Drachen oder Expedition in die geheime Welt der Drachen sind als Sachbücher aufgemacht, die die biologischen Aspekte der Drachen zu erklären versuchen. Lady Trents Memoiren hingegen erzählt klassisch eine Geschichte, in der jedoch die Erforschung der Drachen als natürliche Tierart eine große Rolle spielt.

Drachen in Filmen

Fafnir die Nibelungen 1924

Fafnir (Die Nibelungen, 1924)

Aufgrund technischer Einschränkungen war es lange Zeit sehr schwierig, Drachen und andere Monster in Realfilmen darzustellen. Deshalb hatten Drachen in Filmen lange Zeit nur kleine Rollen.

Einer der ersten Filmdrachen war Fafnir aus Fritz Langs "Die Nibelungen" von 1924. Dieser wurde als großes Modell von sechs Personen über eine unter dem Set verborgene Schiene bewegt. Während in älteren Realfilmen keine eindeutig als Drachen bezeichneten Kreaturen vorkamen, enthielt bereits der Film Brute Force von 1914 ein Krokodil, das mit Flügeln und einem Horn ausgestattet wurde. Obwohl es damit stark an einen Drachen erinnert, sollte es im Kontext des Films wohl einen Dinosaurier darstellen.

Bei der Darstellung von Drachen in animierten Filmen gab es natürlich keine derartigen Einschränkungen. In den 1930er Jahren erschienen Drachen in Kurzfilmen wie Der chinesische Teller, Schneewittchen oder Popeye the Sailor Meets Sindbad the Sailor, bevor 1941 mit Der Drache wider Willen der erste animierte Drachenfilm in Spielfilmlänge erschien.

Ein erster fliegender Drache war Quetzalcoatl aus The Flying Serpent von 1946, der an Seilen über das Set bewegt wurde. Dessen Remake im Jahr 1982 wurde hingegen mit Stop-Motion umgesetzt.

Weitere Beispiele für frühe Filmdrachen sind mit Stop-Motion animierte Drachen wie Taro aus Sindbads siebente Reise (1958) oder der Drache aus Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm (1962). Für den italienischen Film Die Rache des Herkules (1960) wurden für die Veröffentlichung in den USA (unter dem Titel Goliath and the Dragon) zusätzliche Szenen mit einem Drachen (animiert durch Stop-Motion und eine Puppe) hinzugefügt, die im italienischen Original nicht vorhanden waren[98][99].

Ghidorah Befehl aus dem Dunkel

King Ghidorah (Befehl aus dem Dunkel, 1965)

Einer der wenigen wiederkehrenden Filmdrachen war der Antagonist King Ghidorah aus der Godzilla-Serie. Seinen ersten Auftritt hatte er in Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah (1964). Wie andere Kaiju wurde er von einem Schauspieler in einem Anzug, namentlich Shoichi Hirose, gespielt. Die Köpfe und Flügel wurden von Bühnenhelfern von außerhalb des Bildes kontrolliert.

Ein anderer Drache, der schon früh eine Hauptrolle in einem Film spielte, war Elliot, das Schmunzelmonster von 1977, der in Zeichentrick animiert und mithilfe der Yellowcreen-Technik in den Realfilm eingefügt wurde. Ein weiterer Filmdrache aus 1977 ist Katla aus Die Brüder Löwenherz. Sie wurde als riesiges Modell von 3 Personen gesteuert.

Vermithrax Kopf Drachentöter

Vermithrax (Der Drachentöter, 1977)

In den 80er Jahren öffnete die Go-Motion-Technik die Türe für Drachen als eindrucksvolle Antagonisten. Den Anfang machte Der Drachentöter im Jahr 1981, den viele spätere Filmemacher als Inspiration für ihre Drachen nennen. Ein weiterer Go-Motion-Drache ist Eborsisk aus Willow (1988).

Seit den 90er- und 2000er-Jahren werden Drachen zunehmend photorealistisch mithilfe von CGI animiert. Einer der ersten solchen Filme war Dragonheart (1996), dessen Protagonist Draco mit einer Mischung aus Animatronics und CGI dargestellt wird. Als Vorreiter dieser Technik sollte auch der Dinosaurier-Film Jurassic Park (1993) genannt werden, der auch die Macher von Dragonheart überzeugte, dass die Technik mittlerweile fortgeschritten genug war, um ihre Vision umzusetzen.

Hornschwanz Film

Ungarischer Hornschwanz (Harry Potter und der Feuerkelch, 2005)

Heute sind Drachen aus Fantasy-Filmen nicht mehr wegzudenken und werden z.B. in Harry Potter, Der Hobbit oder Game of Thrones mit einer Mischung aus CGI und realen Modellen dargestellt. Auch reine CGI-Filme wie Shrek oder Drachenzähmen leicht gemacht enthalten Drachen in prominenten Rollen.

