Drachen Wiki
Advertisement
Stephen-Walker-Drac

Illustration von Stephen Walker, 1957

Der Drac war ein französischer Drache, der flussabwärts der Stadt Beaucaire in der Rhône lebte.

Beaucaire liegt am gegenüberliegenden Ufer von Tarascon, wo der Tarasque lebte.

Hintergrund[]

Eine der ältesten Versionen der Geschichte stammt aus Gervasius von Tilburys Otia Imperialia (1210-1214). Tilbury beschreibt so genannte dracae, die Frauen ins Wasser locken, indem sie die Gestalt von wertvollen Bechern annehmen, die im Wasser schwimmen. Tilbury berichtet auch bereits von einer bestimmten Frau, die von einem solchen Drachen entführt und gezwungen wurde, sieben Jahre als Amme für seinen Sohn zu sorgen[1]. Während Tilburys dracae weiblich sind, ist der Drache in vielen späteren Versionen männlich. Diese Version diente auch Frédéric Mistral als Vorbild für seine Version der Sage im Jahr 1897, welche im Grunde die gleiche Geschichte erzählt, der Frau jedoch einen Namen gibt[2][3].

Beschreibung[]

Der Sage nach liebte es der Drac, sich in Menschengestalt oder unsichtbar unter die Menschen auf dem Marktplatz zu mischen. Auf diese Weise konnte er seiner Beute auflauern und Menschen unbemerkt entführen. An anderen Tagen jagte er, indem er im Wasser einen Gegenstand erscheinen ließ, der Menschen anlockte. Dies konnte eine Schüssel mit Goldmünzen, eine Perle oder ein Spielzeug sein, je nachdem ob seine Beute ein Erwachsener oder ein Kind war[4].

Die Dracs sollen bis ins fünfte Jahrhundert umgegangen sein, als Armentarius von Antibes Bischof wurde[3]. Die Sage um Armentarius kommt in anderen Quellen unabhängig von der Sage des Drac vor[5].

Legende[]

Der Dichter Frédéric Mistral erzählte folgende Geschichte: Eines Tages brachte der Drac eine Wäscherin namens Jeanne in seine Gewalt und verschleppte sie unter die Wasser der Rhône. Aber anstatt sie mit Haut und Haar zu verschlingen, wie er es gewöhnlich mit seinen Opfern tat, verlangte er von der jungen Frau, seinen Sohn, den "Draconnet" aufzuziehen. Dazu belegte er sie mit einem Fluch, durch den ihr bisheriges Leben mit ihrem Ehemann und Kind ihr wie ein Traum erschien[4][2].

Sieben Jahre stand die Frau in seinen Diensten, als der Drac zum großen Erstaunen der Leute seine Gefangene freiließ. Dazu hatte ihn seine Frau überredet, die Jeanne sehr dankbar für das Großziehen ihres Kindes war. Wieder belegte der Drac Jeanne mit einem Fluch, so dass ihre Zeit beim Drac ihr wie ein Traum vorkam. Sie kehrte zu ihrem Mann zurück, der überglücklich war sie zu sehen, doch wunderte sich sehr, warum er und ihr Kind um mehrere Jahre gealtert waren. Doch langsam kehrte ihr Leben zur Normalität zurück[4][2].

Doch als sie eines Tages auf den Markt ging, sah sie dort den Drac und begann sich an ihren Traum zu erinnern. Sie begrüßte ihn und erkundigte sich nach seiner Familie, und obwohl der Drac sehr verwundert war, dass sie ihn sehen konnte, antwortete er höflich. Er fand heraus, dass die Frau ihn nur mit ihrem rechten Auge sehen konnte, da sie sich einmal nicht die Hände gewaschen hatte, nachdem sie das Drachenkind gesalbt hatte. Doch die Menschen wunderten sich, warum die Frau scheinbar mit sich selbst redete. Der Drac aber sprach einen weiteren Fluch und nahm ihr das Augenlicht auf dem rechten Auge vollständig, und somit auch ihre Fähigkeit, das Unsichtbare zu sehen[4][2][6].

Das Fest des Drac findet in Beaucaire am ersten Wochenende im Juni statt. Beim Fest wird das böse Tier durch die Stadt geführt. Auf dem Programm stehen Spiele, Musik und ein Fackelzug.

Quellen[]

  1. Gervasius von Tilbury (1210-14), Otia Imperialia
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Frédéric Mistral (1897), Le Poème du Rhône, Actus Sud (2016), ISBN 978-2-330-06316-0
  3. 3,0 3,1 A few words about the story of the Drac in Felice Holman, Nanine Valen (1957), The Drac: French tales of dragons and demons, Scribner
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 The Drac in Felice Holman, Nanine Valen (1957), The Drac: French tales of dragons and demons, Scribner
  5. Draguignan in Sabine Baring-Gould (1905), A Book of the Riviera, METHUEN & CO (1908)
  6. Jean-Paul Clébert (1972), Guide de la Provence mystérieuse, Sand (1996), ISBN 978-2710703594
Advertisement