Dietrich von Bern (non.: Þiðrekr af Bern, Thidrek von Bern) ist eine Sagenfigur aus dem deutschen Hoch- und Spätmittelalter. Er war ein Ritter und basierte vermutlich auf dem Ostgotenkönig Theoderich dem Großen. Er kam nicht aus der Stadt Bern in der Schweiz, wie sein Name vermuten lässt, sondern aus Verona im heutigen Italien, welches im 5. Jahrhundert den Namen Bern oder Bearn trug.
Dietrichs Begegnungen mit Drachen[]
Die verschiedenen Texte und Sagen der Dietrichssage beinhalten diverse Begegnungen Dietrichs mit verschiedenen Drachen.
Eckenlied[]
Im Eckenlied unterhalten sich die Riesen Ecke, Fasold und Ebenrot über Dietrich von Bern und dessen Ruf. Ecke ist eifersüchtig, dass jeder von Dietrichs Taten spricht, aber niemand Ecke kennt. Ebenrot vertritt die Meinung, dass Dietrich ein Mörder ist, der die Riesen Hilde und Grim getötet hat, Fasold verteidigt Dietrich jedoch, da dieser aus Notwehr gehandelt habe, wobei Ecke ihm zustimmt.
Zur gleichen Zeit sind drei Königinnen auf dem Jochgrimm, und eine davon, Seburg, wünscht Dietrich kennenzulernen. Deshalb bittet sie Ecke, ihn zu ihr zu bringen, und gibt ihm ein Schwert und eine durch Drachenblut gehärtete Rüstung, welche einst schon Ortnit trug.
Als Ecke Dietrich schließlich trifft, fordert er ihn zum Kampf heraus, was Dietrich aber ablehnt, da Ecke ihm nichts angetan habe. Als Ecke ihn daraufhin als feige bezeichnet, nimmt er die Herausforderung an. Als Dietrich schließlich die Oberhand gewinnt, weigert Ecke sich, aufzugeben, weshalb ihn Dietrich durch einen Schlitz der unzerstörbaren Rüstung erstechen muss[1].
Thidrekssaga[]
In der altnordischen Thidrekssaga (13. Jahrhundert) begegnet Dietrich, der hier Thidrek heißt, einem fliegenden Drachen, welcher den Ritter Sintram (oder Sistram), einen Verwandten Hildebrands, im Maul trägt und zu verschlingen droht. Thidreks Gefährte Fasold reisst dem Drachen ein Schwert aus dem Maul, nachdem sein eigenes und Thidreks Schwert die Kreatur kaum verletzen können, und ersticht damit das Ungeheuer[1]. Eine ähnliche Drachenkampf-Episode kommt auch in der Erex saga vor[2].
Die Thidrekssaga berichtet außerdem von einem Krieger namens Heimir (non. und ang.: Hāma oder dt. Heime), welcher nach einem gleichnamigen Drachen benannt ist. Dies liegt je nach Quelle entweder daran, dass er den Drachen erschlagen hat, oder dass er so grimmig ist wie der Drache, welcher als bösartigster aller Drachen bekannt ist. Der Held Heimir kommt auch in Beowulf vor[3].
Lange nach Hildebrands Tod bekämpft Thidrek einen weiteren Drachen, welcher den König Hernit (non.: Hernið) von Bergara getötet hatte. Nach seinem Sieg über den Drachen heiratet er Hernits Witwe und wird König von Bergara[4]. Der Schatz dieses Drachen wird in großem Detail beschrieben und enthält auch Besitztümer von König Hernit, die Thidrek später nützlich sind. Eine weitere Besonderheit dieser Episode ist es, dass zunächst Hernits eigener Kampf gegen den Drachen den Eindruck erweckt, dieser würde die Kreatur besiegen. Da die Protagonisten in nordischen Sagas ansonsten immer gegen ihre Drachen gewinnen, überrascht Hernits Tod den Leser, bereitet aber auch die Grundlage für Thidreks Sieg[5]. Möglicherweise war diese Episode ursprünglich nicht in der Thidrekssaga enthalten, sondern später aus deutschen Sagen um Ortnit und Wolfdietrich übernommen[6].
Gegen Ende der Thidrekssaga wird beschrieben, wie Thidrek einem Löwen im Kampf gegen einen Drachen retten möchte. Die Drachenjungen verschlingen den Löwen, doch Thidrek kann sie und den alten Drachen töten[7]. Diese Stelle wurde auch in der dänischen Ballade Kong Diderik og Løven verarbeitet[8]. Sie ist verwandt mit ähnlichen Sagen über Sir Ywain, Guy of Warwick und Heinrich den Löwen. Inspiriert von dieser Episode in Kombination mit der Ívens saga kommt das Motiv in zahlreichen nordischen riddarasögur (Ritter-Sagas) vor. Beispiele sind Konráðs saga, Sigurðar saga þǫgla und Vilhjálms saga sjóðs[9].
Virginal[]
In der Virginal wird berichtet, wie er einen Drachen tötete. Laut dem Text zogen Dietrich und sein Verbündeter Hildebrand nach Tirol, um dort das Land der Königin Virginal gegen den Heiden Orkise zu verteidigen.
Auf dem Weg zu Königin Virginals Hof begegnen die beiden einem Drachen, welcher, ähnlich der Thidrekssaga, einen Ritter im Mund trägt. In dieser Version ist es der Ritter Rentwin, ein Großneffe von Hildbrand. Jedoch gelingt es Hildebrand, den Drachen zu töten und Rentwin zu retten[1].
Wunderer[]
In der Sage vom Wunderer wird berichtet, dass der Teufel Dietrich zu einem unbedachten Wort angestiftet hatte. Zur Strafe dazu wurde Dietrich in die Rumeney (vermutlich Romanei) verbannt, wo er bis zum jüngsten Tag gegen Drachen kämpfen müsse[1].
Siehe auch[]
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Joachim Heinzle (1999), Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik, de Gruyter, ISBN 3-11-015094-8
- ↑ Christine Lorenz (2007), “Ór franzeisu í norrænu” The transmission of Chrétien de Troyes’ Arthurian romances to old Norse literature, Durham theses, Durham University,
- ↑ Hanswilhelm Haefs (2004), Thidrekssage und Nibelungenlied – Vergleichende Studien, Thidrekssaga Forum e.V., Bonn, ISBN 9783833415449
- ↑ Artikel Didrik av Bern in der Schwedischen Nationalenzyklopädie
- ↑ Jonathan D. Evans (1985), Semiotics and Traditional Lore: The Medieval Dragon Tradition, Journal of Folklore Research Vol. 22, No. 2/3, Folklore and Semiotics, https://www.jstor.org/stable/3814387
- ↑ Joyce Tally Lionarons (1998), The Medieval Dragon: The Nature of the Beast in Germanic Literature, Hisarlik, ISBN 978-1874312338
- ↑ Marianne E. Kalinke (2012), Ectors saga: An Arthurian Pastiche in Classical Guise, Arthuriana Vol. 22, No. 1, Special Issue on Old Norse-Icelandic Arthurian Literature, S. 64-90, https://www.jstor.org/stable/23238936
- ↑ Svend Grundtvig (1853), Danmarks Gamle Folkeviser, vol. 1, Nabu Press, ISBN 9781247207162
- ↑ Xenja von Ertzdorff, Rudolf Schulz, Winfried Baumann (1994), Die Romane von dem Ritter mit dem Löwen, Rodopi, ISBN 9789051835687