Science Fiction

Selten tauchen auch in der Science Fiction Drachen oder drachenartige Wesen auf. Beispiele hierfür sind der Draco Berengarius aus Star Trek oder der Krayt-Drache aus Star Wars. Manchmal wird eine außerirdische Herkunft als Erklärung für die sechs Gliedmaßen der Westlichen Drachen genutzt. Allgemein sind Sci-Fi Drachen seltener aber weniger homogen als ihre Fantasy-Gegenstücke. Tatsächlich können auch Kreaturen, deren Aussehen und Namen nicht direkt auf Drachen hindeuten, die typische Rolle des Drachen-Archetyps als zu überwindendes Monster, das etwas Begehrenswertes bewacht einnehmen. Dadurch sind Drachen indirekt auch in der Science Fiction, die trotz ihrer futuristischen Auslegung häufig auf alte Erzählmotive zurückgreift, sehr häufig anzutreffen[100].

Drachen dienten z.B. als Inspiration für die Sandwürmer aus der Science-Fiction-Reihe "Dune" von Frank Herbert. Diese bewachen das "Gewürz", eine Droge, die in der Handlung eine große Rolle spielt. Laut Herbert sind die Würmer inspiriert von Drachen wie dem Drachen von Kolchis oder dem aus Beowulf[101]. Im Unterschied zu den Drachen bewachen die Sandwürmer das Gewürz aber nicht bewusst, da es für sie nur ein Abfallprodukt ist. Dennoch greifen sie jeden an, der auf der Suche danach ist[102]. Wie viele literarische Drachen stellen die Sandwürmer ein Hindernis dar, das vom Protagonisten überwunden werden muss, um zum Helden zu werden[103].

Interessanterweise ist die Science Fiction Romanserie Die Drachen von Pern ein Vorreiter des später in der Fantasy sehr beliebten Drachenreiter-Themas. Die Drachen von Pern wurden von Menschen aus außerirdischen Echsen gezüchtet. Die Drachen der Pern-Reihe sehen aus wie typische Fantasy-Drachen und speien Feuer, ihre Rolle in der Handlung weicht aber stark von der des klassischen Drachen ab.

Weitere Beispiele:

  • Auch in H. P. Lovecrafts "Cthulhu-Mythos" tauchen drachenartige Außerirdische in Form der mysteriösen Byakhee und Shantaks auf. Letztere werden hier als Ursprung des Drachenmythos angesehen.
  • In Sergei Snegows Buch Menschen wie Götter ist die Wissenschaft in der Lage Drachen und sogar Pegasi zu züchten, die dann zum Alltag der Menschen gehören. Die Drachen dienen im Buch in erster Linie als Reittiere.
  • In Naomi Kritzers The Dragon Project wird die Protagonistin gebeten, durch Bioengineering einen Drachen zu erschaffen.
  • Im Science-Fiction-Roman Der blinde Wurm von Brian M. Stableford wird eine postapokalyptische Welt beschrieben, in der eine Drachengottheit, der blinde Wurm, versucht die Wiedergeburt der Menschheit zu verhindern.
  • Im Science-Fiction-Fantasyabenteuerfilm Outlander wird der Außerirdische Moorwen aufgrund seiner drachenartigen Gestalt von den Wikingern als Drache angesehen.
  • Im Science-Fiction-Roman Der große Zoo von China von Matthew Reilly schildert der Autor, dass Drachen Geschöpfe der Urzeit seien und anders als Fantasydrachen keine hehren Wesen seien, sondern einfach wilde gefährliche Tiere.
  • In der Kurzgeschichte Das Spiel Ratte und Drache sind Drachen unsichtbare interstellare Lebensformen, die Menschen im Bruchteil einer Sekunde töten oder in den Wahnsinn treiben können.

Selbst Drachen in der Fantasy werden manchmal zur Metapher für moderne Themen, z.B. Murrumesch oder der Plutonium-Drache, die an die Gefahren der Atomkraft erinnern.

Kinderdrachen

Grisu

Grisu

Endgültig in sein Gegenteil verkehrt wird das Drachensymbol in modernen Kinderbüchern: Hier ist der Drache ein niedliches, freundliches und zahmes Wesen. Dabei wird er meist mit dickem Bauch, winzigen, realistischerweise nutzlosen Flügeln und höchstens Rauch anstatt Feuer dargestellt, um ihn möglichst zu entschärfen und seine Bedrohlichkeit zu nehmen[104].

Den Anfang machte bereits der britische Schriftsteller Kenneth Grahame mit seinem Werk Der Drache, der nicht kämpfen wollte von 1898, einem Antikriegsbuch, das alte Feindbilder aufbrechen und der positiven Einstellung zu Krieg und Gewalt etwas entgegensetzen wollte. Ein weiteres frühes Beispiel ist Edith Nesbits Der allerletzte Drache (en.: The Book of Dragons) von 1899[93][105]. Wie im Abschnitt Fantasydrachen erklärt spielten Kinderbücher eine entscheidende Rolle in der Veränderung, die der Drache gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchmachte und die seinen Einzug in die moderne Populärkultur prägte. Der Grund dafür ist, dass traditionelle Drachengeschichten wie St. Georg, Bevis of Hampton oder Guy of Warwick bei der Umsetzung als Kinderbücher an ihr neues Publikum angepasst werden mussten, was auch Parodien überlieferter Motive erleichterte[36].

In deutschsprachiger Kinderliteratur wurde die Figur erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär. Einer der Vorreiter der Drachenwelle war Michael Ende: In seiner "Jim Knopf"-Reihe von 1960 – 1962 tritt der hilfsbereite Halbdrache Nepomuk noch neben stinkenden, lauten „echten“ Drachen wie Frau Mahlzahn auf. Endes Drachendarstellung ist als Reaktion auf die nationalistische Verklärung der Nibelungensage durch die Nationalsozialisten anzusehen, weshalb er seinen bösen Drachen bewusst nicht töten, sondern sich bessern lässt[106][107][108].

In diesen Werken ist noch der Konflikt zwischen dem bösartigen Wesen der Drachen älterer Mythen und den meist gutmütigen Drachen-Hauptcharakteren zu fühlen. Weitere Beispiele dafür sind auch Poldi aus Hallo Spencer oder der kleine Grisu, der eigentlich Feuerwehrmann werden will und doch zuweilen ungewollt seine Umgebung in Brand steckt. Diese Konflikte treten jedoch auch in modernen Werken noch manchmal auf, z.B. in My Little Pony - Freundschaft ist Magie, das sowohl von dem kinderfreundlichen My Little Pony Franchise als auch von Fantasy-Welten wie Dungeons & Dragons inspiriert ist. Entsprechend steht der niedliche, freundliche Spike anderen, gefährlichen und gemeinen Drachen gegenüber.

1993 analysierte Hope Shastri 151 Kinderbücher, die zwischen 1950 und 1993 erschienen, auf verschiedene typische Drachen-Elemente wie Feuer speien, Menschen fressen, Schätze bewachen, fliegen und besiegt werden und stellte fest, dass die meisten Kinder-Drachen den Großteil dieser Elemente verloren haben. Die einzige Ausnahme bildete das Drachenfeuer, welches nach wie vor häufig vorkam[109].

Surrealistisch wirken die anfangs degenerierten Wiener Drachen Martin und Georg in Helmut Zenkers Kinderromanen vom Drachen Martin. Bekannt sind auch Peter Maffays grüner Tabaluga, der Halbdinosaurier Urmel aus dem Eis oder die Drachen des Österreichers Franz Sales Sklenitzka. „Die kleinen Lerndrachen“ sind die Namensgeber einer Reihe von Lernbüchern aus dem Ernst Klett Verlag[92]. Auch in Schandmauls Kinderalbum Schandmäulchens Abenteuer spielt ein freundlicher Drache eine Rolle und wird zuerst für ein Ungeheuer gehalten.

In Kinderbüchern wird der Drache oft zu einem Freund oder Haustier für kindliche Protagonisten. So kann der Drache selbst kindlich erscheinen (Korschunow 1984[110], Schmögner 1975[111]) oder zum Verbündeten des Kindes gegen Eltern oder andere Kinder werden (Kent 1986[112], Nerev 1986[113]). Damit wird der Drache zu einer Art Doppelgänger des Kindes, ähnlich wie in Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, ein Schatten, der ungewollte Aspekte der Persönlichkeit abspaltet, bis diese mit dem Erwachsenwerden akzeptiert und in die Persönlichkeit integriert werden[114].

Kelly-murphy-hush-little-dragon-5

Die Drachenmutter und ihr Kind bedrohen drei Musketiere in "Hush, Little Dragon", 2008

Tatsächlich können aber auch Drachen in Kinderbüchern noch die Tradition des bedrohlichen, unheimlichen Anderen fortführen. So besteht z.B. in der Buchreihe Drachenzähmen leicht gemacht, in der die Drachen und Wikinger anders als in den Filmen von Anfang an verbündet sind, eine kulturelle Grenze zwischen Wikingern und Drachen, die die jeweils anderen jeweils als unvereinbar fremd ansehen. Wie in vielen historischen Texten wird der Blick der Drachen als hypnotisch beschrieben und der Seedragonus Giganticus Maximus verwendet Sprache, um sich gegen den Menschen Hicks durchzusetzen, ähnlich Fafnir in der Völsunga Saga. Selbst in einem Kinderbuch wie Hush, Little Dragon[115] besteht das Motiv des unheimlichen Drachen fort. Während des Buches werden ein erwachsener Vorleser und ein Kind dazu ermutigt, sich mit der Drachenmutter und ihrem Kind zu idenfitizieren. Dadurch entsteht eine Dissonanz zwischen der liebevollen Mutter-Kind-Beziehung der Drachen und den Bildern, die die Drachen als Bedrohung für Gruppen von panischen Menschen darstellen[116].

Trivia

  • In klassischen Chaoskampf-Mythen sind meist Götter oder Menschen die Feinde der Drachen. Seltener werden in Mythen und Legenden auch andere Fabelwesen als ihre Gegner dargestellt. Insbesondere Panther und Greifen, welche im christlichen Mittelalter oft Jesus (das Gute) symbolisierten, während der Drache den Teufel (das Böse) darstellte, gelten als ihre Feinde. Edward Topsell, der sich vermutlich auf diese mittelalterliche Symbolik bezieht, beschreibt Greifen ebenfalls als Feinde der Drachen.[117] Auch Riesen (z.B. der Riese von Guflina) und Angehörige des "kleinen Volkes" (Venedigermännlein) werden mitunter als Gegner von Drachen dargestellt.
    • Basierend auf diesen Beschreibungen werden auch in der modernen Fantasy Riesen[118]), Greifen[119][120] und Zwerge (z.B. Werke von J.R.R. Tolkien) als Feinde der Drachen dargestellt.
  • Im Unicode existieren seit 2010 zwei Drachen-Emojis, nämlich 🐲 (U+1F432, dragon face) und 🐉 (U+1F409, dragon). Außerdem ist ein Drache auf der Flagge von Bhutan (🇧🇹, U+1F1E7 U+1F1F9) zu sehen. Ein weiterer Drache befindet sich auf der Flagge von Wales ( 🏴󠁧󠁢󠁷󠁬󠁳󠁿 U+1F3F4 U+E0067 U+E0062 U+E0077 U+E006C U+E0073 U+E007F), die jedoch nicht von allen Plattformen unterstützt wird[121].
    • Auch die Flagge von Malta enthält einen Drachen, jedoch als Teil eines sehr kleinen Georgs-Kreuzes im linken oberen Eck, wodurch der Drache auf den entsprechenden Emojis nicht erkennbar ist[122].
  • Als eines der bekanntesten Fabelwesen werden Drachen gerne als Beispiel für etwas Unmögliches oder Unwahrscheinliches verwendet, z.B. Der Drache in meiner Garage. Dies passiert sogar in Fantasy und Science Fiction Werken, in denen genau so unwahrscheinliche Kreaturen und Ereignisse bereits als real etabliert sind, z.B. Draco nobilis aus den Scheibenwelt-Romanen, die Drachen der Wahrscheinlichkeit aus der Kyberiade oder der Drache von St Leonard's Forest in Hellboy - Die Natur des Tieres.
    • Selbst in Zeiten, als die Existenz von Drachen noch von kaum jemandem angezweifelt wurde, wurden Drachen bereits als Beispiel für die Wunder der Welt verwendet, z.B. in den Marginalien mittelalterliche Manuskripte[123].

Quellen


Wikipedia-logo-v2

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel „Drache_(Mythologie)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 18.10.2009 (Permanentlink) und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.



Einzelnachweise

  1. Martine G. Ræstad, Grace A.T. Worm (2022), To English and Back Again: Preserving the Complexities of Fantastic Creatures on the Journey Between Languages, Mapping the Impossible, Vol. 1, Issue 1
  2. Robert E. Cutrer (2012), The Wilderness of Dragons: The reception of dragons in thirteenth century Iceland, Masters Thesis, Háskóli Íslands
  3. Elliot Smith (1919), Evolution of the Dragon, Kessinger Publishing, ISBN 978-0766180949
  4. 4,0 4,1 Qiguang Zhao (1992), A Study of Dragons, East and West, Peter Lang Publishing Inc., ISBN 978-0820417585
  5. 5,0 5,1 5,2 Lutz Röhrich (1981), Drache, Drachenkampf, Drachentöter in Enzyklopädie des Märchens, Band 3, Gruyter, S. 795–797; ISBN 3-11-008201-2
  6. Dragonlore: Issue 33
  7. 7,0 7,1 Hans Schöpf (1988), Fabeltiere, Akademische Druck-u.Vlgs, ISBN 978-3201014366
  8. 8,0 8,1 8,2 Sheila R. Canby (1995), Drachen in Fabeltiere. Von Drachen, Einhörnern und anderen mythischen Wesen, Reclam (1997), ISBN 978-3150104293
  9. Nikolai P. Gordeev (2017), Snakes in the Ritual Systems of Various Peoples, Anthropology & Archeology of Eurasia, Volume 56, Issue 1-2: Animal-Human Interrelationships, S. 93-121, https://doi.org/10.1080/10611959.2017.1352330
  10. 10,0 10,1 10,2 Daniel Ogden (2013), Drakōn: Dragon Myth and Serpent Cult in the Greek and Roman Worlds, Oxford University Press, Print ISBN 9780199557325
  11. Lutz Röhrich (1985), Zur Deutung und Be-Deutung von Folklore-Texten, Fabula, Band 26, Heft 1-2, https://doi.org/10.1515/fabl.1985.26.1-2.3
  12. Heinz Mode (1975), Fabulous Beasts and Demons, Phaidon Press, ISBN 9780714816425
  13. 13,0 13,1 Johannes Bach (2019), Drachen im alten Mesopotamien in Markus May, Michael Baumann, Robert Baumgartner, Tobias Eder (2019), Den Drachen denken, transcript, ISBN 978-3-8376-4663-4
  14. 14,0 14,1 Christoph Uehlinger (1995), Drachen und Drachenkämpfe im Alten Vorderen Orient und in der Bibel in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  15. Franciscus Antonius Maria Wiggermann (1997), Mischwesen. A. in Dietz-Otto Edzard u.a. (1997), Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie Band 8, de Gruyter, ISBN 3-11-014809-9
  16. John Day: God’s Conflict with the Dragon and the Sea. Echoes of a Canaanite Myth in the Old Testament. Cambridge University Press, Cambridge 1985. (englisch)
  17. 17,0 17,1 Philip J. Senter (2013), Dinosaurs and pterosaurs in Greek and Roman art and literature? An investigation of young-earth creationist claims, Palaeontologia Electronica, https://doi.org/10.26879/403
  18. 18,0 18,1 18,2 Philip J. Senter, Uta Mattox, Eid. E. Haddad (2016), Snake to Monster: Conrad Gessner's Schlangenbuch and the Evolution of the Dragon in the Literature of Natural History, Journal of Folklore Research, Vol. 53, No. 1-4, doi:10.2979/jfolkrese.53.1-4.67
  19. David Spada (2020), Special: Of Dragons and Wyverns – Part 1, Monster Legacy
  20. Patrick Absalon (2005), Ladon, Hydra und Python: Drachen und Riesenschlangen der griechischen Mythologie (und ihre Nachkommen in der Kunst) in Drachen. Im zoologischen Garten der Mythologie, Èditions Serpentoise, ISBN 2-87692-674-1
  21. Markus Jöckel (1995), Woher kommt das Wort Drache? in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  22. 22,0 22,1 Nicolas K. Kiessling (1970), Antecedents of the Medieval Dragon in Sacred History, Journal of Biblical Literature, 89(2), 167, https://doi.org/10.2307/3263046, https://www.jstor.org/stable/3263046
  23. David Spada (2020), Special: Of Dragons and Wyverns – Part 2, Monster Legacy
  24. Psalm CXLVIII in Augustinus von Hippo (ca. 392-395), Enarrationes in Psalmos
  25. Isidorus Hispalensis (ca. 623), Etymologiae
  26. Elizabeth Morrison, Larisa Grollemond (2019), Book of Beasts, Getty Publications, ISBN 978-1606065907
  27. 27,0 27,1 Ilia Rodov (2005), Dragons: A Symbol of Evil in Synagogue Decoration?, Ars Judaica, 1 (2005)
  28. Hans-Georg Maak (2001), Drache und Enterich. Beobachtungen und Überlegungen zu Etymologie und Wortgeschichte der Tierbezeichnung Drache, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Vol. 130, Issue 1, https://www.jstor.org/stable/20659176
  29. 29,0 29,1 Louise W. Lippincott (1981), The Unnatural History of Dragons, Philadelphia Museum of Art Bulletin, 77(334), https://www.jstor.org/stable/3795303, https://doi.org/10.2307/3795303
  30. Claudia Di Sciacca (2019), Feeding the dragon: The devouring monster in Anglo-Saxon eschatological imagery, SELIM, Vol. 24, No. 1, http://dx.doi.org/10.17811/selim.24.2019.53-104
  31. 31,0 31,1 Ludwig Rohner, Drachenheilige in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  32. 32,0 32,1 32,2 Christa Tuczay (2006), Drache und Greif - Symbole der Ambivalenz, Mediaevistik, Vol. 19, http://www.jstor.org/stable/42586342
  33. Patricia Brown (1998), The role and symbolism of the dragon in vernacular saints' legends, 1200-1500, University of Birmingham
  34. Else Mundal (1997), Midgardsormen og andre heidne vesen i kristen kontext in Nordica Bergensia 14 (1997) S. 20–38, 31.
  35. 35,0 35,1 Jonathan D. Evans (1985), Semiotics and Traditional Lore: The Medieval Dragon Tradition, Journal of Folklore Research Vol. 22, No. 2/3, Folklore and Semiotics, https://www.jstor.org/stable/3814387
  36. 36,0 36,1 36,2 36,3 Dominic Cheetham (2013), Dragons in English: The Great Change of the Late Nineteenth Century, Children's Literature in Education, Vol. 45, S. 17-32, https://doi.org/10.1007/s10583-013-9201-z
  37. Jean-Pierre Mohen (2005), Drachen, Dämonen und Dreki in Drachen. Im zoologischen Garten der Mythologie, Èditions Serpentoise, ISBN 2-87692-674-1
  38. Thomas Honegger (2009), Draco litterarius: Some Thoughts on an Imaginary Beast in Sabine Obermaier (2009), Tiere und Fabelwesen im Mittelalter, de Gruyter, https://doi.org/10.1515/9783110213591, ISBN 978-3110201376
  39. Fred S. Kleiner (2009), Gardner's Art through the Ages: The Western Perspective, Band 1, Wadsworth Publishing Co Inc., ISBN 978-0495573609
  40. Peter Barnet, Pete Dandridge (2006), Lions, Dragons, and other Beasts: Aquamanilia of the Middle Ages, Vessels for Church and Table, Yale University Press, ISBN 978-0300116847
  41. Avodah Zarah 43a
  42. Thomas Honegger (2016), Allegorical Hares and Real Dragons: Animals in Medieval Literature and Beyond, Anglistik, Jahrgang 27 (2016), Ausgabe 2
  43. Alexander Roob (2009), The Hermetic Cabinet: Alchemy & Mysticism, TASCHEN American, ISBN 978-3836514262
  44. Adam McLean, Alchemical Symbolism: Triple headed snakes or dragons
  45. Jane P. Davidson (1987), “I am the Poison Dripping Dragon”: Iguanas and Their Symbolism in the Alchemical and Occult Paintings of David Teniers the Younger, Ambix, Vol. 34, S. 62-80, https://doi.org/10.1179/amb.1987.34.2.62
  46. Daphne Lange Rosenzweig (1978/1979), STALKING THE PERSIAN DRAGON: CHINESE PROTOTYPES FOR THE MINIATURE REPRESENTATIONS, Kunst des Orients, Vol. 12, H. 1/2, S. 150-176, https://www.jstor.org/stable/20752482
  47. Zakariya al-Qazwini (1203), Zakarīyā b. Muḥammad al-Qazwīnī's Kosmographie: nach der Wüstenfeldschen Textausgabe, mit Benutzung und Beifügung der reichhaltigen Anmerkungen und Verbesserungen des Herrn Prof. Dr. Fleischer in Leipzig, aus dem Arabischen zum ersten Male vollständig übersetzt von Dr. Hermann Ethé, Fue's Verlag (1868)
  48. Hakim Raffat (1995), Der Drache im islamischen Kulturkreis und seine Vorläufer in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  49. Frank Blis (1995), Drachen in Afrika und im islamischen Vorderen Orient in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  50. David C. Conrad, Humphrey J. Fisher (1983), The Conquest That Never Was: Ghana and the Almoravids, 1076. II. The Local Oral Sources*, History in Africa , Volume 10 , S. 53-78, https://doi.org/10.2307/3171690, https://www.jstor.org/stable/3171690
  51. Louis Tauxier (1917), Le Noir du Yatenga, Emile Larose, S. 496-497
  52. Brian Siegel (2008), Water Spirits and Mermaids: The Copperbelt Chitapo, Anthropology Publications 2
  53. Santiago Francisco Barreiro (2018), The Hoard Makes the Dragon in Santiago Francisco Barreiro, Luciana Mabel Cordo Russo (2018), Shapeshifters in Medieval North Atlantic Literature, Amsterdam University Press, ISBN 9789048535132, https://doi.org/10.1515/9789048535132-005
  54. Rodney Dennys (1975), The Heraldic Imagination, Barrie & Jenkins, ISBN 978-0214653865
  55. Hildegard von Bingen (1151–1158), Liber simplicis medicinae
  56. Henricus Vollgnad (1676), Miscellanea Curiosa, sive Ephemiridum Medico-Physicarum Germanicarum Academiae Naturae Curiosorum
  57. Friedrich Tiedemann (1811), Anatomie und Naturgeschichte des Drachen
  58. Stephan Kempe, Wilfried Rosendahl, Doris Döppes (2005), The scientific discovery of Ursus spelaeus
  59. Martin Clayton (2018), Leonardo Da Vinci: A Life in Drawing, Rizzoli Electra, ISBN 978-0847859405
  60. Carl von Linné (1735), Systema Naturæ
  61. Qiong Zhang (2009), From "Dragonology" to Meteorology: Aristotelian Natural Philosophy and the Beginning of the Decline of the Dragon in China, Early Science and Medicine Vol. 14, No. 1/3, https://www.jstor.org/stable/20617789
  62. Charles Gould (1886), Mythical Monsters, Cosimo Classics (2008), ISBN 978-1605204062
  63. Knut Edl. v. Hofmann (1995), Der Drache in Ostasien: China – Korea – Japan in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  64. Erna Katwinto und Dani Purwandari (2005), Der Drache in der Mythologie indonesischer Ethnien in Drachen. Im zoologischen Garten der Mythologie, Èditions Serpentoise, ISBN 2-87692-674-1
  65. Xiaohong Li (2005), Das Reich des Drachen. Die Entstehung eines Fabelwesens in China in Drachen. Im zoologischen Garten der Mythologie, Èditions Serpentoise, ISBN 2-87692-674-1
  66. Robert Blust (2000), The Origin of Dragons, Anthropos, Bd. 95, https://www.jstor.org/stable/40465957
  67. 67,0 67,1 James George Frazer (1966), The Golden Bough: A Study in Magic and Religion, MacMillan
  68. Timothy Larsen (2014), The Slain God: Anthropologists and the Christian Faith, Oxford University Press, S. 37–79, ISBN 978-0-19-965787-2
  69. Grafton Elliot Smith (1918), An American Dragon, Man, Vol. 18, S. 161-166, https://doi.org/10.2307/2788324, https://www.jstor.org/stable/2788324
  70. THE DRAGON IN AMERICA AND EASTERN ASIA in Grafton Elliot Smith (1919), The Evolution of the Dragon, Longmans, Green & Co.
  71. W. Perceval Yetts (1924), Elephants and Maya Art, The Burlington Magazine for Connoisseurs, Vol. 45, Issue 261, S. 262–265, 268–269, https://www.jstor.org/stable/862358
  72. Juan Ignacio Molina (1782). Ensayo sobre la historia Natural de Chile, Ediciones Maule (1987)
  73. Federico Barbará (1879), Manual de la lengua pampa, Emecé (1999), ISBN 9789500420730
  74. Tomás Guevara (1929), Historia de Chile. Chile Prehispano, Balcells
  75. Alonso de Ovalle (1646), Histórica relación del Reyno de Chile
  76. Austin Whittall (2009), Desceliers 1546 map and its monsters, Patagonian monsters
  77. Bernd Schmelz (1995), Drachen in Amerika in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  78. Balaji Mundkur (1983), The cult of the serpent: an interdisciplinary survey of its manifestations and origins, State University of New York Press, ISBN 978-0873956314
  79. Thomas Hawkins (1840), The book of the great sea-dragons, Pickering, https://doi.org/10.5962/bhl.title.152648
  80. Ralph O'Connor (2012), Victorian Saurians: The Linguistic Prehistory of the Modern Dinosaur, Journal of Victorian Culture, Vol. 17, Issue 4, S. 492-504, https://doi.org/10.1080/13555502.2012.738896
  81. Charles Paxton, Darren Naish (2019), Did nineteenth century marine vertebrate fossil discoveries influence sea serpent reports?, Earth Sciences History, Volume 38, Issue 1, S. 16-27, http://dx.doi.org/10.17704/1944-6178-38.1.16
  82. Daniel Loxton (2008), Skull Island, Canada, Skeptic, Volume 14, Number 1
  83. Daniel Loxton, Donald Prothero (2015), Abominable Science! Origins of the Yeti, Nessie, and Other Famous Cryptids, Columbia University Press, S. 142–144, ISBN 978-0-231-15321-8
  84. 84,0 84,1 Katja Jylkka (2018), "Witness the Plesiosaurus": Geological Traces and the Loch Ness Monster Narrative, Johns Hopkins University Press, https://doi.org/10.1353/con.2018.0012
  85. Justin Mullis (2020), Cryptofiction! Science Fiction and the Rise of Cryptozoology in Darryl Caterine, John W. Morehead (2019), The Paranormal and Popular Culture - A Postmodern Religious Landscape, Routledge, ISBN 9781138738577
  86. Carl Hagenbeck (1908), Von Tieren und Menschen: Erlebnisse und Erfahrungen, Vita Deutsches Verlagshaus
  87. Michael Meurger (1995), Drachen und Saurier in Auf Drachenspuren, Holos, ISBN 978-3860974537
  88. 88,0 88,1 88,2 Ruth Berman (1984), Dragons for Tolkien and Lewis, Mythlore: A Journal of J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis, Charles Williams, and Mythopoeic Literature, Vol. 11 : No. 1 , Article 7
  89. Yvonne Shiau (2019), The Evolution of Dragons in Western Literature: A History
  90. 90,0 90,1 Thomas Honegger (2011), From Bestiary onto Screen: Dragons in Film in Renate Bauer, Ulrike Krischke (2011), Fact and Fiction: From the Middle Ages to Modern Times. Essays Presented to Hans Sauer on the Occasion of his 65th Birthday, Peter Lang GmbH, ISBN 978-3631595763
  91. Jonathan Wojcik (2013), Creepy Classic Dragons, Bogleech
  92. 92,0 92,1 Ditte Bandini, Giovanni Bandini (2005), Das Drachenbuch. Sinnbilder – Mythen – Erscheinungsformen. Marix, ISBN 978-3865390233
  93. 93,0 93,1 93,2 Sandra Unerman (2002), Dragons in Twentieth-Century Fiction, Folklore, Vol. 113, No. 1, S. 94-101, https://www.jstor.org/stable/1261010
  94. Brendan Daniel Sheridan (2015), The Modern Dragon: Contemporary Representations from Tolkien to Present, Masters Thesis, University of Waikato, S. 81, https://hdl.handle.net/10289/9595
  95. 95,0 95,1 María Aurora Lestón Mayo (2014), Tracing the Dragon: A Study of the Origin and Evolution of the Dragon Myth in the History and Literature of the British Isles, Universidade de Santiago de Compostela, http://hdl.handle.net/10347/11730
  96. Sylvia Kelso (1997), "Across Never": Postmodern Theory and Narrative Praxis in Samuel R. Delany’s NEVÈRŸON Cycle, Science Fiction Studies, Vol. 24, No. 2, S. 289-301 https://www.jstor.org/stable/4240612
  97. The Dragons Come Back in tvtropes
  98. Roy Kinnard, Tony Crnkovich (2017), Italian Sword and Sandal Films, 1908-1990, McFarland, ISBN 978-1476662916
  99. Steve Della Casa, Marco Giusti (2013), Il Grande Libro di Ercole, Edizione Sabinae, ISBN 978-88-98623-051
  100. Roger Travis (2012), The rules of song and the rules of myth: playing with dragons and other mythohistorical archetypes (rules of the text 2), Play the Past
  101. Brian Herbert (2003), Dreamer of Dune: The Biography of Frank Herbert, Macmillan, ISBN 9781429958448
  102. Frank Herbert (1965), Dune, Ace (1990), ISBN 0-441-17271-7
  103. Frank Herbert (1977). Sandworms of Dune in Tim O'Reilly (1987), The Maker of Dune: Thoughts of a Science Fiction Master, Berkley, ISBN 978-0425097854
  104. Dragonlore: Issue 19
  105. Thomas Honegger (2009), A good dragon is hard to find: From draconitas to draco in Fanfan Chen (2009), Good Dragons are Rare: An Inquiry into Literary Dragons East and West, Peter Lang, ISBN 978-3-653-01191-3, https://doi.org/10.3726/978-3-653-01191-3
  106. Julia Voss (2008), Jim Knopf rettet die Evolutionstheorie, Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 4
  107. Holger Hettinger, Julia Voss (2009), „Am Anfang stand eigentlich eine ganz harmlose Auffälligkeit“, Deutschlandfunk Kultur
  108. Julia Voss (2010), Darwins Jim Knopf, S. Fischer Verlag, ISBN 9783104008431
  109. Hope Shastri (1993), The Picture Book Dragon, Texas Woman's University
  110. Irina Korschunow (1985), Hanno malt sich einen Drachen, dtv, ISBN 978-3423075619
  111. Walter Schmögner (1975), Das Drachenbuch, Residenz (2006), ISBN 978-3701720156
  112. Jack Kent (1986), Drachen gibt’s doch gar nicht, Maier, ISBN 9783473340194
  113. A. Nerev (1986), Der Drache hinter den Spiegeln in V. C. Harksen (1986), Der Drache hinter den Spiegeln: Fantasygeschichten, Fischer, ISBN 3596275636
  114. Burkard Sievers (1990), Curing the Monster: Some Images of and Considerations About the Dragon in Pasquale Gagliardi (1990), Symbols and Artifacs, de Gruyter, ISBN 9783110120127, https://doi.org/10.1515/9783110874143.207
  115. Boni Ashburn (2008), Hush, Little Dragon, Abrams Books for Young Readers, ISBN 978-0810994911
  116. Emily Midkiff (2014), “Dragons are Tricksy”: The Uncanny Dragons of Children’s Literature, Fafnir, Vol. 1, Issue 2, S. 41-54
  117. Edward Topsell (1609), History of four-footed beasts and serpents, S. 712
  118. Ute Löwenberg [Übersetzer] (2009), Geheimnisvolle Welt der Riesen, arsEdition, ISBN 978-3760741345
  119. Michael Peinkofer (2015), Gryphony 2: Der Bund der Drachen, Ravensburger Buchverlag, ISBN 978-3473369171
  120. Cornelia Funke (2016), Drachenreiter – Die Feder eines Greifs, Dressler, ISBN 978-3791500119
  121. Unicode: Full Emoji List, v11.0
  122. Flag For Malta Emoji
  123. Tara Williams (2014), The Ellesmere dragons, Word & Image, Volume 30, Issue 4, https://doi.org/10.1080/02666286.2014.964543
Advertisement